Anwendungsbeispiel
Anhand eines Beispiels wollen wir im Folgenden veranschaulichen, aus welchen Blickwinkeln die Ernährungsökologie ein Produkt betrachten könnte. Die Fragen, die die Ernährungsökologie stellt, mögen zuerst vielleicht ungewöhnlich erscheinen, sie helfen jedoch aufzuzeigen in welcher Verbindung die Ernährung mit den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft und Gesundheit stehen kann.
Als Beispiel haben wir Cappuccino aus Espresso (Kaffeebohnen), Milchschaum und Wasser gewählt:
1. Wirtschaft
Wäre die Tasse Cappuccino teurer, wenn das Trinkwasser das zum Aufbrühen benützt wurde, nicht mehr in kommunaler Hand liegen würde? Denn einem privaten Anbieter würden wahrscheinlich keine staatlichen Höchstpreise mehr gesetzt und er könnte so, den Preis für den er das Trinkwasser verkauft selbst bestimmen.
Warum ist es möglich, dass Bauern im Jahr 2003 den Liter Milch erstmals zu einem Preis verkaufen mussten, der unter dem Erzeugerpreis lag?
2. Umwelt
Wie viel Energie wird verbraucht bis ein Kilo Kaffee von der Plantage zu uns in die Kaffeetasse gelangt?
Welchen Stickstoffeintrag verursacht ein Landwirt, der Milchvieh hält? Ergeben sich womöglich Schäden (z.B. Versauerung des Bodens) für Personen, die weder etwas mit der Milchproduktion noch mit dem Milchkonsum zu tun haben?
3. Gesellschaft
Unter welchen Bedingungen arbeiten Angestellte auf der Kaffeeplantage?
Wie hat sich das Produkt Kaffee und unser Umgang damit seit der Einführung in Europa Mitte des 17 Jahrhunderts entwickelt?
4. Gesundheit
Welche Wirkung hat das im Espresso enthaltene Koffein im Körper?
Wie wirkt sich ein über Jahre hinweg übermäßiger Cappuccino bzw. Kaffeegenuss auf die individuelle Gesundheit aus?
Die genannten Beispiele mögen auf den ersten Blick weit hergeholt erscheinen. Bei näherem Betrachten spiegeln sie jedoch die komplexen Zusammenhänge wider, die sich zwischen den einzelnen Bereichen und der Ernährung ergeben. Es lohnt sich einige Minuten zu nehmen, um einmal um die Ecke zu denken und sich auf eine neue Sichtweise einzulassen!