Magnesiumversorgung von verschiedenen Populationen
Bearbeiter: Dipl. oec. troph. Thorsten Heuer
Der Mineralstoff Magnesium hat im menschlichen Stoffwechsel
vielfältige Aufgaben und ist an über 300 wichtigen
metabolischen Reaktionen (u.a. Glycolyse und Citratcyclus)
beteiligt. Magnesium ist essentieller Bestandteil aller Körperflüssigkeiten
und Gewebe, insbesondere der Knochen (Shils 1998).
In Deutschland beträgt laut Nationaler Verzehrsstudie
die durchschnittliche tägliche Magnesiumzufuhr über
eine übliche Mischkost bei Frauen etwa 280 mg (DGE 1996).
Die D.A.CH-Referenzwerte für Frauen (ab 25 Jahre 300
mg/d bzw. für Schwangere ab 19 Jahre 310 mg/d) lassen
auf eine niedrige Magnesiumzufuhr, zumindest für einen
Teil der Frauen, schließen (D.A.CH. 2000). Bei vegetarischer
Ernährung ist von einer höheren Magnesiumzufuhr
im Vergleich zu einer üblichen Mischkost (z.B. Levin
et al. 1986) auszugehen. Allerdings erlaubt die Höhe
der Zufuhr eines Nährstoffes noch keine direkten Rückschlüsse
auf die entsprechende Versorgung mit diesem Nährstoff.
Vielmehr beeinflusst die Kost als Ganzes mit ihren vielen
Facetten und unterschiedlichen Lebensmittelbestandteilen die
Nährstoffversorgung.
Vor diesem Hintergrund gilt es zu überprüfen, wie
Populationen mit üblichen und anderen Ernährungsweisen
- insbesondere solche mit einem hohen Verzehr von Vollkornprodukten
(z.B. Vollwertköstlerinnen) - mit Magnesium versorgt
sind. Von besonderer Relevanz ist dies in bestimmten Lebenssituationen,
die mit einem erhöhten Bedarf an Magnesium verbunden
sind, wie beispielsweise während der Schwangerschaft.
Studien deuten darauf hin, dass die Magnesiumzufuhr von Schwangeren
über die Ernährung nicht den erhöhten Bedarf
decken kann (z.B. Giddens et al. 2000).
Für solche Fragestellungen ist eine umfassende Auswertung
anhand einer breiten Spannweite von Populationen mit unterschiedlichen
Ernährungsweisen sinnvoll. Dieser Ansatz bietet weiterhin
die Möglichkeit zu untersuchen, welche Lebensmittel,
Nährstoffe und andere Faktoren im Zusammenhang mit der
Magnesiumversorgung stehen. Insbesondere soll auch der Frage
nachgegangen werden, ob eine ballaststoffreiche Ernährung
im Zusammenhang mit einer niedrigeren Magnesiumversorgung
steht, da sich dazu in der Literatur widersprüchliche
Ergebnisse finden (Kelsay et al. 1979, Rattan et al. 1981,
Levin et al. 1986, Knudsen et al. 1996).
Untersuchungsgegenstand und methodisches Vorgehen
Grundlage für die studienübergreifende Magnesiumauswertung
sind die Daten der von der Arbeitsgruppe Ernährungsökologie
durchgeführten Studien. Folgende Studiengruppen werden
für die Auswertung herangezogen:
- Vollwertköstlerinnen und Mischköstlerinnen der
Gießener Vollwert-Ernährungs-Studie Teil I,
- Rohköstlerinnen der Gießener Rohkost-Studie,
- schwangere Vollwertköstlerinnen und Mischköstlerinnen
der Gießener Vollwert-Ernährungs-Studie Teil II.
Neben der berechneten Magnesiumzufuhr werden als Versorgungsparameter
die Magnesiumkonzentrationen im Serum und Erythrozyten sowie
z.T. das Magnesium:Kreatinin-Verhältnis im Morgenurin
(Giessener Vollwert-Ernährungs-Studie Teil II) verwendet.
Es wird von den verschiedenen Populationen u. a. die Magnesiumzufuhr
und -versorgung bewertet und eine Risikoabschätzung bezüglich
einer potentiellen Mangelversorgung vorgenommen. Außerdem
werden Faktoren untersucht, die die Magnesiumversorgung beeinflussen.
Für die statistische Analyse werden allgemeine lineare
Modelle sowie multiple lineare und logistische Regressionsmodelle
verwendet, bei denen Störgrößen berücksichtigt
werden.
Die Besonderheit des Datenmaterials aus den verschiedenen
Studien ist darin zu sehen, dass es ein sehr breites Spektrum
an verschiedenen Ernährungsweisen umfasst. Damit kann
die Magnesiumversorgung über verschiedene Studienpopulationen
hinweg, einschließlich verschiedener Bedarfssituationen
wie Schwangerschaft und Alter, ausgewertet werden.
Ergebnisse
Ein Teil der Ergebnisse zur Magnesiumversorgung von verschiedenen Populationen sind in folgenden Veröffentlichungen zu finden:- Heuer T: Magnesiumstatus nicht-schwangerer und schwangerer Frauen mit verschiedenen Ernährungsweisen. Dissertation Gießen 2008
- Heuer T, Koebnick C, Heins UA, Strassner C, Golf S, Katz N, Leitzmann C, Hoffmann I: Magnesiumversorgung nicht-schwangerer und schwangerer Frauen mit verschiedenen Ernährungsweisen. Vortrag auf dem 25. Magnesium-Symposium der Gesellschaft für Magnesium-Forschung, München 2004
- Heuer, T, Koebnick, C, Heins, UA, Strassner, C, Golf, S, Katz, N, Leitzmann, C, Hoffmann I: Magnesium supply of non-pregnant and pregnant women with different dietary regimens. 25th Symposium of the German Society for Magnesium Research 08.-09. Oktober 2004, Munich, Germany
Weiterführende Literatur
- D.A.CH. (Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Umschau, Frankfurt am Main, 1. Auflage, 2000
- DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung): Ernährungsbericht 1996. Umschau, Frankfurt/Main, 1996
- Giddens JB, Krug SK, Tsang RC, Guo S, Miodovnik M, Prada JA: Pregnant adolescent and adult women have similarly low intakes of selected nutrients. J Am Diet Assoc 100 (11), 1334-1340, 2000
- Kelsay JL, Behall KM, Prather ES: Effect of fiber from fruits and vegetables on metabolic responses of human subjects. II. Calcium, magnesium, iron, and silicon balances. Am J Clin Nutr 32 (9), 1876-1880, 1979
- Knudsen E, Sandstrom B, Solgaard P: Zinc, copper and magnesium absorption from a fibre-rich diet. J Trace Elem Med Biol 10 (2), 68-76, 1996
- Levin N, Rattan J, Gilat T: Mineral intake and blood levels in vegetarians. Isr J Med Sci 22, 105-108, 1986
- Rattan J, Levin N, Graff E, Weizer N, Gilat T: A high-fiber diet does not cause mineral and nutrient deficiencies. J Clin Gastroenterol 3 (4), 389-393, 1981
- Shils ME: Magnesium. In: Shils ME, Olson JA, Shike M, Ross AC (Hrsg.): Modern nutrition in health and disease. Williams & Willkins, Baltimore, 9. Auflage, 1998