Keramik ist eine wichtige Fundgattung für die Archäologie. Da Keramikgefäße eine relativ kurze Verwendungsdauer haben, aber vielfältige Funktionen und Einsatzmöglichkeiten bieten, wurden sie in der Antike massenhaft hergestellt. Zugleich änderten sich die Vorlieben hinsichtlich Form und Typen der Gefäße häufig, so dass sich die unterschiedlichen Keramikformen sehr gut zeitlich einordnen lassen. Die figürlich verzierte Keramik gibt zudem Aufschluss über die Normen und Wertvorstellungen der antiken Gesellschaften.
Die schwarzfigurige Technik Die schwarzfigurige Technik wurde um 700 v. Chr. in Korinth entwickelt. Ab 630 v. Chr. wurde sie von den attischen Töpfern übernommen und in Athen perfektioniert. Figuren und Ornamente werden bei dieser Technik mit besonders feinem, verdünntem Tonschlicker auf das Gefäß aufgetragen. Details an Gesichtern, Körper oder Gewändern der Figuren werden vor dem Brand eingeritzt.
Die rotfigurige Technik Um 530 v. Chr. wurde in Athen die rotfigurige Technik entwickelt. Figuren und Ornamente sind bei dieser Technik ausgespart, während der gesamte Hintergrund mit Tonschlicker bemalt wird. Details wie Gewandfalten werden durch feine, mit dem Haarpinsel aufgelegte Linien angegeben. Nach dem Brand heben sich die tongrundigen Figuren von dem schwarzen Hintergrund ab. Die rot- und die schwarzfigurige Technik bestanden eine Zeit lang nebeneinander, bis sich um die Wende vom 6. zum 5. Jh. v. Chr. die rotfigurige Technik weitgehend durchsetzte.
Die weißgrundige Technik Die weißgrundige Technik wurde 530/20 v. Chr. entwickelt und parallel zur schwarz- und rotfigurigen Vasenmalerei eingesetzt. Ihren charakteristischen weißen Überzug erhalten die Vasen durch die Verwendung eines kaolinithaltigen Tonschlickers. Die Figuren wurden in Umrissen aufgemalt. Für Details wie Kleidung wurden nicht-mineralische Farben wie Rot oder Blau verwendet. Da die Oberfläche der Gefäße relativ empfindlich und die Farben schlecht haltbar waren, waren weißgrundig bemalte Vasen nicht für den alltäglichen Gebrauch geeignet. Solche Gefäße wurden vor allem als Weihgaben und im Grabkontext verwendet. Die Bilder zeigen Szenen aus dem Lebensumfeld von Frauen sowie Szenen am Grab. Ab 430 v. Chr. findet sich die Technik nur noch auf Lekythen und endet schließlich um 400 v. Chr.
Schwarzfirniskeramik Im Laufe des 4. Jahrhunderts v. Chr. endet die Produktion figürlich verzierter Keramik in den meisten Produktionsstätten. Statt dessen kommt nun eine neue Form von Keramik in Mode, deren Gefäßkörper komplett mit schwarzem Firnis überzogen ist. Verzierungselemente beschränken sich nun vor allem auf aufgemalte Ornamente wie Ranken und andere florale Elemente in roter oder weißer Farbe. Besonders qualitätvolle Beispiele solcher Schwarzfirnis-Keramik finden sich in der „Gnathia Keramik“, die nach ihrem ersten Fundort, Egnazia, in Apulien benannt ist. Seltener sind auf den Gefäßen auch Figuren wiedergegeben.
Reliefkeramik Am Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr., etwa um 240 v. Chr. kam eine neue Herstellungstechnik auf, die es ermöglichte, Gefäße in Serie zu produzieren und die sich daher rasch im gesamten Mittelmeerraum verbreitete. Diese Keramik, die sogenannte Reliefkeramik wurde nicht mehr frei auf der Töpferscheibe gedreht, sondern aus einer vorgefertigten Form, der so genannten Matrize gewonnen. Dabei wurde zunächst eine Negativform hergestellt: hierzu stellte man eine so genannte Formschüssel auf der Töpferscheibe her, in deren Innenseite mit Hilfe von Stempel oder Punzen Verzierungen eingedrückt wurden. Diese Schüssel wurde anschließend im Töpferofen gebrannt. In diese Formschüssel wurde dann in einem zweiten Arbeitsschritt ein Tonrohling gepresst. Auf dem fertigen Gefäß erscheinen die Verzierungen schließlich als erhabener Reliefdekor. Da die Formschüssel wiederverwendbar war, ließen sich mit Hilfe dieser Technik schnell und einfach gleichförmige Gefäße in Serie produzieren. Berühmte hellenistische Beispiele dieser Gattung sind die so genannten „Megarischen Becher“, halbkugelige Trinkgefäße mit braunem bis schwarzem Überzug und meist floralem Reliefdekor, die nach einem ihrer Fundorte, der Stadt Megara, nahe Athen, benannt sind. Am Boden tragen die Gefäße meist eine zentrale Rosette als Dekoration. Weitere Produktionszentren waren etwa in Ostgriechenland, im Schwarzmeergebiet oder Kleinasien angesiedelt.
Produktion in Serie – die römische Terra Sigillata In römischer Zeit wurde die Technik, Gefäße mit Hilfe von Matrizen herzustellen, schließlich perfekti oniert und die römische Terra Sigillata wurde zum Exportschlager der antiken Welt. Die Herstellung der Gefäße erfolgte ebenfalls mit Hilfe einer Formschüssel (Matrize), in die Verzierungen mit Stempeln oder Punzen (Patrizen) eingedrückt werden. Die Gefäße wurden in lederhartem Zustand in einen flüssigen, eisenhaltigen Tonschlicker getaucht und anschließend bei über 900 Grad Celsius in einem Töpferofen gebrannt. Weitere Verzierungstechniken sind das Auflegen von Reliefappliken oder die so genannte Barbotine-Technik, bei der Verzierungen mit einem dickflüssigen Tonschlicker auf die Gefäßoberfläche aufgelegt werden, sowie Ritzverzierungen. Die römische Terra Sigillata-Produktion beginnt um 40 v. Chr. in Arretium, dem heutigen Arrezzo in Italien nach dem Vorbild der hellenistischen Reliefkeramik. Im 2. nachchristlichen Jahrhundert hat sich die Gattung dann im gesamten Mittelmeerraum verbreitet und wird auch in Nordafrika hergestellt. Im heutigen Deutschland sind große Produktionszentren etwa in Trier (Augusta Treverorum) und Rheinzabern (dem antiken Tabernae) bekannt.