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Hester – vom jüdischen Mädchen zur Retterin

Hauptfigur als Vorbild bis heute? – Aufführungen der Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Universität Gießen – Premiere am 29. Juni im Botanischen Garten

Nr. 89 • 14. Juni 2023

Szenen aus dem Stück „Hester“: Kanzler Carsena (Yunus Boztepe), Hofmeister Harbona (Timo Miosga), König Asverus (Cora Dietl) und Kämmerling Sethar (Michael Leschenko).
Szenen aus dem Stück „Hester“: Kanzler Carsena (Yunus Boztepe), Hofmeister Harbona (Timo Miosga), König Asverus (Cora Dietl) und Kämmerling Sethar (Michael Leschenko).

Der Schweizer Glasmaler, Kartograf und Dramatiker Jos Murer verfasste anlässlich der Hochzeit eines Angehörigen eines der ältesten Züricher Adelsgeschlechter das Theaterstück „Hester“. Bei der Hochzeit am 11. Februar 1567 wurde es uraufgeführt. Die Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) unter der Leitung von Prof. Dr. Cora Dietl erweckt die Protagonisten erneut zum Leben und führt an drei Terminen das Theaterstück „Hester“ auf. Zur Premiere lädt die Gruppe am 29. Juni um 19.30 Uhr in den Botanischen Garten der JLU in Gießen ein. Weitere Vorstellungen finden am 1. Juli um 16 Uhr im Schloss in Grünberg (ehemaliges Antoniterkloster) und am 15. Juli um 18 Uhr im Schloss in Hungen statt.

Der Festcharakter ist dem Spiel aus dem 16. Jahrhundert deutlich anzumerken. Jos Murer greift auf das biblische Buch Esther/Hester zurück und zeigt, wie für ihn gutes Regieren durch Mut, Diplomatie und Pflichterfüllung auf allen Ebenen für die Untertanen aussieht. Denn im biblischen Buch gelingt es Esther, Jüdin am persischen Hof und Gemahlin des Königs Ahaveros, und ihrem Ziehvater Mordechai, die Pläne des Großwesirs Haman zu verhindern, Völkermord an den Juden in Persien zu begehen. Der Dramatiker Murer hält damit den Hochzeitsgästen in Zürich sozusagen einen Spiegel vor. Er will sie ermutigen, in gleicher Weise ihre Macht zum Wohle der Untertanen einzusetzen.

Köchin (Melissa Heerz) und Koch (Michael Leschenko) am Hofe des Königs.
Köchin (Melissa Heerz) und Koch (Michael Leschenko) am Hofe des Königs.
Im Mittelpunkt des Bibelstücks steht die jüdische Königin Esther, die mit Mut und Diplomatie 
das gesamte jüdische Volk vor einem Völkermord bewahrt und somit das Judentum rettet. Unterstützt wird sie durch ihren Ziehvater Mordechai. In Persien feierte man damals aus Anlass der Rettung ein Freudenfest, das Purimfest, das jüdische Gemeinden bis heute ausgelassen feiern. 

Jos Murers Inszenierung auf der Grundlage des Buches Esther geht schonungslos mit Egoisten um, die ihre Macht missbrauchen, und verlacht die Ahnungslosen. Auf diese Weise kann auch heute noch aufgezeigt werden, wie man mit Mut, Diplomatie und Standfestigkeit den Mächtigen entgegentreten kann.

Mitwirkende: Melissa Heerz (Narr), Cora Dietl (Asverus, König), Gloria Gomez (Hester, Königin), Swantje Luhn (Haman, Statthalter des Königs), Yunus Boztepe (Carsena, Kanzler), Timo Miosga (Harbona, Hofmeister), Michael Leschenko (Sethar, Kämmerling des Königs), Leonie Gail (Hatach, Kämmerling der Königin), Feline Bauroth (Seres, Hamans Frau), Frauke Weber (Hamans Diener), Luisa Appel (Erster Freund Hamans), Tim-Christopher Sinkel (Zweiter Freund Hamans), Philipp Holicka (Mardocheus, Ziehvater Esthers), Michael Leschenko (Koch), Melissa Heerz (Köchin), Jesse Garip (Erster Teufel), Maurice Klehm (Zweiter Teufel), Maurice Klehm / Abhinav Sahwney (Epilog).

Haman (Swantje Luhn) und sein Diener (Frauke Weber). Alle Bilder: Abhinav Sahwney
Haman (Swantje Luhn) und sein Diener (Frauke Weber). Alle Bilder: Abhinav Sahwney
Eintritt in Gießen (Ticketverkauf an der Abendkasse)
5 Euro / ermäßigt: 3 Euro / LZG-Mitglieder: frei
In Grünberg und Hungen ist der Eintritt frei. 

An der JLU sind Theorie und Praxis im breiten Studienangebot und in der Lehre vielfach eng verknüpft. Die aktuelle Theateraufführung ist das Ergebnis einer Lehrveranstaltung von Prof. Dr. Cora Dietl, die in den BA- und MA-Studiengang Germanistik und den Lehramtsstudiengang Deutsch integriert ist. 

Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation mit dem Literarischen Zentrum Gießen (LZG) und mit freundlicher Unterstützung des Magistrats der Universitätsstadt Gießen (Kulturamt), des Museums im Spital Grünberg, des Freundeskreises Museum Grünberg e.V. und des Hessischen Landestheaters Marburg.

 

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