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Opfern des jahrzehntelangen Konflikts in Kolumbien eine Stimme geben

Deutsch-Kolumbianisches Friedensinstitut (Instituto CAPAZ) erhält vom Auswärtigen Amt Fördermittel zur Unterstützung der Arbeit der kolumbianischen Wahrheitskommission in Deutschland

Nr. 39 • 27. Februar 2020

Der Direktor des Instituto CAPAZ Prof. Stefan Peters, der deutsche Botschafter Dr. Peter Ptassek und der Kommissar der Wahrheitskommission Kolumbien Carlos Beristain (v.l.) bei der Vertragsunterzeichnung in der Deutschen Botschaft in Bogotá – Foto: Hanna Thiesing / Instituto CAPAZ
Gemeinsames Engagement im Dienste des Friedens und der Wahrheit: Zur Finanzierung der akademischen Begleitung und Unterstützung der Arbeit der kolumbianischen Wahrheitskommission (Comisión para el Esclarecimiento de la Verdad, la Convivencia y la No Repetición) in Deutschland hat das Deutsch-Kolumbianische Friedensinstitut (Instituto CAPAZ) in Bogotá vom Auswärtigen Amt Fördermittel in Höhe von rund 138.000 Euro erhalten. Die Wahrheitskommission setzt sich in Kolumbien und im Ausland dafür ein, den Prozess der Wahrheitsfindung voranzutreiben. Vor allem die Opfer des jahrzehntelangen bewaffneten Konflikts sollen gehört, aber auch weitere Zeugenaussagen von Kolumbianerinnen und Kolumbianern im Exil aufgezeichnet werden.

Der Zeitplan ist knapp bemessen: Bis Mitte des Jahres 2020 sollen die Zeugenaussagen gesammelt sein. Die offizielle Bewilligung des Projekts wurde am 17. Februar 2020 in der Deutschen Botschaft in Bogotá in Anwesenheit des Kommissars der Wahrheitskommission Dr. Carlos Martín Beristain, des deutschen Botschafters Dr. Peter Ptassek und Prof. Dr. Stefan Peters, Professor für Friedensforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und Direktor des Instituto CAPAZ, unterzeichnet. „Die Aussagen werden freiwillig von direkten Opfern sowie Zeuginnen und Zeugen getätigt. Diese sollen zur Wahrheitsklärung und zur Identifizierung von Viktimisierungsmustern beitragen. Die Zeuginnen und Zeugen werden während des Prozesses psychosozial begleitet“, erläutert Prof. Peters.

JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee gratuliert allen Projektbeteiligten und betont: „Die Entwicklung einer friedvollen Zukunft in unserem Partnerland Kolumbien ist ohne die Aufarbeitung der Vergangenheit nicht möglich. Das gemeinsame Projekt ist ein wichtiger Beitrag im Hinblick auf Wahrheitsfindung als Grundlage für Versöhnung und Ausgleich.“

Die Herausforderung im Projekt ist groß, denn das kolumbianische Exil reicht weit in die Vergangenheit zurück, und die politischen Konflikte in Kolumbien bilden sich auch im Exil ab.  „Die Komplexität des Konflikts besteht auch außerhalb der kolumbianischen Grenzen“, erklärte Dr. Beristain. „Die Unterstützung Deutschlands ist für die Wahrheitskommission von entscheidender Bedeutung. Sie hat sich durch die Unterzeichnung des Abkommens zwischen CAPAZ, der Bundesregierung und der Wahrheitskommission konkretisiert. Dies ist für das Mandat der Kommission von großer Bedeutung.“

Das Instituto CAPAZ und die JLU unterstützen die Sichtbarkeit der Aufgaben und Ergebnisse der Wahrheitskommission. Die JLU wird die Arbeitsgruppe der Kommission in Deutschland, Nodo Alemania, mit Informationsveranstaltungen in verschiedenen deutschen Städten flankieren, um die Bedeutung der Arbeit der Wahrheitskommissionen für die Friedensförderung herauszustellen. „Ein erfolgreicher Friedensprozess erfordert auch die Wahrheit über die Vergangenheit zu kennen. Dies ist zweifellos ein schwieriger und schmerzhafter Prozess. Es ist jedoch von großer Bedeutung, das Leiden der Opfer anzuerkennen und eine friedliche Zukunft aufzubauen“, so Prof. Peters. „Wahrheitskommissionen haben sich als eine der wichtigsten Wiedergutmachungsmechanismen für die Opfer von Diktaturen und bewaffneten Konflikten erwiesen. Sie ermöglichen den Zugang zu Informationen, die sonst nicht möglich wären und für den Aufbau eines integrativen und demokratischen Friedens von grundlegender Bedeutung sind“, ergänzt Dr. Rosario Figari Layus, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Friedensforschung an der JLU.

Der Nodo Alemania, der sich aus Organisationen der Zivilgesellschaft und engagierten Einzelpersonen zusammensetzt, begrüßte die Unterzeichnung des Abkommens schriftlich von Berlin aus: „Unsere Bemühungen, die Zeugenaussagen des kolumbianischen Exils in Deutschland zu sammeln und die Sichtbarkeit und Anerkennung der Überlebenden zu gewährleisten, werden mit diesem Abkommen gestärkt. Wir haben mit dem Instituto CAPAZ einen wichtigen Partner für die Unterstützung der Arbeit der Wahrheitskommission und des Nodo.“ Die Konsolidierung der kolumbianisch-deutschen Kooperation ist aus Sicht des Nodo „ein weiterer Schritt auf der Suche nach Wahrheit, Erinnerung, Frieden und Versöhnung, die Kolumbien so sehr braucht“.

JLU und Instituto CAPAZ

Die JLU ist Projektleiterin und deutsche Konsortialführerin des Instituto CAPAZ. Sie setzt mit dieser Arbeit ihr langjähriges Engagement in Kolumbien fort, das die strategische Partnerregion der JLU in Lateinamerika ist. Bereits 1967 wurde mit der Universidad de Los Andes die erste deutsch-kolumbianische Hochschulkooperation festgeschrieben. Mittlerweile hat die JLU die Konsortialführerschaft bei den beiden größten deutsch-kolumbianischen Projekten, die über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mit Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert werden: Neben dem Instituto CAPAZ ist dies das deutsch-kolumbianische meereswissenschaftliche Exzellenzzentrum CEMarin, das der DAAD seit dem Jahr 2010 fördert. Mit dem Instituto CAPAZ leistet die JLU einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung einer friedvollen Zukunft des Partnerlandes. Seit Mai 2019 ist das Instituto CAPAZ zudem offiziell DAAD-Exzellenzzentrum in Forschung und Lehre.

  • Weitere Informationen

www.instituto-capaz.org
www.uni-giessen.de/fbz/fb01/professuren-forschung/professuren/peters
https://comisiondelaverdad.co (Wahrheitskommission Kolumbien)

  • Kontakt

 
Direktor des Instituto CAPAZ
Professor für Friedensforschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Presse, Kommunikation und Marketing • Justus-Liebig-Universität Gießen • Telefon: 0641 99-12041