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Das menschliche Leben – nichts als ein Traum?

Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen führt pommersche Komödie von Ludwig Hollonius auf – Premiere am 8. Juli 2024 in Gießen

Nr. 100 • 18. Juni 2024

Die Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen führt im Sommersemester 2024 die pommersche Komödie „Somnium vitae humanae“ („Traum des menschlichen Lebens“) von Ludwig Hollonius von Ludwig Hollonius auf (Probenfoto am Philosophikum). – Fotos: Karina Fischer
Die Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen führt im Sommersemester 2024 die pommersche Komödie „Somnium vitae humanae“ („Traum des menschlichen Lebens“) von Ludwig Hollonius von Ludwig Hollonius auf (Probenfoto am Philosophikum). – Fotos: Karina Fischer

„Aller Welt Macht und Herrlichkeit / ist nur ein Traum und Eitelkeit.“ Auf diesen auch heute noch gültigen Sinnspruch läuft das Stück hinaus, das die Theatergruppe des Instituts für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) in diesem Sommersemester aufführt. Die spielfreudige Gruppe unter Leitung der Germanistin Prof. Dr. Cora Dietl präsentiert den „Somnium vitae humanae“ („Traum des menschlichen Lebens“) von Ludwig Hollonius. Die Premiere findet am 8. Juli 2024 (Beginn 19.30 Uhr) im Botanischen Garten in Gießen statt.

Der aus Westfalen stammende lutherische Theologe Ludwig Hollonius (um 1570–1621) war ab Ende des 16. Jahrhunderts als Pastor im Stettiner Raum tätig. Der „Somnium vitae humanae“ aus dem Jahr 1605 ist sein zweites Theaterstück, das er in Pölitz/Pommern auf die Bühne brachte. Gewidmet ist der Druck des Dramas Herzog Philipp von Pommern-Stettin, mit dem Hollonius in enger Verbindung stand. Die Komödie basiert auf einer in mehreren frühneuzeitlichen Chroniken überlieferten Anekdote über Herzog Philipp den Guten von Burgund (1396–1467). Es heißt, dieser habe eines Nachts einen Betrunkenen auf der Straße auflesen und in sein Bett legen lassen, um den Säufer am nächsten Tag als Fürsten behandeln zu lassen. Am Abend sei der Mann, wieder bis zur Besinnungslosigkeit betrunken, in seinen alten Kleidern an den ursprünglichen Auffindungsort gelegt worden. Ein für eine burleske Komödie bestens geeigneter Stoff.

Hollonius verzichtet aber auf die Möglichkeit, den ungeschickten „Herzog“ Jan als tollpatschigen Fürsten auf die Bühne zu stellen und zu verlachen. Stattdessen nimmt er den Hof in den Blick. Nicht nur bei dessen Reaktion auf den Rollentausch, sondern auch bei Szenen aus dem täglichen Leben der Höflinge, in ihrer Interaktion untereinander oder mit Vertretern des Klerus, der Stadt- und der Landbevölkerung tun sich Abgründe auf. Der Adel und sämtliche anderen Stände präsentieren im Laufe der Handlung sehr offen ihre Fehler. Damit stellt die Komödie letztlich eine Gesamtabrechnung mit einer in sich korrupten, selbstsüchtigen und dem Alkohol verfallenen Gesellschaft dar. 

 Foto: Karina Fischer
Foto: Karina Fischer

Wenn Jan am Ende meint, er habe von seiner eintägigen Würde als Herzog nur geträumt, zieht Philipp aus seinem Experiment den Schluss, dass das gesamte menschliche Leben letztlich doch nur ein Traum sei. Man dürfe sich nicht auf zeitliche, irdische Werte verlassen. Vor dem Angesicht der Ewigkeit wiegen freilich die Fehler der einzelnen Stände umso schwerer. Das Spiel ruft dazu auf, vom Ende her zu denken und das eigene Handeln rechtzeitig selbst zu beurteilen, bevor es der göttliche Richter tut. In diesem Sinne bilden hier moralisch-religiöse Botschaft und bissige Satire eine Einheit. Ihre überzeitlichen Aspekte kommen in der Aufführung durch die Gießener Studierenden sehr zur Sprache und geben dem Publikum zu denken. 

Studium der Germanistik an der JLU
An der JLU sind Theorie und Praxis im breiten Studienangebot und in der Lehre vielfach eng verknüpft. Die aktuelle Theateraufführung ist das Ergebnis einer Lehrveranstaltung von Prof. Dr. Cora Dietl, die in den BA- und MA-Studiengang Germanistik und den Lehramtsstudiengang Deutsch integriert ist. 
https://www.uni-giessen.de/de/studium/studienangebot/bachelor/germanistik


Mitwirkende
Prof. Dr. Cora Dietl: Philippus, Degenwerth; Emilia Ackermann:    Traurnicht, Trine; Katharina Groß: Gottlieb; Anna Jordan: Siegesbot, Jan; Julian Kräling: Warner, Eisenbart; Niclas Kromer: Frater Antonius, Schartdegen; Lisa Mailänder: Philippus, Degenwerth; Perwin Mayer: Naschart, Tytke; Luca Marie Merkle: Gutbischen, Leutrud; Jonas Schaum: Leuthülff, Plumpart; Julius Schöffmann: Friedlieb, Gebrich; Tim-Christopher Sinkel: Weinholt, Schmeckebier

Unterstützt wird die Aufführung durch das Kulturamt der Universitätsstadt Gießen, das Hessische Landestheater Marburg, das Literarische Zentrum Gießen (LZG), den Freundeskreis Museum Grünberg, das Museum im Spital Grünberg und den Freundeskreis Schloss Hungen.

 

  • Termine
    8. Juli 2024: 19.30 bis 21 Uhr in Gießen, Botanischer Garten (Eingang Sonnenstraße)
    (Eintritt 5 Euro / ermäßigt 3 Euro / LZG-Mitglieder frei)
    13. Juli 2024: 16 bis 17.30 Uhr in Grünberg, Schloss/ ehemaliges Antoniterkloster 
    (Eintritt frei)
    20. Juli 2024: 18 bis 19.30 Uhr in Hungen, Schloss (Eintritt frei)

 

 

  • Kontakt

Prof. Dr. Cora Dietl
Institut für Germanistik der Justus-Liebig-Universität Gießen
Otto-Behaghel-Straße 10 B; 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-29080; Fax: 0641 99-29089
E-Mail: cora.dietl

 

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