Jean Améry: Über das Altern. Revolte und Resignation
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- Jean Améry: Über das Altern. Revolte und Resignation
- 2016-07-04T18:15:00+02:00
- 2016-07-04T19:45:00+02:00
Jul 04, 2016 from 06:15 to 07:45 (Europe/Berlin / UTC200)
Bibliothek des Instituts für Geschichte der Medizin der JLU (Jheringstr. 6, 35392 Gießen)
Jean Améry: Über das Altern. Revolte und Resignation
im Rahmen der Sektion »Alter(n) in Gesellschaft« des Gießener Graduiertenzentrums
Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften (in Kooperation mit dem Institut für
Geschichte der Medizin, Gießen)
»Ausgewiesen durch nichts als eine Neigung zur Nachdenklichkeit und vielleicht eine gewisse
Übung darin, lege ich Versuche über das Altern des Menschen vor. […] Es wird gehandelt vom
alternden Menschen in seinem Verhältnis zur Zeit, zum eigenen Körper, zur Gesellschaft, zur
Zivilisation, schließlich zum Tode.«
Dies schreibt der österreichische Schriftsteller Jean Améry (1912–1978) im Vorwort seines 1968
erschienenen Essaybandes Über das Altern. Revolte und Resignation. Als Methode seiner Versuche
wählt Améry das Mittel der »Introspektion«, die notwendig einen »subjektiven Charakter« habe,
die aber zugleich den Anspruch hege, »dem Unternehmen eine Drehung ins Mehr-als-Subjektive
zu geben«. Seine Essays vermitteln zwischen philosophisch-existenzialistischen Reflexionen, die
»das Unentrinnbare und Skandalöse« des Alterns thematisieren, und sozialkritischen
Betrachtungen. So bezeichnet Améry das Altern als »unheilbare Krankheit« und sieht sich
»genötigt«, alle Hoffnungen und allen Trost des alternden Menschen zu »entkräften«, spricht aber
auch vom »sozialen Alter«, das dem »Urteil der Gesellschaft«, dem »Blick der Anderen«
entspringe und mit einer zunehmenden Unsichtbarkeit des alternden Menschen in einer auf
Jugendlichkeit, Leistungsfähigkeit und Aktivität fixierten Gesellschaft einhergehe – für Améry ist
das Altern zugleich Selbstentfremdung und gesellschaftliche Entfremdung.
Gerade die Thematisierung dieses Doppelcharakters des Alterns lassen die Essays Amérys höchst
aktuell erscheinen.
Die Lektüre- und Diskussionsreihe möchte allen Interessierten die Gelegenheit zur
gemeinsamen Erschließung und intensiven Diskussion (die eigenständige vorbereitende Lektüre
wird vorausgesetzt) einiger ausgewählter Essays des Bandes geben, unter besonderer
Berücksichtigung der genannten inhaltlichen Ambivalenzen.
Die Reihe ist (zunächst, mit der Möglichkeit der Fortsetzung) auf 3 Sitzungen angelegt: Nach
einer einführenden Sitzung soll jeweils ein Essay (»Sich fremd werden« und »Der Blick der
Anderen«) in einer 90minütigen Sitzung textnah besprochen und diskutiert werden.
Termine:
Montag, 13. Juni 2016, 18:15 – 19:45 Uhr
Montag, 27. Juni 2016, 18:15 – 19:45 Uhr
Montag, 04. Juli 2016, 18:15 – 19:45 Uhr
Ort: Bibliothek des Instituts für Geschichte der Medizin der Justus Liebig Universität
Gießen (Jheringstr. 6, 35392 Gießen)
Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Informationen und Kontakt: Simon Duckheim (Institut für Geschichte der Medizin, Gießen):
simon.duckheim@histor.med.uni-giessen.de