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Katharina Kühn

Biographie

09/2014-10/2014 Stipendiatin am DHI in Moskau, Russische Föderation

Seit 10/2013

PhD Student/Doktorandin am International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC), JLU Gießen

10/2011 – 10/2013

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Slavische Literaturen und Kulturen, Prof. Dr. Dirk Uffelmann, Universität Passau

09/2007 - 06/2008 Sprachassistentin des Goethe-Instituts in Saratov, Russische Föderation
01/2007 - 06/2007 Erasmus-Studium an der University of Wales, Bangor, UK

2007-2011

Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung

2004-2011

Studium der Sprachen-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien, angloamerikanischer und ostmitteleuropäischer Kulturraum an der Universität Passau. Abschluss: Dipl. Kulturwirtin

 

Forschungsschwerpunkte

  • Sowjetunion und Transformationszeit, Schwerpunkt Russland
  • Gender Studies
  • alternative/inoffizielle Kultur(en)/Diskurse und Dissens
  • Diskurs- und Ideengeschichte
  • Erinnerungskultur/Kulturen der Erinnerung

 

Publikationen

  • „Die Wiedergeburt religiöser Bildersprache in der russischen Lyrik Anfang des 21. Jahrhunderts“. Zeitschrift für Slavische Philologie 68, 2 (2011), 377-420. Übersetzung des Artikels v. Ilya Kukulin.
  • (in Vorbereitung) (Zus. mit Daniela Knodt, Anne König et. al.) „Kommunismus-Erinnerungen im russischen Internet“. Kommunismus-Erinnerungen in osteuropäischen Internet-Communities. Hg. v. Dirk Uffelmann u. Martin Schulze Wessel. Internetressource 2013.

Dissertationsprojekt

Gender under_ground – Feminismen und alternative Kultur aus dem spätsowjetischen Russland

“Whenever I address Western readers,

I feel I must clarify the meaning of the concepts used.”

(Posadskaja 1994: 164)

 

Mein Dissertationsprojekt geht von der Beobachtung aus, dass sich im Zuge der Transformation der 1980er bis 1990er Jahre – Perestrojka und Glasnost’ – westliche Organisationen und Institutionen in vielfältiger Weise um den postsowjetischen Raum, hier insbesondere Russland, bemühten: Stiftungen boten Gelder für NGO-Workshops, unterstützten lokale oder regionale Projekte und versuchten über persönliche Kontakte vor Ort, Strukturen der Zusammenarbeit auszubauen und im Zuge dessen zu vertiefen. Das Ziel des Engagements war die Förderung zivilgesellschaftlicher Bewegungen und Strukturen westlichen Vorbilds. Es ließ sich beobachten, dass sich durch die Transformation ein Experimentierfeld im ‚Dazwischen‘ öffnete und ‚Neu‘verhandlungen über Geschlecht und Geschlechterverhältnisse – vor allem mit deutlichem Bezug zu Fragen der Rolle von Frau(en) in der Gesellschaft, zu Weiblichkeit und Emanzipation – ausgetragen wurden. Auch hier wurden westliche Ohren auf die Debatten aufmerksam und versuchten unter anderem, theoretische (feministische) Texte für den Hochschulgebrauch zu übersetzen. Erst im Moment der Übersetzung kam jedoch die Frage auf, in welchen Gender-Kontext ihre Texte Eingang finden werden.

Mein Dissertationsprojekt schließt an diese Frage an, denn der Moment des ‚Widerstandes‘ bei der Übersetzung, der in den Texten und Diskussionen spürbar wird, gaben mir den Anstoß, zu diesem Thema weiter zu forschen. Beispielhaft dafür untersuche ich Debatten und Diskussionen zum Feminismus ‚zwischen‘ Ost und West und nehme dabei den russischsprachigen Diskurs in den Fokus. Neben dem ‚offiziellen‘ Sprechen über Frauen und Männer, fand das ‚alternative‘ Sprechen über Geschlecht im russischsprachigen Raum ab den späten 1970er Jahren vor allem in samizdat- und tamizdat-Publikationen (samizdat als Selbstverlag, tamizdat als ‚Dort‘verlag, als Publikation im Ausland) seinen Anfang und bewegte sich seitdem zwischen den offiziellen und inoffiziellen Bereichen des Sagbaren. Ich werde daher der Frage nachgehen, wie sich durch die entstehende Transformation (und darüber hinaus) das Sprechen über Geschlecht verändert hat, wie hier ‚alternative‘ Konzepte und Vorstellungen von Weiblichkeit, auch eines Feminismus fern des sozialistischen Staatsfeminismus, verhandelt wurden und worauf die These eines – wenn vorhandenen – ‚russischen‘ Feminismus verweist.

Meine Arbeit versucht, inhärente Logiken und Strukturen des Sprechens offen zu legen sowie Konvergenzen und Divergenzen zwischen den ‚Lagern‘ herauszuarbeiten und das Nicht-Sagbare (wie Homo- und Bisexualität, die Frage nach ‚alternativen‘ Weiblichkeiten und Männlichkeiten) in diesem scheinbar heteronormativen Diskurs um Geschlecht zu thematisieren. 

Neben einem diskursanalytischen Ansatz und einer postkolonialen Lesart des entstehenden postsowjetischen Raums rückt der Begriff der kulturellen Übersetzung dabei ins Zentrum meiner Arbeit. Es soll hier der Versuch gewagt werden, der Komplexität des feministischen Diskurses im Zustand einer vielleicht ‚vermeintlichen‘ gleichzeitigen Ungleichzeitigkeit gerecht zu werden.