KVV-SoSe 2000
Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Sommersemester 2000
Einmalige Informationsveranstaltung:
Philosophie im Sommersemester 2000
Mo 18-20, 2 st., Phil.I: A/3, 17.4.2000
Die Hochschullehrer und Lehrbeauftragten des Zentrums
V o r l e s u n g e n
Geschichte der Philosophie/Praktische
Philosophie:
Ethik
in der Antike - ein problemgeschichtlicher Überblick
Do 10-12, 2 st., Phil.I: B/9, Beginn 27.4.2000
Horn
Die antike Ethik unterscheidet sich darin von den Ethiken der Neuzeit, dass sie Begriffe wie Lebenskunst, Selbstsorge, Glück, Tugend und höchstes Gut ins Zentrum ihrer Über-legungen rückt. Offenkundig weist eine Ethik dieses Typs einen prinzipiell anderen Charakter auf als moderne Moralphilosophien - jedenfalls soweit letztere am Begriff der Moralität orientiert sind, aufwendige Begründungsstrategien verfolgen, Systematizität und Vollständigkeit anstreben und überdies praktische Anwendungsprobleme, konkrete Konfliktfälle sowie Güterabwägungen zu bewältigen suchen. Grob gesprochen scheint die antike Ethik klugheitsbezogen sowie beratend zu sein (prudentiell-konsiliatorisch), die moderne dagegen fremdbezogen und gebietend (moralisch-normativ). Man sollte sich allerdings vor zu einfachen Gegenüberstellungen hüten: Die antike Ethik beruht sicher nicht auf erbaulicher Lebensweisheit, und auch an den Problemen moralischen Handelns ist sie keinesfalls desinteressiert. Wie aber lässt sie sich dann charakterisieren? Das Ziel der Vorlesung besteht darin, das gewaltige historische Material von Demokrit, den Sophisten und Sokrates bis zu den späten Neuplatonikern nicht nur dem Lehrgehalt nach, also doxographisch, darzustellen, sondern zudem systematisch möglichst genau zu kennzeichnen.
Literatur:
Annas, J.: The Morality of Happiness, New York/Oxford 1993.
Hadot, P.: Philosophie als Lebensform. Geistige Übungen in der Antike,
Berlin
1991.
--- Qu'est-ce que la philosophie antique? Paris 1995.
Nussbaum, M. 1986: The Fragility of Goodness. Luck and Ethics in Greek
Tragedy
and Philosophy, Cambridge 1986.
--- Non-Relative Virtues: An Aristotelian Approach, in: M. Nussbaum/
A. Sen
(Hgg.), The Quality of Life, Oxford 1993, 242-276.
--- The Therapy of Desire. Theory and Practice in Hellenistic Ethics,
Princeton
1994.
Williams, B.: Shame and Necessity, Berkeley 1993.
Diskussionsseminar
zur
Vorlesung
Do 1145-1230, 1 st., Phil.I: B/9, Beginn
27.4.2000
Horn
Theoretische Philosophie:
Synergie,
Emergenz und die Einheit der Natur
Di 12-14, 2 st., Phil.I: A/5, Beginn 18.4.2000
Kanitscheider
Wenn in der Natur eine Vielzahl von Elementen in einem System zusammenwirken, können sich, bei günstigen Randbedingungen, neue Kooperationen bilden, unbekannte Eigenschaften auftauchen und überraschende Einheitlichkeiten formieren. Das kreative Moment in der Natur, ihre schöpferische Leistungsfähigkeit kann heute mittels theoretischer Synergie-Konzepte verstanden werden. Es zeigt sich, daß die hochgeordnete Vielfalt der Natur auf die elementaren Dispositionen der Materie zum Strukturaufbau zurückgeführt werden kann. Dabei ist der Tendenz zur emergenten Höherentwicklung keine grundsätzliche Grenze gesetzt, wenn die materialen Konditionen in der Umgebung des Systems vorhanden sind.
Literatur:
Bartels,
A.: Grundprobleme der modernen Naturphilosophie. Paderborn,
1996
Eisenhardt,
P.(et.al.): Der Weg der Wahrheit. Hildesheim: Olms,
1999
Haken, H.: Erfolgsgeheimnisse der
Natur. Stuttgart, 1981
Küppers, B.O. (Hrsg.):
Ordnung aus dem Chaos. München: Piper, 1987
Küppers, B.O. (Hrsg.): Die
Einheit der Wissenschaften. Weimar, 2000
Lenk, H./Poser, H.:
Neue Realitäten - Herausforderung der Philosophie. Berlin, 1995,
Kap.III
Reiner, R./Weidlich, W.: Der
Beitrag der Synergetik zum Naturverständnis, in: G. Biem et.al.: „Natur“
im
Umbruch, 1994
Saltzer, W.:
Zur Einheit der Naturwissenschaft. Darmstadt: WBG, 1990
von Weizsäcker, Carl F.:
Zeit und Wissen. München: Hanser, 1992
Diskussionsseminar
zur Vorlesung
Di 1345-1430, 1 st., Phil.I: C 1/210, Beginn
18.4.2000
Kanitscheider
Hier
werden die in der Vorlesung vorgetragenen theoretischen Zu-sammenhänge
durch
weitere Beispiele, Gedankenexperimente und Anwendungen vertieft. Der
Besuch
dieses übungsartigen Seminars erspart Mühe beim Studium der Mitschrift
und
erleichtert den Zugang zu den Prüfungen.
Geschichte
der Philosophie (Antike):
Sokrates
und Platon
Mi 18s.t.-1930, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn
19.4.2000
Meinhardt
Mit
Sokrates und Platon (ihr Philosophieren ist nicht voneinander zu
trennen)
erreicht die Philosophie ihren ersten Höhepunkt, zugleich eine
Grundausprägung,
an der durch all die folgenden Jahrhunderte nicht vorbeigehen kann, wer
die Welt
philosophierend befragen und verstehen will. Die Vorlesung wird die
Selbstfindung der Philosophie auf dem Hintergrund der Sophistik über
Sokrates
in Platon darstellen, wobei ein dauernder Aspekt Hinweise auf die
Wirkungsgeschichte durch Spätantike, Mittelalter und Neuzeit bis in die
Gegenwart hinein sein werden.
Die Vorlesung wendet sich an Hörer aller Semester, sie kann aber auch
als Einführung
in die Philosophie verstanden werden.
Literatur:
Die
gängigen Philosophiegeschichten, etwa:
Hirschberger, J.: Geschichte der
Philosophie I. Freiburg: Herder-Verlag, in vielfachen Auflagen.
Meinhardt, H.: Platon, Der
Sophist. Stuttgart: Reclam UB 6339, 1990, S. 3-12
Seminar zur Vorlesung
Mi 1930-2015, 1 st., Phil.I: C 2/29, Beginn
19.4.2000
Meinhardt
Das sich an die Vorlesung anschließende Seminar lädt ein zur Diskussion des Vorlesungsstoffes und zu vertiefender Textlektüre.
Praktische
Philosophie/Geschichte der Philosophie:
Willensschwäche
Do 12s.t.-13:30, 2 st., Phil.I: B/9, Beginn 17.4.2000
Seel
Jemand raucht, obwohl er sich geschworen hat, nie mehr zu rauchen. Er trifft die nach seiner eigenen Ansicht schlechtere Wahl. Er tut nicht das, was für ihn das Beste ist, obwohl es in seiner Macht steht, den nach seiner eigenen Überzeugung besseren Weg zu gehen. Dieses Problem wird seit der Antike unter dem Begriff der "Willensschwäche" diskutiert. Wie ist dieses Phänomen möglich – oder ergibt es sich überhaupt nur aus einer falschen Beschreibung der fraglichen Situationen? Die Beantwortung dieser Fragen hat weitreichende Konsequenzen für die Anthropologie, Ethik und Theorie der Rationalität. In einer Auseinandersetzung mit älteren und neueren Autoren – unter anderem mit Platon, Aristoteles, Thomas von Aquin und Donald Davidson – soll nach einem plausiblen Verständnis gesucht werden.
Literatur:
Wolf,
U.:
Zum Problem der Willensschwäche, in: S. Gosepath (Hg.),
Motive, Gründe, Zwecke. Theorien praktischer Rationalität.
Frankfurt/M., 1999, S. 232-245
Diskussionsseminar zur Vorlesung
Mo 1330-1415, 1 st., 17.4.2000 , Phil.I: C 1/210
Seel
Theoretische Philosophie
(Anthropologie)/Spezielle Philosophie
(Biophilosophie):
Einführung
in die Biophilosophie (Biophilosophie I)
Di 815-945, 2 st., Phil.I: A/5, Beginn 18.4.2000
Voland
In dieser Einführungsvorlesung werden drei der "ganz großen" Fragen der abendländischen Philosophie aus dem Blickwinkel der Evolutionsbiologie behandelt, nämlich "Was ist der Mensch ?" (Evolutionäre Anthropologie), "Was können wir wissen ?" (Evolutionäre Erkenntnis-theorie) und "Was sollen wir tun ?" (Evolutionäre Ethik). Anhand neuerer Einsichten aus Verhaltensforschung, Primatologie und Paläoanthropologie sowie neuerer Entwicklungen der Evolutionstheorie werden Beiträge der Biologie zu einem verbesserten historischen und kausalen Verständnis der conditio humana besprochen.
Literatur:
Betzig,
L.:
Human Nature - A Critical Reader. New York & Oxford: Oxford
University Press,
1997
Buss, D. M.: Evolutionary Psychology -
The new Science of the Mind. Boston: Allyn & Bacon, 1999
Gräfrath, B.: Evolutionäre Ethik?
Philosophische Programme, Probleme und Perspektiven der Soziobiologie.
Berlin
& New York: De Gruyter, 1997
Voland, E.: Das Verhalten des
Menschen. pp. 548-679 in: Redaktion Brockhaus (Hrsg.): Phänomen Mensch.
Leipzig
& Mannheim: Brockhaus, 1999
Vollmer, G.: Biophilosophie.
Stuttgart: Reclam, 1995
Begleitseminar zur Vorlesung
Di 945-1030, 1 st., Phil.I: C 1/210, Beginn
18.4.2000
Voland
Das Begleitseminar dient der vertieften Diskussion des zuvor in der Vorlesung behandelten Stoffes.
S e m i n a r e
Theoretische
Philosophie/Praktische Philosophie (Ethik):
Existenzphilosophie:
Kierkegaard - Heidegger - Jaspers
Mo 10-12, 2 st., Phil.I: C 1/203, Beginn 8.5.2000
Becker
Dem
Seminar liegen Textauszüge aus repräsentativen Schriften zugrunde:
S.
Kierkegaard:
Die Krankheit zum Tod;
M. Heidegger: Sein und Zeit;
K. Jaspers: Philosophie.
Wir werden die Texte lesen und diskutieren. Das Seminar dient auch der
Einführung
in diese bedeutende philosophische Richtung unserer Epoche.
Geschichte
der Philosophie/Praktische Philosophie (Ethik):
Kant:
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
Mo 16-18, 2 st., Phil.I: C 1/3, Beginn 8.5.2000
Becker
Es
handelt sich um die Schrift, in der Kant am verständlichsten und
prägnantesten
die Konzeption seiner Moralphilosophie, mit dem kategorischen Imperativ
im
Zentrum, ausgeführt hat. Ihre didaktischen Vorzüge liegen darüber hinaus
in
der Vielzahl konkreter Beispiele, durch die Kant die Anwendung des
kategorischen
Imperativs auf konkrete Entscheidungen deutlich zu machen versucht.
Scheine werden am Ende durch Teilnahme an einer Klausur erworben.
Literatur:
Kant,
I.:
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Stuttgart: Reclam 4507
Praktische
Philosophie:
Naturalismus, oder geht es überall im Universum mit
rechten
Dingen zu?
Di 16-18, 2 st., Phil.I: C 2/27, Beginn 18.4.2000
Becker
/
Kanitscheider
Unter deskriptivem Naturalismus versteht man die ontologische These, daß alle Phänomene der Realwelt durch Elemente innerhalb des Universums erklärt werden können. Unter axiologischem Naturalismus meint man den Ansatz, daß Normen und Werte aus Faktizitäten heraus rekonstruiert werden können. Im ersten Fall besagt der naturalistische Ansatz den Ausschluß spiritueller, transzendenter und unstofflicher Entitäten bei der Erklärung realer Prozesse. Im zweiten Fall hat man eine Attacke auf die sogenannte Sein/Sollen-Barriere im Sinn, derart, daß es weder ein autonomes Reich der Werte noch eine eigenständige Domäne der Normen gibt, sondern beide z.B. komplexe Strukturen von bio-neuralen Systemen mit bestimmten Verhaltensmustern darstellen. Im Seminar wird der Antagonismus beider Positionen thematisiert.
Literatur:
Albert,
H.: Kritizismus
und Naturalismus, in: Kritische Vernunft und menschliche Praxis.
Stuttgart:
Reclam, 1977, S. 34-65
Cordero, A.: Evolutionary Ideas and
Contemporary Naturalism, in: E. Agazzi/A. Cordero: Philosophy and the
Origin and
Evolution of the Universe. Dordrecht: Reidel, S. 399-440
Frankena, W.K.: The naturalist fallacy.
Mind 48 (1939), S. 464-477
Giere, R.N.: Philosophy of Science
Naturalized. Philosophy of Science 52 (1985), S. 331-356
Kanitscheider, B./Wetz, F.J.:
Hermeneutik und Naturalismus. Tübingen: Mohr Siebeck, 1998
Keil, G.: Kritik des Naturalismus.
Berlin, 1993
Putnam, H.: Why Reason Can’t Be
Naturalized. Synthese 52 (1982)
Quine, W. v. O.: Epistemology
Naturalized, in: Ontological Relativity and other Essays. New York,
1969, S.
69-90
Smart, J.J.C.: Ethics, Persuasion and
Truth. London, 1984
Vollmer, G.: Was ist Naturalismus?
Logos, N.F. I (1994), S. 200-219
Geschichte der
Philosophie/Erkenntnistheorie und
Ontologie/Didaktik:
Baruch de Spinoza: Ethik
Mo 10-12, 2 st., Phil.I: C1/210, Beginn 17.4.2000
Bertram
Spinoza ist, neben Descartes und Leibniz, einer der zentralen Vertreter des neuzeitlichen Rationalismus. Die „Ethik“ ist das Werk, in dem er sein System umfassend entwickelt hat. Er distanziert sich dabei von Descartes unter anderem in zwei Punkten: Einerseits etabliert er ein anderes Verständnis von Methode (er philosophiert nach der „geometrischen Methode“, wie es im Titel heißt). Andererseits stellt er dem Cartesischen Dualismus einen Monismus entgegen. Aus diesem Grund wurde sein Denken oft als pantheistisch gebrandmarkt und des Atheismus verdächtigt. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts begann eine vergleichsweise neutrale Rezeption von Spinozas Philosophie, die für Hegel, Nietzsche und viele Denker bis zur Gegenwart wegweisend wurde. Das Seminar will in die Lektüre Spinozas und seines Hauptwerks einführen.
Literatur:
A
Spinoza: Ethik, Stuttgart: Reclam
(ISBN 3-15-000851-4 / 28,- DM).
B
Bartuschat, W.: Baruch de Spinoza. München:
Beck, 1996.
Moreau, P.-F.: Spinoza. Versuch über
die Anstößigkeit seines Denkens. Frankfurt/M.: Fischer, 1994
Wiedmann, F.: Baruch de Spinoza. Würzburg:
Königshausen u. Neumann, 1982.
Yovel, Y.: Spinoza and Other Heretics.
Princeton UP 1989, 2 Vol.
Theoretische
Philosophie/Praktische Philosophie:
BLOCKSEMINAR
Edmund
Husserl. Intentionalität -
Intersubjektivität - Lebenswelt
Phil.I: C1/210, Beginn 17.4.2000
Gürtler
Edmund
Husserl (1859-1938) begründet mit seinem Werk die moderne
Phänomenologie, die
neben der analytischen Sprachphilosophie auf internationaler Ebene als
einflußreichste
Strömung der philosophischen Disziplin im 20. Jahrhundert gelten kann.
Er hat
einen enormen Einfluß auf das zeitgenössische Denken ausgeübt: nicht nur
die
Daseinsanalyse, sondern auch Sartres phänomenologische Ontologie und
erst recht
Merleau-Pontys Wahrnehmungslehre und Lévinas‘ Elementarethik sind ohne
den
transzendentalphänomenologischen Hintergrund der Husserlschen
Untersuchungen
nicht wirklich verständlich.
Doch auch über die Grenzen des Faches hinaus ist die Wirkung der
Husserlschen
Einsichten kaum zu übersehen: die von Alfred Schütz begründete
soziologische
Schule sowie die über Ludwig Binswanger vermittelten Ansätze zu einer
phänomenologischen
Psychologie und daseinsanalytisch orientierten Psychiatrie sollen als
die
wichtigsten Beispiele genannt werden.
Die außerordentliche Bandbreite von Husserls Denken wird im Seminar
durch ein
Abschreiten der erkenntnistheoretischen, der
intersubjektivitätstheoretischen
sowie der wissenschaftstheoretischen ‚Etappen‘ repräsentiert. Da die
Husserlsche Terminologie der Eingewöhnung bedarf, werden im Seminar die Cartesianischen
Meditationen in der Meiner-Ausgabe gemeinsam durchgearbeitet und
diskutiert.
Sie und insbesondere die V. Meditation sollten zu Beginn bereits einmal
gelesen
sein.
Zeit:
Vorbereitungstreffen
am Semesteranfang:
17. April 16h (vor dem Informationsabend).
Drei Blöcke jeweils Freitag und Samstag:
28./29. April 2000 (Intentionalität)
26./27. Mai 2000 (Intersubjektivität)
23./24. Juni 2000 (Lebenswelt)
jeweils 14-18h und 9-13h,
Nachbereitungstreffen nach Absprache.
Literatur zur Vorbereitung:
1. Intentionalität:
Husserl, E.: Ideen zu einer reinen Phänomenologie und
phänomenologischen
Philosophie (Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie),
Tübingen:
Niemeyer 41980 (vgl. auch Bd. III,1 der
Husserliana – Edmund Husserl. Gesammelte
Werke, Den Haag bzw. Dordrecht/Boston/Lancaster: Martinus Nijhoff),
insbes. §§
35-38, §§ 84-87f.
2. Intersubjektivität:
Husserl, E.: Cartesianische
Meditationen, Hamburg 1987 (Paris 1931) (vgl. auch Bd. I der
Husserliana),
insbes. V. Meditation
3. Lebenswelt:
Husserl, E.: Vorlesung „Phänomenologische
Psychologie“ 1925/28, „Einleitung in die phänomenologische Philosophie“
1926/27, beide Husserliana IX
Zur Einführung:
Wetz, F.J.: Edmund Husserl, Frankfurt
a. M./ New York: Campus 1995
Die Basisliteratur kann nach Absprache im Seminar auch durch Kopien
bereitgestellt werden.
Theoretische
Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie/Geschichte der
Philosophie/Logische
Propädeutik:
Descartes: Von der Methode des
richtigen
Vernunftgebrauchs
Do 18-20, 2 st., Phil.I: C 1/3, Beginn 20.4.2000
Hedrich
René
Descartes (1596-1650) gilt als Begründer des neuzeitlichen
Rationalismus. Seine erste Veröffentlichung erschien 1637 unter dem
Titel
"Discours de la méthode pour bien conduire sa raison, et chercher la
vérité
dans les sciences" ("Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs
und der wissenschaftlichen Wahrheitssuche"). Diese kurze Schrift ist
einerseits eine Einführung in die schon im Titel angeführte "Methode des
richtigen Vernunftgebrauchs". Das Motiv ist dabei das Streben nach
Sicherheit in der Erkenntnis durch den Ausschluss von Irrtümern und
Täuschungen
im Denken und Forschen. Andererseits besitzt der "Discours" eindeutig
autobiographischen Charakter und bietet eine Darlegung von Descartes'
eigener
Geistesentwicklung. Für ihn liegt der Ursprung der Welterkenntnis
notwendigerweise im reinen Denken. Ein methodischer Subjektivismus dient
ihm als
Grundlage objektiver Erkenntnis.
Das erste der im "Discours" vorgestellten Prinzipien der kartesischen
Methode betrifft seine methodische Skepsis. Descartes setzt diese als
Mittel der
Erkenntnisfindung ein. Der systematische, geradezu radikale Zweifel
dient ihm
dazu, Evidenzen auszuzeichnen, die über den Zweifel erhaben sind. Der
Zweifel
ist somit für Descartes der Ansatzpunkt des Strebens nach Sicherheit in
der
Erkenntnis. Die Evidenz wird als skepsisresistentes Kriterium für
Wahrheit
ausgezeichnet. Hinzu kommen drei weitere methodische Prinzipien: die
Problemzerlegung als Lösungsstrategie (Zerlege ein kompliziertes
Problem,
welches sich nicht ohne weiteres lösen lässt, in viele kleine Probleme,
deren
Lösung schliesslich zur Aufklärung des Ausgangsproblems dient!), das
streng
systematische Denken als Vorgehensweise (Vom Einfachen zum Komplexen!)
sowie das
Vollständigkeitsideal in der Problembehandlung (Vollständige
Aufzählungen und
umfassende Übersichten, so dass nichts übersehen wird!). Dabei bietet
der
"Discours" durch die Einfachheit seiner Darstellung eine im
wesentlichen voraussetzungslose Hinführung sowohl zur kartesischen
Methode und
zum Rationalismus als auch zur kartesischen Metaphysik und
Naturphilosophie.
Das Seminar ist als Einführung in die kartesische Philosophie und
insbesondere
in seine Methode des folgerichtigen Denkens gedacht. Dabei wird die
Lektüre des
"Discours" (in deutscher Übersetzung mit gelegentlichem Rückgriff
auf das Original) an zentraler Stelle stehen.
Literatur:
A:
Ouevres de Descartes (Ed.: Charles Adam / Paul Tannery, 12 Bände),
Paris,
1897-1913 (Neuauflage: Paris, 1982-91)
Descartes, R.: Discours de la méthode
(Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der
wissenschaftlichen
Forschung), Französisch-Deutsch, Hamburg, 21997
Descartes, R.: Abhandlung über die
Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen
Wahrheitsforschung, Stuttgart, 1971
B:
Gaukroger, S.: Descartes - An
intellectual biography, Oxford, 1995
Gerlach, H.M. (Hg.): Descartes und das
Problem der wissenschaftlichen Methode, Halle (Saale), 1989
Holz, H.H.: Descartes, Frankfurt am
Main, 1994
Kemmerling, A.: Ideen des Ichs.
Studien zu Descartes' Philosophie, Frankfurt am Main, 1996
Kenny, A.: Descartes. A Study of his
Philosophy, New York, 1968
Perler, D.: René Descartes, München,
1998
Rée, J.: Philosophical Tales. An
Essay on Philosophy and Literature, London, 1987
Röd, W.: Descartes. Die innere
Genesis des cartesianischen Systems, München, 1964
Specht, R.: René Descartes in
Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Hamburg, 1966
Williams, B.: Descartes. Das Vorhaben
der reinen philosophischen Untersuchung, Königstein/Ts., 1981
Geschichte
der Philosophie/Praktische Philosophie:
Aristoteles,
Nikomachische Ethik (1.Teil)
Mi 14-16, 2 st., Phil.I: C 1/3, 26.4.2000
Horn
Die Nikomachische Ethik ist eines der Schlüsselwerke der Philosophiegeschichte. Aristoteles entfaltet hier ein Ethikmodell, das sich auf die lange Tradition der Glücksethik (Eudämonismus) in maßgeblicher Form ausgewirkt hat. Untersucht wird primär, was der Glücksbegriff bedeutet, in welchem Sinn Glück unser "letztes" und "umfassendes" Lebensziel darstellt, auf welche Weise sich Güter überhaupt glückskonstitutiv auswirken können und was als glücksrelevantes Gut zu gelten hat. Aristoteles behandelt in diesem Zusammenhang Fragen des bestmöglichen Charakter- und Geisteszustands (also der Tugend), der moralischen Verantwortlichkeit, der Gerechtigkeit, der Willensschwäche, der Lust, der Freundschaft und der wünschenswertesten Lebensform. Um das komplexe Werk gründlich kennenzulernen, scheint mir ein zweisemestriges Seminar ratsam zu sein (wobei die Seminarteile auch unabhängig voneinander besucht werden können). Im Sommersemester werden wir uns auf die Glücks-, Handlungs- und Strebenskonzeption von Buch I konzentrieren, zudem auf die mesotes-Lehre von Buch II sowie auf die Diskussion von Verantwortlichkeit und der moralischen Tugenden in Buch III.
Literatur:
Als
Übersetzung sollte der Text von F. Dirlmeier, Stuttgart 1969 ff.
(Reclam) verwendet
werden.
Dirlmeier,
F.:
Nikomachische Ethik, Berlin/Darmstadt 1991.
Gauthier, R.A./Jolif, J.Y.: Aristote. L'Ethique à Nicomaque, 2
Bde.,
Louvain/Paris 1958/59.
Hardie,
W.F.R.:
Aristotle's Ethical Theory, Oxford 1968.
Höffe,
O. (Hg.):
Aristoteles, Nikomachische Ethik, Berlin 1995.
Kenny,
A.:
The Aristotelian Ethics, Oxford 1978.
Kraut,
R.:
Aristotle on the Human Good, New Jersey 1989.
Meyer,
S.S.:
Aristotle on Moral Responsibility, Oxford 1993.
Urmson,
J.O.:
Aristotle's Ethics, Oxford 1988.
Geschichte
der Philosophie/Theoretische Philosophie:
Das
Cogito-Argument bei Augustinus und Descartes
Do 16-18, 2 st., Phil.I: B/31, 27.4.2000
Horn
Augustinus (354-430) und Descartes (1596-1650) entwickeln Argumente, die sich auf den ersten Blick verblüffend gleichen. Beide Philosophen glauben, dass sich auf dem Weg der Selbstreflexion eine Gewissheit erreichen lässt, gegen die kein Skeptiker aufkommt: Die Existenz des dem Denkakt zugrundeliegenden Ichs soll jedem Zweifel entzogen sein. Bei etwas näherem Hinsehen wird es freilich zunächst fragwürdig, ob beide tatsächlich dasselbe meinen, und - schlimmer noch - der präzise Sinn sowohl des augustinischen als auch des cartesischen Cogito gerät ins Schwimmen. Diese Situation ist, wie mir scheint, äußerst lehrreich. Wir werden die einschlägigen Textpassagen bei Augustinus und Descartes genauer in Augenschein nehmen und sie auf ihren argumentativen Gehalt hin untersuchen. Dies scheint umso wichtiger, als man in Descartes' Philosophie der Subjektivität üblicherweise eine charakteristische Innovation sieht, an der man den markanten Epocheneinschnitt zwischen Spätmittelalter und Frühneuzeit festzumachen pflegt.
Literatur:
Für die Augustinus- und die Descartes-Texte wird ein kopierter Reader
zur Verfügung
gestellt.
Brachtendorf, J.:
Die Struktur des menschlichen Geistes nach Augustinus, Hamburg 2000.
Bubacz, B.S.: St. Augustine's Theory of Knowledge. A
Contemporary Analysis,
New York 1981.
Hofmann-Riedinger,
M.: Das Rätsel des 'Cogito ergo sum', in: Studia Philosophica 55
(1996),
115-135.
Hölscher, L.: Die Realität des Geistes, Heidelberg 1999.
Horn, Ch.: Welche Bedeutung hat das Augustinische Cogito? in:
ders. (Hg.),
Augustinus, De civitate dei, Berlin 1997, 109-129.
Matthews, G.B.: Thought's Ego in Augustine and Descartes,
Ithaca/London
1992.
O'Daly, G.J.P.: Augustine's Philosophy of Mind, Berkeley/Los
Angeles
1987.
Spezielle
Philosophie/Praktische Philosophie:
Drogenkonsum,
deviantes Verhalten und soziale Kontrolle. Grundpositionen der
Drogenethik
Mi 10-12, 2 st., Phil.I: C 1/3, 19.4.2000
Kanitscheider
In der
Theorie gilt in liberalen Demokratien die Freiheit des individuellen
Handelns
als ein hoher, zu verteidigender Wert. In der Praxis werden jedoch
zentrale
Handlungsbereiche der persönlichen Entscheidung entzogen. Der Staat
greift
massiv in die Wünsche der Bürger ein, wenn diese versuchen, ihr
Bewußtsein
mittels psycho-aktiver Substanzen zu verändern. Läßt sich diese
paternalistische Bevormundung bei der Handhabung von Drogen nach
ethischen
Grundsätzen rechtfertigen?
Nach einem Gang durch die Geschichte der Drogenethik sollen die heutigen
Positionen bezüglich der Beibehaltung der Prohibition und einer
Befürwortung
der Freigabe des Drogenkonsums kontrastiert werden.
Literatur:
Gilmore, N.:
Drug Use and Human Right: Privacy, Vulnerability,
Disability and Human Rights Infringements. Washington Journal of
Contemporary
Health, Law and Policy. Spring 2/1996, S. 255-447
Herrera Añez, W.: La despenalización
del nacotrafico. Santa Cruz de la Sierra: Sirena, 1996
Kanitscheider, B.: Drogenkonsum - Bekämpfung
oder Freigabe. Stuttgart: Hirzel Verlag, 2000
Siegel, R.K.: Intoxication. New York:
Dutton, 1989
Richards, D.A.I.: Sex, Drugs, Death
and the Law. An Essay on Human Rights and Overcriminalization. Totowa,
1982, S.
157-212
Völger, G. (Hrsg.): Rausch und Realität.
Band I, II, Drogen im Kulturvergleich. Köln: Bachem, 1981
Walder, P./Amendt, G.: Ecstasy &
Co. Hamburg: Rowohlt, 1997
Theoretische
Philosophie:
Spanische Philosophie der
Gegenwart
Mi 16-18, 14tägig, Phil.I: C 1/210,
19.4.2000
Kanitscheider
Auf der Basis zweisprachiger Texte sollen einige wesentliche Schriften moderner spanischer Philosophen gelesen, interpretiert und diskutiert werden. Die Teilnahme setzt nicht die Kenntnis der spanischen Sprache voraus.
Quellen:
Miguel de Unamuno:
Del sentimiento trágico
de la vida. Madrid, 1913
José Ortega y Gasset: Estudios sobre
el amor, 1941
Xavier Zubiri: Naturaleza, Historia,
Dios. Madrid, 1944
Literatur:
Höllhuber, Ivo: Geschichte der
Philosophie im spanischen Kulturbereich. München, 1967
Gonzalo Puente Ojéa: Elogio del
ateismo. Los espejos de una ilusión. Madrid, 1995
Theoretische
Philosophie (Anthropologie):
„Heimat“ als Utopie bei Ernst
Bloch
Do 830-10, 2 st., Phil.I: C
1/3, Beginn
20.4.2000
Meinhardt
Seit dem Ende des „real existierenden Sozialismus“ und seiner Gralshüter der marxistischen Orthodoxie liest man viele Texte heute anders, irgendwie unbefangener. Das gilt auch für Bloch. Die obligatorischen marxistischen Implikate läßt man auf sich beruhen, viel eigentlich Gemeintes tritt dadurch deutlicher und sympathischer hervor. Utopie als Künder von Hoffnung ist ein zentrales Thema in Blochs Denken, im Seminar soll es behandelt werden in Bezug auf das Thema und Problem „Heimat“. Die einschlägigen Textstellen sind bei Bloch weit gestreut, ein Plan der vorgesehenen Passagen wird in der ersten Sitzung vorgelegt und zur Einzelinterpretation angeboten.
Literatur:
Ernst
Bloch. Gesamtausgabe im Suhrkamp-Verlag, Frankfurt
Ernst Bloch. (Taschenbuch-)Werkausgabe Edition Suhrkamp, Frankfurt, 1977
Schmidt, B.: Ernst Bloch. Sammlung
Metzler 222 (Bibliographie). Stuttgart, 1985.
Schmied-Kowarzik, W.: Ernst Bloch. In:
M. Fleischer (Hg.): Philosophen des 20. Jahrhunderts. Darmstadt, 1995,
S.
216-240
Geschichte der Philosophie
(Durchblicke)/Didaktik:
Philosophie in Monologen
Mi 16-18, 2 st., Phil.I: A/3, Beginn 19.4.2000
Probst
Literatur:
Besonderer Plan
Praktische Philosophie:
Grundlagen der europäischen
Rechtsvereinheitlichung
siehe Text
Schapp
Die
europäische Rechtsvereinheitlichung wird auf längere Sicht
unterschiedliche
Rechtskulturen näher zusammenführen. In dem Seminar soll diese
Zusammenführung
unter rechtsphilosophisch-methodolo-gischem Aspekt erörtert werden,
wobei
exemplarisch die deutsche und die angelsächsische Rechtskultur in den
Blick
genommen wird. Während die heutige deutsche Rechtskultur tiefer durch
den
kantischen Idealismus geprägt sein dürfte, als allgemein wahrgenommen
wird,
sind mit der Interessenjurisprudenz von Jhering und Heck andererseits
auch
geistige Strömungen wirksam geworden, die dem angelsächsischen
Utilitarismus
von Jeremy Bentham und John Stuart Mill zumindest nahe stehen. In einem
ersten
Teil sollen die auf diesen Fragenkreis bezogenen (nachstehend
aufgeführten)
theoretischen Schriften in einzelnen Referaten erarbeitet werden. In
einem
nachfolgenden Teil wird der Frage nachgegangen, wie man sich ausgehend
von
diesen unterschiedlichen Grundlagen die praktische Umsetzung einer
europäischen
Rechtsvereinheitlichung vorstellen kann. Die in diesem Teil zu
vergebenden
Referate beziehen sich auf bereits vorliegende Entwürfe zur
Rechtsvereinheitlichung (Unidroit, Lando-Grundsätze) und auf
rechtsvergleichend
zu erarbeitende Ausschnitte aus der englischen und deutschen
Rechtswissenschaft.
Das Seminar beginnt Ende Mai mit einer Blockveranstaltung in
Rauischholzhausen,
an die sich mehrere wöchentliche Sitzungen anschließen.
Literatur
Savigny, F. C. v.: Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und
Rechtswissenschaft. Heidelberg, 1814.
Thibaut, A. F. J.: Ueber die
Notwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland.
Heidelberg, 1814.
Beneke, F. E.: Grundlinien der
Sittenlehre, Erster Band: Allgemeine Sittenlehre. Berlin, 1837.
Jhering, R. v.: Der Zweck im Recht.
Leipzig, 1877.
Heck, P.: Gesetzesauslegung und
Interessenjurisprudenz. Tübingen, 1914; Begriffsbildung und
Interessenjurisprudenz. Tübingen, 1932.
Bentham, J.: Principien der
Gesetzgebung (1789). Frankfurt a.M., 1966.
Mill, J. S.: Über die Freiheit
(1859). Stuttgart, 1998; Utilitarismus (1861). Stuttgart, 1994.
Spezielle
Philosophie:
Jean Paul
Mo 14-16, 2 st., Phil.I: B/24, Beginn 17.4.2000
Oesterle / Seel
Jean
Paul Friedrich Richter (1763-1825), genannt Jean Paul, steht als
Schriftsteller
und Theoretiker inmitten der Strömungen, sowohl der „Klassik“ als auch
der
„Romantik“. Er ist trotz Paul Celan und Arno Schmidt der
metaphernreichste
Autor der deutschsprachigen Literatur und trotz Thomas Bernhard ihr
vielleicht
bedeutendster Humorist. Wir werden in dem Seminar versuchen, uns anhand
einer überschaubaren
Textauswahl mit den unterschiedlichen Genres seines literarischen und
theoretischen Schreibens vertraut zu machen.
Ein Lektüreplan liegt ab Mitte Februar in den Sekretariaten der
Veranstalter
bereit.
Theoretische
Philosophie/Erkenntnistheorie und Ontologie:
Kant: Kritik der reinen Vernunft
Di 10-12, 2 st., Phil I: C 2/29, Beginn 18.4.2000
Seel
/ Bertram / Liptow
Dieses
Lektüreseminar wird einer gründlichen gemeinsamen Interpretation des
zuerst
1781 erschienenen und für die zweite Auflage von 1787 noch einmal
überarbeiteten
Hauptwerks von Immanuel Kant gewidmet sein. Nach einer Lektüre der
Vorreden zur
ersten und zweiten Auflage werden wir uns im Sommersemester auf eine
Diskussion
der "Transzendentalen Ästhetik" und der "Transzendentalen
Analytik" in der Version der 2. Auflage konzentrieren.
Das Seminar wird im Wintersemester mit einer Erörterung der
"Transzendentalen Dialektik" fortgesetzt werden.
Literatur:
Kant, I.: Kritik der reinen Vernunft. Werkausgabe Bde. 3
und 4, hrsg. von W. Weischedel, Frankfurt/M., 1984
Baumgartner, H. M.: Kants "Kritik
der reinen Vernunft". Anleitung zur Lektüre, Freiburg, 1985
Bennett, J.: Kant's Analytic.
Cambridge, 1966
Bennett, J.: Kant's Dialectic.
Cambridge, 1974
Höffe, O.: Immanuel Kant, 3. durchges.
Aufl. München 1992 (Beck'sche Reihe 506; Große Denker)
Kaulbach, F.: Philosophie als
Wissenschaft. Eine Anleitung zum Studium von Kants Kritik der reinen
Vernunft in
Vorlesungen. Hildesheim, 1981
Kaulbach, F.: Immanuel Kant. Berlin,
1982
Mohr, G./Willaschek, M. (Hg.): Kant -
Kritik der reinen Vernunft, Klassiker Auslegen, Bd. 19, Berlin, 1998
Strawson, P. F.: The Bounds of Sense.
An Essay on Kant's Critique of Pure Reason. London, 1966; deutsch: Die
Grenzen
des Sinns. Ein Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft.
Königstein, 1981
Geschichte
der Philosophie/Theoretische Philosophie:
Wissen
ist Macht. Francis Bacon und seine Philosophie
Do 14-16, 2 st., Phil.I: C 1/3, Beginn 20.4.2000
Suchan
Francis
Bacon kann als Denker an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit
bezeichnet
werden: Einerseits stehen seine philosophischen Gedanken in der
Tradition von
Platon, Aristoteles und Augustinus und sind stark von der
mittelalterlichen
Metaphysik geprägt. Auf der anderen Seite gilt Bacon als Begründer des
englischen Empirismus und Wegbereiter der modernen Naturwissenschaften.
Nach Bacon besteht die vornehmste Aufgabe der Wissenschaft und des
Menschen in
der (technischen) Beherrschung der Natur, deren Erkenntnis die
notwendige
Voraussetzung zu einer Gestaltung des Kulturraumes darstellt. Neben
einem
rationalen Wissensbegriff ergeben sich daraus Konsequenzen für die
wissenschaftliche Methode und die Organisation von Wissenschaft
allgemein.
In Referaten und gemeinsamer Diskussion von vorbereiteten Texten werden
wir die
philosophischen Grundpositionen von Francis Bacon erarbeiten und die
Wirkungsgeschichte seiner Philosophie verfolgen.
Nähere Informationen unter: www.uni-giessen.de/˜gde9/seminare/bacon.htm
Literatur:
Bacon,
F.:
Essays oder praktische und moralische Ratschläge. Ditzingen: Reclam,
1999
Bacon, F.: Kleinere Schriften.
Leipzig: Winter, 1884
Bacon, F.: Neues Organon. Hamburg:
Meiner, 1990 (auch Lizenzausgabe bei der Wissenschaftlichen
Buchgesellschaft,
Darmstadt)
Frost, W.: Bacon und die
Naturphilosophie. München: Ernst Reinhardt, 1926
Krohn, W.: Francis Bacon. München:
Beck, 1987
von Liebig, J.: Ueber Francis Bacon
von Verulam und die Methode der Naturforschung. München: Cotta, 1863
Richter, W.: Bacon als Staatsdenker.
Dissertation Berlin 1928
Schäfer, L.: Das Bacon-Projekt. Von
der Erkenntnis, Nutzung und Schonung der Natur. Frankfurt: Suhrkamp,
1993
Geschichte der
Philosophie/Ontologie/Spezielle Philosophie:
Philosophie
der Musik
Mi 12-14, 2 st., Phil.I: A/5 und 14-16, 2 st., Phil.I: A/3, 14-tägig,
Beginn 19.4.2000
Suchla
Die theoretische Reflexion auf Musik ist Teil der europäischen Kultur seit der Antike; zu nennen sind philosophische Denker wie Platon, Aristoteles, Augustinus, Ficino, Kepler, Descartes, Leibniz, Herder, M. Mendelssohn, Rousseau, Schleiermacher, Schelling, Kierkegaard, Husserl, Ingarden oder E. Bloch. Anhand ausgewählter Texte erstrebt das Seminar eine systematische Wesensbestimmung der Musik.
Literatur:
Gadamer,
H.-G.:
Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik, =
Gesammelte
Werke, Bde. 1 - 2, Bd. 1, 6. Aufl. Tübingen 1990, Bd. 2, 2. Aufl.
Tübingen
1993
derselbe, Kunst als Aussage, =
Gesammelte Werke, Bd. 8, Tübingen 1993
Fubini, E.: Geschichte der Musik-Ästhetik.
Von der Antike bis zur Gegenwart, Stuttgart-Weimar 1997.
Theoretische Philosophie
(Anthropologie)/Spezielle Philosophie
(Biophilosophie):
Biologie
und Sprache
Mo 14-16, 2 st., Phil.I: C 1/3, Beginn 17.4.2000
Voland
Fragen zu Ursprung, Wesen und Funktion der menschlichen Symbolsprache haben die analytische Philosophie des 20. Jahrhunderts vielfältig vorangetrieben und im Ergebnis zu einer ausdifferenzierten Sprachphilosophie geführt. Daneben und weitgehend unabhängig davon haben auch Biologen ein nachhaltiges Interesse an denselben Fragen entwickelt. Sie sehen die historischen Ursprünge der menschlichen Sprachfähigkeit in den kognitiven Fähigkeiten der Großen Menschenaffen, vor allem in ihrer Symbolfähigkeit verwurzelt. Der individuelle Spracherwerb wird eher als Reifung, denn als Konditionierung verstanden. Die kommunikative Funktion der Sprache wird weniger in Informationsaustausch und zwischenmenschlicher Verständigung gesehen als vielmehr - ganz im Sinne der „Theorie vom egoistischen Gen“ - in Manipulation des sozialen Umfelds zur eigenen Vorteilsnahme, während die soziale Funktion der Sprache in ihrer Leistung als Bindungsmechanismus vermutet wird.
Einführende Literatur:
Dunbar,
R.:
Klatsch und Tratsch - Wie der Mensch zur Sprache fand. München,1998
Hurford, J. R.: Studdert-Kennedy,
Michael & Knight, Chris (eds.): Approaches to the Evolution of
Language -
Social and Cognitives Bases. Cambridge: Cambridge University Press, 1998
Pinker, St.: Der Sprachinstinkt. München:
Kindler, 1996
Theoretische Philosophie
(Anthropologie)/ Spezielle
Philosophie (Biophilosophie):
Grundfragen
der Biophilosophie
Mo 1800-1930,
2 st., Phil.I: C 1/210, Begin
17.4.2000
Voland
Anhand des neuen Textbuchs von Kim Sterelny und Paul E. Griffiths werden wir in diesem Lektüreseminar einschlägige Fragen der Biophilosophie behandeln. Hierzu gehören unter anderem: Was ist Leben? Gibt es eine menschliche Natur? Wie weit sind Menschen genetisch programmiert? Wie ist der aktuelle Stand der Evolutionstheorie? Warum ist die Unterscheidung in Replikatoren und Vehikel so bedeutungsvoll? Ist Reduktionismus eine in der Biologie sinnvolle Methode? Gruppenselektion und Superorganismen? Was sind Meme und was haben sie mit Evolution zu tun? Arbeitet unser Gehirn bereichsspezifisch oder gleicht es eher einem Allzweck-Computer? Was ist eigentlich ein Gen?
Literatur:
Sterelny,
K./Griffiths, P.:
Sex and Death - An Introduction to Philosophy of Biology. Chicago &
London:
The University of Chicago Press, 1999
O b e r s e m i n a r e
Leibniz: Monadologie
cSa 16s.t.-1900, vierwöchentlich,
auch in den Ferien
Meinhardt
Dieses Oberseminar ist ein "Privatissimum" im Verständnis der alten Universität, kein "Privatvergnügen", sondern ein gemeinsames dialogisches Bemühen, keine "Lehrveranstaltung" eines dozierenden Professors, sondern nterpretierendes Bemühen um den Text, ohne Semesterbindung, ohne Stoffbewältigungszwang, ein interpersonales Bemühen um durch den Text vermittelte Erkenntnis (vgl. Platons VII. Brief). Wer dennoch, noch im Studium, einen "Schein" braucht, erhält ihn selbstverständlich zu den üblichen Konditionen.
Spätschriften des Nikolaus von
Kues
Fr 16s.t.-1900, vierwöchentlich, auch in den
Ferien
Meinhardt
Dieses zweite Oberseminar ist ein ähnliches wie das vorangehend angekündigte. Es geht um eine gemeinsame Lektüre der letzten Schriften des Nikolaus von Kues (+ 1464), die zu den dichtesten und ertragreichsten Texten des philosophischen Bemühens um das Absolute zählen, im denkerischen Rang vergleichbar etwa Platon,den Neuplatonikern, Thomas von Aquin, Leibniz, dem Deutschen Idealismus. Für das allgemeine philosophiehistorische Bewußtsein sind sie erst noch zu entdecken. Wer vor solchen "Mühen des Begriffs" nicht zurückschreckt, ist eingeladen.
Neue Mitglieder sind in beiden Oberseminaren willkommen, eine
kurze Vorstellung in der Sprechstunde wäre sinnvoll.
Philosophisches Kolloquium
siehe Aushang und Internet
Becker, Kanitscheider, Seel, Voland
Doktorandenseminar
jeweils nach Vereinbarung
Becker, Kanitscheider, Seel, Suchla, Voland
Anleitung zu philosophischer
Lektüre
(individuelle Beratung)
Becker: Mo 15-16, 1 st., Phil.I: C 1/205, Beginn 17.4.2000
Kanitscheider: Mi 15-16, 1 st., Phil.I: C 1/212, Beginn 19.4.2000
Meinhardt: Di 1530-1630, 1 st., Phil.I: C 2/231, Beginn 18.4.2000
Seel: Mo 17-18, 1 st., Phil.I: C 1/211, Beginn 17.4.2000
Voland: Mo 12-13, 1 st., Phil.I: C 1/208, Beginn 17.4.2000