Biodiversität mit molekularbiologischen Methoden erfassen und überwachen
Funktionale Umweltgenomik im Fokus: Gemeinsame Berufung der Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Nr. 146 • 24. September 2020
PD Dr. rer. nat. Miklós Bálint, Wissenschaftler am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum (Frankfurt am Main), wird zum 1. Oktober 2020 als Professor für Funktionale Umweltgenomik an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) eingestellt. Damit verbunden ist die Leitung des Projektgebiets Funktionale Umweltgenomik des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) an der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) in Frankfurt am Main. Es handelt sich um eine gemeinsame Berufung mit der SGN, die die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der anwendungsorientierten Biodiversitätsforschung weiter vertieft. Zahllose wirbellose Tiere sind noch unbekannt, leisten jedoch einen wichtigen Beitrag für die Ökosysteme. Diese biologische Vielfalt zu erfassen, zu verstehen und zu überwachen, ist das Ziel der Forschung von Bálint.
„Mit dieser gemeinsamen Berufung stärken wir das hochinnovative Forschungsfeld des funktionalen ökologischen Monitorings und damit unseren Forschungsschwerpunkt Bioressourcen“, so JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. „Darüber hinaus werden auch unsere Studierenden und der wissenschaftliche Nachwuchs von PD Dr. Bálints Expertise profitieren.“
„Die Genomik bietet ein enormes Potenzial, biologische Prozesse und die Grundlagen der biologischen Vielfalt besser zu verstehen. Wir freuen uns daher außerordentlich über die gemeinsame Berufung von Miklós Bálint und den sich daraus ergebenden Fortschritten für die Umweltgenomik!“, erklärt Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der SGN.
Die Berufung von Bálint erfolgt nach dem „Jülicher Modell“, bei dem die Berufenen zur Wahrnehmung ihrer Leitungsaufgaben in einer außeruniversitären Forschungseinrichtung beurlaubt werden. Bálint wird jedoch neben seiner Tätigkeit als leitender Wissenschaftler am LOEWE-Zentrum TBG an der Lehre sowie an der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der JLU beteiligt sein. Das Lehrangebot am Fachbereich Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement wird er in den Umweltwissenschaften um Veranstaltungen in seinem Spezialgebiet des funktionalen ökologischen Monitorings erweitern.
Miklós Bálint, Jahrgang 1980, studierte und promovierte an der Babeș-Bolyai-Universität Cluj/Klausenburg (Rumänien). Nach verschiedenen wissenschaftlichen Tätigkeiten in Rumänien, unter anderem als Wissenschaftler an der Universität Cluj und als Projektmanager der Romanian Ornithological Society (ROS BirdLife), ging er im Jahr 2009 als Postdoktorand zur Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung nach Frankfurt am Main. Es folgte ein Gastaufenthalt an der University of Minnesota in St. Paul (USA), bevor er 2010 ans Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main wechselte. Seine Forschungsschwerpunkte sind das Metabarcoding komplexer Gemeinschaften – darunter versteht man die genetische Analyse von Mischproben bestehend aus einer Vielzahl von Individuen –, die Paläoökologie, die Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt sowie die Verteilung und Differenzierung von Organismen.
Es handelt sich um die zweite gemeinsame Berufung der Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, die zudem durch verschiedene Forschungsaktivitäten verbunden sind. Dazu zählt unter anderem das LOEWE-Zentrum TBG, in dem gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME die Erbgutinformation einer bisher unerreichten Bandbreite von Organismen entschlüsselt werden soll.
- Weitere Informationen
https://www.senckenberg.de/de/wissenschaft/
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