WS VI: Autismus im Wandel: Herausforderungen und Chancen
WS VI: Autismus im Wandel: Herausforderungen und Chancen
Die Autismus-Spektrum-Störung ist eine Entwicklungsstörung, die durch bereits in der Kindheit vorliegende Beeinträchtigungen der sozialen Kommunikation sowie stereotype Verhaltensweisen gekennzeichnet ist. Die Intensität der Symptome, sprachliche und kognitive Beeinträchtigungen variieren erheblich. 80% der Betroffenen weisen Komorbiditäten auf. Der vielfältigen Pathologie und Heterogenität liegt eine komplexe genetische Ätiologie zugrunde, die mit einer reduzierten synaptischen Plastizität neuronaler Netzwerke einhergeht. Zahlreiche andere Entwicklungs-/psychische Störungen weisen Symptomüberlappungen auf, daher hat die Differentialdiagnostik hohe Relevanz und die Diagnosestellung sollte durch spezialisierte Stellen erfolgen. Die oft erheblichen Einschränkungen der Anpassungsfähigkeit und Lebensqualität können durch therapeutische Interventionen gebessert, jedoch nicht geheilt werden.
Insbesondere in den letzten Jahren ist dieses Störungsbild bekannter und „populärer“ geworden, was sich einerseits in einem erhöhten Forschungsbemühen, verbesserten diagnostischen Methoden und andererseits auch in veränderten Prävalenzraten niederschlägt. Trotzdem stellt die Diagnostik hohe Ansprüche an den Untersucher und Behandler, da sich hinter dem Begriff „Autismus-Spektrum-Störung“ eine Vielzahl von Symptomen verbergen, deren Abgrenzung zu anderen Störungen im klinischen Alltag häufig schwierig erscheint.
In der Veranstaltung sollen neuere Forschungsergebnisse bezüglich der Ätiologie, Diagnostik und therapeutischen Möglichkeiten dargestellt worden. Anhand eines kurzen historischen Abrisses, einigen Falldarstellungen mit Videobeispielen sollen die praxisrelevanten Informationen vermittelt werden. Dabei hat auch die differentialdiagnostische Abgrenzung zu anderen Störungsbildern wie beispielsweise den Aufmerksamkeitsstörungen, Persönlichkeitsstörungen u.a. eine besondere Relevanz. Hinsichtlich der therapeutischen Möglichkeiten werden ein kritischer Überblick sowie eine Einführung in die therapeutischen Behandlungsmaßnahmen gegeben.
Dr. Sanna Stroth ist Psychologische Psychotherapeutin (VT) und seit 2014 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Spezialambulanz für Autismus Spektrum Störungen an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Universität Marburg tätig. Sie studierte Psychologie an den Universitäten Marburg und Heidelberg, promovierte in Ulm und schloss 2013 die Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin am Institut für Klinische Verhaltenstherapie an der Universität Düsseldorf ab. Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit an der Uni Marburg beschäftigt sie sich mit den biologischen Grundlagen sowie der Diagnostik und Differentialdiagnostik der Autismus Spektrum Störung.
Prof. Dr. Inge Kamp-Becker ist leitende Psychologin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg. Sie beschäftigt sich seit über 20 Jahren sowohl in wissenschaftlicher, als auch klinischer Sicht mit der Thematik Autismus-Spektrum-Störungen. Sie leitet die Spezialambulanz für Autismus-Spektrum-Störungen der Klinik und koordiniert mehrere multizentrische Forschungsprojekte. Ihre Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit klinisch relevanten Forschungsfragen, die die frühe, valide Identifikation und Behandlung von Autismus zum Ziel haben. Sie ist zertifizierte ADOS-Trainerin und beschäftigt sich insbesondere mit diagnostischen, differentialdiagnostischen und therapeutischen Aspekten des Störungsbildes Autismus. Sie ist Mitglied der Steuergruppe der AWMF- S3- Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der Autismus-Spektrum-Störungen und Vorstandsmitglied der wissenschaftlichen Gesellschaft für Autismus.