ECM: Food-Start-up "Nutriinja" startet in die Selbstständigkeit
Nutriinja – das ist das neue Food-Start-up aus dem ECM-Netzwerk. Der Name setzt sich aus dem englischen Wort für Ernährung (Nutrition) und den Anfangsbuchstaben der beiden Gründerinnen zusammen: Ines Deeg und Jana Deckelmann. Mithilfe von veganen Crackern möchten die JLU-Absolventinnen eine Lösung für das gesellschaftliche Problem der Mangelernährung bieten.
Mehr als 50 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet an einem Mangel von Eisen und Vitamin D. Die Folgen können gravierend sein – von Müdigkeit bis Depression. Besonders Frauen sind davon betroffen.
Die Ernährungswissenschaftlerinnen Ines Deeg (Foto links) und Jana Deckelmann (Foto rechts) nehmen sich diesem Problem seit 2019 an. Sie haben unter dem Namen Nutriinja einen rein pflanzlichen Snack entwickelt, der erheblich dazu beitragen kann, den Tagesbedarf an Eisen und Vitamin D zu decken. Die salzigen Kekse sind eine geschmackvolle Alternative zu Tabletten und Nahrungsergänzungsmitteln.
Pilze als natürlicher Vitamin D-Lieferant
Nutriinja bietet keine gewöhnlichen Cracker an. Wichtigste Zutat sind Pilze - aber nicht als Geschmacksgeber, sondern als natürliche Vitamin D-Quelle.
Um möglichst viel des Nähstoffes zu gewinnen, setzen Ines und Jana zusätzlich auf eine innovative JLU-Technologie: Mithilfe von UV-Belichtung erhöhen sie den Vitamin D-Gehalt in den Pilzen. Diese Herstellungsweise und Rezeptur hebt Nutriinja von anderen Food-Start-ups ab.
Vom süßen Keks zum salzigen Cracker
Die Grundidee für einen gesunden Snack beschäftigt eine der Gründerinnen, Ines, schon seit rund fünf Jahren. Auf dem Startup Weekend Mittelhessen 2016 präsentierte sie einst ihr Start-up-Vorhaben "Der Keks", ein süßer Keks, der auf den Nährstoffbedarf von vegan lebenden Menschen angepasst ist. Der Keks machte verschiedene Entwicklungen durch, bis Ines ihre Mistreiterin Jana kennenlernte - und die Idee zu Nutriinja als gesunder Cracker Form annahm. Passend zu ihrem Vorhaben, sind die Beiden sich auf ihrem Arbeitsplatz in einem Unternehmen der Lebensmittelindustrie im Taunus begegnet.
Dem Duo war schnell bewusst, dass sie die Leidenschaft für Ernährung und Gründung verbindet. Jana: "Ich komme aus einer gründungsfreudigen Familie. Meine Großeltern führten eine Konditorei, meine Eltern ein Unternehmen für Fernsehstudiotechnik. Ich erlebe aus nächster Nähe, wie viel Spaß es bringt, seinen eigenen Weg zu gehen. Ich sehe aber auch die Risiken und die Verantwortung, die eine Gründung mit sich bringt."
Dieses Jahr noch wollen die Beiden mit ihrem Fachwissen aus den Bereichen der Ernährungsökonomie und den Ernährungswissenschaften in die Selbstständigkeit starten.
Die Gründungsidee steht – und nun?
Idee steht, Rezept auch – doch noch sind nicht alle Hürden auf dem Weg zum eigenen Unternehmen überwunden. Fragen nach Produktion, Vertrieb, Marketing und Markteintritt bestimmen den Alltag der angehenden Gründerinnen. Um Antworten zu bekommen, bewarben sie sich zuletzt beim Accelerator-Programm "Grace" – mit Erfolg. Nutriinja gehört zu den 20 besten Ideen aus 250 Bewerbungen.
Unter dem Motto "Accelerate Female Entrepreneurship" fokussiert sich "Grace" auf Frauen mit Gründungsambitionen. Das Programm kann dabei auf Unterstützung durch hochkarätige Partner setzen, wie She’s Mercedes, Cosmopolitan und Zalando. "Female Empowerment treibt auch mich an", so Jana. "Ich will mehr Frauen in der Selbstständigkeit sehen – und dies schließt mich natürlich mit ein."
"Alone you have power, together we have force"
Auf Einladung von "Grace" nahmen Ines und Jana im August am Summer Camp in Berlin teil. Die ausgewählten Teams deckten verschiedene Branchen ab, von der Fitness-App bis zur Hautpflege. Gemeinsam verbrachten sie – nach einem Corona-Test – zwei arbeitsintensive Wochen in der Hauptstadt. Auf der Agenda standen Coachings, Pitches, Gruppen- sowie Einzelgespräche mit erfahrenen MentorInnen, um an der eigenen Gründungsidee zu feilen. Hierbei war es den VeranstalterInnen auch wichtig, dass sich die "Grace"-Teilnehmerinnen gegenseitig unterstützen. Der Wille zu gründen, vereinte die Anwesenden und inspirierte zum Weitermachen.
Wertvolle Learnings gab es für Nutriinja vor allem in den Bereichen der Produktionsplanung, des Storytellings und des Netzwerkaufbaus. Insbesondere Robert Sünderhauf, Gründer des Food-Start-ups Nu3, konnte zu diesen Themen wertvolle Tipps vermitteln. Aber auch ihre rhetorischen Fähigkeiten haben Ines und Jana verbessern und beim finalen Pitch in der Zalando-Lounge unter Beweis stellen können (siehe Video).
Jana und Ines haben das Accelerator-Programm mit einer klareren Vision verlassen können: In naher Zukunft sollen die Nutriinja-Cracker im Einzel- und Online-Handel sowie in Tankstellen zu finden sein. Außerdem wird weiter an der Online-Präsenz, unter anderem auf Instagram, gearbeitet.
Für mehr Gründungen an deutschen Unis
Voller Motivation möchten sie andere Studierende dafür begeistern, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Sie sind der Meinung, dass etwa das Potential innerhalb der JLU groß ist. Es müssten nur mehr Ergebnisse aus der Forschung den Weg in die Wirtschaft finden, statt in die Schublade.
Ines beobachtet: "Gründen ist leider viel zu selten eine wahrgenommene Option. Denn es gibt keinen vorgefertigten Weg, keine Stellenausschreibung. Du schaffst selber deine Stelle, und der Weg ist gepflastert mit Herausforderungen zu Themen, von denen du nur wenig oder (noch) keine Ahnung hast, wie Steuerrecht, Lebensmittelrichtlinien, Marketing, Produktion." Für Ines ist das kein Grund, nicht zu gründen. Es gibt Hilfe: "Programme wie 'Grace' oder Fördereinrichtungen wie das ECM sind wichtig für uns und andere GründerInnen. Sie unterstützen dabei, sich weiterzubilden und den eigenen Weg zu finden."
Die Zukunft sieht vielversprechend aus. Nutriinja ist für Hessen Ideen 2020 nominiert. Bis zum 23. September könnt ihr unter folgendem Link eine Stimme für das Team hinterlassen: Jetzt abstimmen. Zudem arbeitet das Duo an weiteren Rezepten, um das Angebot zu erweitern.
Alle Fotos: Dominik Tryba
Wen die Geschichte von Nutriinja dazu inspiriert, selber zu gründen, kann gerne eine Gründungsberatung mit dem ECM vereinbaren.