Alexander Jung
Alexander Jung, geboren 1966 in Gießen, studierte von 1985 bis 1991 Geschichte, Fachjournalismus, Öffentliches Recht und Politik an der Justus-Liebig-Universität. Während des Studiums verbrachte er ein Jahr in den USA an der Boston University und lernte dort, wie amerikanischer Journalismus funktioniert. Nach der Magisterprüfung ging er nach Hamburg und besuchte die Henri-Nannen-Schule, die Ausbildungsstätte des Verlags Gruner+Jahr, um zu lernen, wie deutscher Journalismus funktioniert. |
Seine Karriere als Redakteur begann Jung 1993 bei der WOCHE, der ersten farbigen Wochenzeitung in Deutschland. Er schrieb im Wirtschaftsressort über wichtige Themen der neunziger Jahre: den Arbeitsmarkt, die Globalisierung und die Zukunft des Standorts Deutschland. 1997 veröffentlichte Jung sein erstes Buch „Die Jobkiller“. Er wechselte zum SPIEGEL, seit 1997 recherchiert und schreibt er für das Nachrichten-Magazin mit den Schwerpunkten Weltwirtschaft, Energie und Rohstoffe. Jung lebt mit seiner Familie in Hamburg. |
Sie haben einige Jahre Ihres Lebens an der JLU verbracht. Was haben Sie für sich persönlich mitgenommen?
Die Erinnerung an eine Zeit großer Freiheiten.
Was hat Sie damals bewogen, sich für die JLU zu entscheiden?
Ich stamme aus Gießen, aus dem Fenster meines Kinderzimmers hatte ich freien Blick auf das Phil I. Da lag es nahe, diese Gebäude auch von innen zu studieren.
Was verbindet Sie heute mit der JLU? Stehen Sie noch in Kontakt zu ehemaligen Kommilitonen?
Noch immer der Blick aus dem alten Kinderzimmer, wenn ich bei Heimatbesuchen dort übernachte.
Gibt es aus Ihrer Studienzeit eine interessante Geschichte, die Ihnen einfällt, wenn Sie an Ihre Zeit an der JLU zurückdenken?
Ich erinnere mich an einen Tutor, einen angenehmen, jungen Mann mit grüner Brille und weißen Sandalen, mit dem wir 1986 in der AG "Öffentliches Recht" das Problem vorzeitiger Neuwahlen durch eine bewusst herbeigeführte Auflösung des Bundestages behandelt haben. Dieser Tutor fand es gar nicht in Ordnung, dass Helmut Kohl 1982 auf diese Weise an die Macht gekommen ist. 23 Jahre später, im Sommer 2005, hat Gerhard Schröder denselben Weg gewählt. Schröder verlor allerdings die Wahl und startete eine zweite Karriere als Gaslobbyist. Sein Kanzleramtschef Frank Steinmeier kam dagegen groß raus, er wurde Außenminister in der Großen Koalition. Steinmeier war der Tutor von damals.
Vermissen Sie manchmal den Wissenschaftsbetrieb?
Ja, wenn es darum geht, sechs Wochen Zeit für eine Aufgabe zu haben.
Nein, wenn es darum geht, sechs Monate Zeit für eine Aufgabe zu haben.
Gab es während Ihrer Zeit an der JLU eine Veranstaltung, die Sie - im Nachhinein betrachtet - als besonders wertvoll für Ihren Werdegang erachten?
Im Sommersemester 1986 engagierte Professor Siegfried Quandt, der Leiter des Studiengangs
"Fachjournalismus Geschichte", den Dramaturgen Kurt Kreiler für ein bemerkenswertes Vorhaben. Wir inszenierten die Geschichte der Gemeinde Rauischholzhausen. Kreiler und die Studenten recherchierten Begebenheiten aus verschiedenen Jahrhunderten und schrieben ein Drehbuch. An einem lauen Abend führten wir das Stück auf, ich spielte einen Rabbi und hatte mich zuvor wochenlang um Bartwuchs bemüht. Das Projekt hat mir erstens gezeigt, dass ich kein Barttyp bin, und zweitens, wie kreativ man das Ergebnis von Wissenschaft, in diesem Fall von Sozialgeschichte, vermitteln kann.
Was würden Sie heute in Ihrem Studium anders machen?
Ich würde nicht noch einmal in Gießen studieren, was natürlich nicht an der Uni liegt: Es ist einfach zu bequem, in der Heimatstadt zu bleiben, und es ist zu wichtig, Erfahrungen in anderer Umgebung zu machen.
Welcher universitäre Abschluss bereitet einen Menschen wohl am ehesten auf ein Leben als Journalist vor?
Egal, wie das Fach lautet – Hauptsache, man kennt sich danach auf einem Gebiet richtig gut aus.
Besitzen Sie noch Erinnerungsstücke aus Ihrer Studienzeit?
Eine Tasse mit dem Aufdruck "Studentenwerk Gießen".
Von Alumnus zu Student/in: Was raten Sie angehenden Akademikerinnen und Akademikern?
Trotz aller Prüfungsvorgaben: Es sollte jeder die Gelegenheit von vier, fünf Lebensjahren nutzen, sich in vielen Richtungen auszuprobieren.
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