Workshop »Wissenschaft zwischen Geltung und Skepsis, Freiheit und Verantwortung«
Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstraße 34 (Universität Gießen)
Donnerstag, 07.11.24
14:00 Uhr | Begrüßung und Einführung
- Elif Özmen & Daniel Füger
14.15 – 16.00 | Uhr Panel „Freiheit“ (Chair: Daniel Füger)
- Tim Henning (Philosophie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz): Moral, Irrtumskosten und die Autorität der Wissenschaft
- Oliver Hallich (Philosophie, Universität Duisburg-Essen): Gibt es Kriterien für die gerechtfertigte Einschränkung von Redehandlungen?
16.30 – 18.15 Uhr | Panel „Verantwortung“ (Chair: Rebecca Bachmann)
- Ana Honnacker (Philosophie, Ludwig-Maximilians-Universität München / Hochschule für Philosophie München): Honest Advocates? Wissenschaftliche Praxis und gesellschaftliche Verantwortung
- Elif Özmen (Philosophie, Justus-Liebig-Universität Gießen): Wissenschaft – Freiheit – Verantwortung. Über Ethik und Ethos der Wissenschaft
Freitag, 08.11.24
9.30 – 11.15 Uhr | Panel „Geltung“ (Chair: Bastian Klug)
- Frieder Vogelmann (Politische Theorie/Politikwissenschaft, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): Die Wahrheit und ihre Geltung. Aspekte einer Genealogie von Normativität
- Daniel Füger (Philosophie, Justus-Liebig-Universität Gießen): Zum Problem epistemischer Geltung wissenschaftlicher Evidenz
11.45 – 13.30 Uhr | Panel „Skepsis“ (Chair: David Palme)
- Caspar Hirschi (Allgemeine Geschichte, Universität St. Gallen): Wissenschaftsskepsis als Symptom der Epistemisierung des Politischen: eine historische These
- Silke Beck (Wissenschafts- und Techniksoziologie, Technische Universität München): Wissenschaftliche Autokratie in Zeiten der Krise?
Der Workshop schließt an das DFG-Projekt Evidence for use – Evidence for us an, in welchem die Legitimierungsfunktionen von Evidenz als zentrales Konzept der Wissenschaft untersucht wurden. Für die wissensphilosophischen, wissenschaftshistorischen und -soziologischen, politiktheoretischen und ethischen Projektteile haben sich die Konzepte der Geltung und Skepsis, der Freiheit und der Verantwortung als besonders konstruktiv erwiesen.
Geltung der Wissenschaft/wissenschaftlicher Erkenntnisse lässt sich nicht nur auf spezifische epistemische Verfahren und Rationalitätsstandards zurückführen, sondern ermöglicht auch über die Relevanz weiterer wissenschaftsinterner und auch wissenschaftsexterne Evidenzpraktiken nachzudenken. Dabei fungierten nicht nur Geltung und Geltungsansprüche, sondern auch Skepsis gegenüber und Leugnung (denialism) der Wissenschaft als relevante Bezugspunkte. Dabei stellte sich auch die Frage, ob und in welcher Weise die „Kritik“ der Wissenschaftsskeptiker:innen strukturell anders verläuft, als die voraussetzungsreiche Kritik innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Verantwortung erscheint vor allem mit Blick auf die im scientific ethos gegründeten innerwissenschaftlicher Praktiken, mit denen erwartbare unausweichliche Risiken der Anwendung der Wissenschaft (ggf. auch schon der Generierung wissenschaftlichen Wissens) kollektiv evaluiert und kontrolliert werden (sollen). Darüber hinaus geht es auch um die Frage nach individueller Verantwortung und dem Zusammenhang mit epistemischen Kriterien und Tugenden sowie moralischen, politischen, sozialen Kriterien. Die Frage der Wissenschaftsfreiheit ist dadurch bereits berührt (umgekehrt könnte man aber auch argumentieren: keine Freiheit ohne Verantwortung). Die Freiheit von Wissenschaft und Forschung ist aber auch vor dem Hintergrund der Frage nach den Gelingensbedingungen der Wissenschaft von Interesse, d.h. nicht primär als kodifiziertes Abwehrecht gegenüber dem Staat, sondern als Teil des wissenschaftlichen Ethos.
Anmeldung & Informationen: daniel.fueger@phil.uni-giessen.de