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Albrecht Dürer, Brief an Willibald Pirckheimer, Venedig, 7. Februar 1506 / Duerer, Letter to Pirckheimer, 1506

Albrecht Dürer an Willibald Pirckheimer in Nürnberg
Venedig, 7. Februar 1506

Textgrundlage: Albrecht Dürer: Schriftlicher Nachlass. Herausgegeben von Hans Rupprich. Erster Band. Berlin 1956, Seite 43-45, Brief Nr. 2.
Einrichtung: zeichen- und zeilengetreu nach der Edition; Silbentrennungen aufgehoben. Einträge aus dem textkritischen Apparat in doppelten Spitzklammern.
Bearbeitung: Thomas Gloning, 30-11-2005
Kommentare: Rupprich (s.o.), in den Anmerkungen (hier nicht wiedergegeben); Heike Sahm, Dürers kleinere Texte, Tübingen: Niemeyer 2002, S. 60ff. (mit weiterer Literatur).
Copyright: You may use this digital text for research, personal and non-profit purposes only. Make sure that you do not violate copyright laws of your country. Do not remove this header from the file.
URL: http://homepage.univie.ac.at/thomas.gloning/dsn1-b02.htm (30-11-2005)


Dem ersamen weisen her Wilbolt Pirkamer zw
Nörnberg, meinem günstigen herren.

Mein willigen dienst zw vor, lieber her. Wen es
ewch woll gett, daz gun jch ewch von gantzem
herczen, wÿ mir selbs. Jch hab ewch newlich         {5}
geschriben; fersich mich, der prieff seÿ ewch worden.
Jn mitler czeit hatt mir mein muter geschriben vnd
mich gescholten, daz jch ewch nit schreib vnd mir
zw fersten geben, wy jr ein vnwillen awff mich
hant, daz jch ewch nit schreib; jch soll mich fast         {10}
gegen ewch verantwortten; vnd jst ser bekumert,
als jr sit jst. So weis jch mich mit nichten zw
verantworten, dan daz jch fawll pin zw schreiben vnd
daz jr nit doheim seytt gewest. Aber als bald jch
verstanden hab, daz jr doheim seÿt gewest oder         {15}
heim hand wollen kumen, do hab jch ewch von
stund geschriben, hab awch dem Kastell dornoch
jn sunderheit befolhen, er soll ewch mein dinst
sagen. Dorum pit jch ewch vnderdenlich, jr wolt
mirs verczeihen, wan jch hab kein anderen frewnt         {20}
awff erden den ewch. Jch gib jm awch kein glawben,
daz jr awff mich czürnt, wan jch halt ewch nit
anderst den vür ein vater.

Jch wolt, daz jr hÿ zw Venedich werd, es sind so
vill ertiger geselln vnder den Walhen, dy sich je         {25}
lenger je mer zw mir gesellen, daz es eim am hertzen
sanft solt dan: vernünftig, gelert, gut lawttenschlaher,
pfeÿffer, ferstendig jm gemell vnd vill
edler gemut, recht dugent von lewtten, vnd dund
mir vill er vnd frewntschaft. Dorgen finter awch         {30}
dÿ vntrewesten verlogen tibisch pöswicht, do jch
glawb, daz sÿ awff ertrich nit leben. Vnd wens
einer nit west, so gedecht er, es weren dÿ ertigsten
lewt, dy awf ertrich weren. Jch mus jr je selber
lachen, wen sÿ mit mir reden. Sy wissen, daz man         {35}
solich posheit von jn weis, aber sy frogen nix
dornoch. Jch hab vill guter frewnd vnder den Walhen,
dy mich warnen, daz jch mit jren moleren nit es
vnd [[< vnd vnd]] trinck. Awch sind mir jr vill feind vnd machen
mein ding in kirchen ab vnd wo sy es mügen         {40}
bekumen. Noch schelten sÿ es vnd sagen, es sey nit
antigisch art, dorum sey es nit gut. Aber Sambelling
der hett mich vor vill czentillomen fast ser
globt. Er wolt geren ettwas von mir haben vnd jst
selber zw mir kumen vnd hat mich gepetten, jch         {45}
solt jm etwas machen, er wols wol czalen. Vnd
sagen mir dÿ lewt alle, wy es so ein frumer man
seÿ, daz jch jm gleich günstig pin. Er jst ser alt vnd
jst noch der pest jm gemoll. Vnd daz ding, daz
mir vor eilff joren so woll hatt gefallen, daz gefelt         {50}
mir jcz nüt mer. Vnd wen jchs nit selbs sech, so
hett jchs keim anderen gelawbt. Awch las jch ewch
wissen, daz vill pesser moler hÿ sind weder dawssen
meister Jacob jst. Aber Anthoni Kolb
schwer ein eÿt, es lebte keim pessrer moler awff         {55}
erden den Jacob. Dy andern spotten sein, sprechen:
wer er gut, so belib er hÿ etc. Vnd hewtt hab jch
erst mein thafell an gefangen zw entwerffen. Wan
mein hend sind so grindig gewest, daz jch nit
erbetten hab kunen. Aber jch habs vertreiben lossen.         {60}
Hie mit sind gütig mit mir vnd czürnt nit so bald.
Seÿt senftmutig als jch. Jr wölt nütt von mir leren,
jch weis nit, wÿ es zw gett.

Lieber, jch wolt geren wissen, ob ewch keiner
pulschaft gesthorben wer, ettwas schir peÿm waser         {65}
oder etwas sölichs [Bild_1] oder [Bild_2] oder [Bild_3] madle,
awff das jr ein andre an der selben statt precht.

Ggeben zw Venedich newn or in dÿ nacht, am
Samstag noch Lichtmes jm 1506 jor. Sagent mein
dienst Steffen Pawmgartner, her Hans Horstorfer         {70}
und Folkamer.

Albrecht Dürer.


tg, 30-11-2005