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Gießener Allgemeine vom 25.1.2007

MaMeMiMoMu -- Keine Angst vor der Malaria

»Justus’ Kinderuni« erklärte zum Semesterabschluss, warum Kinder in Afrika so oft an hohem Fieber erkranken

Gießen (si). Jedes Jahr erkranken viele Millionen Menschen an Malaria. Wann droht Gefahr? Es muss Malariaparasiten geben, damit sich Menschen anstecken können, und das geht nur bei Mindesttemperaturen, also Wärme, und wenn es schön feucht ist, wie im Morast, wo Mücken leben, denn die gehören auch dazu. »MaMeMiMoMu« heißt die Formel, die sich jeder merken kann -- ganz besonders gut natürlich Kinder. Etwa 250 Acht- bis Zwölfjährige ließen sich am Dienstagnachmittag von der Professorin Katja Becker, die an der Justus-Liebig-Universität normalerweise das Fach Biochemie der Ernährung des Menschen lehrt, auf einer Reise nach Afrika mitnehmen -- dort ist die Krankheit nämlich, was jetzt auch die Jüngsten wissen, besonders weit verbreitet. Mit dem Vortrag endete das vierte Semester von »Justus’ Kinderuni«.

53 Staaten gibt es in Afrika, 900 Millionen Menschen, über 2000 Sprachen, der längste Fluss fließ dort. Auf dem Kontinent ist alles »riesen-riesen-groß«, berichtete die Medizinerin ihren jungen Zuhörern. Und die wussten selbst sehr viel: Dass Löwen, Zebras, Schlangen, Gorillas und Skorpione dort leben, beispielsweise. Was sie noch nicht gehört hatten, war, was es dort zu essen gibt. Bei dieser Frage musste aber auch die Professorin passen. Zum Glück hatte sie sich einen Fachmann mitgebracht. Boniface Mwongela Mailu -- er stammt aus Kenia -- konnte genau erklären, dass dort Süßkartoffeln, Reis, Bananen, Mais oder auch Bohnen zu einem Festmahl gehören.

Leckere Büfetts gibt es in Afrika leider nicht sehr häufig. Denn viele Länder sind sehr arm. Dort lagern zwar Bodenschätze wie Erdöl und Diamanten. Aber die Bevölkerung hat davon kaum etwas. Kriege und Krankheiten sind weit verbreitet. »Die Kinder leiden besonders«, sagte die Professorin. Das konnte Boniface bestätigen. Und er konnte sogar aus eigener Erfahrung berichten, wie man sich bei Malaria fühlt. Er lag damals als kleiner Junge im Bett, hätte eigentlich einen Schulausflug unternehmen sollen -- etwas ganz besonderes, auf das er sich schon lange gefreut hatte. Doch er wollte an dem Morgen nicht mal aufstehen, ihm war schlecht -- so schlimm, dass die Mutter mit ihm auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus fuhr; in Afrika macht man das übrigens mit dem Minibus, denn nur die wenigsten Familien haben ein Auto. 41 Grad Fieber maß der Arzt bei ihm, das war lebensbedrohlich. Ein Bluttest brachte nach wenigen Minuten die Gewissheit: Es war Malaria.

Gegen diese Krankheit kann man sich nicht impfen lassen. Aber wenn man sie bekommt, können Medikament helfen. Auch Boniface erhielt ein solches Mittel, Kinder erhalten das in Kenia sogar kostenlos. Und damit kam er schnell wieder auf die Beine. In seinem Dorf hatten die Menschen später eine gute Idee, um gegen die Malaria-Mücken vorzugehen. Sie kippten ein wenig Öl auf die Tümpel, um die Verbreitung der kleinen Tierchen zu verhindern. Es gibt aber auch andere Wege, um sich zu schützen. Viele Menschen in gefährdeten Gebieten spannen Netze auf, unter denen sie dann schlafen.

In Deutschland ist die Malaria kein Thema mehr -- noch am Anfang des letzten Jahrhunderts konnte man auch hier erkranken. Dass es inzwischen ungefährlich ist, freut auch Boniface Mwongela Mailu. Der ist nämlich eigentlich Chemiker und schreibt bei der Professorin Katja Becker zurzeit seine Doktorarbeit. Da kann man die Malaria gar nicht gebrauchen.

Zum Schluss lernten die Kinder sogar noch ein kleines afrikanisches Lied: Jambo, Jambo Bwana (»Hallo, Mensch, wie geht's?«), es lädt zum Besuch in Kenia ein. Und es gab Fruchtgummis für alle. Viele Gründe also für den donnernden Applaus, mit dem sich die Kinder von den beiden Dozenten verabschiedeten.

»Justus' Kinderuni« wird im kommenden Sommersemester fortgesetzt. Es gibt wieder vier Vorlesungen, die dienstags stattfinden. Die erste ist für den 22. Mai geplant.

Die Professorin Katja Becker hatte einen sachkundigen Assistenten zur Vorlesung mitgebracht: Boniface Mwongela Mailu erzählte von seiner Heimat Kenia und wie es ist, wenn man als Kind an Malaria erkrankt.