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Glasgefäße

Die Gießener Antikensammlung besitzt eine umfangreiche Kollektion antiker Glasgefäße. Neben einigen frühen Stücken, die in archaische Zeit datieren, sind es zahlreiche römische Gläser, die in erster Linie aus dem östlichen Mittelmeerraum, aus Kleinasien und Syrien, stammen. Die meisten dieser Gläser datieren in die Zeit des 2. bis 4. Jahrhunderts nach Christus. Der überwiegend gute Erhaltungszustand der filigranen Gefäße lässt darauf schließen, dass es sich um Grabbeigaben handelt.

Die Glasbearbeitung wurde im 3. Jahrtausend v. Chr., vermutlich in Mesopotamien, entwickelt. Die ersten Gegenstände, die aus Glas gefertigt wurden, waren Perlen, Siegel und Anhänger. Die ältesten Glasgefäße stammen aus Ägypten und datieren ins 16. Jh. v. Chr. Die ägyptischen Gläser waren in erster Linie kleinformatige Gefäße wie Salbölfläschchen. Aufgrund des aufwändigen und technisch komplexen Herstellungsverfahrens handelte es sich um teure Luxusgüter. Auch in der mykenischen Kultur sind Anhänger und Perlen aus Glas bekannt. Die frühen Glasgefäße wurden in der so genannten Sandkerntechnik produziert. Dabei wurde ein Kern aus Ton und Sand entweder in geschmolzenes Glas eingetaucht oder mit geschmolzenen Glasfäden umwickelt. Mit derselben Technik konnten auf dem Gefäßkörper auch diverse Verzierungen angebracht werden. Nach Erkalten des Glases wurde der Kern entfernt. Die Gefäße dieser Technik sind allesamt kleinformatig und häufig in unterschiedlichen Farben dekoriert. Aus Ägypten und dem alten Orient gelangte die Kenntnis der Glasbearbeitung auch nach Griechenland, blieb dort aber gegenüber der Keramik von eher untergeordneter Bedeutung.

Bis in hellenistische Zeit wurden auch relativ kleinformatige Gefäße über einem Sandkern geformt. Erst die Erfindung der Glaspfeife im 1. Jahrhundert v. Chr. in Sidon in Phönikien ermöglichte schließlich die serienmäßige Herstellung von dünnwandigen Glasgefäßen. Für dieses Verfahren ist ein Verflüssigen des Glases bei hoher Hitze notwendig. Das Glas wurde bei Temperaturen über 1000 °C in einem geschlossenen Ofen geschmolzen und im zähflüssigen Zustand weiterverarbeitet. Mit Hilfe der Glaspfeife wurde das Glas in unterschiedliche Formen geblasen. Dieses technische Verfahren ermöglichte eine relativ einfache und vor allem kostengünstige serielle Produktion von Glasgefäßen. Seit augusteischer Zeit war diese neue Herstellungstechnik im gesamten römischen Reich verbreitet, und es entstanden zahlreiche Produktionsstätten. Römische Gläser wurden in unterschiedlichen Farben und Formen hergestellt. Zur Dekoration der Gefäße wurden kontrastfarbene Bänder, Metalleinlagen oder Gravuren angebracht. In römischer Zeit wird Glas, dank des optimierten Herstellungsverfahrens auch in anderen Bereichen eingesetzt, etwa für Fensterscheiben (specularia).