Graduiertenkolleg "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart"
Das Graduiertenkolleg Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart untersucht Formen und Funktionen der medialen Inszenierung von Schlüsselereignissen von der Erfindung des Buchdrucks bis ins globalisierte Internet-Zeitalter.
Soziale Kommunikation bedient sich seit der Frühen Neuzeit in zunehmendem Maße technischer Medien. Die in diesen stattfindenden Diskussionen, Debatten und Kontroversen stellen für die Gesellschaft Ereignisse dar in doppeltem Sinne. Sie bilden Ereignisse ab und sind dabei selbst Ereignis: Medienereignis.
Das heißt zugleich, daß den Untersuchungen kein weitgefaßter Medienbegriff zugrunde liegt. Medien werden nicht als Zeichensysteme überhaupt, auch nicht als Instrumente der Individualkommunikation verstanden, sondern als technische Mittel der Massenverbreitung, die gesellschaftliche Kommunikationsprozesse überhaupt erst ermöglichen: In den Blick rücken also Druck, Photographie, Film, Radio, Fernsehen, Internet.
Herausragende Medienereignisse - Schüsselereignisse im Sinne des Kollegs - zeichnen sich durch einen besonders hohen Grad medialer Aufmerksamkeit und eine spürbare Intensivierung der Kommunikationsprozesse aus. So sind etwa der Sacco di Roma, der Deutsche Herbst und die rumänische Tele-Revolution kommunikationgeschichtliche Indikatoren ersten Ranges, weil sich in ihnen sowohl zentrale Kulturthemen als auch die Medienevolution widerspiegeln. Zudem generieren und strukturieren sie Öffentlichkeiten, die soziale und räumliche Grenzen überschreiten. Die so eröffneten Kommunikationsräume sind transnational, nicht territorial.
Aus interdisziplinärer Perspektive betrachtet das Kolleg solche transnationale Medienereignisse indes nicht um ihrer selbst willen, sondern als Faktoren oder Katalysatoren grenzüberschreitender Kommunikation und Wissensbildung. So werden nicht nur die medialen Artefakte und die Inhalte der Kontroversen untersucht, sondern zugleich das Ringen um Meinungsführerschaft, die Überredungsstrategien und Mißverständnisse sowie die kommunikativen Vernetzungen und publizistischen Funktionsweisen - kurz: die Praxis des Öffentlich Machens.
Dissertationsprojekte
- Katrin Hirt: "Der Sacco di Roma im Kontext der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Karl V. und Franz I. (1521-1530) als mediales Ereignis aus transnationaler Perspektive."
- Matthias Georgi: "Die Naturwissenschaften in der Öffentlichkeit. Inszenierung von Naturkatastrophen in England, 1750-1760."
- Thomas Weißbrich: "Medienereignisse um den Kurfürsten Maximilian II. Emanuel von Bayern"