BA KiPäd/MA IPE-Studieren mit Kind(ern)
Ein Erfahrungsbericht von Julia Hohmann
Seit mehr als vier Jahren studiere ich nun in der Justus-Liebig-Universität in Gießen und absolviere derzeit nach Abschluss des Bachelorstudiengangs auch noch den Masterstudiengang im selben Fachbereich.
Meine Tochter war damals drei Jahre alt, als ich anfing zu studieren und mein Sohn kam während der Semesterferien vor dreieinhalb Jahren auf die Welt.
Was ist zu beachten? Ist das denn machbar? Wie schaffst du das denn? Bisher wurde ich schon einige Male von Frauen mit Kindern zu solchen Fragen angesprochen wie auch angeschrieben, die gerne studieren wollten, sich aber vorher einige Erkundigungen einziehen wollten. Auch von Frauen, die bereits mitten im Studium waren und sich ein Kind wünschten.
Vorneweg, es gibt kein Patentrezept! Wie bei allem anderen auch, was mit Kindern zu tun hat. Jedes Kind ist anders - jede Mutter und jeder Vater auch.
Trotzdem lässt sich eines aus meiner Erfahrung heraus sagen: Es kommt ganz auf die Organisation an. Auf der einen Seite gibt es die äußeren Strukturen, auf der anderen Seite die eigenen Kapazitäten. Diese miteinander zu vereinbaren ist das A und O.
Mit Äußerlichen Strukturen meine ich die Rahmenbedingungen, welche das Studieren mit Kind erleichtern können.
Damit gemeint ist beispielsweise die Flexibilität des Kindergartens bezüglich der Öffnungs- und Schließzeiten, eine Kombination aus Tagesmutter und Kindergarten oder auch nur eine Tagesmutter. Bei Schulkindern wäre eine anschließende Betreuung von Vorteil – man weiß nie, auf welche Uhrzeit ein Seminar fällt. Nach der Geburt meines zweiten Kindes hatte ich eine Babysitterin direkt an der Uni, die eines meiner Kinder während der Veranstaltungen betreute. Das ist mit dem Eltern-Kind-Raum in Haus C sehr praktisch. Vielleicht lässt sich der eigene Studienplan aber auch mit dem des Partners/der Partnerin oder eines Freundes/einer Freundin vereinbaren? Oder es gibt die Oma oder den Opa in der Nähe, die sich über eine Betreuung des Enkelkindes freuen würden. Also ein stabiles soziales Netzwerk ist wichtig! Manche DozentInnen lassen sich aber auch auf eine Veranstaltung mit Kind ein. Auch das kam schon häufiger vor, falls die Schule oder der Kindergarten geschlossen ist und es fand sich leider keine andere Betreuung.
Außerdem ist der finanzielle Aspekt bei einem Studieren mit Kind sehr wichtig, denn einen Job neben der Versorgung des Kindes und dem Studium zu haben, scheint in den meisten Fällen eher nicht leistbar. Es gibt die „traditionelle“ Variante, man kann abhängig vom Alter und Status Bafög erhalten. Dann gibt es die „einfache“ Variante: Eltern oder der Mann/die Frau haben die Mittel, um das Kind oder den Partner finanziell zu unterstützen. Weitere Varianten sind bei der Studienberatung vor Ort zu erfragen.
Und letzten Endes sollte man den Versuch sich bei Stiftungen für ein Stipendium zu bewerben nicht unversucht lassen!
Auch die Inneren Kapazitäten sind ganz individuell und davon abhängig, wie man selbst am Besten lernt.
Für meine Kinder und mich sind feste Tagesabläufe wichtig. Beispielsweise haben wir vor der Schule und dem Kindergarten möglichst einen gemeinsamen Start mit einem Frühstück und nachmittags wenn sie daheim sind und ich keine Veranstaltungen habe, befasse ich mich auch nicht mehr mit der Uni, bis sie schlafen. Dann erst lerne ich für die Klausuren, schreibe Hausarbeiten, bereite Texte für die nächste Veranstaltung vor,... etc
Das klappt natürlich nicht immer, dazu gehört eine Handvoll Disziplin! Gegen Ende des Semesters stehen die Klausuren und die Hausarbeiten an. Auch wenn ich in dieser Zeit meinen Tagesablauf so einhalte, wie oben beschrieben, ist der emotionale Stress natürlich nicht wegzuplanen. Aber wichtig dabei ist, diesen nicht an den Kindern auszulassen, sondern: Hausarbeiten wenn möglich in den Semesterferien zu schreiben und für Klausuren von Anfang an lernen. Jeden Tag – oder alle zwei Tage etwas.