Einfrieren von Sperma im Dienste des Artenschutzes
Papageienküken aus tiefgefrorenem Sperma zur Arterhaltung – Veterinärmediziner der Justus-Liebig-Universität Gießen publizieren ihre Forschungsergebnisse in Theriogenology
Nr. 46 • 5. April 2018
Problematisch sei es bei Vögeln, zunächst an das Sperma zu gelangen und dann eine geeignete Methode zu finden, um dieses Sperma überlebensfähig einfrieren zu können, erläutert der Vogelexperte Lierz den Hintergrund seiner Forschungen. Genau dieser Herausforderung komme im Hinblick auf den Artenschutz jedoch eine wichtige Bedeutung zu. Denn: „Viele der heute lebenden Papageienarten sind stark bedroht, und aufgrund ihrer streng monogamen Lebensweise sind Nachzuchtprogramme nur eingeschränkt erfolgreich. Viele Eier werden unbefruchtet gelegt werden.“ Die JLU-Arbeitsgruppe um Prof. Lierz etablierte daher bereits im Jahr 2013 ein Verfahren zur Spermagewinnung beim Papagei, um anschließend erfolgreich künstliche Besamungen durchzuführen und Küken hochbedrohter Arten zu züchten.
Problematisch blieb hierbei die Tatsache, dass Papageien nur wenige Eier legen. Zudem standen die Wissenschaftler vor der Herausforderung, dass zum optimalen Besamungszeitpunkt auch passendes Sperma zur Verfügung stehen muss. Bei der geringen Anzahl fortpflanzungsfähiger Tiere einer bedrohten Art ist dies oftmals nicht möglich.
Daher nutzten die Wissenschaftler den Nymphensittich als Modelltier und entwickelten ein Verfahren, das Sperma überlebensfähig einzufrieren. Anschließend wurde dieses Sperma für Besamungsversuche verwendet. Erstmals konnten auf diese Weise Nymphensittichküken gezüchtet werden. „Dies lässt hoffen, in Zukunft auch Sperma hochbedrohter Papageienarten einfrieren zu können und für den Artenschutz zur Verfügung zu stellen“, sagt Prof. Lierz, der eng mit der Loro Parque Fundacion, Teneriffa, zusammenarbeitet. Die Stiftung hat die Forschungsarbeiten maßgeblich praktisch und finanziell unterstützt.
- Publikation
Theriogenology. 2018 Apr 1; 110:8-17.
doi: 10.1016/j.theriogenology.2017.12.027. Epub 2017 Dec 16.
Investigations on a cryopreservation protocol for long-term storage of psittacine spermatozoa using cockatiel semen as an example.
Schneider H, Fischer D, Failing K, Ehling C, Meinecke-Tillmann S, Wehrend A, Lierz M.
Die Publikation ist erschienen unter:
https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0093-691X(17)30617-9
- Weitere Informationen
www.uni-giessen.de/fbz/fb10/institute_klinikum/klinikum/kvraf/mitarbeiter/lierz
https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0093-691X(17)30617-9
- Kontakt
Prof. Dr. Michael Lierz
Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der Justus-Liebig-Universität Gießen
Frankfurter Straße 91-93; 35392 Gießen
Telefon: 0641 99-38431
Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon: 0641 99-12041