Inhaltspezifische Aktionen

Aktuelles zum BfN-Projekt 2023-2026

22. Mai 2024 - Jungvogelanteile als Spiegel des Bruterfolgs

Bruterfolg und Sterblichkeit stehen bei Turteltauben offenbar nur im Gleichgewicht, wenn ein größerer Teil der Population jährlich zweimal nistet, zumal viele Individuen den Sommer als Nichtbrüter verbringen (Glutz von Blotzheim 2001).

In der Literatur werden Bruterfolgsraten bei Turteltauben über Nestkontrollen ermittelt. Das setzt allerdings voraus, dass man genügend Nester findet (z.B. in Apfel- oder Olivenplantagen in Marokko: Mansouri et al. 2021, Squalli et al 2022), oder genügend Turteltauben fangen und mit Radiotracking zur Nesterbestimmung nutzen kann (z.B. Spanien: 67 Nester, Arroyo et a. unpublished).

Beide Methoden sind in Deutschland nicht einzusetzen, da die Nesterdichte zu gering ist und der Aufwand zum Besendern zu hoch. Daher soll eine indirekte Methode verwendet werden, die Jungvogelanteile aus Beobachtungsdaten in der Zeit ab Erscheinen der Jungvögel bis zum Beginn der Zugzeit untersucht.

 Jungvogelanteile aus Meldungen in Ornitho.de (1957 – 2023)

Methode: Der Jungvogelanteil wurde in Anlehnung an die Field age ratio (Rocha & Quillfeldt 2015) als Verhältnis der Anzahl der diesjährigen Turteltauben zu den Adulten desselben Jahres errechnet.

Abb. 1. Die unterschiedlichen Gefiederzeichnungen der Altvögel (im Vordergrund) und der Jungvögel (im Hintergrund) erlauben die Bestimmung von Jungvogelanteilen bei Turteltauben.

Datengrundlage für die Auswertung bildeten die Meldungen in Ornitho.de für Turteltauben des Zeitraums 1957 – 2023 (bis 31.07.2023). Es wurden nur Datensätze aus Deutschland verwendet, die Angaben zu Alter und Geschlecht der Tiere enthielten (4890 Datensätze). Dabei wurden vorjährigen Vögel zu den Altvögeln gerechnet und nicht flügge Jungvögel (Bezeichnung: Pulli) ausgeschlossen, ebenso nicht eindeutige Datensätze, in denen die Angaben zur Tieranzahl (Total Count) nicht zu den Angaben der Spalte Alter/Geschlecht (Detail) passten.

Es wurden insgesamt 4881 Datensätze zur Ermittlung der Jungvogelanteile ausgewertet (Tabelle 1). Die ausgewerteten Daten stellen eine Gesamtanzahl von 7107 Turteltauben dar, und wurden in drei Zeiträume untergliedert:

Tabelle 1. Anzahl von altersbestimmten Turteltauben in Meldungen in Ornitho.de (1957 – 2023) und erste und letzte Meldungen von Jungvögeln

 

Zeitraum

 

Gesamt

Anzahl Altvögel

Datum erster

Altvogel

Datum letzter

Altvogel

Anzahl Jungvögel

Datum erster

Jungvogel

Datum letzter

Jungvogel

1957-1989

235

179

24.04.

22.08.

56

21.06.

26.09.

1990-2009

285

268

24.04.

08.10.

17

13.06.

22.09.

2010-2023

6743

6065

15.04.

30.09.

522

18.06.

31.10.

Summe

7107

6512

 

 

595

 

 

 

Ergebnisse: Der zeitliche Verlauf der Jungvogelanteile spielgelt die kumulativen Effekte von der Ankunft der Turteltauben im Mai, gefolgt von mehreren Brutversuchen und dem Abzug ab August wieder: Erste Jungvögel wurden ab der 2. Junidekade gesichtet (Tabelle 1, Abb 2). Daher sind im Juni die Jungvogelanteile noch sehr niedrig (Abb. 2). Im Juli nimmt der Jungvogelanteil kontinuierlich zu, und erreicht Höchstwerte zwischen der letzten Julidekade und im August (Abb. 2):

Abb. 2. Summe der Jungvögel (1957-2023), verteilt auf die Dekaden der Monate.

Ab Anfang September nahm die Anzahl an Jungvogelsichtungen, aber auch die Anzahl an Turteltaubensichtungen insgesamt, kontinuierlich ab. Das ist in Übereinstimmung mit Ergebnissen der Trackingdaten nach Schumm et al. 2021: Turteltauben verließen ihre Brutgebiete zwischen dem 31. Juli und dem 14. September (Median 30. August, n = 15).

Die Jungvogelanteile zeigten eine Abnahme über die Zeit (Abb. 2b.3). In der Zeit zwischen 10.7.-31.8. waren Jungvogelanteile von 1,28 (1957-1989), 0,44 (1990-2009) und 0,32 (2010-2023) zu verzeichnen. Die Abnahme war statistisch signifikant (Chi-Quadrat-Test, χ2=36,4, d.f.=2, P<0.001).

Abb. 2b.3. Die Anteile der Jungvögel nahmen über die Jahre in allen Monaten ab.

Schlussfolgerungen: Die Jungvogelanteile aus Beobachtungsdaten in der Zeit ab Erscheinen der Jungvögel bis zum Beginn der Zugzeit zeigten eine deutliche Abnahme der beobachteten Jungvögel. Das lässt auf eine starke Abnahme des Bruterfolgs schließen. Der im ersten Zeitraum (1957-1989) festgestellte Jungvogelanteil war viermal so hoch wie im letzten Zeitraum (2010-2023). Die extrem niedrigen Werte im Juli zeigen, dass insbesondere aus der ersten Brut kaum Jungvögel zu verzeichnen waren. Das könnte zwei Ursachen haben: Entweder die Altvögel kommen mit unzureichenden Reserven aus den Winterquartieren, oder sie finden in den Brutgebieten nach ihrer Ankunft nicht ausreichend Nahrung.

Die Problematik der Nichtbrüter ist bei der Art bekannt. So beruhen laut Glutz von Blotzheim 2001 mehr als 80% der Angaben über die Verbreitung in Mitteleuropa nicht auf Brutnachweisen: „Zahlreiche Meldungen betreffen offensichtlich umherstreifende, aber auch balzende und wochenlang stationäre Nichtbrüter … Beobachtungen abseits der ständigen Nistplätze (vor allem auf Inseln und in Gebirgstälern) sowie außerhalb des Areals (besonders Fennoskandien) zeigen, dass viele Individuen während der Fortpflanzungsperiode regelmäßig einzeln oder paarweise umherstreifen ... Oft sind sie wochenlang stationär (auch balzend), schreiten aber nicht (oder erst später an anderen Orten ?) zur Brut.“ (Glutz von Blotzheim 2001, Band 9, Seite 152).

Die Erfassung der Jungvogelanteile scheint eine geeignete Methode zu sein, um den Jungvogelanteil (und im Umkehrschluss den Nichtbrüteranteil) zu erfassen.

Ausblick: Wir werden nun prüfen, ob es ausreichend Daten für eine vergleichende Analyse in anderen europäischen Ländern gibt.

 

13. Mai 2024 - Überwintern im Tschad

Wie bereits im letzten Beitrag erwähnt, gibt es eine Turteltaube, von der wir Informationen über den gesamten Herbstzug erhalten haben. SA-23-05 brach am 19.09.2023 gegen 20:15 in Profen, Sachsen-Anhalt, auf und kam knapp zehn Stunden später in ihrem Rastgebiet (Stopover) in Ungarn am Plattensee an und blieb für gut eine Woche. Am 27.09. zog sie gegen 19:30 Uhr weiter, flog erneut die Nacht durch und pausierte gegen 06:00 Uhr am nächsten Morgen in Bosnien & Herzegowina. Am selben Abend setzte sie ihren Zug fort und flog über Italien und die griechische Insel Kefalonia, bis sie am 29.09. gegen 17 Uhr nach 22 Stunden ununterbrochenem Flug das afrikanische Festland erreichte. Nach gerade einmal zweieinhalb Stunden Pause flog sie weitere zehn Stunden durch die libysche Sahara, rastete den Tag über und flog in der Nacht weiter. Von der Zeit zwischen dem 30.09. und 07.10 haben wir keine Koordinaten, können aber von den Bewegungsdaten davon ausgehen, dass SA-23-05 vom 02.10. bis zum 06.10. in Libyen oder im Tschad eine Rast eingelegt hat. Für einige Tage ähnelten sich die Bewegungsmuster denen im Brut- oder Rastgebiet in Ungarn. Ab dem 06.10. legte sie dann immer wieder etwas Strecke zurück und erreichte am 08.10. ihr Überwinterungsgebiet in Zentral-Tschad. Innerhalb ihres Überwinterungsgebiets bewegte sie sich Stück für Stück nach Südwest, nahm dabei allerdings einen kleinen Umweg auf sich, um für kurze Zeit am Lake Fitri, dem zweitgrößten See Tschads, zu rasten. Am 26.11. erreichte sie dann ihr endgültiges Ziel, den Logone River an der Grenze zwischen dem Tschad und Kamerun. Dort bewegte sie sich über Monate hinweg größtenteils am Fluss entlang. Bis zum 16.04.2024 hielt sie sich dort auf, seitdem haben wir keine Bewegungsdaten und Koordinaten mehr erhalten. Wir gehen davon aus, dass sie sich mittlerweile (23.04.2024) wieder auf dem Rückweg befinden müsste. Mal sehen, ob sie sich noch einmal meldet.

Bild: Herbstzugroute von der in Sachsen-Anhalt besenderten Turteltaube TT-SA-23-05

Insgesamt dauerte der Zug knapp drei Wochen, wobei die gesamte Mittelmeerüberquerung und ein Teil der Saharaüberquerung in erstaunlich kurzer Zeit zurückgelegt wurde. Von Bosnien & Herzegowina bis Zentral-Libyen, wobei es sich um eine Distanz von ca. 2000 km handelt, brauchte die Taube nur zwei Tage. Interessant ist außerdem, dass sie – wie bereits bei vielen Vogelarten bekannt – nur nachts migriert ist, wobei die Zeiten meist sehr ähnlich blieben (ca. 20:00 – 06:00 Uhr). Eine Ausnahme war die Überquerung des Mittelmeers, bei der sie erst gegen 17:00 Uhr die nordlibysche Küste erreichte. Die Tatsache, dass sie zweieinhalb Stunden später direkt weiterflog und erst um 05:30 Uhr am nächsten Morgen rastete, legt nahe, dass die Einhaltung dieser Zeiten eine gewisse Relevanz hat. 

 

06. März 2024 - Die Zentral-/Ostroute der Turteltauben

Drei von den sechs in Sachsen-Anhalt besenderten Turteltauben lieferten lange genug Daten, um verfolgen zu können, welche Zugroute sie nahmen. SA-23-01 startete als erste am 11.09., gefolgt von SA-23-05 am 19.09. und SA-23-02 am 28.09.2023. Wie erwartet flogen alle drei Tauben in Richtung Südosten, nahmen also die Zentral-/Ostroute (Bild). Nach dem Flug über Tschechien und Österreich ging es für SA-23-02 an die kroatische Küste, wo wir das vorerst letzte Signal erhalten haben. Es ist gut möglich, dass sich das Signal beim Überflug nach Italien verlor. Die anderen beiden Tauben flogen ebenfalls über Tschechien und Österreich, rasteten dann jedoch beide mit zeitlicher Überschneidung in Ungarn – etwa 50 Kilometer voneinander entfernt. Interessanterweise variierte die Dauer der Stopover stark zwischen den beiden Individuen. SA-23-05 rastete gerade einmal sieben Tage, bevor sie den Zug fortsetzte, während sich SA-23-01 ganze 20 Tage in ein und derselben Region aufhielt; dann verloren wir ihr Signal. Wie lange sich SA-23-01 also tatsächlich dort aufhielt, können wir nicht sagen. Dass diese Daten tatsächlich ihre Rast widerspiegeln und nicht zurückzuführen sind auf einen abgefallenen Sender oder eine tote Taube, zeigen die Bewegungsdaten. Die Tracking Studie von Schumm et al. (2021) zeigte bereits, dass Ungarn ein wichtiges Land zum Rasten für die östlich ziehenden Turteltauben aus Deutschland ist, was hier für zwei der drei Tauben bestätigt werden kann.

Zugwege von drei in Sachsen-Anhalt besenderten Turteltauben

Bild: Zugwege von drei in Sachsen-Anhalt besenderten Turteltauben

Momentan ist SA-23-05 die einzige Taube, die noch Daten sendet und sich in ihrem Überwinterungsgebiet in Afrika befindet. Mehr zu dem gesamten Herbstzugweg und dem Überwintergebiet dieses Vogels gibt es in einem späteren Beitrag.

 

21. Februar 2024 - Dispersion und Auswertung der Turteltaubenterritorien Sachsen-Anhalts ausgehend von der einzigen erfolgreichen 2023er Fangstelle

In der Saison 2023 wurden in Sachsen-Anhalt sechs Turteltauben in einer Bergbaufolgelandschaft (Kohletagebau) mit GPS/GSM-Sendern der Firma Interrex ausgestattet. Der Besenderungserfolg beschränkte sich auf eine einzige Futterlock-/Fangstelle. Leider fielen die Sender bei zwei Turteltauben (SA-23-03, SA-23-06) nach nur zwei, respektiv drei Tagen aus, so dass für sie der Zeitraum zur Datenanalyse zu knapp war. 
Einer der Brutvögel (SA-23-01) verlagerte sein Aufenthaltsgebiet nach vier Tagen in ein 7 - 8 km östlich gelegenes Gebiet auf der anderen Seite der Tagebaulandschaft. Er brütete dort vermutlich zweimal und kehrte an lediglich zwei Tagen in der Woche vor Ausfall weiterer GPS-Daten in die Gegend der Lockstelle zurück. Die Kerngebiete mit 50 % der Ortungen ("Core areas, C50") der anderen Turteltauben lagen größtenteils etwa 2 – 4 km südwestlich zur Lockstelle, in der Nähe des Mondsees. Mit Ausnahme eines Teils der Corearea von SA-23-05 lagen sämtliche Flächen nicht in Siedlungsgebieten (Bild).
Die Flächen der Aufenthaltsgebiete mit 95 % der Ortungen ("Home ranges, H95") lagen durchschnittlich bei 365,64 ha und schwankten zwischen 130,99 ha – 724,74 ha. Bei den Coreareas lag der Mittelwert bei 44,88 ha und schwankte zwischen 12,15 ha – 102,24 ha. Sowohl bei den Home rages als auch bei den Core areas der sehr kleinen Stichprobe lagen die Werte der brütenden Vögel höher als die der Nichtbrüter.

Bild: Home rages (H95) und Core areas (C50) der 2023 besenderten Turteltauben aus Sachsen-Anhalt

 

07. Februar 2024 - Von Hessen nach Afrika – aber wo lang?

Um vom deutschen Brutgebiet in das afrikanische Überwinterungsgebiet zu gelangen, gibt es für die Turteltauben bekanntermaßen mehr als nur einen Weg. Die Westroute führt über Frankreich, Spanien und Gibraltar, während Tauben auf dem Zentral-/Ostzugweg häufig über u.a. Bulgarien, Italien oder Griechenland fliegen. Nun stellt sich die Frage, welche Tauben welchen Weg nehmen. Es konnte für Deutschland bereits gezeigt werden (Schumm et al. 2021), dass Turteltauben, die in Brandenburg brüten, die Ostroute benutzen, während hessische Turteltauben nach Südwest abziehen.

Von den sechs hessischen Turteltauben, die wir 2023 besendert haben, konnten wir von vier Tieren die Zugrichtung nachvollziehen (Bild). Zwei von ihnen wurden in Sindersfeld, eine bei Korbach und eine bei Wirbelau gefangen und besendert. Die erste Taube (HE-23-02) machte sich bereits am 10. August auf den Weg, während die letzte (HE-23-03) bis zum 30. September wartete. Drei der vier Vögel flogen wie erwartet in südwestlicher Richtung nach Frankreich/Spanien, ein Vogel machte sich überraschenderweise nach Osten auf. Interessanterweise flogen die beiden Turteltauben, die in Sindersfeld besendert wurden und bei denen es sich höchstwahrscheinlich um ein Paar handelte, in die jeweils entgegengesetzte Richtung. Die Wahl der Zugroute kann also in ein und demselben Brutgebiet variieren.

Bild: Zugwege von vier in Hessen besenderten Turteltauben

Auf dem Weg nach Afrika legen die Turteltauben meist einige hundert Kilometer vom Brutgebiet entfernt einen Stopover ein, in dem sie noch einmal viel Energie zu sich nehmen, bevor der eigentliche Teil der Reise startet. Zwei der Westzieher hatten ihren Stopover in Frankreich, der Ostzieher rastete an der deutsch-tschechischen Grenze in der Nähe von Dresden. Leider verlor sich das Signal bei diesen Tieren während oder kurz nach der Rast, die normalerweise circa ein bis zwei Wochen dauert. Bei HE-23-02 verlor sich das Signal schon vor dem Stopover, kurz nachdem die Taube losgeflogen war.

Über das Zugverhalten der Tauben aus Sachsen-Anhalt gibt es dann später mehr.

 

31. Januar 2024 - Turteltauben – tägliche Routine oder häufig neue Ausflugsziele?

Durch die tägliche Lebensraumnutzung werden Habitatansprüche eines Tieres aufgezeigt. Erstmals erlaubt nun die Nutzung GPS-genauer Sender präziseren Aufschluss über die Habitatnutzung von Turteltauben in ihrem Brutgebiet. In der Periode unmittelbar vor der Brut (19. – 23.06 2023) eines Sindersfelder Taubenpärchens entsprachen sich deren Flugstrecken beinahe und pendelten annährend direkt zwischen dem  vermuteten Bruthabitat (K25)  und einem etwa 2,3 km entfernt gelegenen Nahrungshabitat. Auch in der ersten Brutwoche (24. – 30.06.2023) zeigte die Taube (HE‑23-02) ähnliche Flugmuster. Ab der zweiten Brutwoche (01.07 – 08.07.2023) hingegen, zeigte sie stärkeres Explorationsverhalten, was sich auch in den zurückgelegten Distanzen niederschlug: die durchschnittlich erfasste tägliche Flugstrecke änderte sich von anfänglich etwa 7,2 km über etwa 8,0 km auf etwas mehr als 12,6 km.

Bild: Die im Zeitraum vom 19.06 – 08.07.2023 erfassten Flugstrecken von Täuberich HE‑23‑01 ♂ in den Phasen: unmittelbar vor der Brut, erste Brutwoche und zweite Brutwoche.

Ihr Täuberich (HE-23-01), der tagsüber mindestens zwischen 8:00 – 16:00 Uhr brütete, wich in diesem Zeitraum kaum von den annähernd direkten täglichen Wegen zwischen Brut- und Nahrungshabitat ab und legte dabei durchschnittlich etwa 6,4 km erfasste Flugstrecke zurück (Bild). Damit entsprach diese der durchschnittlich erfassten tägliche Flugstrecke der hessischen Turteltauben.

Speziell hessische Tiere mit Brutverdacht (n = 3) flogen annähernd konstante Streckenmuster. Im Gegensatz dazu zeigten die hessischen Nichtbrüter (n = 3) entweder vor allem Explorationsverhalten (n = 2), oder einen Mix aus beiden beobachteten Verhaltensweisen (n = 1). Hierdurch erklärt sich zumindest teilweise, warum in Kombination mit den 2023er Witterungsverhältnissen unsere Futterstellen oft so schlecht entdeckt und angenommen wurden. Die reproduzierten Flugstreckenmuster zeigen allerdings auch, dass für Turteltauben der Erhalt ihrer vorhandenen und genutzten Futterstellen besonders wichtig ist.

 

15. Januar 2024 – Kurzer Rückblick auf die Besenderungen 2023 – und DANKE !! 

Bild: Ein Jungvogelnachweis an einer Futterstelle im Wetteraukreis, Hessen

Bild: Ein Jungvogelnachweis an einer Futterstelle im Wetteraukreis, Hessen

Ein ereignisreiches Jahr 2023 hat sich verabschiedet. Nachdem das Projekt recht kurzfristig starten sollte, waren die ersten Prioritäten die möglichen Fangstellen und Partner für Freilandarbeiten zu finden, Genehmigungen und Sender zu besorgen. Soweit hoffnungsvoll Anfang Mai gestartet, folgte ein sehr nass-kalter Mai und eine Reihe aussichtsreicher Stellen wurden daraufhin wieder verlassen.

Im heißen Juni konnten wir dann einige erfolgreiche Fänge mit Besenderungen (6 Turteltauben in Hessen und 6 in Sachsen-Anhalt) durchführen. Dabei konnten wir die GPS-GSM Sender von zwei Firmen (Interrex Telemetry aus Polen und Hunan Global Messenger Technology aus China) vergleichen.

Besonders detaillierte Daten aus den Brutgebieten in Hessen und Sachsen-Anhalt lieferten die Interrex-Sender. Leider waren hier jedoch die Antennen weniger stabil, und nach und nach fiel die detaillierte Datenaufnahme bei den Sendern aus. Aber die Sender konnten weiterhin über die Funktürme (allerdings mit nur noch ca. 2-4 km Genauigkeit) verfolgt werden. Die gute Nachricht: Die Firma Interrex hat die Sender weiterentwickelt und bietet sie jetzt mit internen Antennen an. Die Hunan Sender lieferten stabil, aber deutlich weniger häufig Daten. Ein Sender fiel hier leider auch recht rasch aus.

Von den meisten Tauben erhielten wir bis zum Herbstzug Daten. Dann haben sich die Tiere wohl mit den Sendern in die Funklöcher südlich der Sahara verabschiedet, mit einer Ausnahme - eine TT aus Sachsen-Anhalt funkt immer mal aus dem Tschad, dazu aber später mehr. Wir hoffen auf einige Rückkehrer (und Daten) im April, und auf die neuen Sender, die hoffentlich im nächsten Jahr noch besser funktionieren, sowie erste HALM-Maßnahmen (Turteltauben-Brachen) in Hessen.

Wir - Prof. Dr. Petra Quillfeldt (Projektleiterin) sowie Hannes Ruß (Projektmitarbeiter, Schwerpunkt Internationale Fragen - Zugwege) sowie Uta Gerz (Projektmitarbeiterin, Schwerpunkt Nationale Fragen – Habitatnutzung, AUM) - bedanken uns an dieser Stelle für die Unterstützung durch die vielen Beteiligten - im Freiland, in Behörden und Vereinen, insbesondere:

  • BfN: Dr. Hans-Christian Stotzem, Dr. Jasmina Stahmer & Mirjam Fretter
  • Danuta Heise (Sekretariat)
  • Ben Metzger und Dr. Yvonne Schumm (Freilandarbeiten)
  • Janne Bredehöft (Tierschutzbeauftragte der JLU)
  • allen Helfern, die selbständig in Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Futterstellen angelegt und/oder kontrolliert haben: HESSEN: Carsten Grebe, Isabelle Hardt, Nicola Böye THÜRINGEN: Stephan Zinke, Andreas Goedecke, Ronald & Nicolas Glaser, SACHSEN-ANHALT: Michael Arens, Renate Holzäpfel, Bernd Nicolai, Dr. Wolfram Pethe, Martin Schulze, Stefan Fischer (Vogelschutzwarte Steckby, vielen Dank auch für die Mithilfe bei der Koordination)
  • allen Helfern, die uns bei der Suche nach geeigneten Stellen (und dem Einholen von Kontakten und Genehmigungen) unterstützt haben, hier besonders Tobias Reiners und Manfred Reitz
  • Der Firma FRIEDRICH electronic (Lollar) für Weizen-Spenden
  • allen hilfsbereiten Landbesitzern und Jagdpächtern