Prozesse der Selbstregulation bei der Bearbeitung einer digitalen aufgabenbasierten Lernumgebung im Physikstudium (ProSRL)
Digitale Lernumgebungen wurden in den letzten Jahren an deutschen Hochschulen zunehmend in den Blick genommen, um u. a. Studierenden mit ungünstigen Lernvoraussetzungen das Aufholen fehlender Vorkenntnisse zu ermöglichen und so einen Beitrag zum Studienerfolg zu leisten. Digital vorgehaltenen Angebote erscheinen hier vielversprechend, weil sie den Lernenden eine selbstbestimmte und flexible Bearbeitung ermöglichen. Empirische Befunde zeigen jedoch, dass das Potential solcher Umgebungen bisher von vielen Lernenden nicht optimal genutzt wird, z. B. weil die Bearbeitung nicht persistent erfolgt oder nach kurzer Zeit abgebrochen wird. Ein Grund hierfür scheint zu sein, dass das selbstbestimmte Lernen mit digitalen Lernangeboten hohe Anforderungen an die Selbstregulation der Lernenden stellt, z. B. weil eigenen Fähigkeiten und Nachholbedarfe realistisch eingeschätzt sowie passende Angebote ausgewählt und aufgesucht werden müssen. Um Lernende bei der selbstregulierten Bearbeitung zu unterstützen, sind Erkenntnisse dazu erforderlich, wie Bearbeitungs- und Selbstregulationsprozesse in digitalen Umgebungen ablaufen und welche Schwierigkeiten dabei auftreten. Erkenntnisse dieser Art liegen bisher fast ausschließlich für Umgebungen vor, in denen Lernenden vor allem Informationen (Fakten, Erklärungen etc.) z. B. in Form von Texten oder Videos zur Verfügung gestellt werden (z. B. Hypermedia-Umgebungen). Im Gegensatz dazu wird das selbstregulierte Lernen in Umgebungen, in denen vor allem (mit Informationen angereicherte) Aufgaben bearbeitet werden, selten in den Blick genommen. Die Bearbeitung von Aufgaben wird jedoch als für das Lernen wesentlich angesehen und ist zudem Teil der akademischen Lehr-/Lernkultur in den MINT-Fächern. Hier setzt das Projekt an: In einer ersten Studie sollen die Bearbeitungs- und Selbstregulationsprozesse von Physikstudierenden bei der Bearbeitung einer digitalen aufgabenbasierten Lernumgebung zu Grundlagen der Mechanik erfasst sowie selbstregulationsbezogenen Schwierigkeiten identifiziert werden. Es soll zudem untersucht werden, in welchem Zusammenhang diese Prozesse sowie das Auftreten spezifischer Schwierigkeiten mit ausgewählten Personenmerkmalen und dem Lernerfolg stehen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen nicht nur zu einem besseren Verständnis der ablaufenden Selbstregulationsprozessen beitragen, sondern auch Hinweise für die Entwicklung von Maßnahmen liefern, mit denen eine persistente Bearbeitung unterstützt werden kann. Einzelne, besonders vielversprechend erscheinende Maßnahmen sollen in einer zweiten Studie in die Lernumgebung implementiert und deren Effekt auf die Bearbeitungs- und Selbstregulationsprozesse in einem experimentell angelegten Setting untersucht werden. Das Projekt soll so einen Beitrag dazu leisten, die Mechanismen gelingender und misslingender selbstreguliert Nutzung aufgabenbasierte Lernumgebungen zu verstehen und Hinweise für die Entwicklung erfolgreicher(er) Unterstützungsmaßnahmen abzuleiten.
Projektpartner*innen: Prof. Dr. Andreas Vorholzer (Didaktik der Physik; Projektleitung), Prof. Dr. Alexander Eitel (Pädagogische Psychologie), Prof. Dr. Claudia von Aufschnaiter (Didaktik der Physik), Prof. Dr. Joachim Stiensmeier-Pelster (Pädagogische Psychologie)
Projektmitarbeiter: Jonas Gabi (Didaktik der Physik)
Projektlaufzeit: 01.06.2021 - 31.05.2024
Projektförderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)