Kein Platz für Antisemitismus an der JLU
Stellungnahmen anlässlich des Kriegs in Nahost
Sicherheit aller Studierenden und Beschäftigten hat Priorität
27. Juni 2024
Die Stadt Gießen hat die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) über die Anmeldung verschiedener Protestaktionen unter der Überschrift "Freiheit für Palästina" informiert, die in diesen Tagen wiederholt die Campusbereiche der JLU betreffen.
Wir weisen daraufhin, dass das Gelände der JLU juristisch als öffentlicher Raum gilt und dass die Entscheidung über die Protestveranstaltungen bzw. ihre Duldung nicht im Ermessen der Universität liegt. Die JLU ist weder Veranstalterin noch Unterstützerin der Aktionen.
Die JLU bekennt sich zur Wissenschafts- und Meinungsfreiheit, fördert den offenen Diskurs und erkennt das Recht auf friedlichen Protest an. Wir vertrauen darauf, dass die Protestierenden sich mit ihren Forderungen und ihrem Verhalten im rechtlich zulässigen Rahmen bewegen. Unsere Priorität ist die Sicherheit aller Mitarbeitenden und Studierenden. Dafür werden wir Sorge tragen.
Wir verweisen vor diesem Hintergrund auf die gemeinsame Stellungnahme von Senat und Präsidium der JLU vom 15. November 2023 , die unverändert Gültigkeit besitzt und für uns weiterhin handlungsleitend sein wird.
Rundschreiben des Präsidiums
Gießen, 1. März 2024
Sehr geehrte Mitglieder und Angehörige der JLU,
in einer gemeinsamen Stellungnahme von Präsidium und Senat ( https://www.uni-giessen.de/de/ueber-uns/pressestelle/nahost/nahostsenatpraesidium ) haben wir bereits im November allen Studierenden und Beschäftigten, die antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt sind oder sich in der aktuellen Situation unsicher fühlen, Hilfe und Unterstützung angeboten und sie gebeten, sich in solchen Fällen an das Präsidium zu wenden.
Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat am vergangenen Mittwoch für alle hessischen Hochschulen die flächendeckende Einrichtung von Anlaufstellen für Menschen verkündet, die antisemitische Diskriminierung erfahren oder solche beobachtet haben ( https://wissenschaft.hessen.de/presse/gemeinsam-gegen-antisemitismus-hessens-hochschulen-schaffen-flaechendeckend-anlaufstellen ).
In Absprache mit dem Ministerium haben wir die entsprechende JLU-Anlaufstelle institutionell kurzfristig neu verankert und sie an die Stabsabteilung Studium, Lehre, Weiterbildung, Qualitätssicherung angegliedert. Wir möchten alle Betroffenen von antisemischen Vorfällen ausdrücklich dazu ermutigen, sich ab sofort unter dem Link http://www.uni-giessen.de/meldungantisemitismus an die JLU zu wenden.
Ich bekräftige an dieser Stelle, dass die oben genannte gemeinsame Stellungnahme von Senat und Präsidium, in der wir unser Entsetzen über den Krieg in Nahost und unser tiefes Mitgefühl sowohl für die Opfer der Hamas als auch für die Bevölkerung im Gaza-Streifen ausdrücken, nach wie vor volle Gültigkeit besitzt:
„Zugleich ist es dem Präsidium und dem Senat wichtig, sich unmissverständlich und klar zu positionieren, wenn es um den eigenen Verantwortungsbereich geht – und um den Umgang miteinander auf dem Campus der JLU.
Es schmerzt uns zu hören, dass jüdische Menschen in Deutschland vielfach wieder in Angst leben. Die Vorstellung, dass jüdische Studierende und Beschäftigte sich auf dem Campus der JLU nicht sicher fühlen könnten, ist ungeheuerlich und erfüllt uns mit Scham – gerade angesichts der Geschichte unserer Universität, die in der Zeit des Nationalsozialismus bekanntermaßen allzu bereitwillig jüdische Studierende und Beschäftigte aus den Hörsälen und Laboren ausgeschlossen hat. Präsidium und Senat der JLU sind sich einig darin, Antisemitismus auf dem Campus unter keinen Umständen zu tolerieren. Jeder Ansatz dazu wird sofort unterbunden, jeder Vorfall zur Anzeige gebracht.“
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Katharina Lorenz
Erste Vizepräsidentin
An hessischen Hochschulen ist kein Platz für Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung
Wiesbaden, 15. Dezember 2023
Nach den Terroranschlägen in Israel am 7. Oktober und im Kontext der israelischen Gegenreaktion sind antisemitische Hetze und Straftaten mit einem antisemitischen Hintergrund signifikant gestiegen. In diesem Kontext hatte Wissenschaftsministerin Angela Dorn für Donnerstag alle Hochschulen aus Hessen zu einer außerordentlichen Hochschulleitungstagung nach Wiesbaden eingeladen.
Neben den Gesprächen mit den Hochschulleitungen zum Antisemitismus im Kontext hessischer Hochschulen gab es Impulsvorträge vom Verband Jüdischer Studierender Hessen, von Dr. Roland Johne und Anika Schleinzer vom Landesamt für Verfassungsschutz Hessen, von Dr. Reiner Becker vom Demokratiezentrum Hessen, von Christina Kreis, der Antisemitismusbeauftragten der Generalstaatsanwaltschaft Hessen und von Prof. Dr. Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank und Frankfurt University of Applied Sciences.
Am Ende der außerordentlichen Hochschulleitungstagung wurde einstimmig eine gemeinsame Resolution aller Hochschulen zum steigenden Antisemitismus in Folge der Terroranschläge der Hamas am 7. Oktober beschlossen, die wir hiermit veröffentlichen möchten.
Nach den terroristischen Angriffen der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 mehren sich antisemitische Vorfälle an den hessischen Hochschulen. Die Tatsache, dass sich jüdische Studierende und Mitarbeitende an den Hochschulen nicht sicher fühlen, alarmiert uns sehr. Nie wieder dürfen Jüdinnen und Juden in Deutschland wegen ihrer Religion oder ihrer Kultur in Angst leben. Nie wieder sollen sie ihre Identität verstecken müssen. Wir wenden uns entschieden gegen Antisemitismus in jeglicher Form – nicht nur symbolisch, sondern auch durch konkretes Handeln. Dazu fordern wir auch alle Hochschulangehörigen auf. Alle Mitarbeitenden, Forschenden, Lehrenden und Studierenden haben das Recht, keine Ausgrenzung, Ablehnung oder Diskriminierung aufgrund ihrer jüdischen Identität zu erfahren.
Die hessischen Hochschulen sind Orte der Vielfalt, des gegenseitigen Respekts und des offenen wissenschaftlichen Austauschs. Die Offenheit der wissenschaftlichen Diskussion und des künstlerischen Gestaltens enden allerdings dort, wo antisemitische, rassistische oder menschenfeindliche Aussagen vorgebracht werden. Diese sind weder von der Wissenschafts-, Kunst- noch von der Meinungsfreiheit gedeckt. Einschüchterungen, Hass und Hetze stehen dem Geist unserer Hochschulen entgegen.
Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die hessischen Hochschulen verurteilen den menschenverachtenden Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober 2023 in Israel aufs Schärfste. Es war und ist ein Angriff auf jüdische Menschen, auf Israelis, auf Israel und gegen alle, die für ein friedliches Miteinander stehen. Unsere Gedanken sind bei allen Opfern des Hamas-Terrors, unser Mitgefühl gilt allen Menschen, die von den Folgen des Angriffs der Hamas und den daraus folgenden Kriegshandlungen betroffen sind.
Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die hessischen Hochschulen wenden sich gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und alle Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Diese habe an den hessischen Hochschulen keinen Platz. Das gilt für das Campusleben ebenso wie für Veranstaltungen.
Viele der jüdischen und palästinensischen Studierenden und Mitarbeitenden erleben derzeit Trauer und Angst um Angehörige in der Region. Ihnen gilt unser Mitgefühl. Der Ausdruck von Trauer und Solidarität darf jedoch von niemandem dazu missbraucht werden, den Terror der Hamas gutzuheißen, Jüdinnen und Juden einzuschüchtern oder gar das Existenzrecht Israels in Frage zu stellen. Das Massaker in Israel hatte zum Ziel, die Jüdinnen und Juden und Israel zu vernichten. Es ist nicht zu rechtfertigen, dass Bekundungen des Mitleids, der Trauer oder der Anteilnahme für Antisemitismus missbraucht werden.
Gleichzeitig verurteilen wir, dass Musliminnen und Muslime in Mithaftung für den Hamas Terror genommen werden. Wir wenden uns auch gegen Hassreden, antimuslimische Diskriminierung und Übergriffe an unseren Hochschulen. Die Hochschulen werden dies ebenfalls unterbinden und ihr Hausrecht konsequent ausüben.
Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die hessischen Hochschulschulen sind sich ihrer Verantwortung bewusst, eine respektvolle Hochschulkultur zu ermöglichen und Hochschulen weiterhin als diskriminierungsfreien Raum zu erhalten. Wir bieten umfassende Unterstützungs- und Beratungsangebote für alle Angehörigen, die im Kontext der Hochschulen Diskriminierung erleben oder beobachten. Jeder Form von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung treten wir entschieden entgegen.
Die hessischen Hochschulen stehen entschieden gegen jede Form von Antisemitismus ein und gehen mit konkreten Maßnahmen aktiv dagegen vor.
Dies umfasst Bereiche der Sensibilisierung, Prävention und der Schaffung von Räumen des friedlichen Dialogs sowie der interdisziplinären Forschung und Weiterbildung als auch der rechtsstaatlichen Verfolgung und Bekämpfung.
Handlungsfeld Sensibilisierung, Prävention und Schaffung von Räumen des friedlichen Dialogs:
Exemplarisch sind hier ad-hoc-Arbeitsgruppen zu nennen, um den Studien- und Arbeitsalltag zu verbessern, Kooperationen mit Beratungsstellen zum Thema Antisemitismus, Dialogformate zwischen jüdischen und muslimischen Studierenden, eine Vortragsreihe zum Thema Antisemitismus, die Bereitstellung eines „Safe Roms“ für jüdische Studierende mit der Möglichkeit von Beratung zum Umgang mit Antisemitismus und psychologischen Hilfsangeboten.
Handlungsfeld interdisziplinäre Forschung und Weiterbildung:
Exemplarisch sind hier öffentliche Podiumsdiskussionen sowie Fachtage des Zentrums für Lehrkräftebildung zu rechten Ideologien und Veranstaltungen im Rahmen des Studium Generale zum Thema Nahost-Konflikt, israelbezogener Antisemitismus und die Rolle der postcolonial studies zu nennen.
Handlungsfeld rechtsstaatliche Verfolgung und Bekämpfung:
Darunter fällt insbesondere die konsequente Verfolgung antisemitischer Vorfälle sowohl bezüglich des Stellens strafrechtlicher Anzeigen als auch im Rahmen der eigenen Zuständigkeit wie beispielsweise Platzverweise sowie der Entzug von Raum zusagen für Veranstaltungen in Fällen von Hinweisen auf israelbezogenen Antisemitismus und der Entzug des Status einer Hochschulgruppe.
Zur weiteren Unterstützung im Handlungsfeld Sensibilisierung, Prävention und der Schaffung von Räumen des friedlichen Dialogs beabsichtigt das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, im Rahmen der Hochschulpaktmittel für Qualitätssicherung in Studium und Lehre 1,5 Millionen Euro bereitzustellen.
Antisemitismus auf dem Campus wird nicht toleriert
Senat und Präsidium der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
Entsetzen an der JLU nach grauenhaftem Anschlag der Hamas auf Israel