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Pressebericht der JLU Gießen:

 

Nr. 35 • 1. April 2021

 

Wie Pflanzen die Erde bevölkerten

DFG fördert neue interdisziplinäre Forschungsgruppe zu Innovationen in der sexuellen Reproduktion von Pflanzen unter Federführung der Universität Gießen mit rund

drei Millionen Euro – Erforschung wichtiger evolutionärer Mechanismen

Landpflanzen haben im Laufe der Evolution eine ganze Reihe an Innovationen in der Fortpflanzung entwickelt: Sie bilden Sporen oder Pollen, die unbewegliche Spermazellen transportieren, oder Samen, die bereits multizelluläre Embryonen enthalten. Bisher sind jedoch die zugrundeliegenden molekularbiologischen Mechanismen dieser Prozesse nur ansatzweise verstanden. Forscherinnen und Forscher aus den Bereichen Molekular-, Entwicklungs-, Zell- und Evolutionsbiologie sowie der Bioinformatik werden im Rahmen einer nun von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligten Forschungsgruppe die Neuerungen in der Evolution pflanzlicher Reproduktion eingehender analysieren. Die DFG fördert die Forschungsgruppe „Innovation und Koevolution in der sexuellen Reproduktion von Pflanzen – ICIPS“ (FOR 5098) für zunächst vier Jahre mit rund drei Millionen Euro, davon erhält die JLU rund 1,3 Millionen Euro. Sprecherin ist Prof. Dr. Annette Becker vom Institut für Botanik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU).

 

Beteiligt an der Forschungsgruppe sind zudem der Bioinformatiker Prof. Dr. Alexander Goesmann (JLU) sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Bonn, Jena, Osnabrück und Regensburg. „Pflanzen haben beeindruckende Innovationen entwickelt, um die Erde zu bevölkern“, so JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. „In der neuen interdisziplinären Forschergruppe werden wichtige evolutionäre Mechanismen erforscht, die diesen Innovationen zugrunde liegen. Ich gratuliere allen Beteiligten herzlich zu diesem

Erfolg.“

 

Als die frühen Landpflanzen ihr Verbreitungsgebiet ausdehnten, setzten sie sich dem Risiko der Austrocknung aus. Daher veränderte sich die sexuelle Reproduktion der Pflanzen, so dass sie von Wasser unabhängiger wurden. „Bei der sexuellen Fortpflanzung der Landpflanzen finden sich viele bemerkenswerte Beispiele für ganz essenzielle biologischen Konzepte der Innovation – wie der Ursprung der Samenanlage und Blüten – und der Koevolution, wie sie beispielsweise bei für die Befruchtung wichtigen Signalpeptiden und deren Rezeptoren

stattgefunden hat“, so Prof. Becker. „In der ICIPS-Forschungsgruppe werden wir gemeinsam an der Aufklärung von molekularen Schlüsselmechanismen und Innovationen arbeiten, die zu neuartigen morphologischen Strukturen während der Pflanzenevolution führten und damit sexuelle Fortpflanzung an Land ermöglichen.“

 

Die Forscherinnen und Forscher untersuchen genetische Modellorganismen aus den frühesten Verzweigungslinien der Landpflanzen bis hin zu den Blütenpflanzen, was leistungsfähige vergleichende Analysen auf genetischer Ebene ermöglicht. Das Ziel ist es, den Ursprung wichtiger evolutionärer Innovationen auf verschiedenen Ebenen zu erforschen –

Signalpeptide, Transkriptionsfaktoren, Signalwirkung reaktiver Sauerstoffspezies und in

 

 

genregulatorischen Netzwerken –, um die Entstehung von neuartigen reproduktiven

Geweben und Organen zu verstehen.

 

Die neue Forschungsgruppe kooperiert mit dem DFG-Schwerpunktprogramm MAdLand – Molekulare Adaptation an das Land: Evolutionäre Anpassung der Pflanzen an Veränderung (Sprecher: Prof. Dr. Stefan Rensing, Philipps-Universität Marburg) und der „Open Green

Genomes Initiative“ (University of Georgia, Athens GA, USA).

 

Nr. 35 • 1. April 2021

 

 


Kontakt

Prof. Dr. Annette Becker

Institut für Botanik

AG Entwicklungsbiologie der Pflanzen Telefon: 0641 99-35200

E-Mail: Annette.Becker@bot1.bio.uni-giessen.de

 

 

Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund

28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissen- schaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit dem Jahr 2006 wird die Forschung an der JLU kontinuierlich in der Exzellenzinitiative bzw. der Exzellenzstrategie von

Bund und Ländern gefördert.