Sachunterricht für das Lehramt an Grundschulen
Schon im Elementarstufenbereich beschäftigen sich Kinder mit der Vergangenheit, zumeist aber nicht angeleitet. Erst im Primarstufenbereich hat das historische Lernen seinen Platz im Fächerkanon, nämlich im Sachunterricht.
Geschichte im Elementar- und Primarstufenbereich
Der Sachunterricht bildet oft die Sinnmitte des Gesamtunterrichts, aus welchem die Fächer ihre Themen nehmen. Sehr beliebte Inhalte sind die Themen Ägypten, Mittelalter oder Wikinger. Neben diesen Kernthemen werden jedoch auch vermehrt die so genannten „Stillen Themen“ der Kinder aufgegriffen, wie Krieg, Migration oder Nationalsozialismus. In allen Themen haben Kinder bereichsspezifisches Wissen und zum Teil auch problematische vorunterrichtliche Vorstellungen, die es aufzufangen gilt. Außerdem möchten und sollen Lehrerinnen und Lehrer die Kinder u.a. in der Entwicklung von fachlichen Kompetenzen sowie von Geschichtsbewusstsein unterstützen. Sie sollen ihre Lerngruppen auf Veränderungen durch menschliches Handeln aufmerksam machen und jedes einzelne Kind auf die Teilnahme an solchen Veränderungsprozessen in der Gesellschaft vorbereiten.
Auf solche geschichtsdidaktischen Herausforderungen werden Sie als Lehramtsstudierende am Historischen Institut in den Modulen 2 und 3 der Sachunterrichtsausbildung vorbereitet.
Das Institut für Didaktik der Geschichte arbeitet eng mit den weiteren Instituten der zum Sachunterricht gehörenden Fächer zusammen, so dass die Module mit ihrer Verteilung und ihren Inhalten aufeinander abgestimmt sind.
Aufbau des Studiums des Sachunterrichts
Das Studium des Sachunterrichts umfasst den naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Bereich mit den Lernfeldern Arbeitslehre, Biologie, Chemie, Erdkunde, Geschichte, Pädagogik, Physik und Politik.
Das Modul 1 „Kind und Sache“ wird von den Erziehungswissenschaften organisiert und im ersten Semester absolviert.
Das Modul 2 „Lernfelder des Sachunterrichts“ wird zumeist im dritten und vierten Semester absolviert. In diesem Modul erhalten die Studierenden einen Überblick über den Sachunterricht und besuchen ALLE Teilfächer, u.a. auch Geschichte.
Das Modul 3 „Planen und Gestalten im Sachunterricht“ wird ab dem fünften Fachsemester absolviert. Die Studierenden wählen aus den angebotenen Lernfeldern eines aus, in dem sie sich auch prüfen lassen wollen oder ihre Examensarbeit schreiben werden. Dies kann dann zum Beispiel Geschichte sein.
Aufbau der Module im Fach Geschichte
Die Module 2 und 3 werden am Institut für Didaktik der Geschichte des Historischen Instituts angeboten, zu finden im Philosophikum 1 im Haus C.
Das Modul 2: Geschichte und Zeit
Das Modul 2 besteht aus einem Seminar mit zwei Semesterwochenstunden. Hier erhalten Sie einen Überblick über das historische Lernen im Sach- und Gesamtunterricht. Wir Lehrenden haben das Ziel, dass Sie es sich am Ende dieses Moduls mit hoffentlich weniger als den üblichen Berührungsängsten zutrauen, historisches Lernen im Sachunterricht zu initiieren. Das Seminar ist so organisiert, dass sich die Studierenden in Schwerpunktsetzungen die Inhalte und Ziele des geschichtsbezogenen Lernens erarbeiten und sich darüber austauschen können. Gemeinsam werden die Anforderungen in den Lehrplänen des Landes Hessen (Bildungsplan und Kerncurriculum), die Dimensionen des Geschichtsbewusstseins, exemplarische Methoden des historischen Lernens sowie fachspezifische Medien untersucht und diskutiert: Die Studierenden bauen zum Beispiel ein Klassenraum-Museum auf und bereiten damit den Besuch eines Museums durch eine Schulklasse vor oder üben die Förderung von Methodenkompetenz. Die Studierenden präsentieren u.a. Kindernetzseiten oder Kinderbücher zu historischen Themen und stellen geeignete Zeitmedien vor. Durch empirische Untersuchungen wissen wir, dass Kinder, die im historischen Lernen des Sachunterrichtes in ihrem Zeitbewusstsein gefördert werden, ihre Zukunft bewusster und besser geplant gestalten können. Alle Kinder im Grundschulalter brauchen eine Orientierung in Raum und Zeit, die in ausreichend umfassender Form nur der Sachunterricht anbahnen und ganz besonders das historische Lernen fördern kann.
Seminarprogramm aus den vergangenen Semestern
Das Modul 3: Planen und Gestalten im historischen Lernen des Sachunterrichts
Das Modul 3 besteht aus einem Seminar mit zwei Semesterwochenstunden und hat zwei Schwerpunkte:
Zum einen erstellen die Studierenden zu einem Thema, das sie zumeist gemeinsam wählen, eine Unterrichtseinheit. Sie sollen dazu befähigt werden, als zukünftige Lehrerinnen und Lehrer selbstständig eine Unterrichtseinheit zu planen und durchzuführen und diese gegebenenfalls in der Fachkonferenz ihrer Schule zu präsentieren und zu begründen.
Zum anderen werden die Studierenden in einzelnen Sitzungen auf das Schreiben ihrer Examensarbeit sowie auf mündliche Prüfungsthemen vorbereitet.
Somit wird im Modul 3 eine praktische und theoretische Vertiefung des Moduls 2 angestrebt.
Beispiele zur Arbeit am ersten Schwerpunkt: Erstellung einer exemplarischen Unterrichtseinheit.
Das Thema „Hexen“ ist in der Grundschule durch Kinderliteratur und andere Medien ein weit verbreitetes Thema. Darum untersuchten die SeminarteilnehmerInnen in kleinen Studien das Vorwissen und die Wünsche von Grundschülern und erarbeiteten auf der Basis der Studien, neuester fachwissenschaftlicher Erkenntnisse und curricularer Vorgaben eine Unterrichtseinheit mit den historischen Ursachen sowie dem Verlauf der Hexenverfolgung.
In anderen Seminaren wurden in Zusammenarbeit mit Stadt und Schulamt sowie Gießener Schulen Unterrichtseinheiten u.a. zur Stadtgeschichte sowie zum Büchner-Jahr erarbeitet. Das so entstandene Schülerheft „Georg und Luise - Die Geschwister Büchner in einer spannenden Zeit“ war Grundlage für viele Unterrichtseinheiten in den Schuljahren 3 bis 6 an Gießener Schulen und wurde an der Georg Büchner-Schule evaluiert.
In den letzten Jahren entstanden fertige Unterrichtsprojekte zu folgenden Themen: Justus Liebig in seiner Zeit, Als Ahmet nach Lollar kam, Gießen entdeckt, Römer und Germanen am nahen Limes, Die Kelten auf dem Dünsberg, Nationalsozialismus als Thema in der Grundschule, Fremde in der Stadt, Im Kaiserreich vor 100 Jahren u.a.m.
Zu den Themen wurden exemplarisch didaktische Entscheidungen zu den Zielen und Kompetenzanforderungen sowie zu Methoden- und Medienschwerpunktsetzungen diskutiert und festgelegt.
Beispiele zum zweiten Schwerpunkt: Vorbereitung auf das Examen.
Wie verläuft das Examen, wie bereite ich mich darauf vor, welches sind geeignete Themen? Dies sind Fragen, die sich manche Studierende bereits ab dem ersten Semester stellen, die in allen Seminaren besprochen werden und im fünften Fachsemester gezielt beantwortet werden. Mithilfe der Seminarleitung erstellen Sie Literaturlisten sowie Mindmaps zu möglichen exemplarischen Prüfungsthemen oder Themen für Examensarbeiten.
Beispiel für die Veröffentlichung einer gelungenen Examensarbeit
Grundlegende Literatur:
Bergmann, Klaus/Rohrbach, Rita (Hrsg.): Kinder entdecken Geschichte. 3. Aufl. Schwalbach 2005.
Michalik, Kerstin (Hrsg.): Geschichtsbezogenes Lernen im Sachunterricht. Bad Heilbrunn und Braunschweig 2004.
Reeken, Dietmar von : Historisches Lernen im Sachunterricht. Hohengehren 2004.
Rohrbach, Rita: Kinder und Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Seelze/Velber 2009.
Sauer, Michael: Geschichte unterrichten. Seelze/Velber 10. Aufl. 2012.
Schreiber, Waltraud (Hrsg.): Erste Begegnungen mit Geschichte, 2 Bände. Neuried 1999.