Aktuelle Projekte
Im Rahmen des gemeinsamen Sonderforschungsbereichs/Transregio 138: "Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive" der Universitäten Gießen und Marburg Leitung der beiden Projekte:
- gemeinsam mit Prof. Conze (Marburg) Leitung des Integrierten Graduiertenkollegs .
- C05 Finanzinfrastrukturen und geoökonomische Sicherheit (Teilprojekt des gemeinsamen Sonderforschungsbereichs/Transregio 138)
Qualitätskulturen in den Wirtschaftswissenschaften. Praktiken der Aneignung und Internalisierung von Qualitätsdiskursen in der VWL/
economics
und der BWL/
management
im Vergleich zwischen Deutschland und Großbritannien
Das vorliegende Forschungsprojekt untersucht die Herausbildung und Etablierung von Qualitätskulturen in Lehre und Forschung in den Wirtschaftswissenschaften (VWL und BWL). Es nimmt eine international und sub-disziplinär vergleichende Perspektive ein, indem es die VWL/economics und die BWL/management in Deutschland und Großbritannien in den Blick nimmt. Das Ziel des Projektes ist es zu untersuchen, wie Qualitätssicherungsverfahren im disziplinären Alltag von Forschung und Lehre verankert wurden und wie „Qualitätskulturen“ dazu beitragen, neue professionelle Berufsbilder, qualitätsbezogene Karriereverläufe und qualitätsorientierte Karriereplanungen zu etablieren. Im Zentrum der Analyse steht das Zusammenspiel von traditionellen disziplinären Pfadabhängigkeiten und transformativen Innovationsschüben, die durch Qualitätssicherungsdiskurse induziert wurden. Vor diesem Hintergrund beleuchtet das Projekt die Hybridität neuer akademischer Kulturen in heterogenen disziplinären und nationalen Kontexten. Das Projekt geht von der Überlegung aus, dass eine vergleichende Perspektive besonders fruchtbare Resultate über die Art und Weise erzielen kann, wie Qualität in Forschung und Lehre etabliert, gelebt und verändert wird. Aus diesem Grunde sollen mittels leitfadengestützter Experteninterviews und narrativ-biografischer Interviews mit Professorinnen und Professoren, erfahrenen Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftlern (postdocs) sowie Promovierenden rekonstruiert werden, wie Qualitätssicherungsverfahren a) Zugang zum Alltag in Forschung und Lehre gefunden haben und wie b) hier als Innovationen verankert und von den Akteuren habitualisiert wurden. Daraus lassen sich vielfältige Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung von Qualitätssicherungsverfahren ableiten sowie Lehren für die Etablierung solcher Verfahren in anderen Disziplinen ziehen.
Keywords: Qualitätssicherung, Wirtschaftswissenschaften, akademische Karrieren, Interview
The project examines social strategies to cope with risks and uncertain futures at the intersection of climate politics and finance. Adopting a theoretically informed perspective that draws on methods of qualitative social research the project looks at the ways stakeholders from civil society, politics, and finance frame and cope with the effects of a transition towards a low-carbon economy in the financial sector. Empirically, the project focuses on controversies around the issues of “carbon bubble” and “stranded assets”, that is, the ecologically and economically controversial problem that a consistent implementation of international climate goals could contribute to a massive devaluation of the financial assets of fossil capitalism (especially fuel reserves and energy infrastructures). The topic, which was first brought up for discussion by non-governmental organizations, meanwhile has also caught the attention of key players in the financial sector as well as financial regulators raising the question of how to govern the risks of a devaluation of carbon-intensive assets, so-called transition risks. By looking at the problematization process in financial publics as well as the governance of transition risks, the project illuminates two crucial sites where heterogenous actors try to align cognitive economic expectations with global climate goals.
In a first step, the project examines the cognitive and normative framings that have carved out “carbon bubble” and “stranded assets” as financial problem spaces. The project addresses finance not just as an economic but also as a political field of action and focusses on new forms of public engagement that strategically target the risk sensitivity of financial markets to enforce a climate protection agenda. In a second step, the project analyses modes of governing transition risks. It focusses on regulatory initiatives that seek to render transition risks measurable and therefore manageable by strengthening climate related financial information in corporate reporting practices. The project thus seeks to identify a new form of financial risk governance that attempts to modify economic expectations by addressing the informational infrastructure of financial markets.
The project seeks to highlight the opportunities, limits and paradoxes of attempts to implement a climate protection agenda in finance. In particular, it examines whether translating climate related indicators into financial information runs risk to compromise environmental concerns. Politicizing financial markets for climate protection purposes could potentially backfire if this contributes to a financialization of climate politics. Combining empirical analysis with theoretical reflection, the project substantially contributes to the analysis of contemporary societies by critically illuminating the entanglements between financial and climate risks, which scholars widely regard as key elements of the “world risk society.”
Sie können gerne einen link zur DFG-Seite einfügen. https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/433336180
Das durch die DFG geförderte Projekt (2024-2026) untersucht Problematisierungen von gesellschaftlichem Wissen über die Geldwirtschaft und den Bereich des Monetären im Frankreich des langen 19. Jahrhunderts. Es geht um die Art und Weise, in der Literatur und Soziologie die Möglichkeiten und Grenzen von Wissen und die Handlungsfähigkeit in monetär vermittelten Verhältnissen reflektieren und darüber Probleme individueller Ethiken wie gesellschaftlicher Ordnungen verhandeln. Gefragt wird nach Zweifeln an der Begründbarkeit, Beobacht- und Mitteilbarkeit sowie Reproduktivität monetären Wissens, die in Literatur und Soziologie artikuliert werden.
Ausgehend von dem Befund, dass sich die Ökonomie, insbesondere die sich im 19. Jahrhundert popularisierende und an politischer Bedeutung gewinnende Geldwirtschaft – explizit die Kredit- und Finanzwirtschaft –, zu einem zentralen Bereich gesellschaftlicher Verhältnisse entwickelt, tritt diese für die Zeitgenossen zunehmend auch als epistemisches Problem zutage. Als Problematik der Gesellschaft wird das Monetäre in erster Linie von der Romanliteratur und der entstehenden Soziologie thematisiert. Beide Diskurse raffinieren die Problematik als Kernkomponente des gesellschaftlichen Imaginären. Das Projekt erforscht dabei insbesondere, wie das Monetäre als epistemisches Objekt der Gesellschaft problematisiert wurde, d.h. in welcher Weise monetäres Wissen, sein Wissenswert, die Relevanz und die Grenzen monetären Wissens in Literatur und Soziologie als gesellschaftliches Problem thematisch und reflexiv wurden. Das Projekt unternimmt eine Rekonstruktion dessen, was wir als ‚ökonomischen Agnostizismus‘ bezeichnen: Die Frage lautet, durch welche literarischen und soziologischen Darstellungsformen die (Geld-)Wirtschaft als ein Bereich, über den Wissen nur begrenzt oder gar nicht möglich ist, für gesellschaftlich relevant gesetzt wird.
Der am Institut für Soziologie durchgeführte Projektteil widmet sich der französischen Soziologie, die sich mit der Bedeutung der durch die Industrialisierung ausgelösten gesellschaftlichen Umbrüche befasste und insofern ein gesteigertes Interesse an makroökonomischen Prozessen und ihren Folgen aufwies. Hierzu werden Untersuchungen (1) im Umfeld von Frédéric Le Plays ‚économie sociale‘, die sich mit empirischen Untersuchungen der Arbeiterklasse und ihren budgetären und haushalterischen Praktiken befasste, durchgeführt. Weiterhin wird (2) der Kreis um Èmile Durkheim, dessen Angehörige, allen voran François Simiand, bei der Formierung eines allgemeinen soziologischen Paradigmas auch auf ökonomische Sachverhalte Bezug nahmen und in diesen einen Schlüssel zum soziologischen Verständnis der Gegenwartsgesellschaft sahen, untersucht.
Das Projekt wird gemeinsam mit Prof. Dr. Kirsten von Hagen , Institut für Romanistik, an der Justus-Liebig-Universität Gießen und einer weiteren Mitarbeiter:in durchgeführt.
Seit einigen Jahrzehnten beobachten wir die zunehmende Digitalisierung von Zahlungsdiensten sowie die Entmaterialisierung von Geld. Diese Entwicklung bedeutet weit mehr als nur den Wechsel von einem analogen zu einem digitalen Medium, denn im Gegensatz zu Zahlungen mit Bargeld sind digitale Transaktionen auf private Infrastrukturen angewiesen und können leichter nachvollzogen werden. Digitale Zentralbankwährungen wie der digitale Euro (der neben das Bargeld treten würde) reihen sich in den skizzierten Trend ein, gestalten ihn aber auch unter anderen Vorzeichen. Denn mit der Einführung des digitalen Euro würde eine digitale Zahlungsinfrastruktur nicht von privaten Anbietern, sondern von einer öffentlichen Institution – der EZB – zur Verfügung gestellt werden.
Während in der öffentlichen Debatte über den digitalen Euro bisher vor allem technologische und ökonomische Fragen im Vordergrund stehen, weitet die Projektgruppe die Perspektive und nimmt unterschiedliche normative Aspekte des digitalen Euro in den Blick. Besonders bedeutsam sind insoweit der Zugang zu finanzieller Infrastruktur, die Machtverhältnisse im digitalen Zahlungsverkehr, der Datenschutz und die potenziellen Risiken für die monetäre Souveränität Europas. So entsteht ein umfassendes Bild der vielfältigen Herausforderungen und Chancen, die mit der Einführung des digitalen Euro einhergehen würden.
Der Beitrag der Justus Liebig Universität ist hierbei die Untersuchung der normativen Implikationen für die Entwicklung und die politischen Verhandlungen um den digitalen Euro, mit besonderem Fokus auf dem Datenschutz. Denn obwohl der digitale Euro großes Potenzial hat, steht der Schutz der Privatsphäre in einem Spannungsfeld mit der Durchsetzung von Strafverfolgungsmaßnahmen und dem Bedarf an technologischer Innovation. Unser Ziel ist es, die laufenden Debatten und Verhandlungsprozesse zu analysieren und die damit verbundenen Herausforderungen für den Schutz der Privatsphäre kritisch zu beleuchten.
Link zu der ZEVEDI Homepage: https://zevedi.de/themen/dino/