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Digitale Nachhaltigkeitslehre

Eventbericht zum Online-Workshop zu "Digitale Nachhaltigkeitslehre: Innovative Lehrpraxis und Didaktik in Zeiten der Krise"


Der DVPW Arbeitskreis Umweltpolitik und Global Change (AK Umwelt) und das Zentrum für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung (ZEU) luden vom 25. bis 26. März 2021 ein zu einem interaktiven Austausch über Fragen der innovativen Lehrpraxis und Didaktik in der digitalen Nachhaltigkeitslehre. Der Online-Workshop vereinte 36 engagierte Teilnehmer:innen verschiedener Universitäten und Bildungseinrichtungen aus Deutschland, Frankreich, Niederlande, Belgien und Chile.

 

Abb. 1 © Johannes Damster

  • Veranstaltende

» Arbeitskreis Umweltpolitik und Global Change der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft


» Zentrum für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung (ZEU) der Justus-Liebig-Universität Gießen

 

In seiner Begrüßungsrede betonte Prof. Dr. Helmut Breitmeier (JLU Gießen, ZEU) die Relevanz digitaler Nachhaltigkeitslehre, die vor allem vor dem Hintergrund zunehmender Internationalisierung der Lehre und der Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen neue Möglichkeiten für Bildung für nachhaltige Entwicklung biete. In ihrem Grußwort für den AK Umwelt verwies Dr. Sandra Schwindenhammer (JLU Gießen, ZEU) auf den fortwährend gewinnbringenden Austausch engagierter Lehrender im Arbeitskreis über Fragen der Konzeption, Umsetzung und institutionellen Verbreitung von (digitaler) Nachhaltigkeitslehre.

Beim anschließenden Roundtable „Digital = optimal? Potenziale und aktuelle Herausforderungen in der digitalen Nachhaltigkeitslehre“ diskutierten Prof. Dr. Alexander Siegmund (PH Heidelberg und Uni Heidelberg), PD Dr. Matthias Freise (WWU Münster) und Natalie Kiesler (JLU Gießen) zu aktuellen Chancen und Herausforderungen in der digitalen Nachhaltigkeitslehre im deutschen Bildungssystem (s. Abb.1). Alexander Siegmund betonte die besonderen adaptiven, kommunikativen und Komplexität reduzierenden Potenziale digitaler Nachhaltigkeitslehre. Matthias Freise skizzierte Tipps zum konkreten didaktischen Vorgehen bei der Konzeption und Durchführung digitaler Lehrformate und Natalie Kiesler gab praktische Einblicke in den Prozess der Etablierung des rein digitalen Masterprogramms „Sustainable Transition“ an der JLU Gießen, welches ab Herbst 2021 angeboten werden soll. Die Podiumsgäste unterstrichen die mit der Digitalisierung verbundenen großen Potenziale, die Hochschullehre weiterzuentwickeln und Lehrangebote durch die Integration synchroner und asynchroner Lehrveranstaltungen partizipativer und offener zu gestalten. Hierdurch könne auch die studentische Beteiligung an Lehrveranstaltungen erhöht werden. Allerdings verwiesen die Expert:innen zugleich auf bestehende strukturelle und institutionelle Herausforderungen, die es politisch und hochschulintern zu adressieren gelte.

Ein weiteres Highlight des Online-Workshops bildeten die Vorträge über Best Practice Lehrbeispiele der digitalen Nachhaltigkeitslehre von Nora Große (FU Berlin), Tobias Gumbert (WWU Münster), Dr. Martin Gerner (TU Dresden), Katrin Beer (OVGU Magdeburg), Dr. Jonas Ibrahim Hein (CAU Kiel) & Dr. Yvonne Kunz (DIE), Prof. Dr. Katja Biedenkopf (University of Leuven) und Dr. Lisa Pettibone (FernUniversität in Hagen).

Abb. 2: Ergebnisse Arbeitsgruppen vom 26.03.2021

Die wechselseitig gewährten praktischen Einblicke stimulierten die von Dr. Sabine Weiland (Université Catholique de Lille) moderierte Diskussion über den gelungenen Einsatz von Simulations- und Planspielen, die Behandlung von Fallstudien sowie die Durchführung hybrider Veranstaltungsformate in der digitalen Nachhaltigkeitslehre.

Im Zentrum des zweiten Workshop Tages stand die vertiefte Gruppenarbeit. Flankiert durch drei Impulsvorträge von Dr. Thomas Hickmann (Utrecht University), Prof. Dr. Markus Lederer (TU Darmstadt) und Dr. Jens Marquardt (TU Darmstadt) über die Schwerpunktthemen i) Didaktik, ii) Internationalisierung und iii) Corona und Nachhaltigkeit als Gegenstände digitaler Nachhaltigkeitslehre erarbeiteten die Arbeitsgruppen Kurzpräsentationen, welche im Anschluss im Plenum vorgestellt und diskutiert wurden (s. Abb. 2). Im Ergebnis des Workshops stimmten die Teilnehmenden darin überein, dass digitale Nachhaltigkeitslehre zwar einen höheren Arbeitsaufwand als die Präsenzlehre mit sich bringt, zugleich jedoch einen intensiveren Austausch mit den Studierenden ermöglicht (s. Abb. 3).

Hierbei sei jedoch wichtig, (i) digitalen Veranstaltungsformaten die Anonymität zu nehmen, (ii) die Erwartungen an sich selbst und die Studierenden gemäß dem Motto „#leaving no one behind“ realistisch zu formulieren, insbesondere was den Umgang mit neuen Software Formaten angeht, und (iii) Lehrveranstaltungen durch (kontinuierliches) Feedback stetig interaktiv weiterzuentwickeln. Vor diesem Hintergrund sei auch (iv) die persönliche didaktische und methodische Weiterbildung der Dozent:innen von zentraler Bedeutung. Auch wenn es zahlreiche digitale Lehrangebote bereits vor der Covid-19-Pandemie gab, hat die Pandemie die Konzeption und Verbreitung digitaler Veranstaltungen an deutschen Hochschulen weiter beflügelt. Der Workshop endete mit der gemeinsamen Erkenntnis, dass digitale Nachhaltigkeitslehre Lehrenden und Lernenden, aber auch Bildungseinrichtungen insgesamt vielfältige neue Möglichkeiten eröffnet, um Veranstaltungen interaktiver, kooperativer und internationaler zu gestalten und in die Gesellschaft zu wirken. Die Realisierung dieser Möglichkeiten wird zukünftig von förderlichen politischen und institutionellen Rahmenbedingungen und einer smarten Verschränkung von digitalen und Präsenzformaten innerhalb der universitären Lehre abhängen, die es auch jenseits der Krise zu meistern gilt.

Abb. 3: Ergebnisse Sildo-Echtzeit-Umfrage am 26.03.2021

Die zentralen Dimensionen des praxisorientierten Austauschs


  • Erfahrungen mit und aus digitaler Nachhaltigkeitslehre

Was zeichnet innovative digitale Lehr- und Lernkonzepte in der politikwissenschaftlichen Nachhaltigkeitslehre aus? Wie lassen sich solche Konzepte an Hochschulen erfolgreich entwickeln, umsetzen und verbreiten? Was sind förderliche Bedingungen und worin bestehen Hürden?

  • Didaktik in der digitalen Nachhaltigkeitslehre

Inwiefern können digitale Lehr- und Lernformen die Praxis der Nachhaltigkeitslehre bereichern? Was sind Chancen und Grenzen von MOOCs oder Blended Learning Konzepten? Was sind die Bedingungen für erfolgreiches selbstorganisiertes Lernen in der digitalen Nachhaltigkeitslehre? Wie kann diesen Bedingungen in der Konzeption und Durchführung von digitaler Nachhaltigkeitslehre Rechnung getragen werden? Welche besonderen didaktischen Anforderungen stellen digitale Veranstaltungsformate in der Nachhaltigkeitslehre an die Dozent*innen?

  • Internationalität

Wie kann die digitale Nachhaltigkeitslehre der Komplexität ihres Gegenstands und seinen unterschiedlichen Raum- und Zeitbezügen  angemessen Rechnung tragen? Was sind erfolgreiche Beispiele für internationale Studiengänge, digitale Lehrvernetzung und Kooperation (z.B. Global Classroom)? Was sind die Voraussetzungen und Hürden für interkulturelles Lehren und Lernen in der digitalen Nachhaltigkeitslehre?

  • COVID-19 und Nachhaltigkeit als Gegenstände der digitalen Nachhaltigkeitslehre

Inwiefern beeinflusst die COVID-19 Pandemie als Gegenstand und Kontextfaktor die Ausgestaltung digitaler Nachhaltigkeitslehre? Wie können verschiedene Perspektiven auf die Krise gewinnbringend integriert und vermittelt werden? Wie nachhaltig sind digitale Lehrmethoden und -strategien in der Nachhaltigkeitslehre selbst und inwiefern leisten sie einen Betrag zum Umgang mit der Krise?