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Does watching an explainer video help learning with subsequent text? - Only when prompt-questions are provided
Das Lernen mit Erklärvideos ist unter Lernenden sehr beliebt. Bisherige Studien zeigen, dass gut gestaltete Erklärvideos lernförderlich sein können. Es ist jedoch unklar, wie sie lernförderlich in längere Lernprozesse eingebunden werden können. In einer Onlinestudie mit 133 Studierenden haben wir daher untersucht, wie sich das Anschauen eines Erklärvideos versus das Lesen eines Video-Skripts auf nachfolgendes Lernen mit einem Lehrbuchkapitel auswirkt.
Theoretisch lassen sich für die Wirkung von Erklärvideos auf nachfolgendes Lernen zwei gegensätzliche Annahmen ableiten. Einerseits könnte sich das Anschauen eines Erklärvideos förderlich auf das Lernen mit einem Lehrbuchkapitel auswirken, da Erklärvideos laut aktueller Forschung Interesse am Themen wecken können. Durch das Verarbeiten der Informationen aus dem Erklärvideo können auch nachfolgende Text-Informationen besser kognitiv verarbeitet werden. Andererseits könnte sich das Anschauen eines Erklärvideos lernhinderlich auf nachfolgende Lernprozesse auswirken, da Erklärvideos eine „Verständnisillusion“ erzeugen können. Diese verhindert weitere Lernprozesse, da man als Lerner:in davon überzeugt ist, das Thema bereits verstanden zu haben. Mit Blick auf dieses Problem wollten wir daher wissen, ob das Präsentieren inhaltlicher Fragen zum Video (Prompt-Fragen) nach dem Anschauen des Videos, eine Verständnisillusion und damit verbundene negative Auswirkungen auf nachfolgende Lernprozesse vorbeugen kann.
Unsere Studie zeigte, dass Lernende, die das Erklärvideo sahen, den Lerninhalt als interessanter und einfacher einschätzten als Lernende, die das Video-Skript lasen. Entgegen unserer Annahmen zeigte sich in unserer Studie jedoch keine Verständnisillusion. Vielmehr zeigte sich, dass Lernende, die das Erklärvideo sahen, sich eher unterschätzten. Mit Blick auf den Einsatz der Prompt-Fragen nach dem Erklärvideo (bzw. dem Video-Skript) zeigten positive Effekte auf das Lernen nur für Teilnehmende, die das Erklärvideo sahen. Entgegen unserer Erwartung wirkten sich die Prompt-Fragen nach Lesen des Video-Skripts negativ aus. Explorative Analysen zeigten, dass Lernende, die das Erklärvideo sahen, qualitativ bessere Antworten auf die Prompt-Fragen gaben. Dies führte dazu, dass sie auch im abschließenden Wissenstest besser abschnitten. Insgesamt deuten unsere Ergebnisse daraufhin, dass Prompt-Fragen nach dem Anschauen von Erklärvideos lernförderlich sein können. Weitere Studien sind notwendig, um unsere Ergebnisse unter kontrollierten Bedingungen zu replizieren und zugrundeliegende Prozesse und Mechanismen genauer untersuchen zu können.
Referenz: Krebs, M. C., Braschoß, K., & Eitel, A. (2024). Does watching an explainer video help learning with subsequent text?–Only when prompt-questions are provided. Learning and Instruction , 94 .
Hier können Sie die Studie kostenlos vollständig nachlesen: https://doi.org/10.1016/j.learninstruc.2024.101988
Press START to Teach – Can Simulation Games Close the Theory-Practice Gap?
Lehramtsstudierende und angehende Lehrkräfte haben häufig Schwierigkeiten, theoretisches Wissen, das sie im Universitätskontext erworben haben, in ihrer Unterrichtspraxis anzuwenden. Diese Kluft zwischen Theorie und Praxis ist ein ernstes Problem in der Lehrkräfteausbildung, da theoretisches Wissen eine wichtige Basis für qualitativ hochwertige didaktische Entscheidungen darstellt. In den letzten Jahren haben sich (digitale) Simulationen und Serious Games als wirksames Mittel erwiesen, um die Vermittlung von theoretischem Wissen in authentischen Situationen zu üben, in denen es um die Anwendung von Fähigkeiten geht. Vor diesem Hintergrund haben wir in der vorliegenden Studie mit 86 Lehramtsstudierenden untersucht, ob das wiederholte Spielen eines digitalen Unterrichts-Simulationsspiels mit theoriegestütztem Feedback sowohl die Selbstwirksamkeit von Lehramtsstudierenden als auch die Übertragung von theoretischem Wissen auf herausfordernde Unterrichtssituationen und die von ihnen wahrgenommene Nützlichkeit von theoretischem Wissen für die Unterrichtspraxis verbessern würde. Auch wenn sich im Vergleich zu einer Kontrollbedingung positive Auswirkungen des Simulationsspiels auf die Lernzeit und die Motivation zeigten, gab es jedoch entgegen unserer Erwartungen in beiden Bedingungen keine Veränderungen in Bezug auf die Selbstwirksamkeit, die wahrgenommene Nützlichkeit von Theorien für die Praxis oder die Integration von theoriebasierten Argumenten in die praktische Argumentation.
Insgesamt weisen unsere Ergebnisse auf das motivierende Potenzial von digitalen Simulationsspielen für die Lehramtsausbildung hin. Dies reichte allein jedoch noch nicht aus, die Theorie-Praxis-Lücke zu schließen. In weiteren Studien soll daher untersucht werden, wie die Theorie-Praxis-Integration innerhalb des Simulationsspiels weiter gestärkt werden kann, um die erwünschten Effekte zu erzielen.
Referenz: Kienitz, A., Eitel, A., & Krebs, M.-C. (2024). Press START to Teach – Can Simulation Games Close the Theory-Practice Gap? Simulation & Gaming. https://doi.org/10.1177/10468781241252521
Hier können Sie die Studie kostenlos vollständig nachlesen: https://doi.org/10.1177/10468781241252521
Auch in diesem Jahr präsentierten die Bachelorstudierenden aus dem Fachbereich Psychologie wieder ihre Abschlussarbeiten am Postertag des Fachbereichs 06. Zum Abschluss wurden hierbei drei hervorragende Poster prämiert. Der erste Platz ging dabei an das Poster von Hanna Zappe, die ihre Bachelorarbeit zum Thema „Zusammenhang zwischen Hilfesuchverhalten und akademischer Leistung bei Lehramtsstudierenden“ in der Pädagogischen Psychologie in der Abteilung Lehren und Lernen mit Medien verfasste. Der zweite Platz ging an Lina Schneider und der dritte Platz an Leonie Böhling. Herzlichen Glückwunsch an alle Gewinnerinnen!
In ihrer Bachelorarbeit untersuchte Frau Zappe mithilfe einer Interviewstudie den Zusammenhang zwischen Hilfesuchstrategien als Ausdruck Selbstregulierten Lernens und akademischer Leistung von Lehramtsstudierenden. Im Rahmen der Studie befragte Frau Zappe gemeinsam mit zwei weiteren Bachelorandinnen der Arbeitsgruppe 30 Lehramtsstudierende zu ihren Hilfesuchstrategien, ihrem persönlichen Interesse und ihrer Emotionsregulation während der Klausurvorbereitung auf die Modulabschlussprüfung im Grundmodul Psychologie. Die im Interview berichteten Hilfesuchstrategien setzte Frau Zappe in Bezug zu der selbstberichteten Note, die die Studierenden in der Klausur erreichten. Im Einklang mit bisheriger Forschung zeigte sich hierbei ein positiver Zusammenhang zwischen der Verwendung adaptiver Strategien und der erreichten Note. Gleichzeitig zeigte sich, ebenfalls erwartungsgemäß, ein negativer Zusammenhang zwischen der erreichten Note und dem Einsatz von exekutiven Hilfesuchstrategien sowie dem Vermeiden von Hilfesuchen in der Klausurvorbereitungsphase.
Prof. Dr. Alexander Eitel erhält den Preis der Fachschaft Lehramt für herausragende Lehrveranstaltungen im Rahmen des Lehramtsstudiums an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Damit geht der Preis in diesem Jahr erneut an die Pädagogische Psychologie.
Mit dem Preis zeichnet die Fachschaft Lehramt Dozierende aus, welche besonderes Engagement in ihren lehramtsbezogenen Veranstaltungen aufzeigen. Dazu zählt nicht nur der Lehrstil der Lehrenden, sondern auch der Umgang miteinander in der Lehrveranstaltung, die Inhalte, die Aufbereitung dieser und die methodisch, didaktische Umsetzung.
Prof. Eitel gewinnt diesen Preis für seine Vorlesung „Psychologie für Lehramtsstudierende“ aus dem Wintersemester 2023/24. Er nahm ihn im Rahmen der diesjährigen Zeugnisvergabe der Absolvent:innen des Lehramts am 9.6.23 entgegen.
In der Online-Zeitschrift für Lehrkräfte News4Teachers ( https://www.news4teachers.de ) ist ein Wissenschaftskommunikationsartikel über die Forschung der Arbeitsgruppe erschienen. Darin werden wichtige Inhalte der Publikation Personalized refutation texts best stimulate teachers‘ conceptual change about multimedia learning (Dersch et al., 2022) für Lehrkräfte zusammengefasst. Der Artikel soll die Forschung, welche die Lehrkräfte selbst betrifft und von Relevanz für professionelles pädagogisch-psychologisches Unterrichtshandeln ist, für diese wichtige Zielgruppe zugänglich(er) machen.
Die Publikation entstand in Zusammenarbeit der Doktorandin der Arbeitsgruppe und Erstautorin der besprochenen wissenschaftlichen Publikation Anna-Sophia Dersch und der Zeitschrift und kann hier gelesen werden:
Lehren mit (analogen und digitalen) Medien: Was einige vielleicht nicht wissen…
The Wisdom of the Crowd is not a Forgone Conclusion. Effects of Self-Selection on (Collaborative) Knowledge Construction
Kognitive Verzerrungen (Biases) sind Teil unseres Alltags. Sei es, dass wir beispielsweise eher Informationen glauben, die das bestätigen, was wir schon wissen (Confirmation bias, Nickerson, 1998), oder dass wir Personen einer Gruppe, der wir uns zugehörig fühlen, in einem positiveren Licht sehen, als andere (Ingroup bias, Hewstone et al., 2002). Doch kognitive Verzerrungen finden sich nicht nur bei Einzelpersonen, sondern können auch ganze Gruppen betreffen (Collaborative Biases; z. B. Oeberst et al., 2018). Entgegen der „Wisdom of the Crowd“-Annahme (Surowiecki, 2005) sind Gruppen jedoch nicht per se besser als Individuen darin, Informationen objektiver zu verarbeiten. Eher scheint die Diversität der Gruppe einen Einfluss darauf zu haben, wie sich kollaborative Verzerrungen auf die Informationsverarbeitung in einer Gruppe auswirkt. Da Personen sich jedoch eher zu ähnlich denkenden Personen hingezogen fühlen (Soziale Homophilie; z. B. Lawrence et al., 2010), kann in vielen Fällen die Diversität nicht als Schutzmechanismus greifen. Dies kann sich negativ auf die Informationsverarbeitung in Gruppen auswirken, wie man beispielsweise im Fall von sogenannten „Echokammern“ im Internet (Sunstein, 2001) sehen kann.
In einer Feld- und einer Laborstudie wurde untersucht, ob sich die negativen Effekte von kollaborativen Verzerrungen nicht nur in Meinungskontexten, sondern auch in Wissenskontexten finden lassen und welche Rolle Selbstselektionsprozesse dabei spielen. Die Ergebnisse der Feldstudie zeigen, dass kollaborative Verzerrungen in Wikis wie Conservapedia oder RationalWiki stärker ausgeprägt sind als in Wikipedia. Dieses Ergebnis konnte in einer Laborstudie repliziert werden. Insgesamt untermauern die Ergebnisse die Annahme, dass Selbstselektionsprozesse, die auf Basis von sozialer Homophilie geschehen, eine wichtige Rolle in Hinblick auf kollaborative Verzerrungen spielen.
Referenz: Krebs, M. C., Oeberst, A., & von der Beck, I. (2023). The Wisdom of the Crowd is not a Forgone Conclusion. Effects of Self-Selection on (Collaborative) Knowledge Construction. Topics in Cognitive Science, 1– 19. https://doi.org/10.1111/tops.12647
Hier können Sie die Studie kostenlos vollständig nachlesen: https://doi.org/10.1111/tops.12647
Sowohl im deutschen als auch im internationalen Raum wird seit Jahren eine stärkere Verzahnung von theoretischem Wissen und praktischem Professionswissen gefordert. Digitale Medien bieten vielfältige Möglichkeiten, diese Verzahnung zu stärken. So kann beispielsweise der Einsatz geeigneter Serious Games in der Lehramtsausbildung Studierenden die Möglichkeit eröffnen, die Anwendung theoretischer Kenntnisse aus dem Studium in einem sicheren Rahmen zu erproben und zu reflektieren. Ein hierfür potenziell gut geeignetes Serious Game ist die Entscheidungssimulation Ich als Lehrkraft. Diese wurde im Teilprojekt "Serious Games in der Lehrerbildung“ des Arbeitsbereichs „Digitalisierung in der Lehrerbildung“ des HessenHub-Netzwerks digitale Hochschullehre Hessen in Kooperation mit dem Zentrum für Lehrerbildung, den Campusschulen und einzelnen Akteuren der zweiten und dritten Phase der Lehrerbildung entwickelt. Die digitale Entscheidungssimulation legt den Fokus auf die Erprobung zentraler Aspekte der Lehramtsausbildung und bietet daher einen potentiell großen Mehrwert für die nachhaltige Verbesserung der Lehre im Lehramt. Ob sie jedoch innerhalb realer Lehrveranstaltungen wie intendiert genutzt werden würde und wie sie didaktisch möglichst sinnvoll in die Lehramtsausbildung eingebettet werden kann, ist derzeit noch ungeklärt. Das Projekt „Ich als Lehrkraft in der Lehre: Verzahnung von Theorie und Praxis“ verfolgt daher zwei zentrale Ziele:
- Die Beobachtung der Auswirkungen der Nutzung des Spiels auf zentrale Outcome-Maße im Hinblick auf die dargestellten Potentiale von Serious Games im Lehramtsstudium
- Die Einbindung des Spiels in ein digital gestütztes Seminarkonzept mit Fokus auf den Transfer von theoretischem Wissen in praktische Lehrsituationen.
Gefördert wird das Projekt mit 4.000 Euro in der dritten Runde der Linked Learning-Förderlinie durch das im Rahmen des HMWK geförderten hessenweiten Verbundprojekts „HessenHub – Netzwerk digitale Hochschullehre Hessen“ (Teilprojekt an der JLU Gießen).
Wir freuen uns mit unserer Doktorandin
Anna-Sophia Dersch
, die den Nachwuchspreis der
Fachgruppe Pädagogische Psychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs)
erhalten hat.
Ausgezeichnet wurde ihr Beitrag „Does Processing the Specialist Problem Improve Learning About Math-Gender Stereotypes?“, der untersucht, wie das Lernen über Mathe-Genderstereotype verbessert werden kann. Die Studie ist Teil ihres Dissertationsprojekts zur Reduktion von (Mathe-Gender-)Stereotypen in Lehr-Lern-Kontexten . Anna-Sophia Dersch hatte den Beitrag auf der diesjährigen Konferenz der Special Interest Group Comprehension of Text and Graphics (SIG 2) der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI) in Kiel gemeinsam mit ihrer Koautorin, der Masterandin Johanna Bohm, vorgestellt. Der Gewinn finanziert die Konferenzreise nach Kiel mit bis zu 1000 € und beinhaltet zudem die finanzielle Unterstützung für die englischsprachige Überarbeitung eines Manuskripts. Der Preis wurde Anna-Sophia Dersch auf der Tagung der DGPs am 12. September 2022 in Hildesheim verliehen. Herzliche Glückwünsche! |
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Mathe-Gender-Stereotype sind in westlichen Kulturen immer noch weit verbreitet. Einiges spricht dafür, dass diese Stereotype auf wissenschaftlich widerlegten Konzepten (Fehlkonzepten) basieren. Um die Verbreitung dieser Fehlkonzepte unter Lehrkräften zu untersuchen, entwickelten die Forschenden einen Fehlkonzepte-Fragebogen, den sogenannten „Math-Gender Misconception Questionnaire“. Dieser wurde in der Studie, über die im Artikel berichtet wird, mit 303 angehenden Lehrkräften evaluiert. Der Fragebogen maß das Vorliegen von drei Mathe-Gender-Fehlkonzepten anhand drei Skalen à je fünf Fehlkonzept-Items.
Die Skalenreliabilität der drei Skalen war jeweils akzeptabel bis gut. Die Struktur des Fragebogens mit drei Faktoren konnte mittels eines Strukturgleichungsmodells und dem Vergleich mit einem weiteren einfaktoriellen Modell belegt werden. Erwartungskonform bestand auch ein Zusammenhang mit einem Mathe-Gender-Stereotypen, was für die konvergente Validität des Maßes sowie einen Zusammenhang zwischen Mathe-Gender-Fehlkonzepten und Mathe-Gender-Stereotypen spricht. Um eine deutliche Aussage über die Art des Zusammenhangs zu treffen, ist jedoch noch weitere Forschung notwendig.
Innerhalb der untersuchten Stichprobe zeigte sich, dass die angehenden Lehrkräfte zwar keine starken Mathe-Gender Fehlkonzepte hatten, jedoch 48% von ihnen mindestens einem Fehlkonzept-Item mit hoher Sicherheit zustimmten. Dies lässt darauf schließen, dass angehende Lehrkräfte keine vollständig korrekten Konzepte zu Mathe und Gender haben. Entsprechend könnte es hilfreich sein, Konzeptveränderungen zu den drei untersuchten Mathe-Gender-Fehlkonzepten anzuregen.
Referenz: Dersch, A.-S., Heyder, A., & Eitel, A. (2022). Exploring the Nature of Teachers’ Math-Gender Stereotypes: The Math-Gender Misconception Questionnaire. Frontiers in Psychology , 1728. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.820254
Unter diesem Link können Sie die Studie kostenlos vollständig nachlesen.
Der Artikel mit dem Titel " Personalized Refutation Texts Best Stimulate Teachers'Conceptual Change About Multimedia Learning " wurde in der Zeitschrift "Journal of Computer Assisted Learning" veröffentlicht. In der Studie, über die im Artikel berichtet wird, untersuchten die Autor:innen anhand einer Stichprobe mit 129 teilnehmenden Lehrkräften die Wirksamkeit digital präsentierter personalisierter Refutationstexte zum Lernen mit Multimedia.
(Angehende) Lehrkräfte haben oft Fehlkonzepte über das Lernen mit Multimedia, welche der Gestaltung von Unterricht und Unterrichtsmaterial abträglich sein können. Entsprechend sollten diese Fehlkonzepte reduziert und ein Konzeptwechsel (Conceptual Change) angeregt werden.
„Lernende lernen am besten lernen, wenn Lernmaterialien an ihren Lerntypen angepasst sind.“ Diese Aussage ist auf Basis des aktuellen Wissensstandes widerlegt und stellt somit ein Fehlkonzept dar. Stattdessen lernen Lernende dann am besten, wenn Lernmaterialien stattdessen an die Lerninhalte angepasst sind. Wenn zum Beispiel Lernmaterialien zu Wahrscheinlichkeitsrechnung mit einem Baumdiagramm kombiniert werden, während bei einem Gleichungssystem ergänzende Abbildungen die Lernenden eher ablenken und keinen Mehrwert bieten. Dies ist unabhängig davon, ob Lernende sich einem sogenannten „visuellen Lerntyp“ zuordnen würden.
Der soeben präsentierte Satz ist ein Refutationstext. Refutationstexte sind immer wie im obigen Beispiel aufgebaut: Zunächst benennen sie das vorhandene Fehlkonzept, dann wird es entkräftet und schließlich wird das nach aktuellem Wissenschaftsstand korrekte Konzept eingeführt und erläutert. Refutationstexte sind eine wirksame und niederschwellige Maßnahme zur Reduktion von Fehlkonzepten und zur Anregung von Konzeptveränderung.
In der vorliegenden Studie wurden folgende Textarten als Maßnahme zur Aufklärung über Fehlkonzepte in Bezug auf das Lernen mit Multimedia miteinander verglichen: 1) Traditioneller Lehrbuchtext, 2) klassischer Refutationstext, 3) personalisierter Refutationstext. Es zeigte sich, dass die personalisierten Refutationstexte, die auf die Antworten der Teilnehmenden in einem Prätest angepasst wurden, einen stärkeren Conceptual Change der Lehrkräfte anregten und somit einen besseren Abbau von Fehlkonzepten im Vergleich zu Lehrbuchtexten und klassischen Refutationstexten ermöglichten. Die klassischen Refutationstexte (ohne Personalisierung) waren hingegen nicht signifikant wirksamer als reiner Lehrbuchtext.
In der vorliegenden Studie zeigte sich der positivere Effekt der personalisierten Refutationstexte lediglich in Bezug auf das theoretische Wissen der Teilnehmenden. Der positivere Effekt ließ sich nicht auf das praktische Handeln der Lehrkräfte (Auswahl von bestimmten Multimedialehrmaterialien) übertragen. Hier fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen. Die Konsequenzen für die Gestaltung und Auswahl von Multimedia-Lernmaterialien sollten weiter untersucht werden.
Fazit: Die digitale Umsetzung eines adaptiven Systems, welches persönliches Feedback ermöglicht, ist eine Stärke der Studie. Die Intervention gelingt so sparsam auch bei Personengruppen, die wenig Zeit haben – wie etwa praktizierende Lehrkräfte.
Referenz: Dersch, A.-S., Renkl, A., & Eitel, A. (in press). Personalized Refutation Texts Best Stimulate Teachers'Conceptual Change About Multimedia Learning. Journal of Computer Assisted Learning. https://doi.org/10.1111/jcal.12671
Wie kann die Förderung von (digitalem) selbstgesteuertem Lernen gelingen? Welche Handlungsempfehlungen lassen sich hierfür aus der Forschung für die Praxis ableiten? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich Prof. Dr. Alexander Eitel am 09.02.2022 in seinem interaktiven Vortrag im Rahmen des Pädagogischen Tags der Lehrkräfte an der Gesamtschule Gießen-Ost.
Wir freuen uns sehr, Frau Anna Kienitz als neue Doktorandin in unserer Abteilung Lehren und Lernen mit Medien begrüßen zu können. Ab dem 15.10.21 arbeitet Frau Kienitz als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-geförderten Projekt „Prozesse der Selbstregulation bei der Bearbeitung einer digitalen aufgabenbasierten Lernumgebung im Physikstudium“ und forscht hier zum Thema „Selbstreguliertes Lernen in digitalen Lernumgebungen“. Herzlich Willkommen!
Der Artikel mit dem Titel "Do prior knowledge, model-observer similarity and social comparison influence the effectiveness of eye movement modeling examples for supporting multimedia learning?" wurde in der Zeitschrift "Instructional Science" veröffentlicht.
In der Studie, über die im Artikel berichtet wird, untersuchten die Autorinnen anhand einer Stichprobe mit 180 Teilnehmenden mögliche Einflussfaktoren auf die Effektivität von Blickbewegungsmodellierungen (EMME; Eye Movement Modeling Examples) für multimediales Lernen. Im Fokus standen hier sowohl ein möglicher Einfluss von Vorwissen als auch ein möglicher Einfluss von sozialen Hinweisreizen wie die (wahrgenommene) Ähnlichkeit zwischen den Lernenden und dem dargebotenen Modell. Die Ergebnisse der Studie unterstützen bisherige Forschungsbefunde, dass Blickbewegungsmodellierungen ein effektives instruktionales Tool sein können, um Lernenden effektive Strategien zur Text-Bild-Verarbeitung zu vermitteln. Im Gegensatz zu früheren Studien zeigte sich jedoch kein Einfluss von Vorwissen oder (angenommener) Modell-Beobachter-Ähnlichkeit. Um die Frage potenzieller Einflussfaktoren näher zu untersuchen, führten die Autorinnen "small-scale Metaanalysen" anhand der bisherigen Forschung durch. Auch hier zeigte sich kein Einfluss von Vorwissen oder (angenommener) Modell-Beobachter-Ähnlichkeit. Weitere Ergebnisse der Studie deuten daraufhin, dass individuelle Unterschiede, wie beispielsweise die soziale Vergleichsorientierung den Einfluss von Modellinstruktion beeinflussen können. Die Frage nach potenziellen Einflussfaktoren auf die Effektivität von Blickbewegungsmodellierungen auf multimediales Lernen bleibt daher noch offen.
Referenz: Krebs, M.-C., Schüler, A., & Scheiter, K. (in press). Do prior knowledge, model-observer similarity and social comparison influence the effectiveness of eye movement modeling examples for supporting multimedia learning? Instr Sci . https://doi.org/10.1007/s11251-021-09552-7
Im Buchkapitel „Die Vorlesung – nur schlecht, wenn schlecht vorgelesen: Warum eine gut gemachte Vorlesung einen Platz im Methodenrepertoire verdient“ argumentieren die Autor*innen Alexander Renkl, Alexander Eitel und Inga Glogger-Frey warum eine (gute) Vorlesung in jeden Werkzeugkasten der im Studium zu verwendenden Lehr-Lern-Methoden gehört und stellen potenzielle Lösungen vor, wie man Problematiken (typischer) Vorlesungen durch den Einsatz geeigneter didaktischer Elemente begegnen kann.
Das Buchkapitel ist Teil des neu erschienenen Buches „Lob der Vorlesung – Vorschläge zur Verständigung über Form, Funktion und Ziele universitärer Lehre“. In aufeinander abgestimmten Buchkapiteln beleuchten und diskutieren verschiedene Autor*innen wie eine hochschul- und wissenschaftsdidaktisch schlüssige Verbindung von Lehren und Lernen, Lehr- und Lernhandlungen aussehen sollte, und welche Rolle die Vorlesung als ein wichtiges Format der Wissensvermittlung im Rahmen von Hochschuldidaktik hierbei spielen kann.
Referenz: Renkl, A., Eitel, A., & Glogger-Frey, I. (2020). Die Vorlesung–nur schlecht, wenn schlecht vorgelesen: Warum eine gut gemachte Vorlesung einen Platz im Methodenrepertoire verdient. In R. Egger & B. Eugster (Hrg.), Lob der Vorlesung (pp. 113-136). Springer, Wiesbaden.
Der Artikel mit dem Titel: " Self-management as a bridge between cognitive load and self-regulated learning: The illustrative case of seductive details " wurde in der Zeitschrift Educational Psychology Review veröffentlicht.
Inhaltlich fokussiert der Artikel auf die theoretischen Zusammenhänge zwischen kognitiver Belastung und selbstreguliertem Lernen. Hierzu integrieren die Autoren die Konzepte „Selbstkontrolle“ und „Selbstmanagement“ in den von de Bruin et al. (2020) entworfenen Theorierahmen zur Aufwandsüberwachung und -regulierung (EMR; Effort Monitoring and Regulation Framework). Im Artikel argumentieren die Autoren, dass kognitive Belastung beim Lernen nicht nur aus der Gestaltung, sondern auch aus der Verarbeitung der Instruktion resultiert (vgl. Selbstmanagement-Effekt) und dass die Art und Weise, wie der Unterricht von Lernenden verarbeitet wird, (auch) von den Fähigkeiten und dem Willen der Lernenden zur Selbstkontrolle abhängt. Auf Basis dieser Annahmen gehen die Autoren davon aus, dass die kognitive Belastung durch die Selbstkontrolle der Lernenden beeinflusst wird. Ihre Annahmen stützen die Autoren mit theoretischen Argumenten, die aus der bisherigen Forschung im Bereich des Lernens mit multiplen Repräsentationen abgeleitet werden können.
Referenz: Eitel, A., Endres, T., & Renkl, A. (2020). Self-management as a bridge between cognitive load and self-regulated learning: the illustrative case of seductive details. Educational Psychology Review . https://doi.org/10.1007/s10648-020-09559-5
Der Artikel zum Einfluss von Zeichnen auf Metakognitives Monitoring mit dem Titel: " Is Drawing After Learning Effective for Metacognitive Monitoring only when Supported by Spatial Scaffolds? " wurde in der Zeitschrift Instructional Science veröffentlicht.
In der Studie untersuchten Kollmer, Schleinschok, Scheiter und Eitel, ob der Einsatz von Zeichnen nach einer Lernphase das metakognitive Monitoring von Schülerinnen und Schüler insbesondere dann fördert, wenn sie bei ihren Zeichenbemühungen unterstützt werden. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass (unterstütztes) Zeichnen hilfreich für metakognitives Monitoring sein kann.
Referenz: Kollmer, J., Schleinschok, K., Scheiter, K., & Eitel, A. (in press). Is Drawing After Learning Effective for Metacognitive Monitoring only when Supported by Spatial Scaffolds? Instructional Science. https://rdcu.be/b5yz8
Gegeben der aktuellen Situation: Hier ein kurzes Video, das Tipps für das Lernen von zuhause aus gibt. Diese Tipps basieren auf Ergebnissen der Forschung im Bereich des selbstregulierten Lernens.