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EU-Millionenförderung stärkt Wahrnehmungspsychologie an der Universität Gießen

Interdisziplinäres neues Forschungsgebiet: Prof. Dr. Roland W. Fleming erhält ERC Consolidator Grant über knapp zwei Millionen Euro

Nr. 25 • 18. Februar 2016

Prof. Dr. Roland W. Fleming. Foto: Jan Jaap Van Assen

Mit knapp zwei Millionen Euro fördert die Europäische Union in den kommenden fünf Jahren an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) den Aufbau eines grundlegend neuen interdiszplinären Fachgebiets im Bereich der Wahrnehmungspsychologie. Prof. Dr. Roland W. Fleming von der Abteilung Allgemeine Psychologie ist es gelungen, einen der begehrten ERC Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrats einzuwerben. Der JLU-Psychologe beschäftigt sich in seinen Forschungen mit der Wahrnehmung von Objekten. Die beantragte Förderung für das Projekt „Shape Understanding: On the Perception auf Growth, Form and Process“ liegt bei 1,95 Millionen Euro. Die Consolidator Grants sind für exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestimmt, deren eigene unabhängige Arbeitsgruppe sich in der Konsolidierungsphase befindet.

Das Projekt, das inhaltlich an den Sonderforschungsbereich „SFB/TRR 135 Kardinale Mechanismen der Wahrnehmung: Prädiktion, Bewertung, Kategorisierung“  anschließt, soll klären, wie das Gehirn über die visuelle Wahrnehmung Rückschlüsse auf die Beschaffenheit von Objekten ziehen kann. Der Mensch kann beispielsweise einschätzen, ob ein Objekt biegsam oder zerbrechlich ist, ob es standfest ist oder leicht umkippt oder was zuvor mit ihm geschehen ist (wie bei einer zerdrückten Dose oder einem angebissenen Apfel). Die Arbeitsgruppe um Prof. Fleming versucht, die psychologischen und kalkulatorischen Prozesse zu identifizieren, die es dem Gehirn ermöglichen, Formen auf diese Weise zu erfassen und zu interpretieren. Dazu werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Ideen und Methoden aus der Oberflächenwahrnehmung, der Morphogenese, der Geometrie, der Computergrafik, der naiven Physik und des Concept Learning zusammenbringen.

„Wir simulieren in unserer Arbeit physische Prozesse, die 3D-Formen kreieren und verändern, wie zum Beispiel biologisches Wachstum, Fließen oder Brechen“, erklärt Prof. Fleming. Bei den so entstandenen Formen sollen Probandinnen und Probanden beispielsweise Schlüsselmerkmale oder Veränderungen erkennen beziehungsweise Kategorien zuordnen können.

JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee zeigte sich hoch erfreut über die erneute Drittmittel-Einwerbung der JLU-Wahrnehmungspsychologen. „Der Consolidator Grant für Prof. Fleming, der zu unseren exzellentesten Wissenschaftlern zählt, ist ein weiterer Beleg für die Bedeutung dieses wachsenden Forschungsgebiets“, betonte er. Erst kürzlich war ein ERC Starting Grant an den Psychologen Prof. Dr. Alexander Schütz gegangen, der seit dem Wintersemester seine in Gießen begonnenen Forschungen zu visueller Wahrnehmung und Augenbewegung an der Philipps-Universität Marburg – und damit im Rahmen der Forschungsallianz Gießen-Marburg – fortsetzt.  

Prof. Dr. Roland Fleming forscht seit 2010 als Professor für Experimentelle Psychologie an der JLU. Der gebürtige Engländer studierte Psychologie, Philosophie und Physiologie in Oxford und promovierte 2004 am MIT (Massachusetts Institute of Technology) zum PhD. Anschließend war er Projektleiter am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen. Prof. Fleming wurde im Jahr 2012 mit dem Preis der Justus-Liebig-Universität ausgezeichnet; die Vision Sciences Society verlieh ihm im Jahr 2013 den Young Investigator Award.

  • Weitere Informationen

http://www.eubuero.de/erc-consolidator-grants.htm


  • Kontakt:

, Allgemeine Psychologie
Telefon: 0641 99-26140

 

Pressestelle der Justus-Liebig-Universität Gießen, Telefon 0641 99-12041

Schlagwörter
Forschung