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Hanns Wagners ›Tragoedia Ursina‹

Hanns Wagners ›Tragoedia Ursina‹

 

Das Martyrium als Christusnachfolge wird in religiöser Literatur oft als Gipfelpunkt eines guten und rechten Lebens beschrieben. Diese Idee, die aus dem frühen Christentum, der Zeit der Christenverfolgung, stammt, erlebt im konfessionellen Zeitalter neue Aktualität, wenn es um das Leben im ›rechten‹ Glauben geht und um die Frage, ob die Herrschaft tatsächlich über den Glauben der Untertanen bestimmen und sie mit Gewalt zur Akzeptanz der eigenen Konfession zwingen darf. Die Frage, ob derjenige, der sich dem Druck der Politik beugt und dadurch Vorzüge genießt, oder der, der alle Bedrängnisse bis hin zum Tod auf sich nimmt, um seinen Werten treu zu bleiben, ein ›gutes‹ Leben führt, bewegt auch heute noch in ganz anderen, ob in religiösen oder in säkularen Kontexten.

Das Thema des Martyriums derer, die sich nicht dem Tyrannen unterwerfen, sondern ihre Religion und ihre Werte bewahren, mit Blick auf ein seliges Leben im Jenseits und einen Segen für die Nachwelt, wird in Hanns Wagners ›Tragoedia Ursina‹ aus Solothurn diskutiert – am Beispiel des Solothurner Stadtheiligen Ursus. Er war Mitglied der Thebäischen Legion, die im 3. Jahrhundert wegen ihres christlichen Bekenntnisses auf Befehl des Kaisers hingerichtet wurde. Die Uraufführung 1581 stand im Kontext des hundertjährigen Jubiläums des Beitritts Solothurns zur Eidgenossenschaft und diente als klares Statement der katholischen Zentralschweiz, die ihre Position im mehrheitlich reformierten Bündnis verteidigte, ohne dieses in Frage stellen zu wollen. Die Aufführung 2022 stand im Kontext des DFG-Projekts »Inszenierungen von Heiligkeit«. Dass sie politische Aktualität erfahren hatte, war nicht geplant.

Aufführungstermine:

02.07.2022, 15.00 Uhr: Grünberg, Schloss (ehem. Antoniterkloster)

14.07.2022, 19.30 Uhr: Gießen, Botanischer Garten

18.07.2022, 19.45 Uhr: Prag, Karolinum 

 

→ Weitere Informationen im Terminkalender der JLU