WS: Doris Bachmann-Medick: Figur des Dritten (GCSC)
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- WS: Doris Bachmann-Medick: Figur des Dritten (GCSC)
- 2017-06-22T10:00:00+02:00
- 2017-06-22T14:00:00+02:00
Jun 22, 2017 from 10:00 to 02:00 (Europe/Berlin / UTC200)
Phil I, GCSC, R.001
Die Kultur- und Sozialwissenschaften sind in den letzten Jahren immer mehr davon abgerückt, in binären, dichotomischen Gegensätzen zu denken und zu analysieren. Doch welche Alternativen gibt es dann für das eigene Arbeiten? Reicht schon die verstärkte Aufmerksamkeit auf in-between-spaces, third spaces, d.h. auf hybride Überlappungszonen und Übergangsprozesse? Oder können wir konkretere Ansätze gewinnen, indem wir nach Figuren des Dritten Ausschau halten, also nach Akteuren der Mediation, der Vermittlung, der Translation, aber auch der potentiellen Störung und Konfliktverschärfung?
Das/der Dritte ist jedoch nicht nur ein neuer Gegenstand der Kulturwissenschaften, sondern geradezu „eine Methode, die den Blick verändert“ (Bedorf). Denn sie stellt das vorherrschende Zweierprinzip in Frage, das in Dialog, Intersubjektivität, Identität-Alterität usw. zum Ausdruck kommt. Gesellschaft besteht aber gerade nicht nur in Dualität/Dyaden; sie braucht – nicht zuletzt auch in Form von Institutionen wie Recht, Ökonomie, Medien usw. und anderen Referenzpunkten und Vermittlungsinstanzen – unbedingt die Funktion des Dritten als eine Beobachtungs- und Regulierungsposition von gesellschaftlichen Beziehungen.
Wo ist diese unverzichtbare Figur zu finden und wie ist sie für die eigene Arbeit fruchtbar zu machen? Dies soll im Workshop exploriert werden. Sein weites Anregungsspektrum soll dazu motivieren, neue Relationen in den Blick zu nehmen (gesellschaftliche, literarische, narrative usw.). Dies könnte relevant werden für Literaturwissenschaftler_innen (postkoloniale Theorie, Alterität, Hybridität, „third code“, „third space“, Figur des Erzählers), aber auch für Soziolog_innen und Sozialpsycholog_innen (Interventionskraft des/r Dritten in Zweierbeziehungen, Vermittler, Schiedsrichter, Fremder, aber auch Sozialtheorie des Dritten, „third idioms“).
Im Workshop wird – nach einer Einführung in die Diskussionen zur Figur des Dritten – ein anregender Schlüsseltext diskutiert und versucht, die Blickveränderung durch den Dritten für die eigene Arbeit fruchtbar zu machen.
Diskussionsgrundlage: Joachim Fischer: Tertiarität / Der Dritte. Soziologie als Schlüsseldisziplin,
in: Thomas Bedorf / Joachim Fischer / Gesa Lindemann (Hg.), Theorien des Dritten. Innovationen in Soziologie und Sozialphilosophie, München 2010, S. 131-160.
URN: https://deref-web-02.de/mail/client/pDtWaFfWCcw/dereferrer/?redirectUrl=http%3A%2F%2Fwww.fischer-joachim.org%2FFischer%2520Tertiarit%25E4t%2520Dritte.PDF
(eine ähnliche Position dieses Textes ist auch auf Englisch zugänglich, vgl. Joachim Fischer: Turn to the Third: A Systematic Consideration of an Innovation in Social Theory. In: Ian Cooper; Bernhard F. Malmus (eds.): Dialectic and Paradox: Configurations of the Third in Modernity. Oxford et al.: Peter Lang, 2013, 81–102).