Diagnoptico – Ein digitaler Beschreibungs- und Analysetrainer für Studium und Kulturgutvermittlung
Das Projekt
Digitale Interaktionstechnologien spielen eine zentrale Rolle in der Wissensvermittlung im musealen Bereich. Sie erlauben es Nutzenden, sich aktiv neue Kenntnisse in der Anwendung anzueignen, nicht nur Informationen passiv zu konsumieren. Im Rahmen von DIAGNOPTICO werden anhand ausgewählter Objekte der Antikensammlung interaktive Erlebnis-Szenarios geschaffen, die es Nutzenden am PC oder auf einem mobilen Endgerät ermöglichen, sich ein ihnen unbekanntes Objekt in seinen Eigenschaften Schritt für Schritt selbst zu erschließen. Das strukturierende Element dieser Interaktionen ist der Beschreibungsprozess, der eine Analyse und Interpretation des Objekts erst ermöglicht. DIAGNOPTICO adaptiert dafür das Diagnosemodell des Kunsthistorikers Erwin Panofsky, in welchem die optisch-visuelle Eigenschaften von Objekten mit Blick auf ihren Phänomensinn (WAS ist dargestellt?), ihren Bedeutungssinn (WIE ist es dargestellt?) und schließlich ihren Dokumentsinn (WARUM ist es dargestellt?) beschrieben und interpretiert werden. Das Beherrschen dieser Methodik ist eine zentrale Schlüsselqualifikation Studierender der Kunstwissenschaften, lässt sich aber auch für objekt- und materialwissenschaftliche Fächer jenseits der Geisteswissenschaften adaptieren.
Digitale Kulturpraktiken und ihr Einsatz im Museumsbereich sind einer der Schwerpunkte der Professur für Klassische Archäologie. Das Projekt baut zudem auf Vorarbeiten der Antragstellerinnen auf, die bereits in den vergangenen Semestern mit Studierenden in zwei Übungen Szenarien für niedrigschwellige digitale Museumserlebnisse entwickelt und verschiedene digitale Angebote für die Antikensammlung realisiert haben. An der Schnittstelle zwischen öffentlichem Museum und universitärer Lehr- und Forschungssammlung bietet sich die Antikensammlung darüber hinaus für eine Pilotstudie an.
Ziele
In einer Übung entwickeln Studierende der Klassischen Archäologie und anderer Fachdisziplinen interaktive Lerninhalte zu einzelnen Objekten, um Nutzenden bei der Beschreibung, Analyse und Interpretation der Exponate zu unterstützen und zu führen. Das problembasierte, lösungsorientierte und praxisnahe Lernen stattet die Studierenden dabei zugleich mit Kernkompetenzen aus, die für den Studienerfolg wie den späteren Berufseinstieg essentiell sind.
Projektstand nach der 1. Förderphase
Im Rahmen der ersten Förderphase (August–Dezember 2021) wurden ein digitales und inhaltliches Konzept sowie ein Prototyp der ILIAS-Lerneinheit mit der Screencasting- und eLearning-Software Active Presenter (Abb. 1) entwickelt. Für die Lehrveranstaltung im WS 2021_22 wurde ein inhaltliches Konzept in Form einzelner Lernsequenzen entworfen, in denen die Studierenden im Laufe des Semesters zur eigenständigen Projektarbeit angeleitet werden und im Anschluss ein eigenes interaktives Projektportfolio zu einem Objekt der Antikensammlung erarbeiten. Zusätzlich erfolgte eine technische Schulung im Umgang mit der eLearning-Software und ein veranstaltungsbegleitender technischer Support. Als Arbeitsgrundlage der studentischen Projekte wurden digitale Materialien und Meta-Daten in Form von Objektfotos und Informationsmaterialien angefertigt. Außerdem wurden Info-Materialien in Form von Werbemedien (Plakat/Flyer) und ein Video-Teaser erstellt, um die Reichweite des Projektes zu erhöhen und auf den Release-to-Market vorzubereiten. Während dieser ersten Projektphase wird im Rahmen einer Zwischenevaluation zum Veranstaltungsende eine erste Qualitätsprüfung erfolgen und das digitale Lernkonzept auf Basis der Ergebnisse optimiert und weiterentwickelt werden. Die im Rahmen der Lehrveranstaltung erstellten studentischen Projekte werden nach Veranstaltungsende redaktionell überarbeitet und die Implementierung der Inhalte für die im Mai 2022 geplante virtuelle Sonderausstellung vorbereitet.
Projektteam
|
||
Professur für Klassische Archäologie Justus-Liebig-Universität Gießen Otto-Behaghel-Straße 10 D, Raum D 08 35394 Gießen |