Erhard Knabs Gichtregimen
Erhard Knabs Gichtregimen, 1469: ein consilium zu gesunder Lebensführung und Ernährung für (einen) Patienten mit schmerzhafter Gelenkerkrankung in den Beinen
-- Textgrundlage: Gerhard Eis: Forschungen zur Fachprosa. Bern/ München 1971, 91-100 und 373-375; der Text Seite 96-100.
-- Digitale Fassung: Thomas Gloning
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Regimen editum contra arteticam siue podegram per Erhardum
Knab,
artium et medicine doctorem. Incipit feliciter 1469.
In solicher gestalt als ir haben ein flussig haubt, das kalt ist,
vnd darzu podagram oder
das fußgesucht, so sollent ir vch halten in massen so nach
geschriben steet.
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1. Vwer lufft, da ir ine wonent, sol sin warm vnd drucken. Vnd
ob vwer slafkamer
wer gericht gen orient wer dester besser. Vnd zu morgen vff zwo
stund wer gut, das ir den
lufft dardurch liessent gen, vnd darnach sollent ir sy wider zu
sliessen, vnd sollent sy nit
vff tün zu der zit, so es regt oder nubelt oder so der wind
wegt von mittem tag oder von mitternacht
noch zu der zit, so es fast kalt ist. Besonder in kalter zit so
ist gut, das ir die selb
vwer wonung werment mit eichem durrem holtz oder mit reben oder
mit weckolder holtz.
Huten vch vor nibligem lufft vnd vor kaltem lufft vnd auch vor
dem fuchten. Ir sollent
vch auch hutten vor des mones glast vnd sollent in nit vber vch
lassen gan. Ob ir auch beuor
ab zur wintterzit vwer camer vnd stuben berauchten morgs vnd aubts
mit smackhaften
kuchlin, die darzu gehorig sint, oder mit weckolder ber vnd salben,
wer gut. Die stat da
ir in wonent, sol auch nit ser hitzig sin.
2. Item so ir des morges vff steend, so sollent ir vch alweg reinigen
mit dem stulgang,
mit dem ruspern vnd allem dem, das vch vberflissig ist in der
brust, in der nasen vnd in dem
mund, wie das gesin mag. Vnd so das also gescheen ist, so sollent
ir ein liplich vbung
senftichlichen tün mit sitlichem gen, so ir das mogent vnd
ir keines fluß findent abzustigen
in die fuß. Vnd so ir befindet lasheit oder mudung, so steent
ab. Ob aber ir zu zitten nit
gen mogent, so wer doch gut, das ir vch lussent die arm von dem
ellenbogen biß zu der hand
riben mit senften henden oder tuchern, vnd zu der zit, so vch
die fuß nit we tund, auch
die ben.
3. Item vwer brot sol sin von gutem korn, das da rein sy vnd nit
zu alt, das da recht
in sy komen, nit fucht, besonder in guttem; vnd sol das brat sin
gehefelt vnd gesalczen vnd
sol recht gebacken sin, nit zu durr oder zu fucht, vnd sol nit
vber drey tag, sol auch eins
tags alt sin. Huten vch vor allem vngehefelten brot, auch vor
dem, das verbrant ist, vnd
vor den krusten.
4. Item fleisch, das vch zu steet, ist junger huner fleisch vnd
auch cappen, die nit zu
alt sind, die nit zu feist, auch nit zu mager sint, besonder in
der mitt. Auch sint gut
rephüner, wachteln, fasant, häselhüner, trosteln,
amalß, lerch vnd all clein waltuoglin. Auch
ist gut junger kitzen, kelber fleisch. Hasen mogent ir essen,
beuor ab das hirn vnd auch
junger reher. Tuben, die anfahen zu fliegen, mogen ir essen. Vnd
vß disem fleisch sullent
ir erwelen was da gesunt sy vnd nit zu feist nach zu mager, vnd
ist das beser, das da steet
an der brust vnd an der rechten sitten. Ir sollent vch huten vor
grobem, dirrem und
gesaltzem fleisch vnd auch vor allem fleisch, das da alt ist,
vnd auch von jungen swinlin vnd
auch vor den alten. Ir sollent auch miden all wasser vogel als
gens, enten, reyer, ducher,
wasser huner vnd deßglichen.
5. Item all ingeweid der tier sint vch all zu miden, es sy dann
der leber da by von hunern
vnd hanhodlin, die jung sigent vnd nit gefogelt haben.
6. Item es wer wol gu:ot, das ir all fisch mochten miden. So aber
das villicht nit gesin mag
der fasten vnd ander zit, so sollent ir vch gebruchen solicher
fisch, die da gen in steinen
wassern, die fliessen syent, vnd die auch schupen haben vnd nit
zu feist syen. Vnd vnder
benanten fischen sint die clein die besten.
7. Ir mogent auch zu vwer spiß alweg bruchen solich wurtz,
beuor so es kalt ist.
Nemen zimey ain halb lot, neglin ein halb quintlin, ingeber ein
quintlin, saffran ein dritteil
eins quintlin, gebeisten coriander ein quintlin, wissen zucker
ein halb lot.
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8. Item ein salß mügen ir nutzen, gemacht vß
peterlin, maioran, roßmarin, salbey,
dementen safft vnd vß der etlichen, vnd muget das ein wenig
suß machen mit zucker.
9. Item eyer von hunren mogen ir essen, die nit zu weich noch
zu hert gesotten sin, oder
in ein wasser geslagen, doch sollen ir das wiß miden.
10. Item dwil sich calculus zu zitten by vch ybet, so ist nit
schad, das ir milch spiß
miden, es syen keß, fladen, krapfen. Gesotten oder vngesotten
milch ist auch gut zu
miden von vwers habts wegen.
11. Item ir mogent von krut nutzen spinnat vnd mangolt; vnd ist
gut, das dar in sy
maioran, fenchel, salbey, jung nesseln, betonien, quemely, dementen,
irr etlichs oder ir eins.
Kappus gesaltzen mident vorab.
12. Item linsen, erweisen, bonen: wer gut, das ir die mitten.
Aber zu zitten, so vch
die vließ nit gen in die fieß, so ist gut, das ir
essent kichern.
13. Item der frucht, der ir essen mogent: Ir mugent zu großer
hitzigen zitten vnd beuor
ab, so ir hert im lib sint, essen vor ander spiß ein wenig
kirßen oder pflumen oder winber
oder fugen. Nach dem essen mogent ir bruchen mandeln mit zunter,
auch ein snitzel
gebraten quitten oder biren oder nespeln, sperwer mit fenchel
zucker, coriander zucker
oder eniß zucker. Auch mogen ir essen der kleinen winberlin.
Doch so ir nie mident
gemein frucht by vns wachsen, so besser.
14. Item gesottens vnd gebratens ist besser dann gerestes. Vnd
so ir gebrots essent, so
essent das nit zu durr ist, auch das nit zu ser gesaltzen ist,
oder auch das nit gewickelt ist
in tuch, nach dem so es gebrotten ist, dann es ist nit gut.
15. Item ir mogent auch esen riß vnd mandeln vnd gersten
vnd auch heberbrulin. Vnd
so ir minder spiß zu eim mal essen, so besser, dann es ist
ein schedlich ding, vil spis zu
einem mal, die mengerley ist, essen. Vnd so ir mangerley spiß
essen, so sollen ir allweg
die subtilen -- als eyer brulin, gerstlin, haberbrulin -- für
lassen gen, vnd darnach nutzen
die da grober ist, als gebrotten oder gesatten fleisch.
16. Item ir sollent nit essen zu dem andern mal, es sy dann die
vorgenomen spiß in dem
magen gedauwet, also das ir von einem mal zu dem andern habent
acht oder suben stunt;
vnd sint gemeß, so ir meist mogen mit essen vnd mit trincken.
17. Item ir sollent mercken, das ander zu trincken wer, wann vch
das gesucht ruret,
dan so ir mit friden syen. Dan zu der zit, so ir yeczunt angefochten
werden mit der podagra,
so wer vch besser, ir trincken honig wasser, das da gemacht wer
mit einer maß wassers
vnd mit einer halben echtmas honigs, vnd das gesotten ist uff
das dritteil in vnd wal
geschumet. Vnd ob ir dar in wurffen zwey oder dry salbey bletter,
wer gut. Ob ir auch
das honig nit mochten, so mochten ir das wasser machen mit zucker.
So v aber die podagra
vnd der fluß des haubts nit an fechten, so mugen ir trincken
gutten claren win, der
dach nit zu ser starck ist; vnd ob es salbey win wer, gefiel mir
wol, der da gemacht wer in
dem herbst mit most, da salbey in gesotten wer, oder sust gemacht
mit salbey, als man in
pflegt zu machen.
18. Item ir sollent, so ir trincken, das halten, das vwer dranck
nit kalt sy, auch nit
zu warm, vnd sollen auch nit drincken ober tisch, ir haben dann
zehen oder zwolff muntfol
geessen.
19. Item ir sollent auch vch huten vor drincken, das lang geschicht
nach dem essen, es sy
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zu mittag oder nach dem nacht essen, dann solich drunck, die also
zuschen den inbissen
gescheen, hindern die dauwung vnd schadent dem haubt vnd den andern
glidern.
20. Item ir sollent vch hutten vor fullung, so ir joch lust zu
essen haben, besonder ir
sollent alweg vff horen mit lust vnd sollent den magen nit vberladen
mit spiß, auch nit mit
dranck, der da machet die spiß fliessen oder swatten in
dem magen.
21. Item vwer vbung sol nit gescheen mit nider gehencktem haubt.
Ir sollent auch vch
nit vben mit großer vbung, so ir yczunt gessen haben vnd
nach sat sigend, vnd sollen vch
auch dann nit fast bewegen. Doch senftlich mogen ir vch wol bewegen,
doch das ir dauon
nit müd vnd beswert werden.
22. Item vwer slaff sol nit sin zuschen den malen, besonder er
sol sin des nachts vff dry
stund nach dem nacht essen, vnd sol weren nit vber suben stund.
Vnd ob ir des nachts nit
slaffen mochten, so ist vch erlaubt zu slaffen gegen dem morgen.
Vnd ob ir aber als dann
nit slaffen mochten, so wurd vch erlaupt, sust in dem tag zu slaffen.
Vnd sol vwer slaf
gescheen in einer kamern, wie vor geschriben steet, die nit kalt
oder fucht sy, vnd sol sin mit
wol erhochtem habt. Vnd sollent den ersten slaff tun vff der rechten
sitten vnd den andern
vff der lincken sitten vnd sol zu letst beslossen <sin>
vff der rechten. Ir sollent auch in
dem slaff zimlich gedeckt sin, vnd sollent nit slaffen vff dem
ruck. Auch sollent ir nit
slaffen glich vff das essen oder an der sonnen oder monschin oder
an windechten stetten vnd
an den fuchten oder kalten stetten.
23. Item ir sollent vch huten vor zorn vnd wunder, vor trurigkeit,
vor kriegen, besonder
sollent ir suchen zimlich froude, wa mit die gesin mag; die bringt
vch besonder crafft vnd
sterck.
24. Item so ir baden wollen, so gend niechtern in ein sweißbad
zu der zit, so vch die
podigra vnbekamert lat, vnd erswitzent dar in mit gutten kruttern,
die ich vch vormals
gesagt han, vnd weschen vwer hend vnd fuß vnd den lip on
das haubt mit warmem wasser.
Darnach so lassent vch trucken mit eim tuch vnd gend vß,
vnd huten vch darnach wol vor
kelt vnd legent vch zu gedeckt in ein bet vnd switzent dar inn.
Darnach so lassent vch
aber trucken mit duchern, vnd las im sin haubt weschen mit lauwem,
dar inn gesotten
sind haselwurtzlauber oder bletter vnd strados arabicum vnd rot
rosen, iglichs ein
hantfol. Darzu mag man nemen salbey, quemelij, maioran vnd lauander.
Vnd so ir
gezwagen sin, so lont vch das haupt wol trucken vnd huten vch
den tag vor kelt.
25. Item vch ist gut, das ir ein seckel haben vff vwerm haubt,
das da gemacht sy vß
solichen sachen, die ir vor haben. Vnd wan der gesmack von dem
pulfer vergangen ist, so
mache ein frisches. Vnd das seckel sollent ir beuor ab nutzen,
so die zit kalt oder
fucht ist.
26. Item man mocht auch ein pulfer machen, das ir vff vwer haubt
leitten vnd darnach
das seckel daruff.
27. Item nach dem vnd ir gessen haben, so flissent vch allbeg
vff das essen ein snitz
quitten latwerie oder zuckers, in dem verwurckt ist coriander,
der gebeisset vnd bereit ist.
28. Item es wer gut, das ir alweg zu letst vff die spiß essent dry oder vier salbey bletter.
29. Item ir sollent zu dem aller minsten in dem jar zu zweyen
malen vch lassen
purgieren vnd beuor ab vmb die zit des herbsts vnd des glentz,
denn zu vnd nach den selben
zitten begint sich vwer wesen allermeist zu vben.
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30. Item es wer vch auch gut, vwer fuß zu baden in alun wasser.
31. Item in vwern schuhen vnd vmbe die fuß zu tragen verbena, wer gut.
32. Item vch ist gut zu gebruchen kichern gesotten mit peterlin wortzeln gesotten.
33. Item in allen vwern spisen salbey kochen vnd die zuletst essen, ist gut.
34. Item ir sollent vwer fuß behutten vor hutzigem vnd auch vor kaltem lufft.
35. Item ir sollent vch nit mud gen, auch vwer fuß nit hencken.
36. Item flissent vch, nit uil zu essen oder zu trincken.
37. Item huten vch vor ser alten hunern.
38. Item uil drunckenheit, boß dauwung vnd verlaussung purgacion,
die gewon ist,
vnd geniessen vnd vnkuscheit machen on zal vil gesuchts in den
fussen.
Item ir sollent wissen, das auch ander artzni gehort zu der podagra,
so die materi noch
flusset vnd so sy geflossen ist vnd still steet. Finit 1469.