KVV-WiSe 2002/03
Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Wintersemester 2002/2003
Die Veranstaltungen mit Beteiligung von Georg Bertram
finden
trotz seines Weggangs vom Zentrum statt.
Einmalige Informationsveranstaltung / Zugleich: Propädeutisches Seminar:
Philosophie im Wintersemester 2002/2003
Mo 18-20, 2 st., Phil.I: A/3, 14.10.2002
Die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten des Zentrums
zugleich 1. Sitzung des propädeutischen Seminars. Das "Propädeutische Seminar" ist als Einführung in die Philosophie für Hörer aller Fachbereiche gedacht und dient dazu, einen Überblick über folgende Teildisziplinen der Philosophie zu geben: Philosophiegeschichte, Geschichtsphilosophie, Logik, Hermeneutik, Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie und Philosophie der Biowissenschaften, Anthropologie, Ontologie, Metaphysik, Ethik und Rechtsphilosophie, Politik, Ästhetik, Religionsphilosophie (detaillierte Terminübersicht ist im Zentrum für Philosophie erhältlich; siehe auch Aushang bei den einzelnen Fachbereichen oder die website des Zentrums).
V o r l e s u n g e n
Praktische Philosophie
(Ethik,
politische Philosophie)/ Spezielle Philosophie (Rechtsphilosophie):
Gerechtigkeit und Gleichheit
Di 14:00-15:30, 2 st., Phil.I: A/2, Beginn 15.10.2002
Gosepath
Die aktuellen Debatten und Positionen
der gegenwärtigen
politischen Philosophie laufen inzwischen alle auf die Konzeption
einer freien
und gerechten Gesellschaft zu. In diesem Rahmen kommt dem Problem der
gerechten
Verteilung sozialer Güter, Chancen und Rechte wieder eine größere
politische und philosophische Bedeutung zu. Die grundlegenden Begriffe
und Ideale
der Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit werden im Mittelpunkt
dieser Vorlesung
stehen. Der Frage, wie sie genauer zu bestimmen und zu begründen sind,
soll sich der erste Teil der Vorlesung widmen. Ihre Beantwortung dient
im zweiten
Teil als Ausgangspunkt für eine kritische Auseinandersetzung mit
aktuellen
egalitären Theorien der Verteilungsgerechtigkeit und der Entwicklung
einer
eigenen Konzeption.
Die Vorlesung ist für AnfängerInnen und Fortgeschrittene geeignet.
Literatur:
Dworkin, R.: Sovereign Virtue. The Theory and Practice of
Equality. Cam-bridge/Mass.:
Harvard University Press 2000.
Gosepath, S.: "Equality", in: Stanford Encyclopedia of
Philosophy.
http://plato.stanford.edu/entries/equality
(2001).
Krebs, A. (Hg): Gerechtigkeit oder Gleichheit. Texte der neuen
Egalitaris-muskritik.
Frankfurt: Suhrkamp 2000.
Pojman, L./Westmoreland, R. (eds): Equality: Selected Readings.
Oxford:
Oxford University Press 1996.
Begleitseminar zur
Vorlesung
Di 15:30-16:15, 1 st., Phil.I: C/210, Beginn
15.10.2002
Gosepath
Das Begleitseminar dient der Diskussion und der Vertiefung des in der Vorlesung vorgetragenen Stoffes anhand ausgewählter Texte zur neueren Gleichheitsdebatte.
Theoretische
Philosophie/Erkenntnistheorie
und Ontologie/Logische Propädeutik:
Wissenschaftstheorie II - Struktur und Dynamik der Wissenschaft
Fr 16-18, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn 18.10.2002
Hedrich
Die Vorlesung "Wissenschaftstheorie
II"
bildet die Fortsetzung der vorausgegangenen "Einführung in die
Wissenschaftstheorie".
Nachdem im ersten Teil der Vorlesung die konstitutiven Elemente der
Wissenschaft
und die Grundkonzepte der Wissenschaftstheorie vorgestellt wurden, um
darauf
aufbauend die Frage nach dem Zustandekommen wissenschaftlicher
Erkenntnis beantwortbar
werden zu lassen, geht es nun im zweiten Teil vor allem um Fragen des
Wissenschaftswandels
und der Struktur der Wissenschaften.
Bezüglich des Wissenschaftswandels werden einerseits die von der
Wissenschaftstheorie
angebotenen Modelle der Wissenschaftsentwicklung vorgestellt (Poppers
falsifikationistisches
Modell der Wissenschaftsentwicklung, Lakatos' Methodologie
wissenschaftlicher
Forschungsprogramme, Toulmins evolutionstheoretischer Ansatz, Kuhns
Konzept
der wissenschaftlichen Revolutionen durch Paradigmenwechsel sowie das
Selbstorganisationsmodell
der Wissenschaft). Andererseits werden die Aspekte des
Wissenschaftswandels
aus der jeweils unterschiedlichen Perspektive der
Wissenschaftshistoriographie,
der Wissenschaftssoziologie und der Wissenschaftsforschung zu
beleuchten sein.
Hinsichtlich der Struktur der Wissenschaft wird das Verhältnis der
verschiedenen
Disziplinen zueinander sowie die Frage nach einer bestehenden oder zu
erreichenden
Einheit der Wissenschaft bzw. einer unüberbrückbaren Vielheit der
Wissenschaften zu diskutieren sein. Insbesondere werden hierbei die
Aspekte
einer reduktionistischen Einheit der Wissenschaft und die diversen
Modelle einer
intertheoretischen Reduktion, auf deren Grundlage diese erreicht
werden soll,
zu beleuchten sein.
Der Besuch des ersten Teils der Vorlesung ist nicht notwendigerweise
in jeder
Hinsicht konstitutiv für das Verständnis des zweiten Teils.
Literatur:
Charpa, U.: Grundprobleme der Wissenschaftsphilosophie.
Paderborn, 1996.
Diederichs, W. (Hg.): Theorien der Wissenschaftsgeschichte.
Frankfurt/M.,
1974.
Feyerabend, P. K.: Erklärung, Reduktion und Empirismus. In:
ders.:
Probleme des Empirismus. Braunschweig, 1981.
Hedrich, R.: Komplexe und fundamentale Strukturen. Grenzen des
Reduktionismus.
Mannheim, 1990.
Hoyningen-Huene, P./Wuketits, F. (Eds.): Reductionism and
Systems Theory
in the Life Sciences. Dordrecht, 1989.
Kanitscheider, B.: Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaft.
Berlin,
1981.
Kemeny, J./Oppenheim, P.: On Reduction. Philosophical Studies 7
(1956)
6-19.
Knorr-Cetina, K.: Die Fabrikation von Erkenntnis - Zur
Anthropologie
der Wissenschaft. Frankfurt/M., 1984.
Kosso, P.: Reading the Book of Nature. An Introduction to the
Philosophy
of Science. Cambridge, 1992.
Krohn, W./Küppers, G.: Die Selbstorganisation der Wissenschaft.
Frankfurt/M., 1989.
Kuhn, T.S.: The Structure of Scientific Revolutions. Chicago,
1962.
Kuhn, T.S.: Die Entstehung des Neuen - Studien zur Struktur der
Wissenschaftsgeschichte.
Frankfurt/M., 1978.
Lakatos, I.: Die Methodologie der wissenschaftlichen
Forschungsprogramme.
Philosophische Schriften, Band 1, Braunschweig, 1982.
Lambert, K./Brittan, G.G.: Eine Einführung in die
Wissenschaftsphilosophie.
Berlin, 1991.
Nagel, E.: The Structure of Science. London, 1961.
Oppenheim, P./Putnam, P.: Einheit der Wissenschaft als
Arbeitshypothese.
In: L. Krüger (Hg.): Erkenntnisprobleme der Naturwissenschaften. Köln,
1970.
Popper, K.: Truth, Rationality and the Growth of Scientific
Knowledge.
In: ders.: Conjectures and Refutations. London, 1963.
Sarton, G.: Introduction to the history of science, 3 Bde.,
Baltimore,
1927-48.
Sarton, G.: A guide to the history of science. Waltham, 1952.
Weingart, P.: Wissenschaftssoziologie I + II. Frankfurt/M.,
1972 / 1974.
Theoretische Philosophie:
Von Quarks, Quasaren und Quinta Essentia. Elemente einer
Synthetischen Philosophie
Di 12-14, 2 st., Phil.I:A/5 , Beginn 15.10.2002
Kanitscheider
Die analytische Philosophie, wie sie
sich aus
den Logischen Empirismus und dem kritischen Rationalismus entwickelt
hat, konnte
das traditionell zwischen Theologie und Literatur angesiedelte Fach
erfolgreich
in Richtung auf den wissenschaftlichen Rationalitätsstandard
reformieren.
Die Transformation der Philosophie in eine nüchterne struktural
operierende
Begriffswissenschaft führte aber zugleich auch zu einer verarmenden
Scholastisierung
dieser Disziplin. Gerade die wichtigen aus der Fachwissenschaft
herrührenden
philosophischen Probleme wurden zugunsten linguistischer
Spitzfindigkeiten zur
Seite geschoben. Die empirischen Wissenschaften sind aber nach wie vor
die genuine
Quelle philosophischer Probleme. So gesehen ist es unabdingbar, dass
die analytische
Philosophie durch eine synthetisch denkende Richtung ergänzt wird,
deren
Aufgabe es ist, Verbindungen zu schaffen, wo die Einzelwissenschaft
nur isoliertes
Fachwissen liefert.
Die Vorlesung ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.
Einführende Literatur:
Agazzi, E./Pauri, M.: The Reality of
the Unobservable. Dordrecht:
Kluwer 2000.
Böhme, G.: Klassiker der Naturphilosophie. München: Beck 1989.
Bunge, M.: Philosophy in Crisis. N. Y: Prometheus 2001.
Eisenhardt, P./Kurth, D./Stiehl, H.: Du steigst nie zweimal in
denselben
Fluß. Hamburg: Rowohlt 1988.
Kanitscheider, B.: Kosmologie 3. Aufl, Stuttgart: Reclam 2002.
Küppers, B.-O.: Die Einheit der Wirklichkeit. München: Fink 2000.
Livio, M.: The Accelerating Universe. J. Wiley. N. Y. 1999.
Mosterín, J.: Ciencia viva. Reflexiones sobre la Aventura
Intelectual
de Nuestro Tiempo. Madrid 2001.
Smolin, S.: Warum gibt es die Welt? Die Evolution des Kosmos.
München:
Beck 1997.
Diskussionsseminar zur
Vorlesung
Di 13:45-14:30, 1 st., Phil.I: C/210, Beginn
15.10.2002
Kanitscheider
Hier werden die in der Vorlesung vorgetragenen theoretischen Zusammenhänge durch weitere Beispiele, Gedankenexperimente und Anwendungen vertieft. Der Besuch dieses übungsartigen Seminars erspart Mühe beim Studium der Mitschrift und erleichtert den Zugang zu den Prüfungen.
Geschichte der Philosophie:
Die Philosophie vor Platon
Mo 12-14, 2 st., Phil I: C1/3, Beginn 21.10.2002
Schäfer
Wenn Aristoteles (wie so oft) recht
damit hat,
dass man das Wesen einer Sache dann am leichtesten erkennt, wenn man
deren Entstehungsgeschichte
von den Anfängen her nachvollzogen hat, so bietet sich für einen
Einstieg
in die Philosophie die Geschichte der "ersten Philosophen" bestens
an. Die Vorlesung will daher die Lehren der namhaftesten
"Vorsokratiker"
(von Thales bis Demokrit) darstellen und zeigen, wie sie es schafften,
ein neues
wissenschaftliches Weltbild zu etablieren, das neben den gängigen
ihrer
Zeit Bestand haben und sich sogar mit erstaunlicher Schnelligkeit
durchsetzen
konnte. Besonderes Augenmerk soll dabei methodisch auf den Anspruch
dieser frühen
Philosophen gelegt werden, sich meist mit Hilfe nur eines einzigen
Grundgedankens
soz. "einen Reim auf die Welt machen zu können", d.h. die Welt
insgesamt mit einem Schlag zu erklären, und dabei dennoch gleichzeitig
in der Lage zu sein, so weitverzweigte und abgelegene Einzelprobleme
zu lösen
wie: ob der Mond bewohnt ist, ob unsere Ernährungsweise ethisch
relevant
sein könnte, und ob sich erkenntnistheoretisch begründen lässt,
dass die Sonne größer ist als ein menschlicher Fuß ...
Die Vorlesung ist für Anfänger nicht nur geeignet, sie ist sogar vor
allem für Anfänger gedacht.
Literatur:
Die
Vorsokratiker I und II (hrgg. und übers. von J. Mansfeld). Stuttgart
1983.
(Textgrundlage)
Buchheim, T.: Die Vorsokratiker. München 1994.
Rapp, C.: Vorsokratiker. München 1997.
Röd, W.: Die Philosophie der Antike, Bd.1. München 1994.
Praktische Philosophie:
Grundzüge der Rechtsphilosophie
Mi 10-12, 2 st., Juridikum, HS, Beginn 16.10.2002
Schapp
Die Frage nach der Gerechtigkeit des Rechts, insbesondere der Gesetze, ist von der Frage der richtigen Anwendung des Rechtes durch den Richter zu unterscheiden. Die erste Frage wird von der Rechtsphilosophie, die zweite von der Methodenlehre des Rechts beantwortet. Die Rechtsphilosophie ihrerseits basiert auf der Ethik und damit auf dem zentralen Fach der allgemeinen Philosophie. In der Vorlesung "Grundzüge der Rechtsphilosophie" wird unter diesem Aspekt ein Überblick über die Geschichte der abendländischen Philosophie gegeben. Zur Darstellung kommen die Systeme der Ethik und damit auch des Rechts einiger großer Denker - vor allem Plato, Augustin, Hobbes, Kant und Hegel. Dem schließt sich eine Darstellung der modernen Strömungen in der Rechtsphilosophie an, die an die Grundüberzeugungen der klassischen Philosophie anknüpfen.
Literatur:
Schapp,
Jan: Freiheit, Moral und Recht, 1994.
Schapp, Jan: Methodenlehre des Zivilrechts, 1998.
Praktische Philosophie:
Ethik
Do 10-12, 2 st., Phil.I: A/1, Beginn 17.10.2002
Seel
Die
Vorlesung - die als Einführung ebenso wie als Weiterführung genutzt
werden kann - behandelt weniger die Geschichte der Ethik als vielmehr
ihre zentralen
Probleme - dies aber im ständigen Kontakt mit dieser Geschichte. Ihren
Ausgangspunkt nimmt sie bei der Lage, in der sich jede Person immer
bereits
vorfindet: als eine oder einer unter anderen, die einem nah oder fern
stehen,
die man liebt oder hasst, von denen man abhängig oder unabhängig ist,
denen gegenüber man Rechte und Pflichten hat. Im weiteren Verlauf
werden
- unter Überschriften wie Geburt und Tod, Wirklichkeit und
Möglichkeit,
"gut" und "schön", Versprechen und Bitten, Wahrheit
und Lüge, Freiheit und Zwang, Spiel und Arbeit, Pflicht und Neigung,
Recht
und Unrecht - Grundverhältnisse zur Sprache kommen, in denen sich
das
Individuum in seiner Lebensführung orientieren muss. So entsteht das
Bild
einer Ethik, die bei der Situation des Einzelnen einsetzt, diese aber
zugleich
als eine soziale und politische Situation kenntlich macht, in der sich
normative
Festlegungen unterschiedlicher Art ergeben.
Theoretische Philosophie
(Anthropologie)/Spezielle
Philosophie (Biophilosophie):
Einführung in die Biophilosophie (= Biophilosophie I)
Di 8-10, 2 st., Phil.I:
A/4, Beginn
15.10.2002
Voland
In dieser Einführungsvorlesung werden drei der "ganz großen" Fragen der abendländischen Philosophie aus dem Blickwinkel der Evolutionsbiologie behandelt, nämlich "Was ist der Mensch ?" (Evolutionäre Anthropologie), "Was können wir wissen ?" (Evolutionäre Erkenntnistheorie) und "Was sollen wir tun ?" (Evolutionäre Ethik). Die Beschäftigung mit diesen Fragen mündet ganz zwangsläufig in die Diskussion der vermeintlichen Sonderstellung des Menschen im Reich der Organismen (konstituiert durch Bewusstsein, Sprache und Kultur). Anhand neuerer Einsichten aus Verhaltensforschung, Primatologie und Paläoanthropologie sowie neuerer Entwicklungen der Evolutionstheorie wird so der Beitrag der modernen Biologie zu einem verbesserten historischen und kausalen Verständnis der conditio humana skizziert.
Literatur
Barrett, L./Dunbar, R./Lycett, J.:
Human
Evolutionary Psychology. Basingstoke/New York: Palgrave 2002.
Betzig, L. (ed.): Human Nature - A Critical Reader. New
York/Oxford: Oxford
University Press, 1997.
Gräfrath, B.: Evolutionäre Ethik? Philosophische Programme,
Probleme und
Perspektiven der Soziobiologie. Berlin/New York: De Gruyter, 1997.
Voland, E.: Das Verhalten des Menschen. pp. 548-679 in: Redaktion
Brockhaus
(Hrsg.): Phänomen Mensch. Leipzig/Mannheim: Brockhaus, 1999.
Vollmer, G.: Biophilosophie. Stuttgart: Reclam, 1995.
Theoretische Philosophie (Anthropologie)/Spezielle Philosophie
(Biophilosophie):
Begleitseminar zur Vorlesung "Einführung
in die Biophilosophie"
Di 9:45-10:30, 1 st., Phil I: C/210, Beginn
15.10.2002
Voland
Das Begleitseminar dient der vertieften
Diskussion des
zuvor in der Vorlesung behandelten Stoffes.
S e m i n a r e
Spezielle Philosophie/Geschichte der
Philosophie/Didaktik:
Grundpositionen der Ästhetik des 20. Jahrhunderts
Di 14-16, 2 st.,
Phil.I:
C1/3, Beginn 15.10.2002
Bertram/Deines
Das Seminar
gibt einen Überblick über die wichtigsten
und einflussreichsten Strömungen des ästhetischen Denkens im 20.
Jahrhundert.
Im Zentrum steht dabei die Frage nach der Besonderheit der Kunst -
danach, was
in der Philosophie als "ästhetische Differenz" bezeichnet worden
ist. Anhand exemplarischer Lektüren soll betrachtet werden, wie diese
Frage
in unterschiedlichen Philosophien beziehungsweise philosophischen
Strömungen
beantwortet worden ist. Es werden jeweils ausgewählte Texte aus
Hermeneutik
(Heidegger, Gadamer), Phänomenologie (Merleau-Ponty), Kritischer
Theorie
bzw. Marxismus (Lucács, Adorno), Strukturalismus (Eco, Foucault) und
Analytischer Philosophie (Danto, Goodmann) besprochen und in ihren
Positionen
miteinander verglichen.
Die Veranstaltung ist auch für Anfänger und für Hörerinnen
und Hörer aus anderen Fachbereichen (Literatur-, Kunst-,
Theaterwissenschaften
und andere) geeignet.
Literatur
zur Einführung:
Gethmann-Siefert, A.: Einführung in die Ästhetik. München:
Fink 1995.
Henrich, D./Iser, W. (Hg.): Theorien der Kunst. Frankfurt/M.:
Suhrkamp
1982.
Scheer, B.: Einführung in die philosophische Ästhetik.
Darmstadt:
Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1997.
Schneider, N.: Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis
zur Postmoderne. Stuttgart: Reclam 1996.
Praktische Philosophie
(Ethik, politische Philosophie)/Spezielle Philosophie
(Rechtsphilosophie):
Politische Philosophie heute
Mo 10-12, 2 st.,
Phil.I:
C/210, Beginn 21.10.2002
Gosepath
Diese
Veranstaltung ist als Einführung in und Überblick
über die gegenwärtige Politische Philosophie gedacht. Das Seminar
will zur kritischen Auseinandersetzung mit allen aktuellen Positionen
der politischen
Philosophie anleiten, als da vor allem sind: Utilitarismus, Liberale
Gleichheit,
Libertarianismus, Marxismus, Kommunitarismus, Feminismus und
Multikulturalismus.
Dem Seminar wird vor allem das Buch von Will Kymlicka, Politische
Philosophie
heute. Eine Einführung. Frankfurt/New York (Campus) 1996 zugrunde
liegen,
das zur Anschaffung empfohlen wird. Noch besser wäre die englische
Originalausgabe
Contemporary Political Philosophy, und zwar in der zweiten,
überarbeiteten
und erweiterten Ausgabe bei Oxford University Press 2001.
Das Seminar ist besonders für AnfängerInnen geeignet.
Praktische Philosophie (Ethik,
politische Philosophie,
Sozialphilosophie):
"Privat" - "Öffentlich": Zur Bedeutung einer Unterscheidung
in der politischen Philosophie
Mi 8-10, 2 st.,
Phil.I:
C1/3, Beginn 16.10.2002
Gosepath
Kontrolle ist
eine feine Sache: Zum einen ist die Kontrolle
über Informationen, die mich betreffen, auf jeden Fall von Vorteil -
für
mich jedenfalls. Zum anderen wäre es oft nützlich Informationen über
andere zu haben, die diese nicht freiwillig herausgeben wollen. Andere
haben
hingegen einen Vorteil mir gegenüber, wenn sie die Kontrolle über
ihre personenbezogenen Daten behalten. Kontrolle ist gut, Privat
jedoch besser.
Denn Kontrollieren, Ausspionieren, Veröffentlichen von Intimen usw.
verletzt
unsere Privatsphäre, und schient deshalb moralisch falsch. Ist das
eine
bloße gesellschaftliche Konvention? Wie argumentiert man eigentlich
für
das Recht und den Schutz der Privatheit? Kann das Private auf andere
Werte wie
den der Gleichheit oder der sozialen Fairness reduziert werden, oder
ist Privatheit
als Bedingung für Autonomie, als Bedingung für die Fähigkeit,
ein selbstbestimmtes Leben zu führen, zu begreifen? Gibt es ein
Grundrecht
auf Privatheit? Der Wert des Privaten soll mittels grundsätzlicher
Positionen
der politischen Philosophie zu Freiheit und Autonomie (u.a. Locke,
Kant, Hegel,
Constant, Mill) bestimmt werden.
Selbst wenn Privatheit einen politisch-moralischen Wert hat, so sind
der Privatsphäre
sicherlich Grenzen zu setzen. Ihr Wert ist gegen ein Recht der
Öffentlichkeit
abzuwägen. Wo liegen diese Grenzen, wie sind sie zu bestimmen? Die
Grenzen
der Privatheit sollen anhand aktueller Fallbeispiele (z.B.
Religionsfreiheit,
Terrorismus-Bekämpfung, Datenschutz, Big Brother etc.) der
gegenwärtigen
Diskussion thematisiert werden. Ist der Schutz der Privatsphäre heute
überholt,
weil er technisch leicht durchbrochen werden kann? Sind wir bereit,
für
das Versprechen öffentlicher Sicherheit den Schutz der Privatsphäre
einzuschränken?
Das Seminar ist für AnfängerInnen und Fortgeschrittene geeignet.
Benn, S./Gaus, G. (Hg.): Public and Private in Social Life. London 1983.
Rössler, B.: Der Wert des Privaten. Frankfurt: Suhrkamp 2001.
Schoeman, F. (Hg.): Philosophical Dimensions of Privacy. Cambridge University Press 1984.
Weintraub, J./Kumar, K. (Hg.): Public and Private in Thought and Practice : Perspectives on a Grand Dichotomy. University of Chicago Press 1997.
Theoretische
Philosophie/Praktische Philosophie:
Zur Frage nach dem Sinn des Lebens in der analytischen Philosophie
Di 16-18, Phil.I: C 2/27, Beginn
15.10.2002
Kanitscheider
/ Becker
Das Seminar ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet.
Literatur:
Ayer, A. J.: The Meaning of Life and other Essays. London 1990.
Fehige, Ch./Meggle, G./Wessels, U.: Der Sinn des Lebens. München: DTV 2000.
Hare, R. M.: Applications of Moral Philosophy. London 1972.
Hoerster, N. (Hrsg.): Glaube und Vernunft. München: DTV 1979.
James, W.: Der Wille zum Glauben und andere popularphilosophische Essays. N. Y. 1897.
Kanitscheider, B.: Auf der Suche nach dem Sinn. Frankfurt: Insel Taschenbuch 1995.
Kanitscheider, B./Dessau, B.: Von Lust und Freude. Frankfurt: Insel Taschenbuch 2000.
Mauthner, F.: Wörterbuch der Philosophie: Neue Beiträge zu einer Kritik der Sprache. 2. Aufl. Bd. 3. Leipzig 1924.
Nagel, Th.: Der Blick von nirgendwo. Frankfurt/M. 1992.
Popper, K. R.: Hat die Weltgeschichte einen Sinn? In: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. 7. Aufl. Tübingen 1992.
Puente Ojea, G.: Elogio del ateísmo. Los espejos de una ilusión. siglo veintiuno editores. Madrid 1995.
Ramsey, F. P.: Philosophical Papers. Cambridge 1990.
Schlick, M.: Gesammelte Aufsätze (Über die Freiheit des Willens) 1926-1936, Reprografischer Nachdruck der Ausgabe Wien, Gerold 1938. Hildesheim: Olms 1969.
Praktische Philosophie:
Determinismus, Kausalität und menschliche Freiheit
Mi 10-12, Phil.I: C1/3, Beginn
16.10.2002
Kanitscheider
Das Seminar ist für Fortgeschrittene geeignet.
Literatur:
Churchland, P.: Die Seelenmaschine. Eine philosophische Reise ins Gehirn. Heidelberg: Spektrum Verlag 1997.
Dörner, D.: Bauplan für eine Seele. Hamburg: Rowohlt 1999.
Damasio, A. R.: Ich fühle, also bin ich. List Verlag 2001.
Dreher, E.: Die Willensfreiheit. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung. München 1987.
Flohr, H.: Denken und Bewußtsein. In: Neuroworlds: Gehirn - Geist - Kultur (Hrsg. Fedrowitz u. A.). Frankfurt/New York: Campus 1994, S. 335-352.
Flohr, H.: Ignorabimus. In: Kopf-Arbeit. Gehirnfunktionen und kognitive Leistungen (Hrsg. Roth u. A.). Heidelberg/Berlin/Oxford: Spektrum Akademischer Verlag 1996, S. 435-450.
Flohr, H.: Subjektivität. In: Selbstrepräsentation in Natur und Kultur (Hrsg. Sandkühler) Frankfurt: Lang 2000, S. 77-88.
Roth,G.: Das Gehirn und seine Wirklichkeit. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1996.
Russell, B.: Mystik und Logik. Philosophische Essays. Wien 1992.
Singer, W.: Der Beobachter im Gehirn. Suhrkamp 2002.
Smart, J. J. C.: Our Place in the Universe. Oxford: Blackwell 1989.
Walter, H.: Neurophilosophie der Willensfreiheit. Paderborn: mentis 1999.
Praktische Philosophie/Geschichte der
Philosophie:
Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
Di 10-12, 2 st.,
Phil.I:
C/210, Beginn 15.10.2002
Liptow
Kants
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten ist
einer der klassischen Texte der praktischen Philosophie. Kant
entwirft
hier in paradigmatischer Form eine Begründung der Moral aus dem Wesen
der
Vernunft: Vernünftige Wesen, so die These, müssen sich notwendiger
Weise als Wesen verstehen, die moralischen Geboten unterworfen sind
und aus
moralischen Pflichten heraus handeln.
Wie genau diese Kant'sche These und sein Versuch ihrer Rechtfertigung
zu verstehen
sind, ist allerdings bis heute strittig geblieben. Wir wollen an Hand
einer
genauen Lektüre der Grundlegung und unter Berücksichtigung
neuerer Texte der Kant-Forschung versuchen, eine möglichst schlüssige
und plausible Lesart des Unternehmens einer Begründung der Moral aus
dem
Wesen der Vernunft herauszuarbeiten.
Das Seminar richtet sich zunächst an Studierende, die mit den
Problemen
und Begriffen der Moralphilosophie bereits grundsätzlich vertraut
sind,
kann aber auch von Anfängerinnen und Anfängern besucht werden.
Literatur:
A
Kant, I.: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten / Kritik der
praktischen
Vernunft, in: Werkausgabe, hgg. von W. Weischedel, Band 7.
Frankfurt/M.: Suhrkamp
1968 (stw 56).
B
Höffe, O. (Hg.): Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Ein
kooperativer
Kommentar. Frankfurt: Klostermann 3. Aufl. 1999.
Kaulbach, F.: Immanuel Kants "Grundlegung zur Metaphysik der
Sitten".
Darmstadt: WB 1988.
Schönecker, D./Wood A.W.: Kants "Grundlegung zur Metaphysik
der Sitten". Paderborn: Schöningh 2002.
Logische
Propädeutik/Theoretische
Philosophie/Spezielle Philosophie:
Einführung in die Logik
Mi 12:00-13:30, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn 16.10.2002
Liptow
Ein mögliches
Verständnis von Logik begreift diese als eine
Hilfswissenschaft all jener (wissenschaftlichen) Disziplinen, in denen
es auf
striktes Argumentieren, das Ableiten oder Folgern von Aussagen aus
anderen Aussagen
ankommt. Die Logik versteht die Schlüssigkeit von Argumenten als eine
Sache
der Form der Aussagen und stellt Kalküle verschiedener Komplexität
bereit, in denen die formalen Zusammenhänge zwischen Aussagen
dargestellt
und untersucht werden können. Entsprechend ist es ein erstes Ziel
dieses
Kurses, in die beiden grundlegenden logischen Kalküle - die
Aussagenlogik
und die Prädikatenlogik - einzuführen und ihren Gebrauch einzuüben.
Aber die Logik kann mehr sein als nur eine Hilfswissenschaft. Wenn der
Mensch
ein rationales Wesen ist und seine Rationalität (unter anderem) darin
besteht,
seine Überzeugungen und Handlungen begründen zu können, und wenn
das Begründen eine Tätigkeit ist, die (unter anderem) darin besteht,
schlüssige Argumente vorzubringen, dann sind vielleicht wir selber als
rationale Wesen der eigentliche Gegenstand der Logik und diese könnte
uns
über die Funktionsweise eines unserer zentralen Merkmale - unsere
Rationalität
- Aufklärung verschaffen. Ein zweites Ziel des Kurses ist es, solchen
Gedanken
nachzugehen und das Verhältnis von Logik, Denken und Sprache zu
erörtern
Der Kurs ist auch für AnfängerInnen und Studierende anderer
Fachbereiche
geeignet. Als Vorbereitung empfehle ich die schmalen Einführungen von
Salmon
und Tugendhat/Wolf.
Literatur:
Lepore, E.: Meaning and Argument. An Introduction to Logic
through Language.
Oxford: Blackwell 2000.
Quine, W. V. O.: Grundzüge der Logik. Frankfurt: Suhrkamp 1974.
Salmon, W. C.: Logik. Stuttgart: Reclam 1983.
Tugendhat, E./Wolf, U.: Logisch-semantische Propädeutik.
Stuttgart:
Reclam 1983.
Ästhetik/Didaktik:
Thomas Mann: Der Zauberberg. Zur Philosophie eines Romans
Mi 16-18, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn
16.10.2002
Probst
"Derselbe aber ist Hades und Dionysos, denn
sie
toben und feiern" (Heraklit B 15).
Literatur:
Karthaus, U.: Thomas Mann. Stuttgart: Reclam Nr. 15203, 1994.
Mann, Th.: Der Zauberberg. Fischer Taschenbuch 1998 oder eine
andere Ausgabe.
Geschichte der Philosophie:
Die Gottesbeweise des Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin
Mi 16-18, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn
16.10.2002
Schäfer
Die Frage danach, ob Gott existiert, ist erst
mit dem
Christentum so recht in das Problemspektrum der Philosophie gerückt.
V.a.
zwei "Strategien" für eine positive Beantwortung dieser Frage
haben sich im Laufe der Geschichte herausgebildet: das sog.
"ontologische
Argument" und das sog. "kosmologische Argument". Im Seminar werden
die einschlägigen Texte der beiden jeweiligen Hauptvertreter dieser
beiden
Richtungen, nämlich Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin,
gelesen
und diskutiert. Je nachdem, ob Zeit dafür bleibt, soll dann auch noch
die
"Wirkungsgeschichte" und die Geschichte der Kritik dieser beiden
Positionen
kursorisch durchgegangen werden.
Die Veranstaltung ist als Lektüreseminar geplant, Referate werden
nicht
verlangt, Seminarscheine werden aufgrund einer schriftlichen Arbeit
erworben.
Für Anfänger geeignet.
Literatur:
Anselm von Canterbury: Proslogion/Untersuchungen (hrgg. und
übers.
von F.S. Schmitt). Stuttgart 1962.
Thomas von Aquin: Die Gottesbeweise in der ‚Summe gegen die
Heiden' und
der ‚Summe der Theologie' (hrgg. und übers. von H. Seidl). Hamburg
1982.
Einführung in die Philosophie
Do 14-16, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn
17.10.2002
Seel
In diesem Seminar sollen drei zentrale Kompetenzen des philosophischen Studiums eingeübt werden: das Lesen und das Diskutieren philosophischer Texte sowie das Schreiben über sie. Diese Fähigkeiten werden an Ausschnitten aus drei klassischen Werken der Philosophie erprobt: aus Platons Dialog Gorgias, Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft und Gottlob Freges Abhandlung Über Sinn und Bedeutung. Die Teilnehmer sind verpflichtet, von Woche zu Woche kurze Essays zu bestimmten Aspekten der diskutierten Texte zu schreiben. Das Seminar wird von einem 2-stündigen Tutorium begleitet, in dem die Sitzungen im Plenum vor- bzw. nachbereitet werden und die Essays gemeinsam besprochen werden.
Literatur:
Brandt, R.: Philosophie. Eine Einführung. Stuttgart: Reclam
2001.
Frege, G.: Über Sinn und Bedeutung, in: ders, Funktion,
Begriff,
Bedeutung. Fünf logische Studien, hrsg. v. G. Patzig. Göttingen:
Vandenhoeck
& Ruprecht o.J.
Kant, I.: Kritik der Urteilskraft, in: ders., Werkausgabe, Bd.
10, hrsg.
v. W. Weischedel. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1989 (10. Aufl.) stw 57.
Nagel, Th.: Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung
in
die Philosophie. Stuttgart: Reclam 1990.
Platon: Gorgias. Stuttgart: Reclam 1989.
Rosenberg, J. F.: Philosophieren. Frankfurt/M.: Klostermann
1997.
Theoretische Philosophie
(Anthropologie,
Kulturphilosophie)/Spezielle Philosophie (Biophilosophie):
Evolution und Kultur
Mo 14-16, 2 st., Phil.I: C1/3, Beginn
21.10.2002
Seel / Voland
In welchem Verhältnis steht das biologische
Evolutionsgeschehen
zu der menschlichen Kulturgeschichte? In keinem sehr engen (wie
konventionelle
Sichtweisen suggerieren, die mit Herder den Menschen als "ersten
Freigelassenen
der Schöpfung" interpretieren), oder in einem sehr spezifischen (wie
neuere Theorieentwicklungen vornehmlich aus Biologie und Psychologie
behaupten)?
Evolutionäre Kulturtheorien beleuchten die vielfältigen menschlichen
Kulturleistungen und deren jeweilige ethnohistorische Variabilität vor
dem Hintergrund der biologisch evolvierten conditio humana. Ziel
dieser Bestrebungen
ist es, zu einem verbesserten Verständnis der biologischen
Determination
und Funktionalität menschlichen Kulturschaffens zu gelangen. Zu diesen
Theorien gehören beispielsweise einfache Analogmodelle - etwa die Idee
der Mimetiker, man könne kulturellen Wandel gewinnbringend mit
populationsgenetischen
Methoden beschreiben - bis zu deterministischen Ideen der
Soziobiologie, wonach
Kultur als konditionale Manifestation der Erbprogramme zu verstehen
sei. In
diesem Seminar werden wir - nach einer Rekonstruktion von klassischen
Positionen
der geisteswissenschaftlichen Kulturphilosophie - neuere Beiträge
evolutionärer
Kulturtheorien kritisch prüfen und ihre jeweiligen Erkenntnischancen
und
-grenzen auszuloten versuchen.
Das Seminar ist speziell auch für Anfänger geeignet.
Literatur:
Blackmore, S.: Die Macht der Meme - oder Die Evolution von
Kultur und
Geist. Heidelberg/Berlin: Spektrum 2000.
Brackert, H./Wefelmeyer, F. (Hg.): Kultur. Bestimmungen im 20.
Jahrhundert.
Frankfurt/M.: Suhrkamp 1990.
Tooby, J./Cosmides, L.: The psychological foundations of culture.
pp. 19-136
in: Barkow, J.H./Cosmides, L./Tooby, J. (eds.): The Adapted Mind -
Evolutionary
Psychology and the Generation of Culture. New York/Oxford: Oxford
University
Press 1992.
Voland, E.: Natur oder Kultur? Eine Jahrhundertdebatte entspannt
sich. pp.
41-53 in: Fröhlich, S. (Hrsg.): Kultur - Ein interdisziplinäres
Kolloquium
zur Begrifflichkeit. Halle/Saale: Landesamt für Archäologie 2000.
Weingart, P./Mitchell, S.D./Richerson, P.J./Maasen, S. (eds.):
Human by
Nature - Between Biology and the Social Sciences. Mahwah/London:
Erlbaum 1997.
Theoretische
Philosophie/Erkenntnistheorie und
Ontologie:
Einführung in die analytische Philosophie
Ferienkurs,
9:15-11:30,
Phil.I: C/30, 10.-21.3.2003
Suchan
Die analytische Philosophie
ist die wohl bedeutendste philosophische
Strömung der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Ausgehend
von den Arbeiten von Frege, Russell, Wittgenstein und den Vertretern
des Wiener
Kreises prägte sie zunächst vor allem im anglo-amerikanischen
Sprachraum,
dann aber zunehmend in Europa die philosophische Diskussion.
Neben einer Kritik an metaphysischen Konzeptionen stimmen die
unterschiedlichen
Ausprägungen der analytischen Philosophie in ihrer Fokussierung auf
die
Sprache überein. Dabei wird nicht nur die Möglichkeit erörtert,
künstliche Sprachsysteme zur (logischen) Analyse philosophischer und
einzelwissenschaftlicher
Problemstellungen einzusetzen. Vielmehr geht es um die Klärung der
Bedeutung
von Begriffen und Aussagen. Deren Analyse geht einher mit der
Entwicklung von
Kriterien, um ein sinnvolles Reden, beispielsweise über "Wahrheit",
zu ermöglichen.
Wegen der Klarheit ihrer Konzepte und Darstellungen bietet es sich -
trotz der
oben angedeuteten inhaltlichen Ausdifferenzierung - an, die
analytische Philosophie
in einer kompakten Lehrveranstaltung zu studieren. Deshalb werden wir
im Rahmen
eines Ferienkurses mit täglich drei Unterrichtsstunden sowohl die
Grundgedanken
(historischer Schwerpunkt) als auch die aktuellen Fragestellungen
(systematischer
Schwerpunkt) dieser herrschenden philosophischen Strömung behandeln.
Wie im Titel formuliert, ist diese Lehrveranstaltung als Einführung
konzipiert
und auch für Studierende aller Fachrichtungen geeignet.
Nähere Informationen unter: http://www.uni-giessen.de/~gde9/seminare/anaphil.htm
Literatur:
Bieri, P. (Hrsg.): Analytische Philosophie der Erkenntnis.
Frankfurt:
Athenäum 1987.
Blume, T.; Demmerling, Ch.: Grundprobleme der analytischen
Sprachphilosophie.
Paderborn: Schöningh 1998.
Dummett, M.: Ursprünge der analytischen Philosophie. Frankfurt:
Suhrkamp
1992.
Hügli, A.; Lübke, P. (Hrsg.): Philosophie im 20. Jahrhundert.
Band 2: Wissenschaftstheorie und analytische Philosophie. Reinbek:
Rowohlt 1993.
Lenzen, W. (Hrsg.): Das weite Spektrum der Analytischen
Philosophie /
Festschrift für Franz von Kutschera. Berlin: de Gruyter 1997.
Schwerpunkt: Grundlagen der Analytischen Philosophie. Jahresband 4
von:
Philosophiegeschichte und logische Analyse / hrsg. von Uwe Meixner und
Albert
Newen. Paderborn: mentis 2001.
Stegmüller, W.: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie.
Band I-IV. Stuttgart: Kröner 1960ff.
Geschichte der
Philosophie/Theoretische Philosophie/Erkenntnistheorie
und Ontologie/Praktische Philosophie:
Seneca: Philosophische Schriften
Mi 12-16, Phil.I:
A/5, 14-tägig,
4st., Beginn 16.10.2002
Suchla
Seneca (ca. 1 v. Chr. Corduba
- 65 n. Chr. Rom) war vor Epiktet und Mark
Aurel der profilierteste stoische Denker der Kaiserzeit. Er zeigt sich
als modern
anmutender Philosoph insofern, als er u.a. forderte, die Sklaven als
geistig
freie Menschen sowie Mann und Frau als sittlich pflichtengleich zu
werten. Insbesondere
durch sein Hauptwerk, die 124 "Briefe über Ethik" (Epistulae
morales), erfuhr sein Denken eine starke Nachwirkung bis in die
Neuzeit hinein.
Darüber hinaus wurde seine Prosa, vor allem über die Vermittlung ihres
Bewunderers Montaigne, zum Muster der neuen literarischen Form des
Essays.
Das Seminar will in Senecas Denken einführen und die Vertrautheit mit
seinem
Werk fördern.
Literatur:
Fuhrmann, M.: Seneca und Kaiser Nero. Berlin 1997.
Maurach, G.: Seneca. Leben und Werk. Darmstadt 1991.
Pohlenz, M.: Die Stoa, 2 Bände. Göttingen 5. Auf. 1978-1980.
Textausgabe:
M. Rosenbach, lateinisch-deutsch, 5 Bände, Darmstadt 1995.
Spezielle Philosophie
(Biophilosophie)/Erkenntnistheorie
und Ontologie (Wissenschaftstheorie):
Naturalismus
Mo 18:00-19:30,
2st., Phil.I:
C/210, Beginn 21.10.2002
Voland
Unter Naturalismus (manchmal
auch Materialismus genannt) versteht man
die Auffassung, dass alle zu beobachtenden Phänomene auf eine
kausalbestimmte
Welt zurückgehen. Alles erklärt sich aus einer Naturgesetzlichkeit,
oder wie Gerhard Vollmer es formulierte: Überall in der Welt geht es
mit
rechten Dingen zu. Wenn aber alles Seiende mit Hilfe von
naturwissenschaftlichen
Methoden beschrieben und erklärt werden kann, fragt sich, ob der
Philosophie
überhaupt eine besondere Erkenntnismethode eigen ist.
Antinaturalistische
Positionen, jedenfalls zeitgenössische, bezweifeln in der Regel nicht
die
Erklärungskompetenz der Naturwissenschaften. Wunderglaube ist
heutzutage
keine ernstzunehmende Alternative mehr, wohl aber wird den
Naturalisten häufig
vorgeworfen, die Philosophie gleichsam "entleeren" zu wollen. In
diesem
Seminar werden wir zunächst Arbeiten zum Programm, Anspruch und
Selbstverständnis
des Naturalismus besprechen, um anschließend einige Fronten in der
Naturalismus/Antinaturalismus-Debatte
nachzuzeichnen. Diese Veranstaltung ist eher für Fortgeschrittene
geeignet.
Einführende Literatur:
Keil, G./Schnädelbach, H. (Hrsg.): Naturalismus -
Philosophische
Beiträge. Frankfurt/M: Suhrkamp 2000.
Vollmer, G.: Was ist Naturalismus? In: Logos 1: S. 200-219, 1994.
Theoretische Philosophie
(Erkenntnistheorie)/Spezielle
Philosophie (Biophilosophie):
Die Evolutionäre Erkenntnistheorie als bio-philosophische Theorie
Das Seminar wird
in zwei
Blöcken stattfinden:
Block 1: 08.-10.11.02, 9-16.00 Uhr; Sonntag von 9-12.00 Uhr
Block 2: nach Absprache Ende Januar oder Anfang Februar, ebenfalls
von Freitag bis Sonntag zu den genannten Uhrzeiten.
Weber
Das Seminar vermittelt in
einem ersten Zugang Überblickswissen zur
Evolutionären Erkenntnistheorie. Dazu wird ein Überblickswerk
(Irrgang)
sowie eine kritische Rezeption dieser Theorie (Engels; Einleitung,
Kapitel 1
und 4) gelesen. Mit dem erworbenen Wissen über die "Richtungen"
und Vertreter der Evolutionären Erkenntnistheorie schauen wir in die
Originalwerke.
Dort werden die Strukturen und Aussagen der einzelnen Autoren sowie
deren methodologischen
Überlegungen zur weiteren Arbeit an diesem Theoriegebäude heraus
gearbeitet.
Dieses Wissen wird mit dem aus der Sekundärliteratur erarbeitetem
verglichen.
Ziel ist es, sich mit Hilfe von Überblickswerken ein theoretisches
Feld
zu erschließen und mögliche Differenzen zwischen Sekundär- und
Primärliteratur zu erkennen - d.h. die "Abweichungen" präzise
angeben zu können.
Einführende Literatur:
Engels, E.: Erkenntnis als Anpassung? Frankfurt/M. 1989.
Irrgang, B.: Lehrbuch der evolutionären Erkenntnistheorie.
Evolution,
Selbstorganisation, Kognition. München 1993.
Lorenz, K.: Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer
Naturgeschichte
menschlichen Erkennens. München 1988.
Oeser, E.: Psychozoikum. Evolution und Mechanismus der
menschlichen Erkenntnisfähigkeit.
Berlin 1987.
Riedl, R.: Kultur - Spätzündung der Evolution? München 1987.
Riedl, R.: Biologie der Erkenntnis. Berlin 1981.
Voland, E. (Hrsg.): Evolution und Anpassung. Warum die
Vergangenheit die
Gegenwart erklärt. Stuttgart 1993.
Vollmer, G.: Biophilosophie. Stuttgart 1995.
Geschichte der Philosophie
(Mittelalter):
Meister Eckharts mittelhochdeutsche Predigten
Mo, 10-12, Phil.I:
F/9,
Beginn: 21.10.2002
v. Ertzdorff-Kupffer / Meinhardt
Meister Eckhart ist weder
besonders deutsch noch besonders "mystisch"
- tiefsinnig, noch ein besonders Unangepasster, noch ein besonders
Aggressiver,
noch gar der erste materialistische Atheist, sondern einer der vielen
großen
Gestalten der Philosophie und Theologie im Hochmittelalter. Als
Universitätsprofessor
lehrte und schrieb er in Latein, als praktischer Seelsorger predigte
er selbstverständlich
in mittelhochdeutscher Sprache. Mittelhochdeutsche Texte aus den
erhaltenen
Predigten werden Grundlage des Seminars sein, die gemeinsame
Übersetzung
soll in eins gehen mit der philosophischen und theologischen
Interpretation.
Literatur:
Meister Eckhart: Werke I u. II. Texte und Übersetzungen von J.
Quint
u.a. Hg. Nikolaus Largier. Frankfurt/M. 1993.
Degenhardt, I.: Studien zum Wandel des Eckhartbildes. Leiden 1967.
Fischer, H.: Meister Eckhart. Einführung in sein philosophisches
Denken.
Freiburg 1974.
Largier, N.: Bibliographie zu Meister Eckhart. Freiburg/Schweiz
1989.
Ruh, K.: Meister Eckhart. München 1985.
Die zu behandelnden Texte werden als Kopien zur Verfügung
gestellt.
F o r s c h u n g s k o l l o q u i e n
Besprechung aktueller
Forschungsvorhaben
Mi 15-16,
1st., Phil.I:
C/210, n.V.
Kanitscheider
Streitfrage Erkenntnistheorie
Mo 16-18,
2st., Phil.I:
C/210, n.V.
Seel
/ Gosepath
Antike und mittelalterliche
Philosophie
n.V.
(um Voranmeldung wird gebeten)
Suchla
Das sogenannte 'Großmutterproblem'
n.b.A.
Voland
Forschungskolloquium
n.V.
(um Voranmeldung wird gebeten)
Becker
Spätschriften des
Nikolaus
von Kues
Fr 16:30-19:00, vierwöchentlich, auch in den
Ferien (um
Voranmeldung wird gebeten)
Meinhardt
Aristoteles,
Metaphysik
Sa 16:30-19:00, vierwöchentlich, auch in den
Ferien (um
Voranmeldung wird gebeten)
Meinhardt
Philosophisches
Kolloquium
siehe Aushang und Internet
Die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten des Zentrums