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KVV-SoSe 2003

 

Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Sommersemester 2003


Einmalige Informationsveranstaltung:
Philosophie im SS 2003
Di 18 s.t.-20, Hörsaal 3, 22.04.03
Die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten des Zentrums


V o r l e s u n g e n

Theoretische Philosophie (Anthropologie; Metaphysik)/Erkenntnistheorie und Ontologie (Wissenschaftstheorie)/Geschichte der Philosophie (Problemgeschichtliche Durchblicke):
I. Kants Frage: „ Was ist der Mensch?“ als zentrale Frage der Philosophie
Mi 14-16, Hörsaal 3, Beginn 23.04.03
Eisenhardt

In der Einleitung zu seiner „Logik“ reflektiert Kant über das Problem, was denn Philosophie sei und kommt zu dem Schluss, dass die „Anthropologie“ mit ihrer Frage „Was ist der Mensch?“ die Zentraldisziplin der Philosophie ist. Die Fragen der „Metaphysik“ (Was kann ich wissen?), der „Moral“ (Was soll ich tun?) und der „Religion“ (Was darf ich hoffen?) „beziehen sich“ auf die Anthropologie. Noch schärfer ausgedrückt: Man könnte die Metaphysik, die Moral und die Religion letztlich „zur Anthropologie rechnen“.
Diese Positionsbestimmung der Philosophie soll kritisch erörtert werden. Kant geht es nicht um eine physische Anthropologie, sondern um die Beziehung allen Wissens auf den Endzweck der menschlichen Vernunft, und die Bestimmung der Grenzen der Vernunft. Ich möchte in diesem Zusammenhang systematisch auf die Frage eingehen, was es bedeutet, dass der Mensch ein theoriefähiges Lebewesen ist, dem es gelungen ist, sich theoretisch (und vielleicht auch praktisch?) sozusagen zu ‚entlokalisieren‘. Der Unterschied zwischen einem Vernunftwesen, das einen Leib hat (Kants Spätphilosophie) und einem Wesen, das fähig ist, Theorien zu erstellen, wird herausgearbeitet.

Literatur gebe ich jeweils in den Vorlesungen an.


Erkenntnistheorie und Ontologie/Theoretische Philosophie/Geschichte der Philosophie:
Erkenntnistheorie I: Einführung in die Erkenntnistheorie

Do 18-20, 2 st., Hörsaal 3, Beginn 24.04.03
Hedrich

Ziel der Vorlesung ist die systematische Einführung in die Grundlagen, die Fragestellungen, die Methoden und die geschichtliche Entwicklung der Erkenntnistheorie. Nach einer Erörterung der konzeptionellen Voraussetzungen von Erkenntnis und der grundsätzlichen Fragestellungen, an denen die Erkenntnistheorie ihren Ausgang nimmt, geht es im ersten, systematischen Teil um die Klärung des Wissensbegriffs, um die Herausforderung durch die Skepsis, um das Problem der Begründung von Wissen, um die Anforderungen an die logische Struktur unseres jeweiligen Überzeugungskontextes und schließlich um den Wahrheitsbegriff. Nachfolgend sollen die gewonnenen Einsichten im Kontext der historischen Entwicklung der Erkenntnistheorie verdeutlicht werden.

Literatur:

Audi, R.: Epistemology, London (1999).
Baumgarten, H. U.
(Hg.): Erkenntnistheorie, Freiburg (1999).
Bieri, P. (Hg.): Analytische Philosophie der Erkenntnis, Frankfurt/M. (1987).
Chisholm, R. M.: Erkenntnistheorie, München (1979).
Dancy, J.
: Introduction to Contemporary Epistemology, Oxford (1985).
Greco, J.: The Blackwell Guide to Epistemology, Malden, Mass. (1999).
von Kutschera, F.: Grundfragen der Erkenntnistheorie, Berlin (1981).
Landesman, Ch.: An Introduction to Epistemology, Malden, Mass. (1997).
Lenk, H.: Einführung in die Erkenntnistheorie, München (1998).
Musgrave, A.: Alltagswissen, Wissenschaft und Skeptizismus – Eine historische Einführung in die Erkenntnistheorie, Tübingen (1993).
Sandkühler, H. J.: Die Wirklichkeit des Wissens, Frankfurt/M. (1991).
Sosa, E.: Epistemology, Malden, Mass. (2000)
Stegmüller, W.: Hauptströmungen der Gegenwarts-Philosophie, Bd. I/II, Stuttgart (1978/1986).


Theoretische Philosophie:
Von der Fremd- zur Selbstorganisation
Di 12-14, 2 st., Hörsaal 5 , Beginn 29.04.03
Kanitscheider

Die Vielfalt der Welt hat zu allen Zeiten die Frage nach dem Ursprung der darin waltenden Ordnung auf den Plan gerufen. In der Zeit der mythischen Weltvorstellungen und des magischen Animismus findet Strukturentstehung zumeist nach Art gewaltsamer Auseinandersetzungen von verschiedenen Götter-Generationen statt. Danach setzen sich rationale metaphysische Konzeptionen von Morphogenese durch und sehr allmählich wächst die Idee eines spontanen Wachstums von komplexen Systemen aus Naturkräften. Bis zum heutigen Tage wird diskutiert, ob alle strukturale und funktionale Ordnung im Universum aus den inneren Systemeigenschaften und deren dynamischen Wechselwirkungen verstanden werden kann.

Literatur:
Davies, P.: Prinzip Chaos. München 1988.
Ford, J.: What is Chaos, that should be mindful of it? In: Paul Davies (Ed.): The New Physics Cambridge 1989, S. 348-372.
Gleick, J.: Chaos – die Ordnung des Universums, München 1990.
Kanitscheider, B.: Von der mechanistischen Welt zum kreativen Universum, Darmstadt 1993.
Krohn, W./Küppers, G.: Emergenz: Die Entstehung von Ordnung, Organisation und Bedeutung, Frankfurt/M. 1992.
Küppers, B.-O. (Hrsg.): Die Einheit der Wirklichkeit, München 2000.
Mandelbrot, B.: Die fraktale Geometrie der Natur, Basel 1987.
Mitchell, W.M.: Inseln im Chaos. Die Erforschung komplexer Systeme.
Peitgen, H.-O. et al.: Chaos. Bausteine der Ordnung, Berlin 1994.
Wehr, M.: Der Schmetterlings-Defekt, Stuttgart 2002.


Diskussionsseminar zur Vorlesung
Di 13:45-14:30, 1 st., Phil.I: C/210, Beginn 29.04.03
Kanitscheider

Hier werden die in der Vorlesung vorgetragenen theoretischen Zusammenhänge durch weitere Beispiele, Gedankenexperimente und Anwendungen vertieft. Der Besuch dieses übungsartigen Seminars erspart Mühe beim Studium der Mitschrift und erleichtert den Zugang zu den Prüfungen.


Geschichte der Philosophie/Spezielle Philosophie:
Ästhetik
Do 12-14, 2 st., Hörsaal 3, Beginn 24.04.03
Seel

Die Vorlesung wird die wichtigsten Autoren der neueren Ästhetik behandeln – von Baumgarten über Kant, Hegel, Friedrich Schlegel, Schopenhauer, Nietzsche, Valéry, Heidegger, Adorno bis zu Goodman, Danto und Luhmann. In dieser Abfolge wird eine systematische Geschichte der Disziplin vorgetragen, die an jeder Station nach den bleibenden Einsichten der jeweiligen Autoren fragt.

Literatur:
Scheer, B.: Einführung in die philosophische Ästhetik, Darmstadt 1997.
Seel, M.: Eine rabiate Geschichte der neueren Ästhetik, in: ders., Ästhetik des Erscheinens, München 2000.


Theoretische Philosophie (Anthropologie)/Spezielle Philosophie (Biophilosophie):
Evolutionäre Anthropologie (Biophilosophie II)
Di 8.15-9.45, 2 st., Hörsaal 4, Beginn 29.04.03
Voland

Eine möglichst genaue Kenntnis über den stammesgeschichtlichen Vorgang der biologischen Menschwerdung (Hominisation) hilft auf der Suche nach einem naturalistischen Selbstkonzept. Während sich unser Bild über den historischen Verlauf der Stammesgeschichte dank zahlreicher Fossilfunde zunehmend verdichtet, bleiben die Kausalfaktoren, die die Hominisation vorangetrieben haben, noch weitgehend im Dunkeln. Was hat im ausgehenden Miozän dazu geführt, dass eine unter den vielen damals lebenden Menschenaffenarten jenen evolutionären Sonderweg eingeschlagen hat, der zum Homo s. sapiens führte? Was an evolutionärer Mitgift kennzeichnet den modernen Menschen? Ansätze, um hier zu einer Vermehrung unseres Wissens zu gelangen, stammen u.a. aus der ethologischen und verhaltensökologischen Erforschung rezenter Primatengesellschaften. In der Vorlesung wird es zunächst schwerpunktmäßig um Versuche der Primatenforschung gehen, sozioökologische Modelle für den Hominisationsprozeß zu entwerfen, bevor es dann um die natürlichen Wurzeln jener Merkmale geht, die die vermeintliche Sonderstellung des Menschen begründen, vor allem also der Sprachfähigkeit und der Intentionalität. Vor dem Hintergrund des biologischen Wissens werden abschließend philosophische Anthropologien diskutiert: Ist der Mensch nun ein Mängelwesen oder gar der Megahit der Evolution?

Literatur
Boyd, R./Silk, J. B.: How Humans Evolved, New York/London, Norton 1997.
Cartwright, J.
: Evolution and Human Behaviour, Houndmills/London, MacMillan 2000.
Deutsches Institut für Fernstudien an der Universität Tübingen (DIFF)
: Evolution des Menschen (5 Studienbriefe) 1990.
Klein, R. G.
: The Human Career: Human Biological and Cultural Origins, Chicago/London, University of Chicago Press 1999.
Paul, A.: Von Affen und Menschen – Verhaltensbiologie der Primaten, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998.
Schiefenhövel, W./Vogel, Ch./Vollmer, G./Opolka, U. (Hrsg.): Vom Affen zum Halbgott – Der Weg des Menschen aus der Natur, Stuttgart, Trias 1994.
Vogel, Ch.: Anthropologische Spuren – Zur Natur des Menschen (herausgegeben von Volker Sommer), Stuttgart/Leipzig, Hirzel 2000.

Theoretische Philosophie (Anthropologie)/Spezielle Philosophie (Biophilosophie):
Begleitseminar zur Vorlesung "Einführung in die Biophilosophie"
Di 9.45-10.30, 1 st., Phil I: C/210, Beginn 29.04.03
Voland

Das Begleitseminar dient der vertieften Diskussion des zuvor in der Vorlesung behandelten Stoffes.


Geschichte der Philosophie (Problemgeschichtliche Durchblicke, Antike bis Gegenwart):
Theologia naturalis. Geschichte der Philosophischen Gotteslehre
Mo 10-12, 2 st., Hörsaal 5, Beginn 28.04.03
Meinhardt

Die philosophische Frage nach Gott – zu unterscheiden von der fachtheologischen Gotteslehre, die einen Offenbarungsglauben voraussetzt – ist so alt wie die Philosophie selbst: Mit der Frage nach einem letzten Urprinzip begann das, was später Philosophie genannt wurde. In der Vorlesung werden zentrale Themen und Probleme der Gotteslehre vorgelegt, beginnend bei den griechischen Anfängen. Der Schwerpunkt wird bei der Rezeption der Antike im Mittelalter liegen, behandelt werden soll aber auch das Fortwirken in die Gegenwart. Es könnte sich zeigen, dass die Ergebnisse philosophischen Bemühens um Gotteserkenntnis aus allen Jahrhunderten in unserer Gegenwart in hohem Grade präsent sind, wie bei kaum einer anderen philosophischen Disziplin.
Vorgesehene systematische Themen:
Urprinzip, das Eine vor den Vielen, unbewegter Beweger, Denken des Denkens, Gott als Weltvernunft (logos), uninteressierte Götter, das Übereine – Übersein – Übergute, Problem der Aussagen über Gott, Gottes-„Beweise“, die Möglichkeit von Philosophischer Theologie, das Absolute, neuzeitlicher Atheismus, Philosophische Gotteslehre heute.

Literatur:
Einschlägige Artikel in den philosophischen und theologischen Wörterbüchern: Gott, Gotteserkenntnis, Natürliche Theologie u.ä., v.a. Historisches Wörterbuch der Philosophie (Hg. Ritter-Gründer), Bd. III 1974, Sp.721 ff.
Jäger, W.: Die Theologie der frühen griechischen Denker, Stuttgart 1964. Brugger, W.: Theologia naturalis, Pullach 1959.
Küng, H.: Existiert Gott? München 1974.
Rahner – Biser: Der schwere Weg der Gottesfrage.1982.
Weischedel, W.: Der Gott der Philosophen. Grundlegung einer Philosophischen Theologie im Zeitalter des Nihilismus, Darmstadt 1971.
Oeing-Hanhoff, L.: Gotteserkenntnis im Licht der Vernunft und des Glaubens nach Thomas von Aquin. In: L. Oeing-Hanhoff (Hg.): Thomas von Aquin 1274 – 1974, München 1974, S. 97-124.

Geschichte der Philosophie (Problemgeschichtliche Durchblicke, Antike bis Gegenwart):
Begleitseminar zur Vorlesung: "Theologia naturalis. Geschichte der Philosophischen Gotteslehre"
Mo 12-13, 2 st., C/210, Beginn 28.04.03
Meinhardt

Das einstündige Seminar direkt im Anschluss an die Vorlesung gibt Gelegenheit zur – gern auch kritischen – Diskussion, auf Wunsch auch zur weiteren Textlektüre.


S e m i n a r e


Praktische Philosophie (Sozialphilosophie)/Erkenntnistheorie und Ontologie (Wissenschaftstheorie):
Synergetik und Sozialwissenschaft
Mi 18-20, C/3, Beginn 23.04.03
Eisenhardt

Die Physikalisierung der Sozialwissenschaften hat eine lange Tradition. Ein neuerer Versuch der Synergetik besteht kurz gesagt darin, die Gesellschaft als ein sich selbst organisierendes Vielteilchensystem aufzufassen. Die Synergetik versteht sich als die allgemeinste Selbstorganisationstheorie und hofft, dass ihre Prinzipien für alle komplexen Systeme (wie eben zum Beispiel Gesellschaften) gelten. Dieser Anspruch soll im Seminar geprüft werden. Angesprochen wird auch das Desiderat einer allgemeinen Komplexitätstheorie sowie das Verhältnis von Selbstorganisation und Emergenz. Als Textgrundlage dient die Ausgabe 7 (1996) von „Ethik und Sozialwissenschaften“, in der Hermann Haken, der Begründer der Synergetik, seine ‚Theorie sozialer Systeme‘ vorstellt. In der Ausgabe enthalten sind auch kritische Einwände von Philosophen und Sozialwissenschaftlern, auf die Haken entgegnet.
Das Seminar ist eher für Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:
Haken, H.: Synergetik, Berlin etc. (1982).
Haken, H.: Some Applications of Basic Ideas and Models of Synergetics to Sociology; in: Frehland, E. (Hrsg): Synergetics – From Microscopic to Macroscopic Order, Berlin etc. (1984).
Weidlich, W./Haag, G.: Concepts and Models of a Quantitative Sociology, Berlin etc. (1983).
Wunderlin, A.: Mathematische Methoden der Synergetik und ihre Anwendung auf den Laser, Habilitationsschrift Universität Stuttgart, Institut für Theoretische Physik (1985).
Luhmann, N.: Soziale Systeme, Frankfurt am Main (1987).
Kanitscheider, B.: Von der mechanistischen Welt zum kreativen Universum, Darmstadt (1993).
Eisenhardt, P./Kurth, D./Stiehl, H.: Du steigst nie zweimal in denselben Fluß, Reinbek (1988).


Geschichte der Philosophie (Neuzeit):
Leibniz contra Newton Ein Streitgespräch
Do 14-16, C/3, Beginn 24.04.03
Eisenhardt

Es sollen in diesem Seminar alle wesentlichen Punkte der gegensätzlichen ‚Philosophien‘ von Leibniz und Newton herausgearbeitet werden: Absoluter oder relationaler Begriff von Raum und Zeit; physikalische Fernwirkung oder Nahwirkung; Fluxionsrechnung oder unendlich kleine Größen; keine Hypothesen oder metaphysische Tiefenstruktur; Theismus oder Deismus...
Einige dieser Streitpunkte sind nicht nur von historischem Interesse.
Für Anfänger geeignet.

Literatur:
(eine ausführliche Liste gibt es zur ersten Sitzung):
Leibniz und Newton: Diverse Ausgaben. Gut zugänglich ist der Briefwechsel Leibniz/Clarke in: Leibniz: Werke, Darmstadt (1989), Bd. V/2.
Leibniz; G./Newton, I.: Über die Analysis des Unendlichen – Abhandlung über die Quadratur der Kurven (Ostwalds Klassiker Bd. 162), Frankfurt am Main (1998).
Mach, E.: Die Mechanik in ihrer Entwicklung, div. Ausgaben.
Rosenberger, F.: Isaac Newton und seine Physikalischen Prinzipien..., Darmstadt (1887) (Nachdruck der Ausgabe Leipzig (1895)).
Hall, A.R.: Philosophers at War: The Quarrel Between Newton and Leibniz, Cambrigde, New York, Melbourne (1980).
Earman, J.: World Enough and Spacetime, Cambridge (1989).


Geschichte der Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie/Praktische Philosophie:
Die Philosophie Arthur Schopenhauers
Fr 14-16, 2 st., Phil.I: C/30, Beginn 25.04.03
Hedrich

Mit Arthur Schopenhauer (1788-1860) nimmt die Entwicklung, die vom Widerstreit zwischen rationalistischen und empiristischen Erkenntniskonzeptionen zu Kants Erkenntniskritik und den daran anschliessenden Ausprägungen des deutschen Idealismus führten, eine Wende: die zum Irrationalismus und Pessimismus.
Bei Schopenhauer erfolgt, obwohl er in der Kantschen Philosophie seinen Ausgang nimmt, die Einbettung des Rationalen in das Irrationale, die Aufhebung bzw. Relativierung des Rationalismus, der Übergang von Idealismus zum metaphysischen Irrationalismus. Bei den Vertretern des deutschen Idealismus ist, wie schon bei Leibniz, das Substrat ein Geistiges, Logisches, Rationales und Zielgerichtetes. Bei Schopenhauer ist es der blinde, ziellose Wille. Die Welt ist ein völlig unvernünftiges Ganzes.
Schopenhauers Pessimismus und die daran anknüpfende Erlösungsphilosophie sind eine Folge dieser Philosophie des Unbewussten und Irrationalen. Leben ist nach Schopenhauer notwendigerweise mit Leiden gleichzusetzen. Hierin wird ein zweiter seiner Anknüpfungspunkte deutlich: der an die indische Philosophie. Erkenntnis bietet keine Erlösung von diesem Leiden. Wege einer vorübergehenden Erlösung finden sich vielmehr in der Kunst und der Musik. Endgültig wird diese Erlösung jedoch nur durch die Verneinung des Willens im ethischen Handeln, welches bei Schopenhauer im Rahmen einer Mitleidsmoral bewertet wird.
Für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:
A:
Arthur Schopenhauer: Werke in fünf Bänden, Zürich, ³1994.
B:
Klaus Jürgen Grün: Arthur Schopenhauer, München, 2000.
Bryan Magee: The Philosophy of Schopenhauer, Oxford, 1983.
Rüdiger Safranski: Schopenhauer und die Wilden Jahre der Philosophie, Reinbek, 1990.
Volker Spierling: Arthur Schopenhauer – Philosophie als Kunst und Erkenntnis, Frankfurt am Main, 1994.
Dieter Birnbacher (Hg.): Schopenhauer in der Philosophie der Gegenwart, Würzburg, 1996.


Geschichte der Philosophie/Praktische Philosophie/Spezielle Philosophie:
Existenzphilosophie
Fr 16-18, 2 st., Phil.I: C/30, Beginn 25.04.03
Hedrich

Existenzphilosophie ist eine Philosophie der Subjektivität, die den Bezug auf die konkrete Situation des Einzelnen herstellt. Im Vordergrund steht dabei die Besonderheit des Menschen gegenüber allem anderen Seienden. Relevante Fragen sind hierbei nie allgemeine, sondern immer Einzelfragen, auf das jeweilige Individuum bezogen. Ein subjektivistischer, individualistischer Existenzbegriff liegt zugrunde, der ein wesentliches Augenmerk auf Probleme der Freiheit und der Authentizität wirft.
Die in der Existenzphilosophie immer wieder thematisierte Grunderfahrung ist die des existentiellen Erlebnisses: Situationen, in denen sich Existenz verwirklicht. Dieses existentielle Erlebnis kann ganz verschiedener Art sein: Angst (Kierkegaard), Scheitern (Jaspers), Erfahrung der Endlichkeit und des Todes (Heidegger), Ekel (Sartre), Absurdität (Camus) oder auch Sorge und Verzweiflung.
Der originäre Gegenpol zur Existenzphilosophie lässt sich in allen den Philosophien sehen, die primär auf einem rationalen Erkenntniszugang fussen. Existenzphilosophie besteht in dieser Hinsicht in einer Loslösung der Wahrheit vom Objektivitätsanspruch und einer Hinführung zu einem für den Einzelnen gültigen Erfassen von Welt und eigenem Sein.
Gegenstand des Seminars sollen ausgewählte Positionen der Existenzphilosophie sein.
Für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:
A:
Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos, Reinbek, 2000.
Albert Camus: Der Mensch in der Revolte – Essays, Reinbek, 1969.
Emile Cioran: Syllogismen der Bitterkeit, Frankfurt am Main, 1980.
Emile Cioran: Die verfehlte Schöpfung, Frankfurt am Main, 1979.
Emile Cioran: Vom Nachteil geboren zu sein, Frankfurt am Main, 1979.
Sören Kierkegaard: Ausgewählte Werke, 5 Bde., Reinbek, 1960-64.
Jean Paul Sartre: Der Ekel, Reinbek, 1982.
Jean Paul Sartre: Das Sein und das Nichts, Reinbek, ³1991.
B:
Otto F. Bollnow: Französischer Existentialismus, Stuttgart, 1965.
Cornelius Hell: Skepsis, Mystik und Dualismus – Eine Einführung in das Werk E.M. Ciorans, Bonn, 1985.
Annemarie Pieper: Sören Kierkegaard, München, 2000.
Annemarie Pieper: Albert Camus, München, 1984.
Richard Reschika: E.M. Cioran zur Einführung, Hamburg, 1995.
Martin Suhr: Sartre zur Einführung, Hamburg, ²1989.
Traugott König (Hg.): Sartre Lesebuch – Den Menschen erfinden, Reinbek, 1992.


Erkenntnistheorie und Ontologie (Wissenschaftstheorie)/ Spezielle Philosophie (Biophilosophie) :
Neuronale Netze
Fr 12-14, 2 st., Phil.I: C/3, Beginn 25.04.03
Hollenhorst

Neuronale Netze stehen seit Mitte der achtziger Jahre, als viele neue Typen beschrieben wurden, im Mittelpunkt des Interesses, weil sie Modelle für Lernen und Gedächtnis sind. Sie sind das einzige Gebiet der künstlichen Intelligenz, in dem nicht klar ist, dass die Intelligenz von den Programmierern in die Programme hineingesteckt wird. Im Seminar soll untersucht werden, inwiefern bestimmte Typen neuronaler Netze wirklich lernen können. Dabei werden wir unter dem Namen "überwachtes Lernen" ein auch Psychologen und Sozialwissenschaftlern wohlbekanntes Rechenverfahren, nämlich die lineare Regression, wiederfinden. Auch Verfahren, die dem tatsächlichen Verhalten von Gehirnen besser angepasst sind, wie z.B. das unüberwachte Lernen sowie neuronale Netze, die dieses realisieren, werden untersucht.
Das Seminar ist auch für Anfänger geeignet.

Literatur:
Anderson, J.A./Rosenfeld, E.: Neurocomputing, Boston/Mass. 1988.
Churchland, P.S./Sejnowski, T. J.: Grundlagen zur Neuroinformatik und Neurobiologie, Braunschweig/Wiesbaden 1997.
Lenz, A./Meretz, S.: Neuronale Netze und Subjektivität, Braunschweig/Wiesbaden 1995.
Patterson, D. W.: Künstliche Neuronale Netze, München 1997.
Schöneburg, E./Hansen, N./Gawelczyk, A.: Neuronale Netzwerke, Haar bei München 1990.
Wu, J.: Introduction to Neural Dynamics and Signal Transmission Delay, Berlin 2001.


Theoretische Philosophie:
Ethik im Spannungsfeld von Emotion und Vernunft
Di 16-18, Phil.I: C 2/27, Beginn 29.04.03
Kanitscheider / Becker

Von Ethik spricht man dann, wenn Handlungsmuster bewertet werden. Nicht alle Bereiche menschlichen Handelns sind normativer Gewichtung unterworfen, manche Aktivitätszonen sind deontisch neutral. Hier kann der einzelne seine Wünsche ungehemmt verwirklichen. Aber weite Gebiete der menschlichen Tätigkeit sind mit einem hemmenden Regelwerk belegt, zumeist aus der Zielvorstellung heraus, die individuellen Intentionen der Menschen zu einem sozialverträglichen Gesamtmuster zusammenzufügen. Speziell der Bereich der elementaren Triebe ist starken gesellschaftlichen Zwängen unterworfen. Moralphilosophen unterschiedlicher Orientierung haben sich immer wieder daran gemacht herauszufinden, wieviel Zwang dem Individuum auferlegt werden muss, wieviel Triebverzicht erforderlich ist, um ein stabiles, kollektives Zusammenleben zu ermöglichen.
Das Seminar ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:

Bellinger, G. J.: Sexualität in den Religionen der Welt, München 1993.
Denzler, G.
: Die verbotene Lust. 2000 Jahre christliche Sexualmoral, München 1991.
Deschner, K. H.
: Das Kreuz mit der Kirche. Eine Sexualgeschichte des Christentums, Düsseldorf 1974.
Duerr, H. P.
: Obszönität und Gewalt, Frankfurt/M. 1993.
Gomperz, Th.
: Griechische Denker. 2. Band, Kap. 9, S. 170 ff., Leipzig 1912.
Hossenfelder, M.
: Epikur, München 1994.
Kanitscheider, B./Dessau, B.
: Von Lust und Freude, Frankfurt/M. 2000.
Kimmich, D.
: Epikureische Aufklärungen, Darmstadt 1993.
Money, J.
: Sin, Science and the Sex Police, New York 1998.
Reinsberg, C.
: Ehe, Hetärentum und Knabenliebe im Antiken Griechenland, München 1993.
Schmidt, J.
: Aufklärung und Gegenaufklärung in der europäischen Literatur, Darmstadt 1989.


Theoretische Philosophie/Erkenntnistheorie:
An den Grenzen des Wissens

Mi 10-12, Phil.I: C1/3, Beginn 23.04.03
Kanitscheider

Die neuzeitliche Naturwissenschaft hat seit ihrer Entstehung in der Zeit der Renaissance einen unleugbaren Aufstieg genommen. Der Fortschritt der Erkenntnis im Naturverständnis hat sie zum Paradigma genuinen Wissens gemacht. Mehrfach haben führende Theoretiker die Vermutung geäußert, dass die Naturwissenschaft in bezug auf ihre Fundamentalgesetze in Kürze an ein Ende kommen werde. Steht das Ziel der Grundlagenforschung, die basalen Regularitäten des Universum zu erfassen, vor der Tür oder handelt es sich um eine vorschnelle Extrapolation des bisherigen Siegeszuges der Naturwissenschaft? In diesem Seminar werden wir einen Gang durch die verschiedenen Grenzbereiche der Wissenschaft machen, um der Frage näher zu kommen, wie es um die letzten oder vielleicht doch nur vorletzten Rätsel des Naturerkennens steht.
Das Seminar ist eher für Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:
Barrow, J. D.: Theorien für Alles, Heidelberg 1992.
Gell-Mann, M.: Das Quark und der Jaguar, München 1994.
Horgan, J.: An den Grenzen des Wissens, Frankfurt/M. 2000.
Lindley, D.: Das Ende der Physik. Der Mythos der Großen Vereinheitlichten Theorie, Basel 1994.
Penrose, R.: Computerdenken – Die Debatte um Künstliche Intelligenz, Bewusstsein und die Gesetze der Physik, Heidelberg 1991.
Rescher, N.: Wissenschaftlicher Fortschritt, Berlin 1982.
Stent, G. S.: The Coming of the Golden Age: A View of the End of Progress, New York 1969.
Weinberg, St.: Der Traum von der Einheit des Universums, München 1995.
Wheeler, J. A.: At Home in the Universe, Woodbury 1994.
Wilson, E. O.: Consilience dt. Die Einheit des Wissens, Berlin 1998.


Geschichte der Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie/Theoretische Philosophie :
Was ist ein Begriff?
Di 14-16, 2 st., Phil.I: C/3, Beginn 29.04.03
Liptow

Der Begriff des Begriff ist einer der zentralen philosophischen Begriffe. Das sieht man schon daran, dass einem gängigen und durchaus plausiblen Verständnis zufolge die Aufgabe der Philosophie darin besteht, Begriffe zu explizieren, zu klären oder zu formen – jene Begriffe nämlich, in denen der Mensch sein Verständnis von sich und seiner Stellung in der Welt artikuliert. Ein Verständnis des Unternehmens der Philosophie hängt damit an einem Verständnis des Begriffs des Begriffs.
Ein solches Verständnis muss Antworten auf viele Fragen liefern. Um nur einige zu nennen: Was für eine Art von ›Gegenstand‹ ist ein Begriff? Ein abstrakter? Ein mentaler? Ein sprachlicher? Wir sprechen davon, Begriffe zu ›bilden‹, sie zu ›erwerben‹ oder zu ›besitzen‹, sie ›anzuwenden‹ – was ist unter diesen Redeweisen zu verstehen? Wie hängen Begriffe mit unserer Sinnlichkeit zusammen? Was heißt es, dass Begriffe eine ›Geschichte‹ haben?
Einen vollständigen Überblick über philosophische Theorien des Begriffs zu erarbeiten, wäre ein hoffnungsloses Unterfangen: Es gibt davon ungefähr so viele, wie es bedeutende philosophische Ansätze gibt. Die Arbeit im Seminar soll sich daher auf paradigmatische Theorien des Begriffs seit der Neuzeit beschränken. Ziel ist, die wichtigsten systematischen Alternativen einer philosophischen Bestimmung des Begriffs des Begriffs zu erarbeiten.
Das Seminar ist eher für Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:
Cassierer, E.: »Zur Theorie des Begriffs«, in: Kantstudien 33 (1928), 129-136.
Geach, P. T.: Mental Acts, London 1958.
Haller, R.: Artikel „Begriff“ in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 1, 780-785.
Peacocke, Ch.: A Study of Concepts, Cambridge, MA 1999.


Spezielle Philosophie (Ästhetik)/Didaktik:
Fr. Nietzsche: Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik
Mi 16-18, 2 st., Hörsaal 3, Beginn 23.04.03
Probst

Für Anfänger und Fortgeschrittene.

Literatur:

Fr. Nietzsche: Die Geburt der Tragödie...., Reclam Nr. 7131


Geschichte der Philosophie/Theoretische Philosophie:
Der Atomismus in der Antike
Di 10.30-12.00, 2 st., C/210, Beginn 29.04.03
Schäfer

Antiker Atomismus ist mehr als nur Atomtheorie. Denn auf dem tragenden Grundentwurf einer Zusammensetzung der Welt aus hypothetischen Kleinstteilchen steht ein eindrucksvolles Gebäude aus ethischen und anthropologischen Thesen, eine dezidierte Erkenntnislehre und sogar eine Art atomistische „philosophy of mind“. Im Seminar werden drei Hauptvertreter dieser philosophischen Richtung behandelt: Demokrit für ihre Frühzeit, Epikur als ihr wohl erfolgreichster (oder zumindest folgenreichster) Vertreter, und der Römer Lukrez, dessen Werk „Über die Natur der Dinge“ ihre späte Gesamtdarstellung vorlegt.
Die Veranstaltung ist als Lektüreseminar geplant, Referate werden nicht verlangt, Seminarscheine werden aufgrund einer schriftlichen Arbeit erworben.
Für Anfänger geeignet.

Literatur (Primärtexte):

Büchner, K. (Hg.): Titus Lucretius Carus, De rerum natura/Welt aus Atomen. Stuttgart 1973 (Nachdr. 1981).
Krautz, H.-W. (Hg.)
: Epikur, Briefe. Sprüche. Werkfragmente. Stuttgart 21985.
Mansfeld, J. (Hg.): Die Vorsokratiker II. Stuttgart 1986 (viz. 21999).


Geschichte der Philosophie/Praktische Philosophie:
Die Philosophie des Peter Abaelard
Di 14-16, 2 st., C/210, Beginn 29.04.03
Schäfer

Peter Abaelard (1079-1142) ist vor allem durch seine traurige Lebensgeschichte bekannt geworden, die noch heute jährlich tausende junger Leute zu seinem Grab in Paris pilgern lässt. Als Philosoph gilt er vor allem als einer der Mitbegründer der „scholastischen Methode“ und der mittelalterlichen Logik, aber auch als Ethiker und Kontroverstheologe hat er einen Namen. Im Seminar wird versucht werden, möglichst die ganze Bandbreite der Themen bei Abaelard abzudecken. Auswahlkriterium für die behandelten Texte wird aber auch sein, ob und wie gut die jeweiligen Schriften ins Deutsche übersetzt sind. Darunter werden Auszüge vor allem aus folgenden Werken sein: „Sic et non / Ja und Nein“, „Ethik“, „Gespräch eines Philosophen, eines Juden und eines Christen“ sowie die „Theologie des höchsten Guts“. Die zum Lesen ausgewählten Texte werden gesammelt in Kopie zur Verfügung gestellt.
Die Veranstaltung ist als Lektüreseminar geplant, Referate werden nicht verlangt, Seminarscheine werden aufgrund einer schriftlichen Arbeit erworben.
Für Anfänger geeignet.


Rechtsphilosophie:
Rechtsphilosophisches Seminar
21.-23.05.03 Schloß Rauischholz hausen
Schapp

Das Blockseminar erarbeitet die beiden für die heutige Rechtsphilosophie wichtigsten Epochen der Philosophiegeschichte anhand ausgewählter Autoren. Wesentliche Grundzüge der antiken Philosophie werden anhand der beiden platonischen Dialoge „Staat“ und „Gesetze“ entfaltet. Auf dieser Grundlage widmet das Seminar sich dann der Staats- und Rechtsphilosophie der Aufklärung von Hobbes über Locke und Rousseau zu Kant und schließlich zur Programmschrift Thomas Paines für die nordamerikanische Revolution.

Literaturempfehlungen
Werden in der Vorbesprechung bekannt gegeben.


Theoretische Philosophie/Praktische Philosophie/Geschichte der Philosophie:
Adorno: Negative Dialektik

Mo 12-14, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 28.04.03
Seel

Adornos 100. Geburtstag, der 2003 gefeiert werden wird, ist Anlass für dieses Lektüreseminar zu einem seiner Hauptwerke. Die Negative Dialektik verbindet Fragen der theoretischen und praktischen Philosophie (und im Hintergrund auch der Ästhetik) zu einer einheitlichen Lehre des "Nichtidentischen", das im Denken und Handeln anzuerkennen sei. Die Einleitung, der zentrale zweite Teil sowie die das Buch abschließenden "Meditationen zur Metaphysik" sollen in gemeinsamer, textnaher Diskussion gelesen werden.
Das Seminar ist für Fortgeschrittene empfohlen.

Literatur:
Adorno, Th. W.: Negative Dialektik, in: ders., Gesammelte Werke, Bd. 6, Frankfurt/M. 1973.
Scheible, H./Adorno, Th. W.: Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 1989.
Wiggershaus, R.: Theodor W. Adorno, München, Beck 1998.


Spezielle Philosophie:
Ästhetische Kritik
Do 16-18, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 24.04.03
Seel

Dieses – für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignete – Seminar ist der Diskussion von Neuerscheinungen auf unterschiedlichen künstlerischen Gebieten gewidmet, seien dies Gedichtbände, Romane, Filme oder auch Ausstellungen. Dabei soll eine Einübung in Standards einer professionellen ästhetischen Kritik geleistet werden. Bedingung für einen Scheinerwerb ist deshalb die Abfassung zweier Kritiken zu ausgewählten Objekten. Die Gegenstände der Diskussion werden zu Beginn des Semesters gemeinsam festgelegt.


Theoretische Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie:
Willard Van Orman Quine
Do 10-12, C/3, Beginn 24.04.03
Suchan

Willard Van Orman Quine zählt zu den bedeutendsten Vertretern der analytischen Philosophie. Den Schwerpunkt seiner Arbeit verlagerte er im Laufe seines Lebens von der mathematischen Logik hin zu sprachphilosophischen, erkenntnistheoretischen und ontologischen Fragestellungen. Im Mittelpunkt steht dabei eine naturalistische bzw. holistische Position, in deren Rahmen Quine die Untrennbarkeit von logischer und empirischer Wahrheit entfaltet. Dies bedeutet auch eine wechselseitige Abhängigkeit von Sprache und Theorie.
In diesem Seminar werden wir uns auf die sprachphilosophischen, erkenntnistheoretischen und ontologischen Arbeiten konzentrieren. In Referaten erarbeiten wir die zentralen Gedanken Quines, die zugleich viele Diskussionen innerhalb der analytischen Philosophie wesentlich geprägt haben. Als Textgrundlage dienen vor allem die Werke „Word and Object“ sowie „Theories and Things“, die beide preisgünstig in deutscher Übersetzung erhältlich sind.
Diese Lehrveranstaltung führt sowohl in das Denken Quines als auch in die Grundlagen der analytischen Philosophie ein. Sie stellt damit eine Ergänzung zu der entsprechenden Veranstaltung im Wintersemester dar und ist auch für Studierende aller Fachrichtungen (Anfänger und Fortgeschrittene) geeignet.

Nähere Informationen unter: www.uni-giessen.de/˜gde9/seminare/quine.htm

Wer an der Gestaltung des Seminars und an der Übernahme eines Referates interessiert ist, komme bitte zur Vorbesprechung am Dienstag, 18. Februar 2003, um 12:00 Uhr in Raum C 210.

Literatur:
Barrett, R.B./Gibson, R.F. (Ed.): Perspectives on Quine, Oxford, Basil Blackwell 1990.
Bieri, P.
(Hrsg.): Analytische Philosophie der Erkenntnis, Frankfurt, Athenäum 1987.
Dummett, M.
: Ursprünge der analytischen Philosophie, Frankfurt, Suhrkamp 1992.
Hügli, A./Lübke, P.
(Hrsg.): Philosophie im 20. Jahrhundert. Band 2: Wissenschaftstheorie und analytische Philosophie, Reinbek, Rowohlt 1992.
Quine, W.V.O.
: From a Logical Point of View, Cambridge, Harvard University Press, 1953 (dt.: Von einem logischen Standpunkt, Frankfurt, Suhrkamp, 1979).
Quine, W.V.O.
: Ontological Relativity and Other Essays, New York, Columbia University Press 1969 (dt.: Ontologische Relativität und andere Schriften, Ditzingen, Reclam 1975).
Quine, W.V.O.
: Theories and Things, Cambridge, Harvard University Press, 1981 (dt.: Theorien und Dinge. Frankfurt, Suhrkamp, 1985)
Quine, W.V.O.
: Word and Object. Cambridge: MIT Press, 1960 (dt.: Wort und Gegenstand, Ditzingen, Reclam, 1980).
Stegmüller, W.:
Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie, Band II. 8., erweiterte Auflage, Stuttgart, Kröner, 1987.


Geschichte der Philosophie/Theoretische Philosophie/Praktische Philosophie :
Epiktet, Handbuch der Moral
Mi 12-16, Phil.I: A/5, 14-tägig, 4st., Beginn 23.04.03
Suchla

Epiktets Handbuch der Moral zählt zu den Höhepunkten griechischer Philosophie. Gleichzeitig stellt es einen Gipfel stoischen Denkens dar. Schließlich aber bietet es Welt- und Lebensanschauungen, die wie für die Gegenwart geschrieben scheinen. Das Seminar will die Vertrautheit mit Epiktet und der Stoa fördern.
Das Seminar ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:
Epiktet - Teles - Musonius, Wege zum Glück, hg. v. R. Nickel, = Bibliothek der Antike, München, dtv/Artemis Verlag 1991.
Epiktet, Handbüchlein der Moral und Unterredungen, hg. v. H. Schmidt, neubearb. v. K. Metzler, = Kröners Taschenausgabe Band 2, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1984.


Praktische Philosophie (Ethik)/Spezielle Philosophie (Biophilosophie):
Der ethische Diskurs zur Forschung an menschlichen Embryonen
Mo 14.15-15.45, 2st., C/3, Beginn 28.04.03
Voland

Über die Vereinbarkeit der Forschung an menschlichen Embryonen mit Menschlichkeit und Menschenwürde wird innerhalb der Wissenschaft, der Gesetzgebung und einer kritischen Öffentlichkeit vehement gestritten. Unüberbrückbare Unterschiede in den Grundüberzeugungen, Werten und Interessen lassen erwarten, dass dieser Streit in absehbarer Zukunft nicht an Vehemenz verlieren wird. Im Gegenteil – der Reflexionsbedarf über Möglichkeiten, Methoden und Ziele der Forschung an menschlichen Embryonen scheint angesichts weltweiter biomedizinischer Fortschritte und wachsender therapeutischer Nachfrage einerseits und der Rigidität des deutschen Embryonenschutzgesetzes andererseits eher zuzunehmen. In diesem Seminar werden wir die wissenschaftlichen Grundbegriffe und ethischen Argumentationsfiguren dieser Kontroverse besprechen.
Das Seminar ist eher für Anfänger geeignet.

Einführende Literatur:
Birnbacher, D.: Forschung an embryonalen Stammzellen – ethische Fragen, Aufklärung und Kritik 1/02: 5-17, 2002.
Habermas, J.: Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik? Frankfurt/M, Suhrkamp 2001.
Hoerster, N.: Ethik des Embryonenschutzes, Ditzingen, Reclam 2002.
Merkel, R.: Forschungsobjekt Embryo – Verfassungsrechtliche und ethische Grundlagen der Forschung an embryonalen menschlichen Stammzellen, München, dtv 2002.
Oduncu, Fuat S./Schroth, U./Vossenkuhl, W. (Hrsg.): Stammzellenforschung und therapeutisches Klonen, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2002.
Pawlik, K./Frede, D. (Hrsg.): Forschungsfreiheit und ihre ethischen Grenzen, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 2002 (= Veröffentlichung der Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften Hamburg Nr. 93).


Theoretische Philosophie (Anthropologie)/Spezielle Philosophie (Biophilosophie):
Evolutionäre Anthropologie in der Kritik: Laland & Brown’s ‚Sense and Nonsense’
Mo 18.00-19.30, 2st., C/210, Beginn 28.04.03
Voland

Die Darwinische Evolutionstheorie offeriert eine einzigartige, stimulierende und überaus produktive Perspektive zum Verständnis des Menschen und seines Schaltens und Waltens. Gleichwohl wird die wissenschaftliche Legitimität der Evolutionären Anthropologie von vielen in Frage gestellt. Skepsis macht sich breit, wenn evolutionäre Anthropologen mit ihrer Heuristik Dinge in den Blick nehmen wie Kindstötung, psychologische Geschlechtsunterschiede, Kooperation und Konkurrenz, Ästhetik, Religiosität oder Moral und Verstand. In diesem Seminar wollen wir uns weniger mit der grundsätzlichen Kritik an solchen Ansätzen beschäftigen, als vielmehr mit der immanenten Kritik aus den eigenen Reihen. Bei aller grundsätzlichen Übereinstimmung in der Akzeptanz des Darwinischen Paradigmas sind sich evolutionäre Anthropologen nämlich keineswegs einig, welches der beste Weg zur Nutzbarmachung der Darwinischen Theorie sei. Fünf „Schulen“ haben sich ausdifferenziert: Sozobiologie, Verhaltensökologie, Evolutionspsychologie, Memetik und die Theorie der genetisch-kulturellen Ko-Evolution. Bei gleichem Anspruch, nämlich die Natur des Menschen besser zu verstehen, konkurrieren sie um ihre Legitimation und Hegemonie. Kevin Laland und Gillian Brown bringen mit ihrem Buch „Sense and Nonsense“ Licht in den „Familienstreit“ der Darwinischen Schwesterdisziplinen, indem sie die konkurrierenden Terminologien, Ansprüche, Gegen-Ansprüche und gegenseitigen Vorwürfe entwirren, prüfen und zu klären versuchen. Nach der Lektüre sollte man besser in der Lage sein zu beurteilen, wann welche darwinischen Ansätze Sinn machen und wann welche nicht.
Das Seminar ist eher für Fortgeschrittene geeignet.

Literatur:
Laland, K. N./Brown, G. R.: Sense and Nonsense – Evolutionary Perspectives on Human Social Behaviour, Oxford/New York, Oxford University Press 2002.


F o r s c h u n g s k o l l o q u i e n

 

Besprechung aktueller Forschungsvorhaben
(Um Voranmeldung wird gebeten.)
Mi 15-16, C/210, n.V.
Kanitscheider


Philosophie des Geistes
(Um Voranmeldung wird gebeten.)
Mo 16-18, C/210, n.V.
Seel

Es werden neuere Arbeiten zum Thema diskutiert.


Geschichte der Philosophie
(Um Voranmeldung wird gebeten.)
n.V.
Suchla


Abendländische Werte
(Um Voranmeldung wird gebeten.)
n.V.
Suchla


Kooperation jenseits von Reziprozität
(Um Voranmeldung wird gebeten.)
n.b.A.
Voland


Spätschriften des Nikolaus von Kues
(Um Voranmeldung wird gebeten.)
Fr 16.30-19.00, vierwöchentlich, auch in den Ferien
Meinhardt


Aristoteles, Metaphysik
(Um Voranmeldung wird gebeten.)
Sa 16.30-19.00, vierwöchentlich, auch in den Ferien
Meinhardt


Philosophisches Kolloquium

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Die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten des Zentrums


Vorträge des Zentrums

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