Inhaltspezifische Aktionen

Forschungsprofil

 

Unsere Forschung befasst sich mit Verhaltensweisen, die einen Einfluss auf Gesundheit, Umwelt und soziale Gerechtigkeit haben. Verhalten wird durch eine Vielzahl individueller und kontextueller Faktoren beeinflusst, weshalb unser Forschungsansatz durch eine starke systemische Perspektive geprägt ist.

Wir nutzen theoretische und methodische Ansätze aus verschiedenen Disziplinen, um der Komplexität bei der Erklärung und Veränderung von Verhalten gerecht zu werden. Durch einen engen Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und die Anwendung modernster wissenschaftlicher Methoden generieren wir Wissen, das sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis von hoher Relevanz ist.

 

Nachhaltige Ernährung

Eines unserer Hauptforschungsthemen ist die nachhaltige Ernährung. Der Begriff umfasst alle ernährungsbezogenen Entscheidungen vom Kauf über die Zubereitung und den Verzehr bis hin zum Wegwerfen von Lebensmitteln. Dabei spielen die Auswirkungen dieser Entscheidungen auf die Umwelt, die physische und psychische Gesundheit sowie auf soziale Gerechtigkeit eine wesentliche Rolle. Klassische Beispiele für relevante Verhaltensweisen in diesem Bereich sind der Konsum von Fleisch, Zucker, Obst und Gemüse sowie Verhaltensweisen wie Lebensmittelverschwendung oder der Konsum von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln.

Unser Ziel ist es, diese Verhaltensweisen zu verstehen und zu erklären und Verbraucherinnen und Verbraucher dabei zu unterstützen, ihr Essverhalten hin zu nachhaltigeren Optionen zu verändern. Wir betrachten das Essverhalten von Individuen eingebettet in ein umfassendes Lebensmittelsystem. So untersuchen wir den Einfluss von Umweltfaktoren wie Verfügbarkeit und Preisen von Lebensmitteln in der unmittelbaren Umgebung sowie von gesellschaftlichen Faktoren, wie politischen oder kulturellen Rahmenbedingungen, auf ernährungsbezogene Entscheidungen.

Unser Analysefokus liegt auf dem Individuum, wobei wir die Wechselwirkungen zwischen den individuellen Merkmalen der Verbraucherinnen und Verbraucher und den komplexen Kontexten, in denen sie Entscheidungen treffen, verstehen möchten. Sobald wir besser verstehen, was ein bestimmtes Verhalten bedingt, können wir gezielte Strategien zur Verhaltensänderungen entwickeln.

Unser zweites großes Forschungsziel ist es, zu verstehen, welche Strategie für wen in welchem Kontext funktioniert, um eine nachhaltige Ernährung zu fördern. Dabei berücksichtigen wir wichtige Themen wie soziale Gerechtigkeit und verfolgen einen kollaborativen Ansatz mit Verbraucherinnen und Verbrauchern und anderen relevanten Akteuren bei der Entwicklung von Verhaltensinterventionen.

Naturkontakt

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Forschung liegt auf dem Einfluss von Naturkontakt auf Wohlbefinden, Gesundheit und Naturverbundenheit. Wir untersuchen, wie bestimmte Merkmale von urbanen Grünflächen die Wahrnehmung und Erfahrungen von Anwohnern und Besuchern beeinflussen.

Urbane Grünflächen sind für viele Menschen die einzige Möglichkeit, in ihrem täglichen Leben mit der Natur zu interagieren. Unser Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Einfluss ökologischer Merkmale urbaner Grünflächen, wie Biodiversität oder Wildheit, auf physische und psychische Gesundheit. Interaktionen mit der Natur sind entscheidend für die Stärkung der individuellen Naturverbundenheit, die wiederum das Umwelt- und Ernährungsverhalten sowie das allgemeine Wohlbefinden beeinflussen kann.

Wir erforschen, wie Naturverbundenheit gestärkt werden kann, insbesondere in urbanen Räumen. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, zu verstehen, welche spezifischen Merkmale von Grünflächen positive Effekte auf die Naturverbundenheit haben. Ein weiteres Ziel unserer Forschung ist es zu untersuchen, ob und in welcher Form Naturkontakt in der Kindheit zu einer stärkeren Naturverbundenheit im Erwachsenenalter führt. Unsere Forschung zielt darauf ab, praktische Empfehlungen für die Gestaltung urbaner Grünflächen zu entwickeln, die das Wohlbefinden und die Naturverbundenheit der Bevölkerung fördern.

 

Politikakzeptanz

Ein weiterer zentraler Schwerpunkt unserer Forschung liegt auf der Akzeptanz politischer Maßnahmen in der Bevölkerung, insbesondere solcher, die auf die Förderung nachhaltiger, gesünderer und sozial gerechter Lebensweisen abzielen.  Wir konzentrieren uns auf politische Maßnahmen in Konsumbereichen wie Ernährung, Mobilität, Energie, oder Bekleidung.

Wir untersuchen eine breite Palette von politischen Maßnahmen und Instrumenten mit unterschiedlicher Eingriffstiefe – von Bildung, Informationsvermittlung und Nudges über Steuern und Subventionen bis hin zu Verboten und Geboten. Unser Forschungsansatz umfasst die Untersuchung der Akzeptanz dieser Maßnahmen auf individueller Ebene als auch den Zusammenhang zum Verhaltensänderungspotenzial – also in welchem Ausmaß Verhalten überhaupt verändert werden kann.

In unserem Forschungsprojekt DARWIN beispielsweise arbeiten wir eng mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zum Thema genmodifizierte Lebensmittel zusammen, um Interventionen zu entwickeln und zu testen, die das Wissen in der Bevölkerung und die Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher erhöhen.

 

Methodischer Ansatz

Unser methodischer Ansatz basiert auf zwei wichtigen Säulen: praxisrelevante Forschung mit gesellschaftlichem Impact und die Anwendung moderner, wissenschaftlicher Methoden zur Entwicklung präziser Lösungen.

Bisherige Forschung zeigt, dass Verhaltensabsichten nicht immer zu tatsächlichem Verhalten führen. Daher legen wir in unserer Forschung großen Wert darauf, tatsächliches Verhalten mit hoher Validität und Spezifität zu messen. Ein zentraler Aspekt ist die Identifikation von Verhaltensweisen, die auf Bevölkerungsebene maßgeblich zu Nachhaltigkeit und Gesundheit beitragen Eine erfolgreiche Verhaltensänderung erfordert ein umfassendes Verständnis der Faktoren, die das Verhalten beeinflussen. Zur Analyse der Prozesse oder Wirkmechanismen, die das Verhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern bedingen, nutzen wir etablierte Theorien und Modelle. Solch etablierte Theorien und Modelle bieten viele Stärken, haben jedoch auch Schwächen, wie etwa mangelnde Berücksichtigung der Variabilität über Kontexte, Zeiträume und Individuen hinweg. Mit unserer Forschung tragen wir dazu bei, diese Theorien weiterzuentwickeln und ihre Relevanz für die Verhaltenswissenschaften zu stärken.

Ein präziseres Verständnis von Verhaltensweisen erlangen wir durch einen sogenannten idiographischen oder individualisierten Ansatz, der individuelle Unterschiede fokussiert. Hierbei setzen wir neben klassischen Methoden wie Umfragen und Experimenten auch die Methodik des „Ecological Momentary Assessment“ (EMA) - auch bekannt als Experience Sampling Methode (ESM), ein.  Diese Ansätze ermöglichen es uns, individualisierte und adaptive Interventionen zu entwickeln, die Verbraucherinnen und Verbraucher in Echtzeit und basierend auf ihren individuellen Eigenschaften und Bedürfnissen unterstützen.