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Schygulla, Livia (2024)

Soziale Medien und Essstörung: Sicht der Therapeut:innen zur konstruktiven Nutzung (Livia Schygulla, 2024)

Hintergrund:
Soziale Medien sind als ein Entstehungsfaktor von Essstörungen bekannt. Während der Essstörung kann eine essstörungsbezogene Nutzung Sozialer Medien aber sowohl genesungsförderlich als auch symptomerhaltend sein. Zum Umgang mit Sozialen Medien in der Therapie gibt es bislang keine Richtlinie. Somit stellt sich die Frage, wie Therapeut:innen eine konstruktive Nutzung beschreiben und wie sie diese in die Therapie der Patient:innen integrieren.

Methode:
Es wurden fünf qualitative, leitfadengestützte Interviews mit Expert:innen aus der Essstörungstherapie geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse:
Soziale Medien gehören noch nicht zum Standard einer jeden Therapiepraxis. Die Expert:innen besprechen Soziale Medien in der Therapie abhängig vom eigenen Vorwissen zum Thema. Dennoch sehen alle Befragten einen Bedarf, die Rolle Sozialer Medien in der Essstörung zu explorieren. Es wurden konstruktive und risikoreiche Faktoren der Social-Media-Nutzung ermittelt. Konstruktiv sind die (inhaltliche oder zeitliche) Nutzungseinschränkung, eine kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten, ein motivierender Austausch zur Therapie, der Zugang zu den eigenen Gefühlen sowie Selbstreflexion und Eigenverantwortung. Hingegen wurden Fehldarstellungen von Körper und Ernährung in den Medien, Vergleiche, emotionale und zeitliche Überforderung durch Medieninhalte, die Unkontrollierbarkeit der Inhalte sowie Werbung als Risikofaktoren identifiziert.       

Schlussfolgerung:
Anhand der Interviews konnten konkrete Hinweise abgeleitet werden, wie mit Betroffenen ein konstruktives Nutzungsverhalten in der Therapie erarbeitet werden kann. Es zeigt sich, dass das Thema Soziale Medien für Therapeut:innen teilweise eine untergeordnete Rolle spielt. Vor dem Hintergrund des Stellenwerts Sozialer Medien im Alltag vieler Betroffener wären jedoch Richtlinien und Fortbildungen zum Umgang mit Sozialen Medien in der Essstörungstherapie notwendig.