Polyphony of the Map. Mapping of Muscovy in the 16th century and the Map of Anton Wied (1542, 1555)
Im Zentrum des vom polnischen Narodowe Centrum Nauki finanzierten Projekts (2021-2025) steht eine von dem Rheinländer Anton Wied in Wilna angefertigte und vielleicht in Danzig gedruckte Karte Moskowiens, eine der frühsten kartographischen Darstellungen des Russischen Reichs. Die Wahl dieses im Großfürstentum Litauen am Kreuzungspunkt verschiedener Kulturen entstandenen und kaum erforschten Fallbeispiels richtet sich gegen die quantitativ dominante Forschung zum kartographischen Erbe der Imperial- und Kolonialmächte und verweigert sich nationalen Aneignungsversuchen. Die interdisziplinäre Kooperation zwischen Philologie und Geschichtswissenschaft setzt methodologische Impulse, die sich im Schlüsselbegriff „Polyphonie“ verdichten. „Wieds Karte“ hat – wie viele andere auch – mehrere Autoren, darunter jemanden, der kyrillischschriftliche topographische Bezeichnungen sowie eine Transliterationstabelle ergänzte. In ihr überlagern sich verschiedene Wissensdiskurse und kartographische Rhetoriken, die die topographische Wirklichkeit mit unterschiedlichen Intentionen interpretierten (und manipulieren). Erst vor einem solchen polyphonen Hintergrund treten die Strategien „monophoner“ Karten hervor (etwa von Mercators Atlas), intertextuelle Spuren zu verwischen und alles einer kohärenten und scheinbar objektiven Deutung zu unterwerfen. Facebook
Beteiligte Wissenschaftler*innen:
Prof. Dr. hab. Jakub Niedźwiedź (Uniwersytet Jagiellonski, Krakau)
Dr. hab. Karol Łopatecki (Uniwersytet w Białymstoku)
Dr. Grzegorz Franczak (Università degli Studi di Milano)
Dr. Marion Rutz (JLU, Gießen)