Wenn Korallen Plastik fressen
Studie an der Universität Gießen zeigt negative Auswirkungen von Mikroplastikpartikeln auf Korallen – Teil des Forschungsprojekts „Ocean 2100“ am deutsch-kolumbianischen Exzellenzzentrums für Meeresforschung CEMarin
Nr. 87 • 22. Mai 2018
Für die Studie setzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Korallen unter Laborbedingungen erhöhten Mikroplastikkonzentrationen aus und dokumentierten die Reaktionen der Korallen. Dabei zeigte sich, dass die Korallen häufig mit den Plastikpartikeln interagieren und manche sie sogar mit Futter verwechseln. Andere Korallen reagierten vermehrt mit Schleimproduktion und anderen Abwehrreaktionen. Nach vier Wochen traten bei fünf der sechs untersuchten Arten erste Anzeichen von Gesundheitsbeeinträchtigungen wie Bleiche und das Absterben von Gewebe auf. Weitere Studien müssen nun zeigen, ob negative Effekte auch bei den aktuell in den Meeren nachzuweisenden Mikroplastikkonzentrationen zu verzeichnen sind und welche Langzeitwirkung Mikroplastik auf Korallen hat.
„Unsere Studie weist klar darauf hin, dass Mikroplastik einen weiteren menschengemachten Stressfaktor für Korallen darstellt und damit sehr wahrscheinlich zum weiteren Rückgang der Korallenriffe auf der Erde beitragen wird“, so Erstautorin Jessica Reichert. Die Studie ist Teil des in Gießen angesiedelten „Ocean 2100“-Projekts, bei dem Doktorandinnen und-Doktoranden des deutsch-kolumbianischen Exzellenzzentrums für Meeresforschung CEMarin (Center of Excellence in Marine Sciences) die Auswirkungen des Klimawandels auf riffbildende Steinkorallen untersuchen. Dazu werden die Bedingungen im Jahr 2100 in Versuchstanks am Interdisziplinären Forschungszentrum (iFZ) simuliert, indem verschiedene Parameter wie Temperatur und Säuregehalt des Wassers langsam auf die zu erwartenden Werte eingestellt werden.
- Publikation
Jessica Reichert, Johannes Schellenberg, Patrick Schubert und Thomas Wilke: Responses of reef building corals to microplastic exposure. Environmental Pollution, Volume 237, Juni 2018
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0269749117329536
DOI: 10.1016/j.envpol.2017.11.006
- Kontakt
Prof. Dr. Thomas Wilke
Spezielle Zoologie und Biodiversitätsforschung
Heinrich-Buff-Ring 26-32 (iFZ), 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-35720
Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041