Landgrafen-Porträts schmücken JLU-Hauptgebäude
Vier Gemälde restauriert – Bedeutend für die Geschichte der Universität Gießen
Nr. 92 • 3. Juni 2015
Jahrelang waren sie in Holzkisten eingelagert, jetzt hat die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) mehreren Gemälden hessischer Landgrafen zu neuem Glanz verholfen. Frisch restauriert sind vier der großformatigen Bilder ab sofort im Hauptgebäude der Universität in der Ludwigstraße zu bewundern – zwei neben dem Senatssaal, zwei weitere im Flur zum Präsidialbüro. Insgesamt verfügt die Universität über elf dieser Gemälde, zwei davon hängen bereits seit Jahren in der Aula. „Wir haben vier weitere Porträts für die Restauration ausgewählt, da die abgebildeten Landgrafen große Bedeutung für die Geschichte unserer Universität hatten“, sagt Dr. Eva-Marie Felschow, die Leiterin des Universitätsarchivs, die die Restaurierung im Auftrag des ehemaligen JLU-Kanzlers Dr. Michael Breitbach veranlasste.
Die beiden Landgrafen, die jetzt links und rechts des Senatssaals oberhalb der Treppe zu sehen sind, wirkten im 18. Jahrhundert und bestimmten den Weg der damaligen Ludwigs-Universität entscheidend mit. So setzte Ernst Ludwig Landgraf von Hessen-Darmstadt, der von 1678 bis 1739 regierte, die Berufung pietistischer Professoren durch, um die damals vorherrschende orthodoxe Denkrichtung an der theologischen Fakultät zu durchbrechen. „Er sorgte in diesem Sinne frühaufklärerisch für eine Öffnung der Universität“, erklärt Felschow.
Ein entscheidender Wegbereiter des besonderen Fächerprofils der heutigen JLU war dagegen Ludwig IX. Landgraf von Hessen (Regierungszeit von 1768 bis 1790), der die ökonomische Fakultät gründete. Diese wurde zwar später wieder aufgelöst, sie bildete aber den Grundstock der veterinärmedizinischen und landwirtschaftlichen Fachbereiche.
Im Präsidiumsflur finden sich die Porträts von Georg II. Landgraf von Hessen-Darmstadt, der von 1626 bis 1661 regierte und nach den Wirren des 30-jährigen Krieges entschied, dass die Universität ihren Standort auf Dauer in Gießen haben sollte, und von Landgraf Ludwig X., der 1790 bis 1830 gleichzeitig der erste Großherzog von Hessen war. Während seiner Regierungszeit wurde die erste Verfassung für das Großherzogtum erlassen. Nicht alle Universitäten überlebten diese krisenhafte Zäsur zu Beginn des 19. Jahrhunderts, doch Ludwig X. setzte sich für den Erhalt der Universität Gießen ein.
Über die Maler der Porträts ist so gut wie nichts bekannt. Die Universität geht aber davon aus, dass es sich um die jeweiligen Hofmaler in der Residenz handelte.
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Dr. Eva-Marie Felschow, Universitätsarchiv
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