Volker Willner
Volker Willner wurde am 28. Juli 1966 in Homberg (Efze) geboren und ist in Borken aufgewachsen (Hessen). Nach dem Abitur im Jahr 1985 an der Theodor-Heuss-Schule in Homberg (Efze) und dem anschließenden Wehrdienst studierte er von 1987 bis 1991 „Fachjournalismus Geschichte“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Bereits während des Studiums war er als freier Mitarbeiter für Zeitungen und im Rundfunk tätig. In den Jahren 1992 bis 2010 arbeitete er als Reporter und Redakteur bei HIT RADIO FFH. Dort hatte er verschiedene Positionen inne, unter anderem Leiter des Studios Mittelhessen in Gießen. Von Juni 2010 bis Juli 2015 war Volker Willner Programmchef bei harmony.fm. Mittlerweile arbeitet er wieder u.a. als Filmexperte bei HIT RADIO FFH. Er lebt in Heuchelheim. |
Sie haben einige Jahre Ihres Lebens an der JLU verbracht. Was haben Sie für sich persönlich mitgenommen?
Vor allem die Grundlagen für meine Arbeit als Journalist: die Bedeutung guter Recherche, Neugier, analytisches Denken – und den Anspruch, auch bei Schwierigkeiten dran zu bleiben.
Was verbindet Sie heute mit der JLU? Stehen Sie noch in Kontakt zu ehemaligen Kommilitonen?
Ich ertappe mich oft bei einem Lächeln, wenn ich an den weißen Quadern des Phil 1 vorbeifahre und meine vier Jahre dort denke. Das Studium war ein Spagat zwischen hochkonzentriertem Arbeiten und lässigem Genuss. Was die Uni an wissenschaftlicher Theorie geliefert hat, wankte mitunter in der rauen Presse-Praxis. Aus einigen Kommilitonen sind Kollegen geworden, aus anderen gelegentliche Gesprächspartner. Da ich im Raum Gießen wohne, begegnet mir die Uni ohnehin auf Schritt und Tritt, in den Medien oder bei Veranstaltungen wie den „Botanischen Konzerten“. Und kürzlich habe ich rein aus Nostalgie ins Phil 1 reingeschnuppert. Vieles ist geblieben: Der typische Geruch, die Cafeteria, die bunt beklebten Zettel-Wände…
Gibt es aus Ihrer Studienzeit eine interessante Geschichte, die Ihnen einfällt, wenn Sie an Ihre Zeit an der JLU zurückdenken?
Eine erzürnte Professorin hat bei der Besprechung einer Hausarbeit in ihrem Büro eine Schachtel Mentholzigaretten nach mir geworfen. Vorwurf: Meine Arbeit weise große Parallelen zu der eines Kommilitonen auf. Mit dem hatte ich aber nie auch nur ein Wort gewechselt!
Sie haben an der JLU unter anderem Mittlere und Neuere Geschichte studiert. Welche Relevanz hat dieses Wissen noch für Ihre heutige Tätigkeit?
Geschichte - herzlich wenig. Ich arbeite bei einem aktuellen Medium. Schlimmer noch: Ich merke, dass mein Fachwissen bröckelt. Es fehlt die Zeit, es aufzufrischen. Was immer bleiben wird, sind eine Art erweitertes Grundwissen historischer Zusammenhänge und das Handwerkszeug zur Analyse auch aktueller Entwicklungen.
Gab es während Ihrer Zeit an der JLU eine Veranstaltung, die Sie - im Nachhinein betrachtet - als besonders wertvoll für Ihren Werdegang erachten?
Die Praktiker-Seminare bei den Fachjournalisten waren sehr prägend: Profis kamen und zeigten uns Neulingen, wie die große Medienwelt funktioniert. Und wir hatten größte Zweifel, ob wir tatsächlich das Zeug dazu hätten, irgendwann als Journalisten Geld zu verdienen…
Was würden Sie heute in Ihrem Studium anders machen?
So merkwürdig es klingt: weniger Zielstrebigkeit wäre besser gewesen. Das Schauen nach rechts und links des Weges ist bei meinem Galopp durch die Mindeststudienzeit zu kurz gekommen. Nicht einmal die Zeit für ein Auslandssemester hatte ich mir genommen, weil ich so schnell wie möglich den Abschluss machen und rein ins Berufsleben wollte.
Womit konnte man Sie vom Lernen abhalten?
Mit nichts. Da steckt irgendein alter Preuße mit entsprechender Disziplin in mir (oder doch ein Streber?!). Nachtschichten oder andere Kraftakte auf den letzten Drücker gab‘s nicht. Meine Magisterarbeit über Hildegard von Bingen habe ich täglich von 9 bis 17 Uhr geschrieben. Wenn das Tagespensum geschafft war, ging’s raus an den Heuchelheimer See oder zum Radeln auf den Dünsberg.
Besitzen Sie noch Erinnerungsstücke aus Ihrer Studienzeit?
Die meisten Hausarbeiten haben sich bei einem Hochwasserschaden aufgelöst. Immerhin: Es gibt Fotos von Exkursionen durch Hanse- und Kaiserstädte sowie ein Zentner Bücher. Größter Glücksfall: Meine Freundin und Mutter meiner Kinder habe ich im Germanistik-Seminar „Kommentare und Leitartikel“ kennengelernt…
Welchen Berufswunsch hatten Sie, als Sie das Studium in Gießen begonnen haben?
Radio-Reporter – und das schon als Kind. Ins Mikro meines Kassettenrekorders habe ich selbst gemachte Berichte gesprochen und Nachrichten gelesen. Ich wollte immer da sein, wo’s passiert und darüber berichten. Zum Glück hat’s geklappt mit diesem Berufswunsch. Es hätte auch keinen überzeugenden Plan B gegeben.
Von Alumnus zu Student/in: Was raten Sie angehenden Akademikerinnen und Akademikern?
Seien Sie angstfrei: Sprechen Sie früh die richtigen und wichtigen Leute für Ihren Traumjob an, auch wenn der Puls beim Erstkontakt im roten Bereich ist. Finden Sie eine gute Balance zwischen Studium und Praxis. Und verbiegen Sie sich in beiden Bereichen nicht. Das hält auf Dauer keiner durch.
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