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3R Education

 

Die infrastrukturellen Voraussetzungen an der Justus-Liebig-Universität Gießen bilden einen hervorragenden Rahmen zu Erarbeitung von innovativen didaktischen Konzepten, die zu einer sichtbaren und nachhaltigen Implementierung des 3R-Konzeptes beitragen. In den vergangenen Jahren hat sich die Mensch-Tierbeziehung stark gewandelt und resultierte u. a. in einer veränderten gesellschaftliche Wahrnehmung und Bewertung des Einsatzes von Versuchstieren. Neben rein ethischen Aspekten, die beispielsweise auf die Leidensfähigkeit der Tiere ausgerichtet sind, werden auch tierrechtliche Fragen adressiert. Aus Sicht einiger beteiligter Wissenschaftler, die Tiermodelle einsetzen, werden zunehmend Limitierungen in der Nutzung dieser Modelle gesehen. Das 3R-Prinzip kann einen wesentlichen Beitrag in diesem Diskurs leisten. Es ist wissenschaftlich und politisch zugleich, respektiert das Recht des Tieres auf dessen Unversehrtheit und fördert die Entwicklung innovativer Technologien, die dem Tiermodell überlegen sind. Darüber hinaus reflektiert es die Sachverhalte mittels unterschiedlicher ethischer Positionen und bildet die Basis für einen wertschätzenden Dialog. Hieraus wird schnell ersichtlich, dass das 3R-Prinzip nur erfolgreich sein kann, wenn sich möglichst viele, sehr unterschiedliche Disziplinen zum Thema beraten. Es genügt demnach nicht, dass sich Experten einer Disziplin (beispielsweise Tierärzte zu Fragen der Belastungsminimierung, Bioinformatiker zum Thema von in silico Modellen oder Pharmakologen/Toxikologen zu alternativen Verfahren) austauschen, denn diese lediglich disziplinären Ansätze sind nicht dazu geeignet, die gewonnenen Erkenntnisse ausreichend über die fachlichen Grenzen hinaus zu distribuieren.

Die 3R-Forschung kann als Forschungsdisziplin verstanden werden, die sich nicht allein mit biomedizinischen Fakten, sondern auch mit gesellschaftlichen und politischen Problemen auseinanderzusetzen hat. Somit kann sich diese Wissenschaftsform nicht allein auf interne Stimuli fokussieren. Ein interdisziplinärer Ansatz geht von einer gemeinsamen Er- und Bearbeitung von Hypothesen und Technologien aus, die in einem Austausch von Konzepten und Daten mündet. Das Hauptziel der interdisziplinären Forschung kann als Mehrung  und Integration von Wissen verstanden werden, deren zentrales Erfolgskriterium es sein sollte, die Ergebnisse einer problemorientierten Forschung zu diffundieren.

 

Die interdisziplinäre Ausrichtung bildete von Anfang an (2017) die Basis aller Aktivitäten des Gießener 3R-Zentrums. Durch Nutzung der gegebenen herausragenden universitären Struktur der Justus-Liebig Universität ergibt sich somit eine organisationale Identifikation, die im Sinne von Russell und Burch einen nachhaltig Beitrag zur Implementierung des 3R-Prinzips leisten will.

Das Gießener 3R-Zentrum  kann bereits auf  intensive Vernetzungen zwischen den Fachbereichen Veterinärmedizin, Medizin, Biologie, Agrarwissenschaften, Soziologie und Rechtswissenschaften verweisen und vernetzt sich darüber kontinuierlich auf nationaler und internationaler Ebene.

 

Da im skizziertem Kontext sehr unterschiedliche Akteure beteiligt sind, die hinsichtlich ihrer jeweiligen Professionalisierung assoziierte Berufe bzw. alle akademischen Grade abdecken, bedarf es unterschiedlicher didaktischer Konzepte. Die Entwicklung dieser Konzepte bildet einen Schwerpunkt des Forschungsprogramms 3R-Education ab.