„Stolpern wir noch?“
Studentischer Dokumentarfilm über Stolpersteine in Hessen – Premiere eines Films im Masterstudiengang Fachjournalistik Geschichte der Universität Gießen am 26. November
Nr. 168 • 15. November 2024
Stolpersteine erinnern seit über 30 Jahren an Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Was in den 1990er-Jahren als kritische Kunstaktion begann, ist längst in der bürgerlichen Mitte angekommen. Die kleinen messingfarbenen Plaketten auf Bürgersteigen vor Hauseingängen gibt es mittlerweile in fast jeder deutschen Stadt – auch in Gießen werden auf diese Weise individuelle Schicksale der Opfer in den öffentlichen Raum zurückgebracht. Stolpersteine sind etwas Alltägliches geworden. Aber haben sie heute noch eine Wirkung? Dieser Frage sind drei Gießener Studierende in ihrem Dokumentarfilm „Stolpern wir noch?“ nachgegangen.
Das Ergebnis ihres Gruppenprojekts ist am 26. November 2024 im Kinocenter (Bahnhofsstraße 34, Gießen) zu sehen. Nach der Vorstellung laden Sarah Carneim, David Hopper und Louise Lenth zur Diskussion. Die Filmemacherinnen und -macher erzählen die Geschichte der Stolpersteine vor allem in Hessen und fangen dabei ganz unterschiedliche Blickwinkel auf das Gedenkprojekt ein.
Neben ehrenamtlichen Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeitern kommen Historikerinnen und Historiker zu Wort, neben einem emigrierten Angehörigen, für dessen Familie Stolpersteine verlegt wurden, ist vor allem auch der Künstler und Projektgründer Gunter Demnig ein wichtiger Gesprächspartner. Er hatte die Studierenden exklusiv in sein Atelier im Vogelsberg eingeladen und ihnen Einblicke in seine Arbeit gewährt. Dadurch entsteht im Film ein komplexes Bild aus konkurrierenden Motivationen, Deutungen und Wirkungen, das vor dem Hintergrund von Populismus und Rechtsruck ganz grundsätzliche Fragen aufwirft: Was können und müssen die Stolpersteine heute leisten? Und wie und warum wollen wir heute überhaupt an den Holocaust und die NS-Diktatur erinnern?
Der Film ist im Rahmen des Masterstudiengangs Fachjournalistik Geschichte entstanden und wurde von dem Gießener Historiker Dr. Florian Hannig und dem Frankfurter Filmemacher Sascha Schmidt betreut. Die Studierenden hatten zunächst Dokumentarfilme zu historischen Themen analysiert und Fragen populärer Geschichtsvermittlung diskutiert, ehe sie im dritten und vierten Mastersemester selbst einen Film produziert haben.
Unterstützt wurde das Projekt von der Fachstelle für Demokratieförderung und (phänomenübergreifende) Extremismusprävention (DEXT) und der Ernst-Ludwig-Chambré-Stiftung zu Lich.
- Termin
Filmvorführung am Dienstag, 26. November, 19.30 Uhr,
Veranstaltungsort: Kinocenter Gießen, Bahnhofstraße 34, 35390 Gießen
- Weitere Informationen
https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb04/institute/geschichte/fachjournalistik
- Kontakt
Prof. Dr. Ulrike Weckel
Professur für Fachjournalistik Geschichte
Historisches Institut der JLU Gießen
Telefon: 0641 99-28300
E-Mail: ulrike.weckel
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