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Forschung

Tierschutz

 

 

Im Fokus unserer Arbeit steht die Entwicklung innovativer Konzepte und Methoden zur Förderung des Tierschutzes in der medizinischen und tiermedizinischen Forschung. Für die Bewertung der Tiergerechtheit bezogen auf das geltende Recht werden veterinärmedizinische Erkenntnisse auf die gesetzlichen Bestimmungen abgebildet und im gesellschaftspolitischen Kontext eingeordnet. Wir verstehen den Tierschutz als gesellschaftspolitisches Anliegen und das Tierschutzgesetz als wichtiges Instrument zur Durchsetzung der Belange der Tiere. Die an der Professur gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Tierhaltung sollen dazu beitragen, die Situation für in menschlicher Obhut gehaltener Tiere stetig zu verbessern. Auf Basis der gewonnen Erkenntnisse sollen gesetzgebende Prozesse angeregt sowie alle beteiligten Akteure in der (tiermedizinischen)Forschung für den Tierschutz sensibilisiert werden.

Um diese Ziele zu erreichen, werden an der Professur unter anderem Untersuchungen zu den Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf die Verhaltensentwicklung von in Gefangenschaft gehaltenen Tieren durchgeführt. Insbesondere untersuchen wir, welche artspezifischen Ansprüche die Tiere an Ihre Umgebung haben und wie sich Einschränkungen dieser Ansprüche auf die Verhaltensentwicklung und Anpassungsfähigkeit der Tiere auswirken.

Die zentralen Bausteine unserer Forschungen sind:

Entwicklung wissenschaftlich fundierter Grundlagen zur Beurteilung von Tierschutzfragen

Die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Grundlagen zur Beurteilung von Tierschutzfragen hat in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht. In der Weiterentwicklung von Beurteilungskriterien werden sowohl biologische, verhaltensbezogene als auch psychologische Aspekte miteinbezogen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Verhaltensforschung, die Einblicke in die spezifischen Bedürfnisse und das Wohlbefinden von Tieren bietet. Durch u.a. Beobachtungsstudien kann beforscht werden, welche Umweltbedingungen und Umgangsformen das Wohlbefinden der Tiere fördern oder beeinträchtigen. Moderne diagnostische Methoden ermöglichen es, Veränderungen im Tier frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.

Die Integration verschiedener Disziplinen führt zu einer evidenzbasierten und ganzheitlichen Beurteilung von Tierschutzfragen und unterstützt die Entwicklung wirksamer Tierschutzmaßnahmen.

Entwicklung tiergerechter Haltungs- und Managementverfahren

Im Mittelpunkt der Entwicklung tiergerechter Haltungs- und Managementverfahren steht, basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und ethischen Überlegungen, das Wohlbefinden der Tiere. Hier spielt unter anderem die Ethologie eine zentrale Rolle, da sie Aufschluss über die natürlichen Bedürfnisse und das Verhalten von Tieren geben kann. Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung fließen unter anderem in die Gestaltung von artgerechten Unterkünften und Fütterungssystemen ein.

Prävention und Therapie von Verhaltens-  und Tierschutzproblemen

Die Prävention und Therapie von Verhaltens- und Tierschutzproblemen zielen darauf ab, das Wohlbefinden von Tieren zu fördern und Leiden zu minimieren. Hierbei sind präventive und therapeutische Ansätze eng miteinander verknüpft und basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, um das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten und Verhaltens- und Tierschutzproblemen nachhaltig zu begegnen. Präventive Maßnahmen beinhalten unter anderem die Schaffung artgerechter Haltungsbedingungen, die den artspezifischen Bedürfnissen der Tiere entgegenkommen. Durch die Haltung verursachte Verhaltensprobleme können durch frühzeitige Erkennung und Intervention gemildert werden. Die Therapie von Verhaltensproblemen umfasst im Kern Kombination aus Umweltanpassungen, Verhaltenstraining und medizinischer Behandlung.

Versuchstierkunde

 

 Seit der Veröffentlichung ihres Buches „The Principles of Humane Experimental Technique“ 1959 prägen Russell und Burch die Arbeit von Versuchstierkundlerinnen und Versuchstierkundlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Vertreterinnen und Vertretern von Behören, Tierschutzbeauftragten, Tierärztinnen und Tierärzten sowie Tierpflegerinnen und Tierpflegern wesentlich. Das von Ihnen vorgestellte 3R-Prinzip ist richtungsweisend für alle Personen, die mit Tieren im Versuch arbeiten und dient ihnen dabei als Leitfaden, durch welchen die eigenen Handlungen stetig hinterfragt und Verfahren immer weiter verbessert und angepasst werden. Auf diese Weise entspricht die Forschung auf Grundlage des 3R-Prinzips stets den höchsten Standards der Wissenschaft und sichert eine Reduzierung der Tierzahlen bei gleichzeitigem verantwortungsbewussten, tierschutzgerechten Umgang mit allen sich im Versuch befindenden Tieren.

Das 3R-Prinzip verfolgt das Ziel, auf den Einsatz von Versuchstieren zu verzichten (Replace). Ist dies nicht möglich, soll die Zahl der Tiere so gering wie möglich gehalten werden (Reduce) und die potenzielle Belastung der Tiere im Versuch reduziert werden (Refine). Um ein Höchstmaß an Humanität für jedes sich im Versuch befindende Tier zu erzielen, sollen immer Maßnahmen zur Erhöhung des Wohlbefindens, Konzepte zur Vermeidung von Schmerzen und Leiden sowie Aspekte der Haltung umgesetzt werden.

Dieses Prinzip bildet das Herzstück der Forschungsarbeit der Professur. Mit den Forschungsbeiträgen soll der 3R-Gedanke nachhaltig in alle Bereichen der biomedizinischen Forschung implementiert und gefestigt werden. Der Tierschutz, welcher eine zentrale Verantwortlichkeit aller Tierärztinnen und Tierärzte darstellt, wird auf die Bedürfnisse der Gesellschaft adaptiert, sowie im Bereich der Forschung durch die Entwicklung von Refinementmethoden umgesetzt.

Education

Der Kontakt zu Tieren in der tierärztlichen und wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung ist von herausragender Bedeutung um eigenverantwortliche, praktisch arbeitende zukünftige Generationen auszubilden. Die aus dieser Nutzung von Tieren entstehenden Verantwortlichkeiten und Pflichten resultieren an der Professur in der Entwicklung neuer innovativer Lehrkonzepte die, mit Hilfe vielfältiger didaktischer Methoden, den Ansprüchen an eine tierschutzgerechte und nachhaltige Ausbildung zukünftiger Tierärztinnen und Tierärzten und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gerecht wird.

- Bereits jetzt ist das Skills Lab “PETS: Practical Experience of Technical Skills” fest im Curriculum der Veterinärmedizin verankert.

Arbeiten zur Implementierung des Skills Labs in der versuchstierkundlichen Ausbildung sollen auch in Zukunft dafür sorgen, die Tierzahlen weiter zu senken und ein Refinement im Handling ermöglichen.

- Mit Hilfe von Virtuellem Training kann die Ausbildung am Tier optimal vorbereitet werden. Ziel ist es, das Virtuelle Training immer weiter zu optimieren und an die Anforderungen an die Arbeit mit dem lebendigen Tier anzupassen.

- Durch Medical Training kann die Kooperation von tierischen Patienten ohne Zwangsmaßnahmen durch die Anwendung von positiver Verstärkung erreicht werden. Die Professur setzt sich für die stärkere Ausbildung der Studierenden der Veterinärmedizin auf diesem Gebiet ein und erforscht außerdem, wie die Lehre durch den Einsatz von Medical Training verbessert werden kann.

Refinementforschung

Die Belastungsbeurteilung nimmt im Tierversuch eine zentrale Rolle ein, um den Tieren einen bestmöglichen Schutz im Rahmen tierexperimenteller Forschung zu bieten. Die Beurteilung ist rechtlich in der EU-Versuchstierrichtlinie 2010/63 vorgeschrieben und stellt einen kontinuierlichen Prozess von der Versuchsplanung bis zur Versuchstiermeldung dar.

An der Professur werden Tools zur Belastungseinschätzung erarbeitet, um eine Einschätzung unter Versuchsbedingungen auf höchstem Niveau zu ermöglichen.

Des Weiteren werden Refinementmaßnahmen in der Haltung zur Steigerung des Wohlbefindens identifiziert. Die gewonnenen Erkenntnisse werden unmittelbar in Lehre und Weiterbildung übertragen und eingebunden.

Identifizierung von parametrischen und metrischen Indikatoren der Belastungseinschätzung in unterschiedlichen Tiermodellen. 

Aktuelle Arbeiten zum Thema laufen in Kooperation mit der Universität Potsdam.

Metabolische Käfige (MK) stellen in der tierexperimentellen Forschung ein grundlegendes Instrument zur Untersuchung metabolischer Vorgänge bei Maus und Ratte dar. Sie ermöglichen eine kontinuierliche, sauber getrennte Sammlung von Kot und Urin über längere Zeiträume.

Für diesen Vorgang verfügen die Käfige über eine Gitterbodenkonstruktion, die das Sammeln der Ausscheidungen getrennt voneinander ermöglicht. Parallel lässt sich der Futter- und Wasserverbrauch individuell ermitteln. Für den Untersuchungszeitraum muss jedes Tier isoliert von anderen Artgenossen in die metabolischen Käfige verbracht werden. Dies stellt für die sehr sozial lebenden Mäuse und Ratten einen enormen Stress dar. Neben Aspekten der sozialen Deprivation weisen die Käfige Konstruktionsmerkmale auf, die auch zu metabolischen Beeinträchtigungen der Tiere führen könne. Ziel des Gemeinschaftsprojektes ist es, die potentiellen Belastungen der Tiere mittels metrischer und parametrischer Kriterien neu zu bewerten und die Haltungssysteme derart abzuändern, dass die zu erwartenden Belastungen deutlich gesenkt werden können.