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Erfahrungen aus Namibia gesammelt von Stephanie Sehr

Das erste Praktikum während meines Studiums absolvierte ich in einem privaten Kindergarten im zentralen Norden Namibias.

Der private „internationale Kindergarten“ ermöglicht Kindern aus unterschiedlichen Sprachgruppen, die deutsche Sprache zu erlernen und damit die Befähigung zum Besuch der deutschen Privatschule Otjiwarongo zu erhalten. Die staatliche Schulbildung in Namibia hat einen viel niedrigeren Stellenwert als die in Europa. Dementsprechend besuchen die Kinder der höheren Sozialschicht Namibias fast ausschließlich solche Privatschulen, in denen sehr viel mehr Wert auf Bildung und Erziehung gelegt wird als in staatlichen Schulen. Im Kindergarten lernen die Kinder also die deutsche Sprache, um den Aufnahmetest an der deutschen Privatschule (die einzige Privatschule im Umkreis) zu bestehen. So wird die Kluft zwischen Armen und Reichen also noch mehr verstärkt. Das Bildungssystem weist meiner Meinung nach also erhebliche Defizite im Bereich der Bildungschancengleichheit, als auch in der Bildung selbst, auf.

Während meines Praktikums war ich immer wieder überrascht vom unglaublich schnellen Zweitspracherwerb der nicht-deutschsprachigen Kinder. Es wurde sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Erzieherinnen ausschließlich deutsch mit den Kindern sprechen. Schon nach kurzer Zeit stellte ich enorme Fortschritte im Bezug auf den Erwerb der deutschen Sprache fest. Der Schwerpunkt liegt in dem Kindergarten also klar auf der Sprachförderung. Leider hatte ich den Eindruck, dass dadurch andere Bereiche, wie musikalische Erziehung, Konfliktbewältigung und generell das soziale Miteinander in den Hintergrund gerieten und zu wenig gefördert wurden.

Gut gefiel mir, dass ich so gut in das Team integriert wurde und mir das Gefühl von Akzeptanz schon von der ersten Minute an gegeben wurde. Ich durfte viele Aufgaben eigenständig übernehmen und wurde so bewusst mit Verantwortung konfrontiert, was sich sehr positiv auf meine persönliche Entwicklung auswirkte.

Durch das Praktikum eröffneten sich für mich komplett andere Sichtweisen, die nicht nur durch den Kindergartenalltag zum Ausdruck gebracht wurden, sondern auch außerhalb der Praktikumsstelle deutlich wurden. Einige davon sind durchaus auch negativer Natur. Der allgegenwärtige Rassismus in Namibia, der der schwarzen Bevölkerung entgegengebracht wird, wurde auch im Kindergarten deutlich; und hat mir gezeigt, dass in dem Land noch viel getan werden muss, um von dem wirklichen Ende der Apartheid zu sprechen.

Für mich zählen positive genauso wie negative Erfahrungen zu einem gelungenen Praktikum und ich bin mir sicher, dass diese mir für den weiteren Umgang mit Kindern und Eltern hilfreich sein werden und mich neugierig auf die Erziehung in anderen Kulturen gemacht haben.