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Forschungsschwerpunkte

Forschungsschwerpunkte der Professur für Philosophie mit dem Schwerpunkt Philosophie der Lebenswissenschaften

 

Viele meiner Forschungsarbeiten eint das Bedürfnis, uns Menschen im Spannungsfeld zwischen naturalistischen, intentionalistischen und sozialen Kategorien besser zu verstehen. Wir sind es gewohnt, uns als geistige, als soziale und auch als natürliche Wesen zu beschreiben. Unklar und Gegenstand vieler hartnäckiger Fragen ist jedoch, wie diese unterschiedlichen Beschreibungsweisen in ein erhellendes Verhältnis zueinander gebracht werden können. Wie passen unsere sprachlichen und geistigen Fähigkeiten in eine natürliche Welt? Und wie können wir Eigenarten unseres menschlichen, gerade auch sozialen Lebens vor dem Hintergrund der Tatsache, dass wir natürliche Wesen sind, theoretisch einfangen, ohne dabei den Reichtum dessen, was spezifisch menschliches Leben auszeichnet, begrifflich zu verkürzen?

 

Derzeit arbeite ich vornehmlich an folgenden Fragen und Problemen:

(1) Zusammen mit meinem Kollegen Matthias Vogel und unseren Mitarbeiterinnen Eva Backhaus und Serena Gregorio arbeiten wir seit Sepmteber 2020 an dem durch die DFG geförderten Projekt Geist und Imagination. Startidee des Prjekts war, dass das philosophische Verständnis der Vorstellungskraft erstaunlich unterentwickelt ist - gerade wenn man sich vergegenwärtigt, welche Rolle die Vorstellungskraft in unserer Lebenspraxis spielt. Unser Projekt soll dabei helfen, diesen Missstand zu beheben, und dadurch zu einem vertieften und angemesseneren Verständnis unseres Geistes insgesamt beitragen. Untersuchen möchten wir die Rolle sinnlicher Vorstellungen für zwei grundlegende Formen unserer geistigen Lebensvollzüge: unser Wahrnehmen und Handeln. In den beiden Teilprojekten möchten wir erstens anhand dieser zwei fundamentalen Bereiche des Geistigen exemplarisch prüfen und dann auch zeigen, dass und inwiefern die Vorstellungskraft weite Teile unseres geistigen Lebens prägt. Zweitens sollen durch den theoretischen Einsatz des Begriffs der Vorstellungskraft wichtige Probleme in der aktuellen wahrnehmungstheoretischen und handlungstheoretischen Debatte gelöst werden. Die Annahme zur Rolle der Vorstellungskraft soll sich demnach auch als theoretisch produktiv erweisen.

 

(2) Ich habe begonnen, die Idee auszubuchstabieren, dass fiktionale Gegenstände – wie Roman- oder Filmfiguren – existieren. Sie sind natürlich keine konkreten, sondern abstrakte Gegenstände. Das ändert aber nichts daran, dass sie 'schlicht' existieren. Die zentrale Annahme lautet, dass Autor*innen mit dem Schreiben eines Buchs insofern Fiktionen und fiktionale Gegenstände erschaffen, als sie Teilnehmer*innen einer sozialen Praxis sind, die vorsieht, dass das Schreiben eines Buchs logisch (und metaphysisch) hinreichend dafür ist, dass eine Fiktion und ihre fiktionalen Gegenstände in Existenz treten. Das ist keine wirklich neue Idee. Noch nicht wirklich gelungen ist bislang allerdings, eine Theorie diesen Typs vorzulegen, die mit guten Gründen dem Argwohn begegnet, dass mit dieser zentralen Annahme viel und zu viele Entitäten in unser Weltbild aufgenommen werden müssten und das Ideal ontologischer Sparsamkeit verabschiedet werden müsste. 

 

(3) Ferner versuche ich derzeit, das Phänomen des Bullshits theoretisch angemessen zu fassen. Die vorherrschende (und bekanntlich auf Harry Frankfurt zurückgehende) Auffassung bestimmt Bullshit ausschließlich über die Einstellungen (insbesondere Absichten) des/der jeweiligen Sprecher/in. Im Unterschied dazu versuche ich Bullshit als ein primär kommunikatives und insofern soziales Phänomen zu konzipieren. Rezipient*innen müssen demnach in das theoretische Bild integriert werden.

 

(4) Daneben arbeite ich aktuell daran, die Einheit von Handlungen nach dem Vorbild der funktionalen Einheit von Organismen zu verstehen. Hier soll eine dezidiert biologische/lebenswissenschaftliche Perspektive auf Handlungen für ein traditionelles philosophisches Problem fruchtbar gemacht werden.