„Gesundheitliche (Un-)Versorgung von Geflüchteten auf Lesbos und in Gießen: Schaffen wir das?" Vortrag von Carmen Atzert
Carmen Atzert arbeitet für die NGO Americares, die humanitäre Hilfe und gesundheitliche Versorgung in Flüchtlingscamps unterstützt. Sie war 2020 für mehrere Monate auf Lesbos, zunächst im Flüchtlingslager Moria und später, nach den Bränden, im Camp Mavrovouni.
Das Ziel dieses Vortrags ist es, einen intimen Bericht über die Lebensbedingungen der Menschen in Camp Moria, dem einst schlimmsten und größten Flüchtlingslager Europas, zu geben. Carmen Atzert wird von ihrer Arbeit als Freiwillige im Camp berichten und von den Menschen und Organisationen, mit denen sie gearbeitet hat. Ferner wird sie einen Einblick in den Alltag der Bewohner:innen geben, welcher durch die Covid-19-Pandemie gravierend erschwert wurde, und über die verheerenden Auswirkungen des Feuers sprechen, das Moria am 8. September 2020 verwüstet hat. Carmen Atzert möchte zum Nachdenken darüber anregen, welche Folgen der EU-Türkei Deal für das Leben von Flüchtlingen hat, und über die wachsende feindselige Haltung gegenüber Flüchtlingen, da sich die EU-Politik nach rechts wendet. Sie wird darüber sprechen, wie es war, in der Nachtschicht der Notfall Klinik und später als Teil eines kleinen Teams, welches für die WASH-Infrastruktur verantwortlich war, zu arbeiten. Im Verlauf des Vortrags wird sie im Besonderen von der allgegenwärtigen Resourcenknappheit berichten. Laut Carmen Atzert ist es wichtig, dass Menschen in Deutschland die materiellen Folgen des Politikwechsels seit 2016 bedenken, der sich von „wir schaffen das" in die beunruhigende Frage „schaffen wir das?" verwandelt hat.
Die Veranstaltung wird von der Refugee Law Clinic Gießen, Medinetz Gießen, DiML (ehemals ZMI) und FMM organisiert und findet am Dienstag, den 09. Juli 2024 von 18:15-20:00 Uhr im HS 002 auf dem Campus Recht und Wirtschaft, Licher Straße 68, 35394 Gießen statt.