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Der subjektive Raum Band 1 und 2

Band 1: Die Theaterutopien Stéphane Mallarmés, Alfred Jarrys und Raymond Roussels: Sprachräume des Imaginären.
Band 2: "... der Ort, wo das Denken seinen Körper finden soll": Antonin Artaud und die Utopie des Theaters.
Von Helga Finter.
Erschienen bei Gunter Narr, 1990.

Band 1: Die Theaterutopien Stéphane Mallarmés, Alfred Jarrys und Raymond Roussels: Sprachräume des Imaginären.
Lange war Theater der Ort, wo Krisen des Subjekts gespielt und Modelle für die Einbindung von Leidenschaften und Trieben vorgeschlagen wurden. Doch seit Ende des 19. Jahrhunders werden auch für das Theater Stimmen laut, die die Vorbildlichkeit der Menschenmodelle auf dem Theater in Frage stellen. Wie wird der Mensch zum Sprachwesen, wie formen sich Blick und Gehör? Welche Rolle spielt dabei das Theatralische? Solche Fragenstellen Mallarmé, Jarry, Roussel und Artaud, dem Band 2 gewidmet ist, mit ihren Theaterutopien. Diese sprengen nicht nur die Grenzen des Sprechtheaters, indem sie den Horizont der Oper, des Gesamtkunstwerks, des Ritus und der neuen Medien einbeziehen. Marlarmés vierdimensionales Buch, Jarrys Wappen und Roussels Glorie sind auch Utopien subjektiver Räume, die jeweils eine Theorie des Subjekts und des Bezugs von Sprachen und Imaginärem beinhalten. Theatralische Prozesse sollen zu gelebter Erkenntnis werden, Theater grenzt nicht mehr aus, sondern trägt bei, andere und das Andere im Einzelnen zu akzeptieren.

Band 2: "... der Ort, wo das Denken seinen Körper finden soll": Antonin Artaud und die Utopie des Theaters.
Artauds Beschäftigung mit Poesie, Malerei, Film, Theater und Hörpsiel entspringt eine Erfahrung des Theatralischen, die das Wissen vom Subjekt entgrenzt und den Bezug von Sprachen und Imaginärem erhellt. So ist Artauds Denken keinesfalls auf eine Dramaturgie zu reduzieren. Denn mit der Frage nach dem Theatralischen sucht Artaud - in einem Zeitraum von mehr als 40 Jahren und in den verschiedensten Bereichen - die Frage zu beantworten, wie das von Gesellschaft und Psychogenese Verdrängte sag- und manifestierbar werden kann. Am Ende seines Lebens wird er dann mit drei Hörspielen zu einem "Theater der Grausamkeit" finden, das in soufflierten Stimmen die Doppel und Schatten hörbar macht, die die erste Identität ausbildeten. In Artauds Theater des subjektiven Raums werden - wie bei Mallarmé, Jarry, Roussel, denen Band 1 gewidmet ist - die Grenzen des Theaters gesprengt. Doch zugleich zeigt Artaud auch, daß das theatralische Spiel eines sprachlichen und musikalischen Opfers eine Alternative zu den kollektiven Opferveranstaltungen sein könnte, die das 20. Jahrhundert in der Realität inszenierte.

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(c) Gunter Narr Verlag
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