Kepler, Bericht vom neuen Stern, 1604
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*** Johannes Kepler, Gründtlicher Bericht Von einem
vngewohnlichen Newen Stern, 1604
*** Textgrundlage: Gesammelte Werke. Band 1. Hg. von M. Caspar.
München 1938, 393-399.
*** Elektronische Erfassung: Thomas Gloning, 11/98;
Eine Korrektur gelesen: Thomas Gloning, 2/99;
Hinweise an:
TG
*** Version: 15/2/1999
*** Bearbeitung:
*** Seiten- und zeilengetreue Erfassung nach "Gesammelte
Werke";
*** Kodierte astronomische Zeichen:
[SAGITT], [JUPIT], [MARS], [CONJUNC]
*** Kursiv = Auszeichnungsschrift (Antiqua)
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|393:1| Gründtlicher Bericht
|393:2| Von einem vngewohnlichen
|393:3| Newen Stern/ wellicher im October ditz
|393:4| 1604. Jahrs erstmahlen erschienen
|393:5| Gestelt
|393:6| Durch Johan Khepplern/ Röm: Kay:
|393:7| May: Mathematicum.
|393:8| Gedruckt in der alten Stat Prag/
|393:9| in Schumans Druckerey.
|394:1| Demnach nunmehr zwey vnd dreyssig Jahr/ das die Astronomi
etwas newes/
|394:2| zuvor in allen Büchern/ so viel deren auff vns gelanget/
vnvermeldetes wunderwerckh
|394:3| am Himmel befunden/ das nemlich ein newer sehr grosser
heller gläntzender
|394:4| Sterne vnder die höchste Sphaeram vnd vnbewegliche
sterne in sydere Cassiopeae
|394:5| vnd der Jacobsstrassen oder via lactea einkhommen/
alda in die 16. Monat lang
|394:6| an einem ort still gestanden/ vnd entlich widerumb verschwunden
ist: Dessen eigentliche
|394:7| würckung noch von niemanden in so vielen Büchern
erörtert/ von etlichen aber
|394:8| nach so langer zeit erst erwartet/ oder zwar gegenwertig/
aber noch der zeit für vnsichtbar
|394:9| vnd klein/ oder als in der saat gehalten würt: Demnach
auch vor vier Jahrn
|394:10| ein mittelmässiger sterne tertiae magnitudinis
in pectore cygni vnd auch in via
|394:11| lactea auffgegangen/ vnd noch der zeit in einerley
größ vnd stell zusehen ist/ der
|394:12| zuvor nie an ermeltem ort/ wie mit starckhen argumenten
vnd gnugsamen kundschafften
|394:13| zuerweisen/ weder von Hipparcho vor 1800/ noch Ptolemaeo
vor 1400 Jahren/
|394:14| noch jemanden auß nachfolgenden Mathematicis
gesehen worden: Also hat sich auch
|394:15| in jetz ablauffendem 1604. Jahr/ den 9 oder 10 Octobris
abermahl ein sehr grosser
|394:16| heller zwintzerender stern in der constellatione Serpentarij
vnd 17. grad/ 43 minuto
|394:17| des Schützens cum declinatione Meridiana,
latitudine verò Septentrionali gr.
|394:18| 1. 55 m. zwar nit eben in via lactea, aber doch
in dem Platz des Himmels/ der
|394:19| zwischen den zweyen pfäden deren alda gespaltenen
strassen eingeschlossen ist/ vnd
|394:20| zwar dem vordern Pfad gar nahend/ erstmahlen entzündet/
vnd ist den 17. 18.
|394:21| 21. 28. Octobris observando so viel befunden worden/
das er kheinen lauff nit
|394:22| habe/ ausserhalb des täglichen Auff vnd Nidergangs.
Derohalben vnd zu vermeidung
|394:23| vieler grosser Absurditeten wir bekhennen müssen/
das er auch gleich den
|394:24| zweyen jetz vermeldeten/ am eussersten Himmel vnd firmament
vnder andere fix
|394:25| sterne angehefftet/ vnd kheins wegs wie andere Cometen/
zwischen den Planeten
|394:26| nidriger/ viel weniger vnder dem Mond/ oder in dem Element
des Luffts zusuchen
|394:27| seye: Wie dann sein klarheit vnd hellschimmerendes Himmelisches
liecht diesem beyfall
|394:28| thuet. An wüchtigkheit ist ditz wunderwerck Gottes
jenem anno 1572 weit vorzuziehen.
|394:29| Dan das ich geschweige/ das etliche fürnehme Personen/
wölliche jenen
|394:30| anno 1572 gesehen/ starck fürgeben/ dieser sey viel
grösser vnd heller dan jener/
|394:31| (wie er dan fast zweymahl so groß geschienen/ als
sein nechster nachpaur Jupiter)
|394:32| so gibt ditz nit weniges nachdenckhen/ das jener ausserhalb
des Zodiaci in einem abgelegnen
|394:33| gestirn Cassiopeae gestanden/ dahin khein Planet niemahlen
khommet:
|394:34| Dieser aber sich zu nechst an der allgemeinen Landstrassen
der Sonnen/ des Mondes
|394:35| vnd aller Planeten gestelt/ der gestalt/ das fast alle
Planeten/ bey jme fürüber/
|394:36| auch Saturnus beinahe in puncto mit jme vereinigt
werden muß. Jener hat sich
|394:37| zwischen etlichen hellen vnd grossen/ aber gemeinen sternen
befunden/ die kheine
|394:38| besondere art oder bewegnus haben/ dieser hat sich mitten
zwischen die drey höchste
|394:39| Planeten eingedrungen/ vnd hat Martem vnd Jovem
zu seinen vorlauffern/ Saturnum
|395:1| aber zu einem nachtretter erwehlet. Jener ist im jrdischen
Zeichen des Stiers
|395:2| erschienen/ in wöllichem dieser zeit kheine grosse
conjunctiones Planetarum geschehen.
|395:3| Dieser aber befindet sich im feurigen zeichen des Schützens/
in wöllichem
|395:4| der vielbeschreiete fewrige triangel im verschienen Decembri
seinen anfang genommen/
|395:5| wölliches alle 800 Jahr einmahl beschicht. Jener
hat eine gemeine zeit ohn
|395:6| ein sonderliches merckzeichen angetroffen/ vnd ist vngewarneter
sachen in die Welt
|395:7| einkhommen/ gleichsam als wan ein Feind bey der nacht
ein Statt vberfüele/ vnd
|395:8| sich ehe auff dem marckh sehen liesse/ dan die Bürger
wusten das er kommen würde:
|395:9| dieser gereth gerad in das Jahr/ darvon die Astrologi
so viel geschrieben/ das der
|395:10| fewrige Triangul drinnen angehe/ gerad in den Monat/
drinnen auch Mars zu
|395:11| baiden höchsten Planeten khommen/ vnd die grosse
conjunction nach Cypriani lehr
|395:12| volkhommen gemacht/ gerad in den tag/ an wellichem Mars
zu dem letzten nemlich
|395:13| zu dem Jupiter gestossen/ gerad an das ort/ da Jupiter
vnd Mars zusammen
|395:14| khommen. Dan zuwissen/ das Jupiter den 9 Octobris
ex analogia observationum
|395:15| im 19. 13. [SAGITT] gewest/ vnd etlich wenig scrupula
Septentrionalis, Mars aber/ auß
|395:16| verbesserter rechnung im 19. gr. 14 m. [SAGITT]/ cum
lat. 1. 36. Merid. das also die [CONJUNC] [JUPIT] [MARS]
|395:17| gewest den 9 Octobris vngefährlich vmb mittag.
Nu ist dieser newe sterne den 8 Octob.
|395:18| noch nit/ den 10 aber hernach erstmahlen nach vndergang
der Sonnen gar hell vnd
|395:19| klar gesehen worden/ nechst bey Jove vnd Marte,
also das er vngefährlich 2 gr.
|395:20| 26 min. in circulo magno von Jove abgewichen/
vnd der gütige Jupiter beynahe
|395:21| mitten zwischen diesem sterne vber jme vnd Marte vnder
jme gestanden. Derowegen
|395:22| dan alle Mathematici jr fleissiges auffsehen auff
zeit vnd ort dieser conjunction gehabt
|395:23| haben werden/ vnd also dieses sterns erscheinung sich
nit einem verstolnen
|395:24| feindlichen einfall/ wie jener anno 1572/ sondern
einem offentlichen spectakel/
|395:25| Triumph oder einritt eines mächtigen Potentaten
vergleichte/ da die Furier ein
|395:26| zeit zuvor die quartier auff jne zuberaiten vnd dem Jungen
gesindl beginnet die
|395:27| weil lang zu werden/ biß er komme: darauff die
rüst: küchel: vnd silberwägen hernach
|395:28| khommen/ bald das gestrappel der rosse vnd des vortrabs
meniglichen auff
|395:29| die gassen herfür zulauffen/ vnd an die fenster
zu fallen vervrsacht/ vnd entlich/
|395:30| wan der pöffel mit auffgesperten meulern die gantze
Ritterschafft durchsuchen/ als
|395:31| dan der Trometern/ Hartschiren vnd Laggeyen compania
des hereinkhommenden
|395:32| Monarchen Person also bezeichnen/ das es kheines deüttens
bedarff/ sondern
|395:33| meniglichen bey sich selber spricht/ da haben wir jn.
Wie nun jener anno 1572 hoch
|395:34| in Septentrione gestanden/ vnd nit vndergangen/ sondern
auch wol bey tage/
|395:35| wann die Sonne sich geneiget herfür gestochen/ vnd
also wegen seiner klarheit vnd
|395:36| höch den gmeinen pöfel gleich als bey den ohren
gezogen die augen auff jne zuwenden:
|395:37| derowegen er auch von gmeinen vnachtbarn Leuten am ersten
ist vermerckt worden:
|395:38| also wil es sich ansehen lassen/ als ob dieser jetzige
sterne (weil er an jetzo näher bey
|395:39| der Sonnen/ mitten in der klaren abendröte leuchtet/
vnd bald auff die Sonne
|395:40| vndergehet/ auch mit andern klaren sternen vmbgeben ist)
etwas nähere verwantnus
|395:41| mit dem Gelehrten hauffen habe/ weil er von denen/ (sonderlich/
wölliche auff die
|396:1| Astronomiam gestudirt) besser vnd geschwinder zuvermercken
gewest/ als vom
|396:2| gmeinen pöfel.
|396:3| Was nun sein bedeuttung sein werd/ ist schwärlich
zu ergründen/ vnd ditz allein
|396:4| gewiß/ das er eintweder vns Menschen gar nichts/
oder aber solliche hohe wüchtige
|396:5| ding zubedeuten habe/ die aller Menschen Sinn vnd vernunfft
vbertreffen. Dan
|396:6| weil er so hoch vber alle Planeten gestanden/ das an demselben
ort/ nach Copernici
|396:7| lehr/ nit allein der Planeten Cörper verschwinden/
sondern auch jre gantze Himmele
|396:8| selber wie kleine sternlin anzusehen: so vermag man demnach
aus der Astrologorum
|396:9| gmeinen lehr vnd dieser grossen conjunctione Saturni,
Jovis et Martis nichts auff
|396:10| die entzündung dieses sterns/ oder seine substantz
erzwingen. Vnd wolte Gott/
|396:11| das doch die jenige/ wölliche vnzweiffel in grosser
anzahl viel langer gewäsche von
|396:12| vrsprung dieses sternen machen/ vnd in truckh geben werden/
jnen dieweil nämen/
|396:13| Hern Tychonis Brahe Progymnasmata von dem sterne
des 1572 Jahrs zuvor
|396:14| abzulesen/ damit sie mit so vngeschickten kindischen
gedancken/ als solte dieser sterne
|396:15| natürlicher gewohnlicher weise von Jove vnd Marte
(sonderlich weil er rötlich vnd
|396:16| von fernem/ wie ein auffgehende brunst oder feur scheinet)
entzündet worden sein/
|396:17| daheimen bleiben. Sonsten vnd so fern ditz axioma
so gewiß vnd war were/ so
|396:18| gewiß ich es für eine Fabel halte/ das die
vereinigung Jovis et Martis diesen sternen
|396:19| angezündet haben solle: wuste ich mit dieser allegoria
wol so lieblich vnd meisterlich
|396:20| zuspilen/ als andere thun werden: Wie nemlich die Mathematici
nach dreyen grossen
|396:21| Sternen geschawet/ aber vnversehens deren vier gefunden/
vnd sich an dem newen
|396:22| vbernächtigen mehr vergafft/ als an den bleiblichen
wahrhafftigen Planeten. Vnd
|396:23| das der alte hartneckhige Saturnus der prächtige
Jupiter/ vnd der streitbare Mars
|396:24| auff einem Reichstage in domo et templo Jovis
zusamen khommen/ alda Jupiter
|396:25| vnd Mars auff eine seiten getretten/ einen newen Sternen
erwehlet/ vnd so hoch
|396:26| vber sich gesetzet vnd erhöhet/ so tieff sie beide
sich zuvor vndern Saturnum buckhen
|396:27| müssen/ seyen also nach verrichter sachen ein jeder
widerumb darvon seinen Pfad
|396:28| gezogen. Saturnus aber rüste sich fuß für
fuß/ auff diesen newen zuziehen: doch/
|396:29| so fern nur der newe so lang zu dauren habe werde Saturnus
sich gleich so wol für
|396:30| jme buckhen/ vnd vnder jme/ wie wol nehrlich durchziehen
müssen. Doch sey ditz nur
|396:31| ein zeitliches/ vnd ziehen die Planeten wol davon/ da
der newe hingegen stehen
|396:32| bleibe/ sie khommen aber auch wieder/ vnd werden jne
als dan vnzweiffel alda nit
|396:33| mehr stehend finden: vnd was der dings mehr. Wol wolte
ich nit laugnen/ das
|396:34| dieser sterne mit conjunctione Jovis vnd Martis
so fern gemeinschafft habe/ so fern
|396:35| man zugeben wolte/ das Gott selber/ (der nichts in der
Welt weder für klein noch
|396:36| für groß schätzet/ vnd das Menschliche
geschlecht in diesem so kleinen vnd vnsichtbarn
|396:37| erdenpunctlein wonhafft/ als sein Ebenbild/ eben so lieb
vnd lieber hat/ als einen
|396:38| sternen wan er auch gleich hundert tausentmahl grösser
were/ als die gantze Erdenkugel)
|396:39| diesem Menschlichen geschlechte etwas namhafftes anzuzeigen/
den ort vnd
|396:40| zeit dieser conjunction Jovis et Martis zu
ewiger gedechtnus habe hiemit zeichnen/
|396:41| vnd die sachen/ wiewol in vnaussprechlich höhern
orten/ also disponirn wöllen/ damit
|397:1| wir Menschen von vnserer Erden hinauff schawend/ an dieser
stelle einen so grossen
|397:2| sterne zusehen hetten.
|397:3| Wer ist aber/ der nicht sehe/ das ditz mir vnd meniglichen
viel zu hohe Assumpta
|397:4| seyen: vnd sich nit wölle a posse ad esse
argumentiren lassen?
|397:5| Hingegen aber/ will ich auch mit den jenigen nicht gmeinschafft
haben/ wölliche
|397:6| diese zusammenstimmung aller dings in Wind schlagen/ vnd
darfür halten/ das
|397:7| es des blinden glücks schuld/ das dieser newe sterne
eben gerad diß Jahr Monat tag
|397:8| vnd ort der grossen conjunction getroffen habe. Dan
ob wol war/ das (zum exempel)
|397:9| ein jeder gerader wolgemachter würffel sechs felder
hat/ vnd eins so wol fallen khan/
|397:10| als das andere/ jedoch wan ein anzahl spieler jeder mit
vier oder fünff Würffeln nur
|397:11| einen einigen Wurff thuen solten/ vnd einem vnder jnen
füele das Sechsen auff allen
|397:12| würffeln/ so würde man ein sollichen nit vnbillich
wegen einer verborgenen kunst
|397:13| verdacht haben/ vnd es schwärlich dem glück
zuschreiben: angesehen/ das wol hundert
|397:14| tausendt würffe geschehen möchten/ ehe wieder
einer auff diese weise geriethe.
|397:15| Derowegen wie gesagt/ ich diese wunderbarliche eintreffung
der zeit vnd ort/ nit
|397:16| gern dem blinden glück zuschreiben wolte: zumahl
weil die erscheinung selbsten eines
|397:17| newen Sternens für sich allein (auch ohne betrachtung
der zeit vnd ort) nit ein gemein
|397:18| ding ist/ wie ein spielwurff/ sondern ein grosses wunder/
desgleichen vor
|397:19| vnsern zeiten nie erhört oder gelesen worden. Aber
ich wil diese zweiffelhaffte frag
|397:20| andern auffzulesen fürgeben haben/ vnd für
jetzo fahren lassen. Damit ich aber doch
|397:21| auch eine kleine vorbereittung mache/ die bedeutung mit
der zeit zuerkundigen/ so
|397:22| nim ich disen sterne an/ wie einen andern/ sonderlich
einen Planeten/ vnd achte es
|397:23| der Natur gemäß/ das er/ so lang er stehet/
an der witterung vnd nativiteten der
|397:24| Menschen/ so wol gmeinschafft haben werde/ als er am
liecht gemeinschaft hat:
|397:25| Nemlich weil die gantze Natur/ vnd alle deren crefften
(animales facultates) eine
|397:26| verborgene art haben/ die aspectus der himlischen
liechtstralen zumerckhen vnd
|397:27| sich nach denselben zureguliren/ werden sie ohne zweiffel
auch dieses sternens empfinden.
|397:28| Derohalben auff die jenige tage achtung zugeben/ in wellichen
er mit den
|397:29| Planeten configurirt würt. Nemlich ist er den
10. Octobris (alda er zum erstenmahl
|397:30| gesehen worden) gerad in sextili Solis gestanden.
Vnd weil es dieser tage
|397:31| viel geregnet ohne sonderliche aspecte ist zu bedenckhen/
ob nit die natur sich
|397:32| durch ankunfft dieses sternes zu sollichem starckhen
schwitzen vnd netzen hab verursachen
|397:33| lassen. Vnd würt vns hierdurch sonderlich gezeichnet
der jetz künfftige 9 Decembris/
|397:34| an wellichem Son vnd Saturnus zugleich zu diesem newen
sterne stossen/
|397:35| doch baide vnder jme dahin gehen/ vnd zwar Saturnus
[Sarturnus_Ed.] den 13. 14. am nähesten
|397:36| zu jme ruckhet/ damahlen die Sonne schon ein weglein
fürüber. Vnd würt er
|397:37| wegen dieses lauffs der Sonnen von 1 Decembris abends
nit mehr mögen gesehen
|397:38| werden.
|397:39| Jn gleichem würt Mercurius den 23 und 24 Decembris/
da anderst der sterne
|397:40| so lang bleibt/ sehr nahe bey jme vnd Saturno stehen/
vnd ist zu vermuethen/
|397:41| es werde von da an der newe sterne/ frü vor der
Sonnen auffgang wieder je mehr
|398:1| vnd mehr zusehen sein. So nun er in natürlichen dingen
seine würckung haben würt/
|398:2| möcht solliche maisten theils auff die bezeichnete
täge fallen: vnd ein jeder/ so den
|398:3| 9. 10 Decembris newen/ oder 29. 30 Novembris alten
Calenders geboren/
|398:4| ditz Jahr auff seine Revolution vnd zustände achtung
geben. Es ist sonst ein alte
|398:5| vermuthung/ deren fürneme authores beyfallen/
das vnder werenden Cometen/
|398:6| vnd also auch newen sternen fürtreffliche Leute geboren
werden. So seind sie auch
|398:7| noch nit alle Todt, die anno 1572. 1573. 1574. geboren
worden.
|398:8| Betreffend die qualiteten/ so dieser sternen vermuthlich
in seiner würckhung
|398:9| erzeigen möchte/ werden dieselbige aus seinem liecht
vnd farb müssen erlehrnet
|398:10| werden: Vnd vergleicht er sich etlicher massen in denselben
dem grossen Hundsterne/
|398:11| doch rötlichter vnd grösser: sonsten sie beide
nit anderst als wie ein köstlicher Diamant
|398:12| von vielen eckhen jre farben daher werffen. Vnd weil
der Hundsstern nach der
|398:13| Astrologorum fürgeben Jovialischer vnd Martialischer
natur/ würt auch dieser
|398:14| sterne solliche doch mehr die Martialische Natur an jme
haben/ wie er dan auch
|398:15| in loco et die conjunctionis Jovis
et Martis erschienen.
|398:16| Jn Politischen sachen vnd menschlichen Hendeln acht
ich/ dieser stern hab trefflich
|398:17| viel zubedeuten/ zwar nit seiner Natur nach/ sondern
per accidens/ wegen der
|398:18| Menschen gemüther. Dan anfänglichen bedeutet
er den Buchdruckhern grosse vnrhu
|398:19| vnd zimlichen gewin darbey: dan fast ein jeder Theologus,
Philosophus, Medicus
|398:20| vnd Mathematicus, oder wer sonsten ohne eine arbeitsame
jme anbefohlene
|398:21| verrichtung seine ergetzlichkeit bey den studijs sucht/
würt jme besonderliche gedanckhen
|398:22| machen/ vnd mit denselben ans liecht khommen wöllen.
So werden andere
|398:23| gelehrte vnd vngelehrte ein jeder gern wissen wöllen/
was er bedeute/ vnd die
|398:24| Authores/ so davon geschrieben/ zusamen khauffen.
Diß meld ich gleichnus weise/
|398:25| dan wie ditz ohne grosse kunst leichtlich ist zuerrathen/
also khan es eben so leicht vnd
|398:26| auff gleiche weise beschehen: das der gmeine pöffel/
oder wer sonsten etwa baldglaubig/
|398:27| es sey nun jetzo gleich ein sinverruckter Mensch/ der
sich selber zu einem
|398:28| grossen Propheten mache/ oder auch ein mächtiger
Herr/ der zu grössern digniteten
|398:29| ein gut fundament vnd anfang habe/ durch erscheinung
ditz sternens entweder
|398:30| auffgemuntert werden/ etwas newes anzufahen/ gleich als
het jnen Gott der Herr
|398:31| diesen stern als ein Liecht im fünstern angezündet/
jnen darzu zu leichten: oder
|398:32| aber auch da sie zuvor etwas wagliches bey sich heimlich
beschlossen gehabt/ jetzo
|398:33| davon abgeschreckhet werden/ vermeinende/ dieser sterne
bedeute ein besonder
|398:34| vnglückh/ darein auch sie durch solliches jr verwegen
fürhaben gerathen möchten.
|398:35| Anno 1284 die nacht nach S. Ambrosij/ hat sich/
wie die Böhemische Histori
|398:36| meldet/ ein sehr heller stern an dem obern spitzen des
Mondes allhie in Böheim
|398:37| sehen lassen/ damahlen das Königreich Böheim
vnd dessen junger Erbherr/ namens
|398:38| Wenceslaus/ vnder einer strengen pflegschafft des Marggraven
von Brandenburg/
|398:39| als Keiser Rudolffs statthalters gleichsam gefangen gehalten
worden: da
|398:40| haben die Böheim jnen eingebildet/ besagtem jrem
Erbherren werde ein schieriste
|398:41| erwünschete erlösung angedeutet/ vnd haben
sich desto mehr bemühet/ jne auff
|399:1| freyen fuß zubringen/ auch dasselbige entlich erhalten.
Ditz hat aber jnen der erschienene
|399:2| sterne seiner Natur halben nit zubedeuten gehabt. Dan
wie es die Astronomische
|399:3| rechnung bezeugt/ so ist in der nacht nach dem sechsten
Aprilis ein
|399:4| conjunctio Jovis Septentrionalis et Lunae
dividuae australis gewest in Sagittario,
|399:5| das also ditz khein newer stern/ sondern der alte Jupiter
gewest sein würt: vnd ist
|399:6| jnen gleichwol jr selbst erdachte außlegung wegen
solliches angewendeten fleisses/
|399:7| den der stern in jnen erweckt gehabt/ war worden. Vnd
so viel sey als zu einer
|399:8| vorbereittung gesagt. Die rechte eigentliche bedeutung
aber würt vns die zeit lehren/
|399:9| deren wir/ so lang es dem Allmechtigen gefelt/ im rechtem
[!Ed] reinen vertrawen auff
|399:10| Gott/ vnd hindansezung aller forcht/ so vns einige creatur
fürmahlet/ erwarten
|399:11| sollen.
|399:12| Cum facultate Superiorum.
|399:13| Nit nach zudrucken.