Beschreibung der Versuchsfläche
Die gemeinsam vom Institut für Pflanzenökologie und dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) betriebene Umweltbeobachtungs- und Klimafolgenforschungsstation Linden liegt in der Talaue des Lückebaches südöstlich der Stadt Gießen und nordöstlich des Lindener Stadtteils Leihgestern. Die bei 50°32'N und 8°41,3'E in einer Höhe von 172 m über NN gelegene ca. 5,5 ha große Fläche gliedert sich in eine ca. 2,5 ha große Teilfläche für experimentelle Untersuchungen und eine ca. 3 ha große Teilfläche für mikrometeorologische Messungen.
Naturräumlich ist dieser Bereich der Lückebachaue dem Großen-Lindener Hügelland zuzuordnen, das als Teileinheit zum Gießener Becken gehört. Das Gießener Becken wiederum wird als Untereinheit des Marburg-Gießener Lahntales eingestuft. Die Versuchsstation befindet sich am nordöstlichen Rand des Großen-Lindener Hügellandes im Übergangsbereich zum Gießener Landrücken, einer Untereinheit des Vorderen Vogelsberges. Das Großen-Lindener Hügelland ist als vorwiegend von Lößüberdeckung und Talauen geprägte Landschaft mit der Wetterau vergleichbar. Das Relief der in Auenrandlage am auslaufenden Hangfuß gelegenen Fläche ist als schwach geneigt anzusprechen, die Exposition ist Nord, Inklination etwa 2°. Der Boden der Versuchsfläche ist als Auenboden-Pseudogley aus holozänen Auensedimenten über miozänen Tonen (FAO: stagno-fluvic gleysol on loamy-sandy sediments over gley) anzusprechen. Die mittleren Jahresniederschläge (1961-1990) in Gießen liegen um 644 mm, das langjährige Mittel der Lufttemperatur beträgt 9,1 °C. Das Versuchsgelände steht seit Jahrzehnten unter extensiver bis mäßig intensiver Wiesennutzung mit 2 Schnitten pro Jahr. Die betriebsübliche N-Düngungsintensität lag in den vergangenen Jahrzehnten zwischen 50 und 80 kg ha-1 a-1. Sie wurde 1995 auf 40 kg ha-1 a-1 N reduziert. Das geologische Ausgangsmaterial der Bodenbildung im Untersuchungsgebiet besteht vorwiegend aus tonigen und in geringerem Maße sandigen Sedimenten des Miozän (Tertiär), die von holozänen, fluviatil abgelagerten Auensedimenten überdeckt werden. Stellenweise treten Grauwacken des Unterkarbon zutage.
Der Pflanzenbestand ist als eine frische bis wechselfeuchte Glatthaferwiese (Arrhenatheretum elatioris Br.-Bl.) anzusprechen. Ansprache nach Rodwell et al. (1992): Arrhenathereutum elatioris Br.-Bl. Filipendula ulmaria sub-community. Von den insgesamt 69 vorgefundenen Arten erreichen 12 Gräser, 2 Leguminosen und 15 Kräuter eine Stetigkeit von >60 %. Als wichtigste Massebildner innerhalb der Hauptgruppen können Arrhenatherum elatius, Holcus lanatus, Poa pratensis, Alopecurus pratensis, Festuca rubra, Trifolium pratense, Galium album und Geranium pratense angesehen werden. Es wurden bereits vier neue epiphytisch-lebende Bakterienarten auf Galium album auf derVersuchsfläche gefunden und beschrieben: Mucilaginibacter galii sp. nov., Mucilaginibacter phyllosphaerae sp. nov., Aureimonas galii sp. nov. und Aureimonas pseudogalii sp. nov. (siehe Publikationen Prof. Müller).
Seit 1995 betreibt das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) eine Luftmessstation, die 2007 an das nordöstliche Ende des Phänologischen Gartens verlegt wurde.
Im Mai 1998 begann eines der weltweit am längsten laufende Freiland-CO2-Anreicherungs-Experiment (Giessen FACE = Free Air CO2 Enrichment) und ist immer noch aktiv.
Im Jahre 2003 wurde eine ca. 0,2 ha große Teilfläche als Phänologischer Garten ausgewiesen und ist Teil der International Gardens of Europe und des Global Phenological Monitoring Networks.
Seit Mitte 2007 betreibt das "Laboratory for Climatology and Remote Sensing" der Professur für Klimageographie und Umweltmodellierung des Fachgebiets Physische Geographie der Phillips-Universität Marburg (PUM) eine Fernerkundungsbodenstation auf dem Gelände der Forschungsstation.
Im Dezember 2007 startete ein IR-Erwärmungsexperiment zur Abschätzung der Auswirkungen der steigenden Temperaturen auf den Kohlenstoffhaushalt des Bodens (2014 beendet). Open-top-Kammern wurden für Ozon-Anreicherungs-Experimente genutzt.
2011 wurde ein Biokohle-Versuch gestartet als Risiko-Nutzen-Abschätzung von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft als mögliche Klimawandel-Vermeidungsstrategie.
2013 wurde ein Lehrcontainer für Studentenkurse eingerichtet.
2016 wurde großflächig Oberboden abgetragen und der homogenisierte Boden wurde an alle Partner des DASIM Projektes (Denitrification in Agricultural Soils: Integrated control and Modelling at various scales) verteilt.
Seit 2018 läuft auf einer Erweiterung ein Kombinationsexperiment bei dem erhöhte Lufttemperatur und erhöhte CO2-Konzentration kombiniert (Giessen T-FACE = air Temperature warming and Free-Air Carbon dioxide Enrichment) werden und die Ökosystemreaktionen untersucht werden.